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Vertrauen und Polyamorie

*****gra Frau
5.014 Beiträge
Themenersteller 
Vertrauen und Polyamorie
Angeregt durch ein Radiofeature möchte ich euch zum Mitdenken einladen.

Es geht mir um Vertrauen - und auch um gesundes Misstrauen.

Ich habe beim Hören erneut verstanden,
warum ich unter anderem mit meinem Mann immer wieder und immer weiter so glücklich bin:
  • wir kennen die Wege, die Prüfungen des Lebens und haben uns Vertrauen geschenkt
  • wir übernehmen Verantwortung
  • wir haben Geduld und Ausdauer miteinander
  • wir verändern und entwickeln uns alleine und zusammen
  • Integrität, Offenheit, Selbstvertrauen


Ich habe aber gerade auch mit meinen Begleitern in weiteren liebevollen Beziehungen viel gelernt über:
  • Vertrauen
  • und den Kontrast dazu - das Misstrauen
  • tiefe Gefühle ,die bleiben, auch nach Trennungen
  • über Täuschungen
  • eine zunehmend präsentere Skepsis/Vorsicht gegenüber den Absichten der neuen nahen Partner



Wie geht es euch mit euren Vertrauen?
Gibt es ein Grundmaß dafür, wenn ihr neue Menschen in euer Herz lasst?
Was sagt euch eure Skepsis/ eure Vorsicht, wenn ihr jemandem begegnet, mit den es was werden könnte?
****e59 Frau
3.510 Beiträge
Wenn ich mich in jemanden verliebe, dann schenk ich ihm auch Vertrauen, anders kann ich mir das gar nicht vorstellen. Natürlich kann ic mich auch mal täuschen, das kommt aber eher selten vor. Hab da wohl ein feines Gespür für Schwingungen.

Zu jeder gesunden Beziehung gehört für mich einfach Vertrauen zu, gepaart mit Kompromissbereitschaft und Kritikfähigkeit kann man so manche Klippe gemeinsam umschiffen. Und daran wächst dann auch die Beziehung und wird immer tiefer und fester.

So meine Erfahrungen.
Nein, es gibt kein definiertes Grundmaß...
... wie soll das auch praktisch funktionieren. Habe ich Zweifel, lasse ich es. Sehe ich jedoch etwas, dass meiner Vitalität entspricht, bin ich offen und versuche, Möglichkeiten zu schaffen, wie diese Beziehung vertieft werden kann. Natürlich holt man sich auch zuweilen eine blutige Nase, aber das ist das Schöne, wenn unsereins in einem stabilen Beziehungsgeflecht lebt: man fällt nicht ins bodenlose, sondern wird aufgefangen.

Alles ist eine Frage der ehrlichen Kommunikation und des gesunden Selbstempfindens. Aber erst einmal gehe ich davon aus, dass mir niemand schaden will. Ich habe irgendwann ganz bewusst beschlossen, den Menschen, die mich interessieren, ohne Misstrauen zu begegnen. Türen zu öffnen. Wie gesagt, aufkommende Zweifel müssen offen angesprochen werden, und sobald ich merke, dass ich nicht gesehen werde, dann erst gehe ich auf Distanz.

Liebe ist halt nix für Feiglinge...
*********Limit Mann
312 Beiträge
Es gibt ein Zitat: Frauen misstrauen Männern im Allgemeinen zu sehr und im Besonderen zu wenig.


Ich denke, Frau sollte sich bewusst sein, dass Männer evolutionsmäßig auf Sex programmiert sind, und Strategien entwickeln, um ihn zu bekommen bzw. nicht zu verlieren.

Und das kann eben auch sein, nicht die ganze Wahrheit zu sagen, oder emotionale Gefühle vorzutäuschen, oder der Geliebten eine Scheidung in Aussicht zu stellen die nie erfolgen wird, usw.

Eben zu taktieren, um sich in einem besseren Licht darzustellen, und das Vertrauen der Frau zu gewinnen und zu erhalten.


