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Polyamory und Freundschaft Plus

****79 Frau
19 Beiträge
Themenersteller 
Herz-Hänger
Ich wünschte manchmal in der Tat, ich würde nicht immer gleich mein Herz an jemanden hängen.
Gott, ich auch. Es ist Segen und Fluch zugleich. Segen meistens für die anderen. *zwinker*
Jemand hat mal zu mir gesagt, ich sei zu idealistisch. Ich bin es geblieben. Und das ganz freiwillig: nicht ganz von dieser Welt.
Man muss es nur wissen und einkalkulieren. Ich melde mich dann wieder, wenn mein Herz an meiner Stirn zermatscht ist und bitte euch um einmal Pusten, ja?
Unbedingt.

Und das mit dem "ich sei zu idealistisch" hab ich auch schon einmal zu oft gehört. Alle anderen sind halt zu... normal eben. (Wie kann man denn bitte ZU idealistisch sein? Pfft.)
***xy Frau
4.597 Beiträge
Ich wünschte manchmal in der Tat, ich würde nicht immer gleich mein Herz an jemanden hängen

Ich tue das ja auch...und habe es früher oft bereut. Aber ich will es nicht anders. Denn es ist so unglaublich schön, ganz offen und ohne Vorbehalt, ohne Sicherheitsnetz, auf jemanden zuzugehen und sein Herz zu verschenken. Und wenn es irgendwann zerbeult und zerkratz wiederkommt...ok...tut weh...tut ganz furchtbar weh...aber ich durfte mich selber bleiben und habe mich nicht, sicherheitshalber, verbogen.
Das Herz kommt wieder ins Lot, wird gebügelt und geputzt...und scheint und glänzt wieder und vielleicht habe ich ja an anderer Stelle dauerhafteres Glück.

Ja, ich bin froh, lieben zu können wie ein Kind.

Trixy
****79 Frau
19 Beiträge
Themenersteller 
Kuss!
Trixie, Manchmalmehr, ich könnte euch küssen. Ihr sprecht mir so aus der Seele. Danke. Von Herzen. Und voller Idealismus. *g*
Küssen! Küssen! Küssen! ...

Ich lass das einfach mal als meinen ersten virtuellen Dreier gelten *g*

(Ich glaub wir werden gleich wegen OT verwarnt ... obwohl - mehr Poly und Freundschaft Plus geht ja wohl nicht. Hä, So einfach kann's sein, Leute! *undwech*)
***xy Frau
4.597 Beiträge
Ich habe leider...
...meine virtuellen Komplimente verbraucht.

Aber so wohl wie heute, habe ich mich in dieser Gruppe seit Ewigkeiten nicht gefühlt.

Laßt euch küssen *kuss* *kuss2*


Trixy
**********derHB Mann
2.629 Beiträge
ich habe für mich vor langem die Erfahrung gemacht, daß Freundschaften, über die Bettkante hinaus nicht wirklich funktionieren. Was für mich paßt, das sind Freundschaften, über die Bettkante hinein.

*guterbeitrag*

Wunderbar formuliert. Geküßt worden bist Du ja schon genug dafür, vielleicht stattdessen mal ne Umarmung?
***xy Frau
4.597 Beiträge
Gerne WeltreisenderHB

*knuddel*

Aber wenn du wirklich meinst, daß ich jemals genug geküßt worden sei... *lach*
****79 Frau
19 Beiträge
Themenersteller 
Nie genug Küsse
Ich hab mein Kontingent auch aufgebraucht, aber mein Herz hüpft. Gott, tut das gut, dass es noch andere Liebesspinner gibt, wie mich. *knuddel*
Und küssen kann man nie genug. Ich würde das ständig machen, wenn man nicht auch zwischendurch mal atmen und essen müsste. *knutsch*
Dafür gibt es ja Schokoküsse (bloß gut dass die jetzt so heißen). Da ist sogar Luft drin - an alles gedacht!

