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BDSM & Polyamorie
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Polyamorie/BA: Ist das private auch politisch?

Polyamorie/BA: Ist das private auch politisch?
Die Frage stellte sich mir in einer Unterhaltung: Ist das Lebens- und Liebeskonzept der Polyamorie/BA etwas, das sich strikt im Privaten abspielen sollte? Oder seht ihr diese Konzepte - auch vom moralischen und ethischen Standpunkt - als einen Gegenentwurf zu einer Gesellschaft, in der intrinsische Motive (also man handelt aus einem inneren Befriedigungstreben heraus) extrinsischen (auf Belohnung beruhenden) Prinzipien untergeordnet werden? Ist die poly/ba-Beziehung nicht nur ein privater, sondern auch revolutionärer Akt, zumidest einer des Widerstandes? Und sollte dieser nicht auch selbstbewusst nach außen vertreten werden?

Keats
Nein!
Einfach nein!
*******n_M Mann
1.576 Beiträge
Lebensideologien...
... Sind immer schon politisch oder religiös genutzt worden, um seine eigenen Ideen zu verwirklichen und Macht zu erhalten..

Wenn mir einer kommt und sagt wie ich leben soll den schick ich zum Teufel
Ach so waren je zwei Fragethemen. Also ja ist privat, nein ist nicht revolutionär und auch nicht politisch.
*****999 Mann
169 Beiträge
haltet
die Politik aus diesem Thema unbedingt raus. Nein Poly hat nichts mit Politik zu tun....
Sonst wäre es Polyismus *g*
****ulf Mann
333 Beiträge
doch
...denn ergeben sich unweigerlich gewisse politische Implikationen, da die Gesellschaft bzw. der Staat ja bereits einen starken Einfluss auf die Beziehungsform ausübt (zB über das ganze Ehe-, Konkubinats-, und teilweise auch Erbrecht).
D.h. die Beziehung bestimmt in gewissen Bereichen, wie man dem Gesetzgeber gegenüber gestellt ist.

Es gibt nun Gruppierungen, die fordern, dass nach der Homogemeinschaft auch andere, nicht den heteromononormativen (ich LIEBE diese Wort *ggg* ) Konventionen entspechende Beziehungsformen staatlich reguliert werden solle, zB in Form einer Polyehe.

Ich bin ganz dezidiert dagegen, dass diese unkonventionellen Beziehungsformen der Monoehe gleichgestellt werden!
Denn das würde zu einer heillosen Verkomplizierung der Rechts führen und damit fast zwingend zu mehr Ungerechtigkeiten. Vielmehr soll umgekehrt die Monoehe den unkonventionellen Beziehungsformen gleichgestellt, sprich, aus dem Gesetzeswerk entfernt werden.
Der Staat soll sich NICHT länger in die Beziehung mischen und keine privilegieren (und damit automatisch andere benachteiligen). Vielmehr soll der Staat dort regulieren, wo effektiv ein gesellschaftliches Interesse besteht, zB in dem Kinder gefördert werden (egal in welcher Beziehungsgemeinschaft sie aufwachsen).

So gesehen, JA, es hat für mich einen politischen Aspekt, den ich auch nach aussen vertrete.
Beziehung (genau wie Religion) soll Privatsache werden.
*********under Frau
4.373 Beiträge
Das Thema und das was wir leben ist politisch durch dem das wir es leben und auch vorleben, nicht nur in der Theorie stecken bleiben. Wir idealisieren es vielleicht für uns selbst, aber machen keine Ideologie daraus. Dennoch ist es keine Politik. Die Theoretisierung hingegen ein Politikum *zwinker*
******ore Frau
4.526 Beiträge
Das sehe ich auch anders.
Mein Beziehungsleben ist grundsätzlich privat, aber wenn ich Nachteile erfahre, weil gewisse Dinge sich doch nicht verheimlichen lassen, dann kämpfe ich schon auch für mein "So- sein- dürfen"!

Mein Chef mobbt mich, seit er weiß, dass die "privaten Seminare" Netzwerktreffen für alternative Lebens- und Beziehungskulturen sind. Ich bleibe absolut sachlich, wir haben Mediation und Unterstützung seitens unseres Fachbereichsleiters und Schulleiters(weil die meine Arbeit seit 5 Jahren schätzen, während er relativ neu ist, aber in der Hierarchie über mir.....) und siehe: neuerdings ändert er sein Verhalten.