Ohne Vertrauen funktionieren Beziehungen nicht, aber frau sollte gute Antennen haben, und leisen Zweifeln auf den Grund gehen.
****e59 Frau
3.510 Beiträge
Ja klar
die Antennen braucht man schon... aber nicht nur in der Liebe *zwinker*
**********ucher Mann
4.813 Beiträge
Ich denke auch, ...
... Vertrauen ist erstmal da und wird geschenkt an mein Gegenüber, vorbehaltlos, einschränkungslos. Und Kommunikation, sich austauschen über die jeweiligen Lebenssituationen, die Wünsche und Ziele, Gemeinsamkeiten und Unterschiede beleuchten und frei miteinander umgehen, dann kommt es auch weniger zu (großen) Enttäuschungen.

Vielleicht eine kurze Geschichte von mir aus dem letzten Jahr ... noch ganz frisch sozusagen ... lächel:

Es war Sommer und ich war heiß, genau wie sie. Ein kurzer verbaler Flirt hier im Joy und wir verabredeten uns ... viermal haben wir uns getroffen und uns geliebt nächtelang. Ich schenkte ihr mein Vertrauen, mein ganzes Vertrauen und spürte auch von ihr entsprechendes Entgegenkommen. Es war ein schöner Sommer, ein glücklicher Sommer. Sie sei auch polyamor, sagte sie und ihr Mann wisse und dulde ihre weiteren Liebhaber. Das war für mich sehr beruhigend. Dann, aus heiterem Himmel, verkündete sie mir mit freundlichen Worten, sie wolle außer mit ihrem Mann jetzt nur noch mit einem ihrer Liebhaber zusammen sein, doch nicht mehr mit mir. Da war ich überrascht, geschockt geradezu, leicht aus der Bahn geworfen. Dieser Zustand hielt ungefähr zwei bis drei Tage an und ich entschied, ihr meine Freundschaft und Liebe als Angebot zu belassen und sie ziehen zu lassen. Was soll man sonst auch tun!?

Es war also gar keine (echte) Polyamorie, musste ich leider erkennen. Da war ich froh um meine verbliebenen Lieben, die mich aufgefangen und getröstet haben.

Joooo ... Thema Vertrauen ... ich kann nicht einmal sagen, dass mein Vertrauen durch dieses Erlebnis erschüttert wurde, zumal ich immer und an erster Stelle soviel Selbstvertrauen habe, dass ich gehegte Erwartungen oder Hoffnungen, die nicht erfüllt werden, gut verdauen kann.

Jetzt habe ich eine neue Beziehung aufgebaut seit zwei Monaten ungefähr ... und mein Vertrauen zu ihr ist da, doch spüre ich eine nicht gekannte Verlustangst immer mitschwingen, wenn sie sich ein paar Tage lang nicht meldet. Es geht doch nichts spurlos an einem vorüber ... lächel.

Liebe Grüße mal in die Runde

Jens
*****s70 Frau
260 Beiträge
Nichts für Feiglinge
Liebe Alllegra, danke für dieses schöne Thema.

Liebe ist halt nix für Feiglinge...

Keats, wie wahr, wie wahr. Ich möchte dazu noch ergänzen: Das Leben ist nichts für Feiglinge und ich glaube, es ist dafür gemacht, dass wir hier die Erfahrungen machen, die wir machen. Die schönen und die für uns empfunden unschönen. Blutige Nase? Ja, die kann man sich holen, sind denn aber nicht die Erfahrungen die schmerzhaft sind, die uns fühlen lassen im nachhinein nicht auch die , die uns weiterbringen?

Ich möchte den Begriff des Vertrauens zum anderen um den Begriff des Vertrauens zu mir und in das Leben erweitern. Das ist mir wichtig, dass ich das habe, dass ich eine Art Urvertrauen in alles habe, was geschieht, und dass das was ich für mich entscheide, grade jetzt in diesem Augenblick das ist, was ich brauche und was zu mir passt. Wer dieses Urvertrauen nicht hat, dem wird es sich auch in den Verbindungen widerspiegeln, denen er begegnet. Mir ist es wichtig, zuerst mir mir klar und rein zu sein, mich zu kennen, mir zu vertrauen, bevor ich das bei jemand anderem überhaupt tun kann.

