Das sehe ich auch anders.
Mein Beziehungsleben ist grundsätzlich privat, aber wenn ich Nachteile erfahre, weil gewisse Dinge sich doch nicht verheimlichen lassen, dann kämpfe ich schon auch für mein "So- sein- dürfen"!
Mein Chef mobbt mich, seit er weiß, dass die "privaten Seminare" Netzwerktreffen für alternative Lebens- und Beziehungskulturen sind. Ich bleibe absolut sachlich, wir haben Mediation und Unterstützung seitens unseres Fachbereichsleiters und Schulleiters(weil die meine Arbeit seit 5 Jahren schätzen, während er relativ neu ist, aber in der Hierarchie über mir.....) und siehe: neuerdings ändert er sein Verhalten.
Der Vater meines Kindes weiß, dass ich polyamor bin (das war der Trennungsgrund) und hat nach der Trennung versucht, mir an den Karren zu fahren. Ich habe das strikt zurückgewiesen und er hat sein Ansinnen aufgeben. Nun hat seine Freundin (die unser Wechselmodell praktisch umsetzt, weil er dazu beruflich gar nicht in der Lage wäre) den Auszug verkündet. Sollten die Umstände es erfordern, dass ich das alleinige Sorgerecht erkämpfen muss (weil der Vater das Kind an zwei bis drei Nachmittagen ins Büro mitnehmen muss), dann stelle ich mich aber durchaus nochmal auf harten Widerstand seinerseits ein.
Ich gründe gerade mit 10 anderen Menschen polyamore Lebensgemeinschaft und obwohl wir beschlossen haben, unsere inhaltliche Verbindung für uns zu behalten, gibt es immer wieder Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen. Die Mutter eines Kindes eines Mitbewohners, die zur "WG- Inspektion" aufläuft, Vermieter, denen man gewisse Beziehungskonstellationen und Umstände verheimlichen muss und fürchtet, Nachteile bei Kenntnis zu erfahren.
Die Polytreffen müssen an bestimmten Orten stattfinden, es sollten keine anderen Gruppen auf dem Gelände sein und der Träger sollte kein christliche Ausrichtung haben.
Mir fallen da sicher noch viel mehr Beispiele ein, in denen ich mich als Poly diskriminiert fühle und ich mir Veränderung innerhalb der Gesellschaft wünsche. Das liegt vielleicht auch daran, dass mein Polygefühl durch eine spirituelle Veränderung entstanden ist und nicht durch eine "private Beziehungsveränderung" (Verlieben in einen anderen Partner, Wunsch nach Zweitbeziehung).
Und ich sehe das sehr wohl gesamtgesellschaftlich als relevant an. Undogmatisch. Wer sich mal mit modernen Philosophen wie z.B. Ken Wilber, Spiral Dynamics und integralen Ansätzen im Allgemeinen beschäftigt hat, der ahnt eh, dass da in allernächster Zeit Veränderung passiert....
Ich möchte niemanden zu irgendeiner Beziehungsform missionieren (obwohl ich bei so vielen Menschen deutlich sehe, dass die alten Modelle schlicht ausgedient haben und zur Belastung von Menschen, auch Kindern werden), aber ich möchte auch Toleranz und Akzeptanz erfahren. Und dafür ist Vernetzung und Austausch hier und anderswo (Stammtische, PAN- Treffen) der erste Schritt!