Der Vater meines Kindes weiß, dass ich polyamor bin (das war der Trennungsgrund) und hat nach der Trennung versucht, mir an den Karren zu fahren. Ich habe das strikt zurückgewiesen und er hat sein Ansinnen aufgeben. Nun hat seine Freundin (die unser Wechselmodell praktisch umsetzt, weil er dazu beruflich gar nicht in der Lage wäre) den Auszug verkündet. Sollten die Umstände es erfordern, dass ich das alleinige Sorgerecht erkämpfen muss (weil der Vater das Kind an zwei bis drei Nachmittagen ins Büro mitnehmen muss), dann stelle ich mich aber durchaus nochmal auf harten Widerstand seinerseits ein.

Ich gründe gerade mit 10 anderen Menschen polyamore Lebensgemeinschaft und obwohl wir beschlossen haben, unsere inhaltliche Verbindung für uns zu behalten, gibt es immer wieder Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen. Die Mutter eines Kindes eines Mitbewohners, die zur "WG- Inspektion" aufläuft, Vermieter, denen man gewisse Beziehungskonstellationen und Umstände verheimlichen muss und fürchtet, Nachteile bei Kenntnis zu erfahren.

Die Polytreffen müssen an bestimmten Orten stattfinden, es sollten keine anderen Gruppen auf dem Gelände sein und der Träger sollte kein christliche Ausrichtung haben.

Mir fallen da sicher noch viel mehr Beispiele ein, in denen ich mich als Poly diskriminiert fühle und ich mir Veränderung innerhalb der Gesellschaft wünsche. Das liegt vielleicht auch daran, dass mein Polygefühl durch eine spirituelle Veränderung entstanden ist und nicht durch eine "private Beziehungsveränderung" (Verlieben in einen anderen Partner, Wunsch nach Zweitbeziehung).

Und ich sehe das sehr wohl gesamtgesellschaftlich als relevant an. Undogmatisch. Wer sich mal mit modernen Philosophen wie z.B. Ken Wilber, Spiral Dynamics und integralen Ansätzen im Allgemeinen beschäftigt hat, der ahnt eh, dass da in allernächster Zeit Veränderung passiert....

Ich möchte niemanden zu irgendeiner Beziehungsform missionieren (obwohl ich bei so vielen Menschen deutlich sehe, dass die alten Modelle schlicht ausgedient haben und zur Belastung von Menschen, auch Kindern werden), aber ich möchte auch Toleranz und Akzeptanz erfahren. Und dafür ist Vernetzung und Austausch hier und anderswo (Stammtische, PAN- Treffen) der erste Schritt!
****imu Mann
1.296 Beiträge
eher nicht
Ich bin der Meinung, dass Polyamorie eher eine marginale Randerscheinung ist und es nur sehr wenige Menschen gibt, die überhaupt in der Lage sind, diese Lebensform länger zu leben. Somit würde ich auch nie allgemein sagen, dass dies die bessere Lebensform ist und als Gegenentwurf im Sinne des TE sehe ich das schon gar nicht.

Auch in unserer modernen Gesellschaft und noch sehr viel stärker in traditionellen Gesellschaften ist die Familie und die klassische Zweierbeziehung immer noch das Fundament der Gesellschaft und es macht weder Sinn, missionarisch als Poly aufzutreten noch macht es Sinn, all die Aufgaben der klassischen Familie auf den Staat zu übertragen, schon alleine der Bürokratie wegen. Dass es am bestehenden System Verbesserungsbedarf gibt, ist eine andere Sache.

Ich bin froh, in einem Land zu leben, in dem diese Lebensform möglich ist und nach außen geht es mir nur darum, akzeptiert zu werden und Verständnis zu finden. Rein rechtlich ist das durch unser Grundgesetz absolut gegeben und für die Akzeptanz in der Gesellschaft müssen wir schon selbst sorgen. Mit einem "Wir sind die Besseren, alle sollten es so machen" erreichen wir das sicherlich nicht.

Wenn eine echte Diskriminierung vorliegt, dann gibt es auch eine rechtliche Handhabe, die man auch nutzen kann.
****ulf Mann
333 Beiträge
ich bin dem gegenüber etwas skeptisch, themisabeth

Wenn wir mit eingezogenen Köpfen und hochgeschlagenen Krägen durch die Welt laufen, ensteht doch automatisch der Eindruck, dass sogar uns bewusst sein muss, dass wir etwas amoralisches tun.
Und wenn wir organisiert auftreten entsteht der Eindruck, dass wir auf Konfrontation und Kampf aus sind, statt auf ein friedliches Miteinander.