Misstrauen? Nenn ich es mal einen gesunden Menschenverstand, ein gutes Bauchgefühl und das Vertrauen in mich, dass ich mit offenen Augen durch die Welt gehe, reflektiert bin, die Dinge erkenne, die mir nicht gut tun und dann auf meine Herzstimme höre, die mir sagt, wenn es nicht mehr zu mir und in mein Leben gehört.
Klar und eindeutig dann auf Distanz gehen zu dem , was nicht mehr zu mir passt, meinen Weg weitergehen, auch wenn es manchmal weh tut, siehe oben. Aber liebevoll zu dem Menschen bleiben, in dem mir das begegnet.
Aber erst einmal gehe ich davon aus, dass mir niemand schaden will.
Daran glaube ich, denn jeder Mensch hat seinen Weg und seine Wahrheit und die Dinge, die geschehen passieren nicht, weil mich jemand verletzen will, sondern weil er vorher schon verletzt wurde und ich nur die Projektionsfläche bin.
Liebevoll aber klar mich abzugrenzen und zu sagen, dass das nicht mein Weg ist, und dann gehen , ohne dem anderen eine Vorwurf zu machen, dass er bestimmte Dinge nicht kann oder möchte. Das wünsche ich mir als meinen Weg des Umgangs damit.
Hier gab es mal...
... einen ziemlich guten Thread zum Thema "Vom Wert naiven Vertrauens", ich finde den nur nicht mehr, sonst hätte ich den Link nochmal gepostet. Der war fein durchdiskutiert, durchaus auch kontrovers. Vielleicht hat den noch jemand auf dem Schirm...
*****gra Frau
5.014 Beiträge
Themenersteller 
Super!
Danke!
Vertrauen...Verbindung zu mir
Ein sehr sehr spannendes Thema was mich auch berührt.
Für mich ist aber die Frage: Ist es wirklich so, dass wir wenn wir nur gut genug spüren erkennen können, ob jemand 'vertrauenswürdig' ist oder nicht? Ist es so, dass eine Beziehung nur wertvoll ist, wenn beide das gleiche darin sehen oder wollen...und zeigt sich dann in dem Moment, in dem das auseinander geht wirklich, dass die person vertrauensunwürdig war?
Das hieße ja, Menschen wären etwas statisches, aber sie verändert sich ja laufend.

Was ich selbst gerade massiv erlebe, dass ich um den heilsamen ganzen lebensbejahenden Weg in mir ringe und dabei mehrfach von Poly- und Monogamie und zurück geschwungen bin. Mich auch teilweise von Personen die mir tief und innig verbunden waren zurück gezogen habe...aber nicht weil sie mir nicht wichtig waren, sondern weil ich nicht ganz bei mir war. Ist das dann auch eine Frage des Vertrauens? Oder war das ein 'Missbrauch des Vertrauens' dass ich nicht klar war in mir. Ist es auch Ehrlichkeit, wenn man einfach selbst noch nicht mit sich klar war und falsch handelt?

ehrlich gesagt glaube ich, dass Menschen immer 'gute Gründe' für ihr Verhalten haben. In ihrem System ist es in dem Moment die einzige Art zu handeln. Sonst würden sie anders handeln. Auch wenn jemand schon die kognitive erkenntnis hatte, echt Selbstreflektion ist es erst, wenn es auch zu Veränderung kommt.

Also frage ich mich am Ende: Ist im Thema Vertrauen nicht noch viel mehr enthalten, dass wir mit uns selbst tief und innig verbunden sind, und nur tun, was sich stimmig und richtig anfühlt, weil es in unsere Selbst vollkommen positiv resoniert? Und wenn sich dann rausstellt, dass der andere woanders stand, nimmt es dann wirklich etwas weg von den gemeinsamen Erfahrungen? Sind diese dann weniger wert und hätte man besser in sich hineinspüren müssen oder ähliches. Ich meine Nein.

Für mich ist Liebe eng mit Verletzlichkeit und Einlassen verbunden und mit dem Vertrauen in den anderen Menschen, dass dieser mir in Liebe begegnet, aber auch dem wissen das dies nicht hießt, dass wir das gleiche darin sehen und dass ich auch verletzt werden könnte. Aber ich entscheide mich aus -meine- Gefühl der Liebe zu dem Menschen und zu mir heraus und dafür bildet sich die Grundlage für die Begegnung.

Vielleicht ist es am Ende am ehestens die frage des vertrauens in mich und meine Liebe zu mir, die am wichtigstens ist. Sowohl um nicht eine Selbstkasteiung zu erleben, das man sich eingelassen hat. Und zum anderen um dann mit ganzem Herzen auch Verletzung zu verarbeiten.