"Liebesspinner" ist mein Wort des Jahres. Jetzt schon. Können wir die Gruppe umbenennen? Bitte? *g*

Wäre auch ein guter Schmetterling des Jahres. Ok, aber jetzt wird es wirklich OT.
******dee Paar
97 Beiträge
Sehnsucht ...
Hallo, …

Ich geh mal wieder zum Ausgangs-Post zurück; ist ein wichtiges Thema, über das ich mir auch immer wieder Gedanken mache, ohne zu einem Schluss zu kommen.

@****79 (TE) fragt:
(…) Was ist der Unterschied zwischen Polyamory und Freundschaft Plus?
und
(…) Wie geht es euch damit? Lebt ihr auch Freundschaft Plus? Ist daraus schon mal mehr geworden? (…)
und gibt auch selbst eine Antwort:
Da ich ein tief fühlender Mensch bin, ist Sex für mich immer Begegnung und Austausch und deshalb mehr als Freundschaft.

Mir ist hier nicht ganz klar, wie „Freundschaft plus“ zu verstehen ist. Eine Bettgeschichte, zu der man auchFreundschaft“ sagt, weil man sich ja hin und wieder trifft und sich dabei auch über andere Themen als nur Sex austauscht? Oder ist die Freundschaft das eigentlich Wichtige, und zu Sex kann es (aber muss nicht) kommen, situationsbedingt oder weil man gerade Lust auf einander hat? …oder irgendetwas dazwischen?

In den nachfolgenden Beiträgen wird Freundschaft plus an einer verminderten Verbindlichkeit (gegenüber Liebe/Polyamorie/Monobeziehung) festgemacht, also so was wie einer Beziehung zweiter Ordnung, oder nicht mal das:

@*******n_M
(…) Polyamory ist für mich verbindlicher als Freundschaft plus

@********a_76
(…) Bei Polyamor Beziehungen ist eine Verbindlichkeit da, wie es in einer Monobeziehung auch ist. (…) Bei Freundschaft+ ist die Verbundenheit da, jedoch keine Verbindlichkeit. Man hat eine enge Freundschaft, jedoch keine Beziehung.

@*******s_U
Ich würde den Unterschied an langfristiger Verbindlichkeit / gemeinsame Lebensplanung / etc. festmachen.

@******vie
(...) bei Freundschaft+ aber natürlich auch Nähe, Wärme und Sympathie das ist. Allerdings nicht so im Herzen (…)

Von was für einer Art Freundschaft plus ist hier die Rede? Für mich sind Freundschaften – ob mit oder ohne plus – immer verbindlich, auch langfristig, und ich würde diese durchaus als Beziehungen bezeichnen (ansonsten wären es – mehr oder weniger gute – Bekanntschaften). Echte Freunde (auch die ohne „+“) haben immer einen Platz in meinem Herzen, und bei einigen fühlt sich das wie Liebe an, nicht nur als „Nähe, Wärme und Sympathie“, sondern auch als eine Form von intensiver seelischer und intellektueller Intimität.

Gemeinsame Lebensplanung ist auch unter Freunden möglich: z.B. gemeinsame Urlaube, dasselbe studieren, gemeinsam die Firma wechseln, Wohngemeinschaften etc. Freunde von uns hatten lange an einem Projekt mitgearbeitet (aus dem dann aber nichts geworden ist), zusammen mit mehreren befreundeten Paaren ein Anwesen zu suchen, das für den Rest ihrer Lebenszeit gemeinsam bewohnt und bewirtschaftet werden sollte. Die Grundlage war reine Freundschaft, kein Fatz von Erotik oder Sex.