Ich ziehe es vor, erhobenen Hauptes durch die Welt zu gehen, jedem der mich fragt, zu erzählen, dass keinen Exklusivitätsanspruch zu haben AUCH gut ist (aber nichts falsch daran ist, mono zu sein) und vor allem in meinem Umfeld, das mich ja als Mensch kennt, offen zu sein.
Meine Verwandtschaft, meine Freunde und auch meine Nachbarschaft weiss inzwischen wie ich lebe. Meine Belegschaft kennt meine Einstellung (wie ich lebe geht sie natürlich nicht direkt was an, aber ich verheimliche auch nichts). Natürlich finden es nicht alle gut. Aber ich bin erfreut, wie wenig Anfeindung ich so erfahre (eigentlich kaum welche).
*********under Frau
4.373 Beiträge
Nun ja ... unsere Gesellschaft, der Kapitalismus, das Staatsgebilde und die Kontrolle und Sozialsystem, ja auch die Justiz, beruht sich auf die Keimzelle der Kleinfamilie, auf das Kleinbürgertum als Ideal und wünschenswertes Ziel im Leben.

Wer nun daher kommt und sich darüber hinwegsetzt stört diese Grundfesten, stellt sie in Frage.
Wenn das nicht politisch ist ...

Natürlich ist es privat was wir mit unseren Partnern leben und erleben. jedoch hat auch das Auswirkungen auf die Gesellschaft und Meinungsbildung in unserem Umfeld und für uns selbst.

Somit ist es doch sehr politisch, aber keine Politik

Vielleicht gibt es unterschiedliche Vorstellungen davon was politisch sein eigentlich ist.
Ich klammer davon Partei und Stellvertreterpolitik über Parlamente aus. Das wäre dann Politik

Ein Politikum machen diejenigen daraus die eigentlich gegen die Polyamorie selbst gegensätzlich handeln, in dem sie die "Romantische Liebe" also die seriellen Zweierkisten ersetzen wollen und für allgemein gescheitert erklären.
Ein Widerspruch deshalb weil Polyamorie keine Verbote kennt und grundsätzlich auch nichts ausschließt. Eine Tatsache die auch das kleinbürgerliche Denken von Besitz, Geltung und recht ins Wanken bringt.

Wir tun es und sind dadurch politisch.
******ore Frau
4.526 Beiträge
Lieber neowulf,

ich mache nichts anderes, als Du *zwinker*
Höchstens mit dem Unterschied zu Dir, dass ich o.g. "Anfeindung" oder wie man es auch nennen will erlebe.
Vielleicht ist mein Problem, dass ich mich durchaus "angegriffen fühle" und ich versuche nicht, dagegen zu handeln, sondern klar bei mir zu bleiben. Gerade im Falle meines Chefs habe ich dessen Projektionen sachlich schon ganz gut ausgesessen.... Einfacher wird das Leben dadurch aber auch nicht gerade.
Vielleicht liegt es daran, dass bei einer Frau mit Kind doch noch mehr Gegenwind gegen alternative Lebensformen kommt? Aber ich will jetzt hier nicht auf die Tränendrüse der Emanzipation drücken, denn ich erlebe auch durchaus zwei polyamore Väter, die genau solche Probleme mit den Müttern ihrer Kinder haben.

Vielleicht ist auch viel Angst derer im Spiel, denen diese konservativen Lebensmodelle auch viel Sicherheit geben, die sie in ihrem Innern nicht spüren und deshalb neue Lebensmodelle als Konfrontation sehen.
*******n_M Mann
1.576 Beiträge
@neowulf
Politsche Entscheidungen werden immer aus finanziellen Gründen getroffen.
Eine gleichstellung anderer Lebensgemeinschaften wird sich dann durchsetzen, wenn der Staat Vorteile dadurch hat...z.B. Versorgung im Pflegefall usw.
****ulf Mann
333 Beiträge
liebe themisabeth

Wie weit mich meine Stellung als Mann vor Anfeindung schützt, kann ich nicht beurteilen. Ich weiss jedoch auch von Frauen, denen es gleich ergeht wie mir. Vielleicht sind wir hier auch einfach etwas entspannter drauf und vielleicht habe ich einfach Glück. Ich bin aber vor allem auch skeptisch der Idee gegenüber, nach aussen organisiert aufzutreten.
Die grösste Anfeindung erfahre ich von meiner getrennten Frau (und über ihren Einfluss durch meine Kinder, was sehr schmerzhaft ist), aber das hat eine Reihe von Ursachen, nicht nur wie ich lebe, und liegt meiner Meinung nach mehr in ihrem "Rucksack" begründet.