Herzlich
Maren-Anneke
Und ich lese den Threat zum naiven Vertrauen jetzt erst - DANKE für diesen tollen Gedankengang!
Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.908 Beiträge
Das ist der Kern
von Vertrauen:

... zumal ich immer und an erster Stelle soviel Selbstvertrauen habe, dass ich gehegte Erwartungen oder Hoffnungen, die nicht erfüllt werden, gut verdauen kann.
Alles, was wir im Außen festmachen, z.B. Jemandem Vertrauen zu schenken oder es zu ihm zu haben, Sicherheit zu fühlen etc. ist nur Schein und wirft uns letztlich auf uns selbst zurück - um zu erkennen, dass alle Gefühle von uns gemacht sind, wir die Verantwortung haben, und die Außenwelt nur eine Resonanz in uns auslöst.
Auf den zweiten Blick hat Vertrauen etc. im Kern nichts mit einem Gegenüber zu tun.

*herz*lich
T*wink*M
Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.908 Beiträge
Spiegel und Projektion
@*****s70
...die Dinge, die geschehen passieren nicht, weil mich jemand verletzen will, sondern weil er vorher schon verletzt wurde und ich nur die Projektionsfläche bin.
Ich würde schreiben, weil ich mich innerlich schon verletzt habe, und mir deshalb "verletzende" Ereignisse im Außen begegnen. Ohne beide Faktoren kann ich überhaupte in Resonanz . Das kann auf dem Weg der Projektion geschehen (dann zeigt mir der Sender einer Information seine Verletzung, ggf. auch ohne mich verletzen zu wollen) oder als Spiegel (jemand handelt völlig arglos, und ich fühle mich davon verletzt). Nur wenn ich mich innerlich schon verletzt habe, kann ich zu Projektions- oder Spiegelereignissen in Resonanz gehen.
Dazu noch einmal der Link auf unser aller Erna *g*:


Deshalb gehen einseitige Zuweisungen von Täter- und Opferrollen am Kern unseres Miteinanders vorbei, zumindest auf der Basis einer spirituellen Denkweise. Auch wenn das hart klingt. Ich verstehe alle, die sich dem so nicht anschließen können. Nur: ich könnte ohne diese Sichtweise mich und die Welt nicht in Frieden annehmen, so wie wir sind. Das ist für mich die Basis zu weiteren Entwicklungen auf einem Friedensweg; neue Kämpfe für oder gegen etwas schaffen nur neues Leid. Ich mag es lieber, Widerstände zu umgehen, am besten aufzulösen. Zu allererst in mir, damit es im Außen nachhaltig wirken kann.

Tom
*******711 Mann
25 Beiträge
Das Grundmaß
Vertrauen ist bei mir erst einmal vorhanden. Aber ich denke es ist abhängig von vielen weiteren Faktoren, die oft gar nicht zu benennen sind. Für mich ist es wie mit der Sympathie, mal ist sie klein, mal ist sie groß. Und ich kann nie genau sagen warum es so ist.
Da ich zu Beginn nichts oder wenig vom anderen weiß und da der Mensch so komplex ist und ich seine Vielfalt gar nicht begreifen kann, bleibt mir doch eigentlich gar nichts anderes übrig, als im zu vertrauen, d.h. das was er von sich gibt als die momentane Wahrheit im hier und jetzt zu betrachten. Und ich gehe auch nicht davon aus, dass der Mensch von Grund aus schlecht oder böse ist.
Das Vertrauens ist aber auch nicht immer gleich. Es ist auch abhängig von der Fähigkeit und dem Willen des Anderen und natürlich auch von mir. Wenn ich weiß, das mein Gegenüber nicht pünktlich sein kann, kann ich ihm vertrauen, dass er kommt, aber nicht, dass er pünktlich ist.
So ähnlich empfinde ich dass auch mit dem An-Vertrauen. Bin ich verletzlich durch die Weitergabe des Anvertrauten? Kann mein Gegenüber es überhaupt für sich behalten?
Doch ohne Vertrauen geht es meiner Meinung nach nicht und der Missbrauch des Vertrauens ist auch immer gekoppelt mit der eigenen Angst und Verletzlichkeit.

LG Sascha
Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.908 Beiträge
Vertrauen im Beziehungskontext
Sascha
Wenn ich weiß, das mein Gegenüber nicht pünktlich sein kann, kann ich ihm vertrauen, dass er kommt, aber nicht, dass er pünktlich ist.
spricht mit Recht den Kontext an, auf den sich Vertrauen bezieht.