Den einzigen Unterschied zu Freundschaft können wir darin erkennen – und das ist letztlich der Grund, warum wir hier in dieser Gruppe gelandet sind – dass zusätzlich zur freundschaftlichen Liebe eine starke und v.a. beidseitige erotische Anziehung besteht, körperliche Sehnsüchte füreinander – ob die nun ausgelebt werden (können) oder nicht. Bei reiner Freundschaft (mit oder ohne „plus“) fehlt diese Sehnsucht. Die Freundschaft bleibt, auch wenn das Plus nicht (oder nicht mehr) ausgelebt wird.
Sex hat dabei einen untergeordneten Stellenwert. Man hat ihn (oder nicht), wenn es sich ergibt, …und dann macht es auch Spaß (oder nicht). Die Freundschaft leidet in keinem Fall darunter.

„Mehr geworden“ ist daraus bei mir nie, wenn die körperliche Sehnsucht fehlte. Problematisch wird es vermutlich, wenn diese Sehnsucht einseitig ist. Diese Situation kenne ich jedoch nicht aus eigenem Erleben.

Darum denke ich, muss man es wohl so sehen wie
@****ulf
Das ist nichts weiter als eine definitorische Frage, (…) Solange wir keine verbindliche, schlüssige Definition von Liebe haben, muss und darf jeder für sich entscheiden, was für ihn Liebe ist.

LG Faufaudee
****79 Frau
19 Beiträge
Themenersteller 
Gute Zusammenfassung
Danke, Faufaudee, dass du dir die Mühe gemacht hast, das alles nochmal zusammen zu fassen. Damit hast du diesen Thread wahrscheinlich beendet - und das ist gut so. *zwinker*
Danke an euch alle. Und viel Freude beim Lieben.
******dee Paar
97 Beiträge
Liebe Nixe ...
...klar, man könnte den Thread hier beenden.

Trotzdem würde mich noch interessieren, was "Freundschaft plus" für dich ganz persönlich ist: Betonung mehr auf der Freundschaft (wie bei mir) oder Betonung mehr auf dem Plus? Das ist mir nämlich nicht ganz klar geworden, weil du ja schreibst:
...ist Sex für mich (...) mehr als Freundschaft.
Demnach läge dein Schwerpunkt auf dem Plus !? Oder habe ich das falsch verstanden? *gruebel*

LG
Faufaudee (er)
****79 Frau
19 Beiträge
Themenersteller 
Lieber Faufaudee
Ich glaube, das war mir selbst noch nicht ganz klar. Deshalb habe ich hier auch die Frage gestellt.
Mein Fazit ist jetzt, dass Freundschaft Plus für mich eine tiefe Beziehung mit Sex ist. Also eigentlich eine polyamory Beziehung. *g*
Für meinen Freund bin ich aber wahrscheinlich "nur" eine gute Freundin, mit der er ab und zu Sex hat. Er empfindet nicht so tief wie ich. Denn für mich liegt der Fokus mehr auf der Verbundenheit, also der Freundschaft - wie bei dir, oder?
******dee Paar
97 Beiträge
Ja
@**xe,
wie du es jetzt beschreibst, und zusammen mit den Infos auf deinem Profil, deckt sich dein Empfinden mit dem meinen; und für mich gehört die Beziehung zu deinem Freund - so wie du sie erlebst - schon in den Bereich Polyamorie (so wie ich diesen Begriff verstehe). Dein Freund mag es anders sehen, aber das braucht für dich keine Rolle zu spielen. Ist ja letztlich nur ein Etikett - und was zählt ist das, was du fühlst.