...was ich allerdings auch sehe, ist eine gewisse Angst in den Augen jener, deren PartnerInnen ZU interessiert zuhören bzw. nachfragen, wenn ich von meinem Beziehungsmodell erzähle... *zwinker*
******ore Frau
4.526 Beiträge
ja *zwinker* sie könnten auf den Geschmack kommen....

Ich trete ja auch nicht organisiert auf, und auch, wenn ich in meinem ersten Beitrag zwei Mal das Wort "kämpfen" verwendet habe, bin ich eine durchaus friedliche Zeitgenössin.....

Du kämpfst ja auch nicht gegen Deine Ex- Frau, aber doch für Deine Rechte als Vater und woher der Gegenwind kommt, ist ja letztlich egal. Jeder persönliche Rucksack kann mit den persönlichen Rucksäcken anderer auch Gewicht bekommen (und in einigen Fällen auch politisches Gewicht).
Ich möchte das für mich nicht zulassen, ich schränke auch niemanden ein, solange er die Grundlagen des Rechtsstaats nicht verletzt. Insbesondere, solange das Wohl von Kindern nicht verletzt wird.
****ulf Mann
333 Beiträge
@Herr_von_M
Geld ist sicherlich ein nicht unwichtiger, aber ebenso wenig der einzige Faktor.
Denkst du die Etablierung der Homoehe hatte primär fianzielle Gründe? Ich würde sagen, diese war in erster Linie die Reaktion auf einen Veränderung im gesellschaftlichen Bewusstsein, nicht
****ulf Mann
333 Beiträge
@*******beth: Als du schriebst, dass du grössere Akzeptanz zB über PAN-Treffen erreichen wolltest, hab ich das so aufgefasst, dass diese Treffen nach aussen wirken sollten. Daraus schloss ich ich auf organisiertes Auftreten. Aber da hab ich dich wohl falsch verstanden und du meintest das so, dass Polys an diesen Treffen "Bestätigung tanken" können?
******ore Frau
4.526 Beiträge
Ja, genau!
Für mich ist die Welt auf den Treffen normaler, als die Außenwelt und dient meiner emotionalen Erholung *zwinker*

Wir besprechen natürlich auf den Treffen auch, wie wir an Stellen, wo das noch nicht der Fall ist, mehr Akzeptanz erreichen können. Das Außen greift ja doch irgendwie ins Innen und umgekehrt...
Das ist vielleicht das, was Keats mit extrinsischer und intrinsischer Motivation meinte?
@themisabeth
So ähnlich meine ich das tatsächlich, es geht in die Richtung. Nicht im Wettbewerb stehen, sondern ein wie auch immer gemeinsames Ziel verfolgen, mit einer durchaus altruistischen Grundhaltung.
******ore Frau
4.526 Beiträge
Altruismus ist ja im weitesten Sinne irgendwie auch so eine Vorstufe von Polyamorie *zwinker*
Da kann ich viel mit anfangen!
Und: Widerstand kann man auch "passieren lassen" vorne rein und hinten wieder hinaus....

Zu neowulf noch kurz: unsere polyamore Lebensgemeinschaft ist gerade intensiv damit beschäftigt, die jeweiligen Rucksäcke ein wenig "auszuleeren", ich finde das schon einen sehr guten Gesellschaftsbeitrag. Auch irgendwie altruistisch, die anderen nicht mit den eigenen Projektionen zu belasten.....
****ora Frau
39 Beiträge
Für mich ist die Polyamorie und die damit verbundene Geisteshaltung etwas sehr schönes, mit dem ich auch sehr bewusst und offen umgehe. Natürlich mag das ein bisschen provokanter sein und ich bringe auch schon mal ein Mono-Paar an Grenzen, wo sie noch nicht drüber nachgedacht und gesprochen haben. Bisher muss ich feststellen, dass ich entweder sehr jung oder sehr privilegiert bin- ich hab noch sehr wenig Ausgrenzung und Diskriminierung erfahren.
Politisch ist die ganze Haltung für mich schon irgendwie, da sie einen recht krassen Kontapunkt zur Mono-Heteronormativen bildet. Irgendwo sehe ich mich da schon in der Rolle eine Minderheit repräsentieren zu wollen und meinen Lebensentwurf mehr in Richtung "normal"/ok zu beweggen. Andererseits sehe ich mich nicht als Missionar. Ich gehe mit meinem Leben offen um und wer fragt bekommt dann eben seine Antworten. Oft merkt man dann doch interesse und das da was tickt. Natürlich freut mich das dann auch, anderes kennenlernen ist immer Spannend und man kann die Eigene Lebensweise so auch immer wieder hinterfragen.
Vielleicht kann ich dieses Jahr noch auf nem CSD für Öffentlichkeitsarbeit sorgen, ich finde es sehr wichtig, sichtbar zu sein, kann aber auch verstehen wenn andere das für sich nicht wollen.
@Fjodora
Es ist das Prinzip der Sichtbarkeit, in der Tat. Und dabei geht es nicht ums missionieren. Aber diese Sichtbarkeit, der offene Umgang mit der eigene Lebensweise, regt natürlich zur Diskussion an. Vielleicht auch zur Veränderung im Kleinen wie im Großen. Auf diese Veränderungen zielte meine Frage an.
****79 Frau
19 Beiträge
Freiheit
Ich teile Neowulfs Meinung. Polyamory ist erstmal nichts politisches, wird es aber dann, wenn die Politik dafür sorgt, dass polyamorie lebende Menschen eingeschränkt werden.
Und das ist sowohl gesetzlich der Fall, weil die Mono-Ehe eine heilige Kuh ist und alles andere neben ihr abgewertet wird, und weil Kinder von Polys bei der aktuellen Gesetzeslage nicht gut abgesichert sind. Polys werden aber auch gesellschaftlich ausgegrenzt, weil diese Lebensform für andere fremd ist und Unbekanntes bekannterweise oft Angst macht und dann zur Ausgrenzung führt, wie hier ja an einem Beispiel bereits deutlich wird. Und damit sind wir mitten drin in der Politik, denn ich möchte in einem Land und einer Gesellschaft leben, in der ich frei lieben darf. Davon sind wir aber noch weit entfernt.