Sprechen wir hier von einem "Grund"vertrauen oder einem "Minimalvertrauen" zu einem neuen Menschen, der uns begegnet, uns was genau ist davon umfasst?
Je genauer wir einen Menschen in seinen spezifischen Eigenheiten kennen lernen, um so mehr bröckelt diese Art allumfassenden Vertrauens, das wir ihm im Zustand der Verliebtheit nur allzu gerne entgegenzubringen.
Wir nennen das dann auch Projektionsverlust, und insofern hat Liebe, die sich nach der Verliebtheitsphase evtl. einstellt, auch etwas mit Vertrauensverlust zu tun, sofern wir mit einer rosaroten Vertrauensbrille in die neue Begegnung gegangen sind.
In der Liebe weicht die idealisierende Vertrauens"seligkeit" einer differenzierteren, oft - in unserer Wirklichkeit - realistischeren Sicht.

Wird diese mögliche Entwicklung schon bei Anbahnung des Kontakts berücksichtigt, können sog. Vertrauens"brüche" vermieden werden, die später schwer zu heilen sind. Auch hier wird unser möglicher Anteil an Vertrauensverlusten sichtbar, und dass wir mit unseren Vorstellungen mitverantwortlich sind für unser Gefühl, zu vertrauen oder nicht bzw. - auf das Gegenüber projiziert -, wie "vertrauenswürdig unser Partner ist".

Fazit: im Beziehungskontext und -verlauf kann Vertrauen abhängig von den eigenen Vorstellungen im Vergleich zu den Erfahrungen sehr relativ erlebt und relativiert werden. Letztlich sind es unsere Vorstellungen, die damit Beziehungsklima und -erfahrungen mit erschaffen.

Herzlich
Tom
******dee Paar
97 Beiträge
Vertrauen ist gut, Vorsicht ist besser ...(?)
@*****gra
Wie geht es euch mit euerem Vertrauen?
Okay, dann spreche ich jetzt mal nur von mir (m):

Ich vertraue grundsätzlich allen Menschen, mit denen ich zu tun habe, seien es Ehepartner, Geliebte, Freunde, Familienangehörige, Kollegen, Geschäftspartner oder Menschen, denen ich im Alltag begegne. Das heißt, ich gehe davon aus, dass was sie sagen oder tun genau so ist, wie sie es meinen (ausgenommen natürlich Ironie o.ä., wenn als solche erkennbar). Entsprechend verhalte ich mich. Wenn ich widersprüchliche Signale empfange, halte ich mich in der Regel an die positiven und unterstelle meinem Gegenüber gute Absichten.

Trotzdem schließe ich im Hinterkopf die Möglichkeit nicht aus, mich zu täuschen. Das ist kein Misstrauen, sondern pure Vorsicht. In jungen Jahren bin ich in meiner Vertrauensseligkeit wiederholt auf Trickbetrüger hereingefallen – und so etwas merkt man sich. In der Praxis bedeutet dies, ich versuche, mir einen Fluchtweg offen zu halten oder einen Plan B für den Fall, dass sich mein Vertrauen als nicht gerechtfertigt herausstellen sollte; dies allerdings i.d.R. nur bei kritischen oder sensiblen Angelegenheiten – zu denen Herzensdinge durchaus zählen. Bei weniger essenziellen Sujets vertraue ich einfach darauf, dass mir schon was Passendes einfällt, sollte die Sache daneben gehen.

Also: Vertrauen ist eine schöne Gebilde: beruhigt die Seele und hält den Kopf frei. Vorsicht ist auch eine gute Sache: bewahrt uns davor (so ist jedenfalls die Idee) zugrunde zu gehen, wenn alles schief läuft. Andere hier im Forum mögen es anders erleben, aber für mich schließen sich diese beiden Haltungen: Vertrauen und Vorsicht, nicht gegenseitig aus. Im Alltag ist es doch auch nicht anders. Wir vertrauen auf Tausende unterschiedlicher Dinge, dass sie funktionieren, uns nicht schaden (z.B. Bremsen des Autos, Lebensmittel im Supermarkt etc.), und trotzdem sind wir vorsichtig (fahren langsam bei schlechten Sichtverhältnissen, kaufen nicht wahllos etc.