LG Faufaudee (er) *g*
*****al4 Mann
797 Beiträge
Nixe, für mich ist es nicht hilfreich, in Kategorien oder einordnenden Begriffen zu denken. Ich versuche es immer andersherum, indem ich eine darunter liegende Motivation, Einstellung oder "Gefühlslage" suche.
Bei David Schnarch habe ich ein für mich sehr treffendes und hilfreiches Erklärungsmodell gefunden. Er teilt, jetzt mal ganz grob gesagt (bitte bei Interesse nachlesen; ist wirklich nur mein Herauslesen), die Sexualität in drei Teile ein: einmal der auf sich selbst bezogene, dann der auf Begegnung und Austausch gerichtete und als dritten den der Rollenspiele. Der erstere, also den auf einen selbst bezogenen, beschreibt eben den Aspekt meiner eigenen Sexualität. In meiner Körperlichkeit fühle ich mich, lebe mich aus und bringe viele Dinge zum Ausdruck, die zunächst mal überhaupt nichts mit einem anderen zu tun haben. Im zweiten, dem der Begegnung und Miteinander, ist der kommunikative Aspekt ganz gross. Ein Miteinander, ein Ineinander-Aufgehen, eine gemeinsame Extase - eben ganz viel, was mit viel Gefühl dem Gegenüber lebt. Der dritte Teil, der der Rollenspiele, beschreibt den Teil, wo wir aus unserer gewohnten Rolle oder Position hinausgehen und spielerisch uns und unser Gegenüber in einem anderen Kontext erleben. Mal ganz verkürzt gesagt *zwinker*

Ich finde das unglaublich hilfreich. Es gibt eine auf mich bezogene Sexualität, ein wirklich nur Mich-Fühlen-Wollen; einfach Lust. Das einfach anzuerkennen holt mich aus ganz vielen moralischen Bewertungen raus und erlaubt mir, ohne schlechtem Gewissen meine Lust zu empfinden und dann auch auszuleben, wenn ein Gegenüber da ist, mit dem mich ich quasi in Übereinkunft ausleben kann und das sich ggf genauso ausleben möchte. Und genau da kann ich auch viele Dinge ausleben, die ich vielleicht mit anderen nicht ausleben kann. Ob das nun schlichte Selbstbestätigung ist oder besondere Praktiken, die mir erlauben, mich intensiv oder in anderen Aspekten zu fühlen - das ist völlig egal und entzieht sich in dieser Betrachtungsweise auch vollständig einer Beurteilung und Bewertung.
Dieser zweite Aspekt, der des gemeinsamen Erlebens, der lebt von einem Miteinander, indem man aufeinander eingeht oder ineinander aufgeht - brauche ich, glaube ich, nicht weiter zu erklären. Ein Bereich und eine Sexualität, die miteinander wächst, situativ und auch vertrauensvoll. Wo man miteinander fliesst und ganz viel gemeinsam erschafft und lebt.
Den dritten Teil lasse ich hier mal weg, obwohl der sehr interessant ist *zwinker*

Wie gesagt, mit dem Anerkennen meiner Lust "auf mich" muss ich mich nicht mehr schlecht und sündig fühlen, wenn ich die empfinde und nicht nur unter der Dusche mit mir allein auslebe. Ich muss nicht Liebe empfinden, wenn ich mit jemandem meine Sexualität in Aspekten auslebe, und muss mir auch nicht selbst den Vorwurf machen, das ich jetzt meinen Partner betrogen habe. Das es diesen Aspekt, diesen Teil in mir gibt - ja klar. Fremdgehen und in der Kirche beichten, das war schon immer erlaubt, eben weil es diesen Aspekt gibt. Mit der "sexuellen Revolution" und 60ern ist das alles anders geworden, und Clubs und Plattformen erlauben vielfach dieses Ausleben. Wenn denn nicht dieser mahnende Zeigefinger wäre, der irgendwo ganz tief in mir wedelt und sagt: böse böse. Sexualität ohne Liebe, das darfst Du nicht. Und meine Verletzung, wenn der Partner mit jemand anderem Sex hatte. Obwohl aus diesem Betrachtungswinkel so klar hervorgeht, das das überhaupt nichts mit mir zu tun hat.

Naja, aber ich bin auch wer, der, bei aller Lust, sich irgendwie in mein Gegenüber einfühlt, hinfühlt und ein Miteinander gestaltet. Ich finde es total schön, mich in Achtung und Commitment miteinander sexuell auszuleben - und das finde ich auch total schön, dafür Menschen zu haben oder zu treffen, mit denen ich das kann. Aber irgendwie passiert dann doch unglaublich viel auf "emotionaler" Ebene.

