Polyamor fühlen und polyamor leben sind für mich zweierlei Situationen, wobei - logisch
- Letzteres auf Ersteres folgen KANN, aber diese wunderschöne "Folge" ist leider nicht immer möglich.
Ein Mensch, welcher (wie ich selbst) polyamor empfindet, kann nur dann auch polyamor leben, wenn wirklich alle Beteiligten in ehrlicher Verbindung stehen, d.h. alle voneinander Wissen (die Partner und auch deren Partner) und - wenn auch nicht immer ohne Probleme - ein Interesse daran haben, alle Verbindungen gemeinsam "zu tragen".
Ich bin davon überzeugt, dass die meisten Menschen polyamores Empfinden kennen. Etwas neidisch (auch da bin ich ehrlich
) blicke ich aber auf die, die es auch wirklich leben können.
Wenn ich so darüber nachdenke, so wird mir leider klar, dass ich selbst DIE beiden früher gelebten Verbindungen (im Abstand von 4 Jahren) in meinem Leben, die ich als polyamor bezeichne, gar nicht als solche bezeichnen kann bzw. "darf".
Es gab nämlich in beiden Verbindungen Menschen, denen eben NICHT ehrlich und offen "reiner Wein" eingeschänkt wurde. Immer stand dahinter die Angst, sie würden es nicht verstehen und dann würde wer (der mit dieser Person AUCH in Partnerschaft lebender Mensch) diese Liebe verlieren...
Im nachhinein betrachtet: Es war in beiden "Fällen" zum Scheitern
verurteilt. Wenn irgendwer in einem solchen Beziehungsnetz betrügt, wen er doch liebt
, so KANN das nicht dauerhaft "stimmig" sein, denn... es ist es von vorneherein nicht.
Ich bin ein gläubiger Mensch und haderte lange mit meiner tiefen Erkenntnis, polyamor zu lieben. Da ich das Gefühl der Liebe heute aber als großes Geschenk erkenne, glaube ich nicht, dass die Vielliebe "falsch" sein KANN - im Gegenteil.
Ein Dazu-Stehen könnte sicher Positives bewirken im Zusammenleben der Menschen.
Aber: Meine Erkenntnis ist nicht die von Vielen und so muss ich akzeptieren, was mir entgegengebracht wird - auch aktuell von denen, die ich liebe.
Mein Wollen/Denken wird dort nicht akzeptiert... Menschen "ticken" nun mal unterschiedlich und es gelingt mir - leider - nicht, die betreffenden Menschen in MEINE persönliche Gefühlswelt mit zu nehmen...
Da ich das nicht kann, ändert es - natürlich - nichts an meiner Liebe (die geht ja nicht weg und es tut manchmal weh, sie nicht in jede Richtung leben zu können), ABER es zeigt sich in meinem Handeln, für das ich ganz alleine ja die Verantwortung trage.
Würde ich mich über das Fühlen derer, die ich liebe (Was KÖNNEN sie im Einklang/Frieden mit sich und ihren Emotionen (aus-) leben?) hinwegsetzen, so wäre das nicht MEINE Definition von Liebe. Ich MUSS also - irgendwie - lernen... loszulassen, wen ich liebe und diesem Menschen Glück wünschen auf seinem eigenen Weg, der dann - leider - mit mir nichts mehr zu tun hat.
Schwer... aber... in ehrlicher Liebe und unter Berücksichtigung dessen, was besser ist. Ich will nicht, dass wer, den ich liebe aus meinem Egoismus heraus leidet.
Wir sind alle Menschen mit menschlichem Fühlen, mit Fehlern und wir werden auch ggf. "Opfer"
unserer Emotionen. (Wer frei davon ist, der werfe den ersten Stein
)
Wir sollten dann aber auch hierbei so ehrlich sein, nicht als Polyamorie bzgl. des deren Auslebens zu bezeichnen, was dies alleine als persönliches Fühlen beschreibt.
Heißt:
Wenn ich 2 Menschen liebe, das Leben dieser Liebe (in Form von AUSleben in Nähe) aber bedeutet, irgendwen zu hintergehen, so ist das m.E.n. KEINE Polyamorie.
Für mich ganz persönlich bedeutet das:
ICH (das kann und darf
NATÜRLICH auch jeder anders sehen!) kann in Zukunft nur dann mein Fühlen auch ausleben, wenn ich mal in die Situation
kommen SOLLTE, dass ALLE Beteiligten mir und den anderen vertrauen.
Heißt:
Es müsste wirklich so sein, mit allen, die es betrifft, offen reden zu können und Probleme NICHT durch Nicht-Reden zu unterdrücken, sondern... wodurch auch immer ... ein Vertrauens-Netz zu schaffen, wo ES
dann lebendig er- und gelebt werden kann...
Sicher nicht leicht, aber - in meinen Augen - NUR DANN wirklich poly.
Schöner Traum....