Mich ohne Sicherheitsnetz einfach fallen zu lassen, das könnte ich nicht, auch nicht in der schönsten aller denkbaren Beziehungen, …auch nicht, wenn ich dem geliebten Menschen zu 100% vertraue und ihn weit in mein Herz lasse. Vielleicht erlebt ihr das anders, und vielleicht entgeht mir eine wunderschöne Erfahrung, aber komplett die Kontrolle über mich (und sei es nur in besonderen Situationen) in andere Hände – sprich die meines Liebespartners – zu geben, kann ich mir nicht vorstellen: nicht im realen Leben, nur im Traum.

LG
Faufaudee (er)
*****al4 Mann
797 Beiträge
Allegra, ich habe jetzt x mal gelesen und verstehe Deine Frage einfach nicht.

Was genau meinst Du mit Vertrauen?
Wenn ich jetzt von einem Geschäft ausgehe, dann kann ich entweder vertrauen, das sich der Geschäftspartner an die Regeln hält oder misstrauisch sein, ob ich nicht von ihm über den Tisch gezogen werde. Verstehe ich zumindest so.

Aber wenn ich Menschen treffe, was genau heisst da Vertrauen? Wenn ich vertraue, das genau das passiert, was mir guttut oder zumindest nicht schlecht, dann gehe ich doch davon aus, das mein Gegenüber dasselbe Verständnis davon hat, was gut tut. Und das gibt es doch nicht, oder? Oder wie in einem Beitrag: Vertrauen darin, das sich der Mensch nicht verändert, sondern mir genau das immer wieder und immer weiter gibt, was ich möchte und mir gut tut. Zumindest habe ich es so gelesen: sie möchte nur noch mit einem weiteren Mann ausser ihrem Ehemann zusammen sein. Das ist doch ihr gutes Recht, das sie morgen anders denkt und fühlt und sich trennt - so weh wie das auch tut. Wenn dann das Vertrauen als enttäuscht erklärt wird: Vertrauen worin bitte? In den anderen Menschen, das er bitte so bleibt, wie ich es möchte?

Jeder Mensch fühlt doch für sich selbst ganz anders, er braucht andere Dinge, er hat vor anderen Sachen Angst als ich, auf andere Sachen Lust als ich - worauf genau richtet sich Deine Frage nach Vertrauen oder Misstrauen? Das, was ihm gut tut, verletzt Dich vielleicht - aber damit verletzt er doch nicht Dein Vertrauen, oder?

Du kannst doch nur bei Dir sein und von Dir ausgehen und immer genau hinschauen, ob das, was passiert, Dir gut tut, dh Dir vertrauen. Und mit dem Vertrauen in Dich auf den anderen Menschen zugehen oder eben fühlen, das es nicht gut für Dich ist.

Oder habe ich irgend etwas falsch verstanden?
Ich für mein Teil gehe erst einmal vertrauensvoll auf jeden Menschen zu, der mir begegnet. In dem Maße, wie wir uns begegnen, vertieft sich dieses Vertrauen, oder es schwächt sich ab. Abgesehen davon, dass es unterschiedliche Felder gibt - wirtschaftliches Vertrauen, Vertrauen auf Ehrlichkeit, Vertrauen darauf, individuell wahrgenommen zu werden, wie auch immer - Vertrauen in die Menschheit ist eine Grundkonstante, die sich im individuellen Fall nachjustiert.

Ich erinnere mich in dem Zusammenhang an einen Film - ich glaube, mit Michelle Pfeiffer - als Lehrerin einer absolut durchgeknallten, leistungsverweigernden Klasse. Die Lehrerin sagt zu Beginn ihres Unterrichts: "Ihr seid für mich nicht Sechserkandidaten. Ihr seid für mich alle auf einer Eins. Alles, was ihr tun müsst, ist, diese Eins zu halten." Das mag nun Hollywoodklischee sein, aber die Grundannahme hier ist: Vertrauen, und zwar zu 100 %. Was sich daraus entwickelt, bestimmen die Umstände und das Verhalten des anderen.
*********o1977 Frau
487 Beiträge
Für mich bedeutet Vertrauen im - von Allegra - erwähnten Kontext, dass mir Menschen, die ich kennenlerne, authentisch begegnen. Darauf vertraue ich. Bei jedem einzelnen Menschen, der in mein Leben tritt. Hierfür ist erstmal nebensächlich, auf welcher Ebene dieser Mensch mich erreicht. Denn nur diese Authentizität gibt mir selbst die Möglichkeit selbst zu entscheiden, ob dieser Mensch mir gut tut, oder nicht. Ob ich diesen Menschen näher an mich und weiter in mein Leben lasse.. oder nicht. Von mir bekommt jeder Mensch im ersten Moment dasselbe Vertrauen. Das ist mein Grundvertrauen und ohne dieses wäre ich gar nicht in der Lage, Zwischenmenschliche Beziehungen - oder gar Liebesbeziehungen - aufzubauen. Jedoch wächst das Grundvertrauen.. bis hin zu nahezu blindem Vertrauen.. in dem ich mein Herz und meine Seele in die Hände meines Gegenübers legen.. im Vertrauen.. dass sie liebevoll und achtsam behandelt werden.