Ob Polyamory eine Randerscheinung ist, stelle ich außerdem infrage. Mir geht es absolut nicht ums Missionieren; ganz im Gegenteil, denn das wäre der Gegensatz von Freiheit. Aber aufgrund meiner Arbeit in einer Beratungsstelle merke ich immer wieder, dass die meisten Menschen eine natürliche Fähigkeit mitbringen, mehrere Menschen gleichzeitig zu lieben.
Ich fänd es deshalb sinnvoll, wenn Soziologen sich des Themas mehr annehmen, es mehr untersuchen würden - und vor allem, dass die Öffentlichkeit mehr darüber erfährt. Mehr Aufklärung stattfindet. Das wäre für die meisten Menschen vermutlich schon Politik genug.
******ore Frau
4.526 Beiträge
Schöner Beitrag mitten aus dem Leben, liebe Nixe79!

Als ich vor knapp zwei Jahren Ethical Slut gelesen habe, was ich erschrocken, wie vehement die Autorinnen davon abgeraten haben, öffentlich poly zu leben. Amerika in den 90ern.... Und ich dachte spontan:"so will ich es nicht!". Ich bereichere doch nicht mein Leben mit freier Liebe, um dann alles, was mir wichtig ist, zu verstecken!
Und ich stelle fest: es ist ganz schön anstrengend!
Die Beziehungsebenen, weil ich mehrere Menschen an mich heranlasse, die mich spiegeln und ich mich mit mir auseinandersetzen muss.
Die Energie, die ich für die Lebensgemeinschaft aufwende, entspricht der einer intensiven Beziehung (die ich im eigentlichen Sinne gerade gar nicht habe, ich fühle mich als Single, so komisch das auch klingt.)
Und so merke ich, dass es gar nicht leicht ist, gut für seine Bedürfnisse zu sorgen: innere Ruhe finden UND in freier und fließender Verbindung sein kann ganz schön Spagat sein und wenn DANN noch Widerstand vom außen kommt, dann wünsche ich mir manchmal mein altes Monoleben zurück *zwinker* (also für ein paar Sekunden jedenfalls...... )
****imu Mann
1.296 Beiträge
Anfeindungen
Manche Anfeindungen folgen meiner Meinung nach folgendem Muster:
Die Menschen sehen eine Beziehungsform, die sie auch gerne leben würden, trauen sich aber nicht. Es entsteht Neid, der sich dann in Agression verwandelt.

Wenn man dann zu positiv von Polyamorie redet, steigert sich das noch und erst recht dann, wenn sie den Eindruck haben, dass man Polyamorie als was Besseres betrachtet.
Was im Privaten so läuft, gilt vermutlich auch gesamtgesellschaftlich.

@****79
Ich stimme mit dir überein, dass die meistem Menschen eine natürliche Fähigkeit haben, mehrere Menschen zu lieben. Das ist nicht das Problem. Das Problem ist, dass es vermutlich sehr viel weniger Menschen gibt, die es locker nehmen können, wenn ihr Partner auch mit anderen Menschen intim wird und diese vielleicht sogar bevorzugt.
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