Heute weiß ich, dass ich sogar in der Lage bin zu manchen Menschen (erneutes) Vertrauen aufzubauen, die es in früheren Jahren einmal missbraucht oder mit Füßen getreten haben. Dies ist jedoch ein Prozess in mir und hat mit der Überwindung meiner Ängste zu tun. Die Angst, mich von einer Fassade blenden zu lassen. Von einem Lächeln.. einer Umarmung.. von liebevollen Worten oder blauen Augen. Achtsam zu sein.. und genau hinzusehen. Und hinzuspüren. Vertrauen ist innerhalb dieser "neuen-alten" Beziehungen immer wieder ein Thema.

Meinem Gegenüber fällt es da schwerer. Die Angst, wieder verlassen zu werden, sitzt sehr tief. Hier muß das "neue" Vertrauen erst wieder entstehen.. wie ein kleines Pflänzchen. Und das muss sorgsam behandelt werden. Wohlbehütet.. ab und an sorgfältig gegossen werden.. bedacht behandelt und ab und an mit ein paar lieben Worten bedacht werden. Beständigkeit und Kontinuität in Wort und Tun sind für neu entstehendes Vertrauen enorm wichtig.. alles Andere kann von jetzt auf gleich den Tod bedeuten... für diese zarte Gewächs. Und da finde ich den Vergleich von Zerbinetta wieder passen. Man muß das Vertrauenslevel halten.. wenn ich nachlässig werde.. ist es unter Umständen vorbei.

Wie heißt es doch so treffend:
Vertrauen zu bekommen dauert Jahre.. es zu verlieren - Sekunden.
*******ben Mann
3.280 Beiträge
mal behaupte:
Wie heißt es doch so treffend:
Vertrauen zu bekommen dauert Jahre.. es zu verlieren - Sekunden.
Dann war da nie wirkliches Vertrauen, sondern Projektion und/oder unausgesprochene Erwartungen, fehlende Kommunikation, (unbewußte) Kind-Eltern-Beziehung, Kindheits-Traumas ...
Ja, irgendwie widersprechen sich der Anfang und das Ende deines Postings, scoobeedoo....
*********o1977 Frau
487 Beiträge
Findet ihr?
Ich habe schon das Gefühl, dass Vertrauen aufzubauen (und da rede ich nicht von dem Grundvertrauen.. sondern wirklichem blinden Vertrauen) schwerer ist.. und länger dauert.. als es wieder zu verlieren. Grundsätzlich ist es schon so.. wenn mir Menschen authentisch begegnen.. kann das Vertrauen nicht einfach so wieder abhanden kommen oder zerstört werden. Aber man sieht in die Menschen nicht hinein.. und mir ist es in der Vergangenheit ein paar Mal schon so ergangen.. dass ich darauf vertraut habe.. aber mein Gegenüber leider aufgrund mangelnder Authentizität eingebrochen ist.. in alte Muster zurückgefallen ist.. und einfach nicht mehr der bzw. die war, die er bzw. sie vorgab zu sein.
Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.908 Beiträge
In Verliebteit
vertrauen wir leichter. Deshalb setze ich auf Nähe, Zeit und Vertrauen in Entwicklungen: es wird sich schon zeigen, was meine Projektion war und was nicht.

Tom
*******ben Mann
3.280 Beiträge
In Verliebteit
vertrauen wir leichter.
ist dies dann wahrhaftig Vertrauen oder eher eine "Hormonverklebung" und schweben in projekzierter Glückseeligkeit ?
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