Freundschaft + oder Poly: so ungefähr aus diesen Zusammenhängen würde ich es dann erklären, so ich es überhaupt noch brauche: es gibt Freundschaften, mit denen man sich manchmal einfach toll ausleben kann, weil sie mir erlauben, mich in einem ganz anderen Kontext wahrzunehmen und mich zu fühlen; vielleicht auch in Aspekten, die in dem Austausch mit meinem Partner nicht so gelebt und genährt werden. Ein Freund, der halt irgend so eine ganz besondere Art hat, die mich reizt und mir mein Freund erlaubt, mich in genau diesem besonderen Reiz, der besonderen Art zu fühlen. Und irgendwie ist das schon auf einer achtsamen und ja grosses Wort liebevollen Basis, oder? Und rutscht dann eben auch mal rubbeldiekatz in einen sehr intimen, vertrauensvollen und ergänzenden Austausch - naja eben irgendwie Liebe, wenn man denn diese Begriffe braucht.

Also halt einfach mehr als das Ausleben. Polyamorie hat sich ja genau daraus entwickelt: "nur" das Ausleben meiner Sexualität reicht nicht. Es ist toll, und danke auch, das die 68er das auf den Weg gebracht haben. Aber wenn denn mehr passiert zwischeneinender; wenn es sich eben miteinander so entwickelt, das es diesen zweiten Teil der Sexualität miteinander gibt, und wenn auch nur temporär - dann darf das sein.
So ein bisschen kommt es letztlich ja auch drauf an, wie der Teil der Freundschaft definiert oder mit Leben und Sinn gefüllt wird. Denn nach dem, was Lateral4 schreibt (was auch ein schöner Text ist) stellt sich ja irgendwie die Folgefrage, ob ich denn für das Erleben meines Ich-Sexes in Aspekten mit jemand anderem (als meinem Partner) einen Freund brauche (Freundschaft plus) oder ob das Plus alleine da nicht auch reicht.

Es gibt ganz viele, die von "nur Freundschaft" reden, obwohl sie damit gerade einmal -> Bekanntschaft ohne besondere Ambition meinen. Der Begriff ist in Zeiten von massenhaften "Freundschaften per Klick" in sozialen Netzwerken für mich ja längst etwas pervertiert. Ich halte es da eher mit der Ansicht von Mika Hakkinen, der am Zenit seiner Karriere mal gesagt haben soll, Bekannte habe er viele, seine Freunde könne er aber immer noch an einer Hand abzählen.

Gerade das ist es, was es für mich oft schwer macht, bei einer (echten) Freundschaft zu einer Frau platonisch zu bleiben. Denn sie ist eben nicht mehr "nur" eine Freundin (was es für mich eher nicht gibt), sondern sie ist eben eine Freundin, die ich bereits zu einem gewissen Teil liebe. Und deshalb kommt dann bei mir irgendwann fast unweigerlich eine körperliche Sehnsucht hinzu, die, wenn sie unerfüllt bleibt, anfängt wehzutun. Das ist manchmal Mist, weil ich mir dann denke: "Warum kann ich mit so einem lieben Menschen nicht einfach "nur" befreundet sein." Was allein bei mir dann schon zu Schuldgefühlen und Vermeiden von Begegnungen führt, zum Beispiel wenn diese Freundin in einer (Mono-)Beziehung ist, die entweder sie oder ich nicht gefährden will.

Andersherum bildet sich für mich daraus fast ein Ziel (nur fast), Bekanntschaften nur dann zu Freundschaften zu kultivieren, wenn ein Plus nicht generell ausgeschlossen wird. Bisher bin ich damit noch nicht so sehr glücklich geworden, zuweilen fühle ich mich eher resigniert und allein. Eine "Freundin" (meine erste sexuelle Liebe) von ganz früher sagte mir mal, als ich ihr nachdem wir uns ein paar Jahre nicht gesehen hatten von meinem Poly-Weg erzählt habe, dass sie nicht glaubt, dass ich das, was ich da suche, jemals finden werde. Keine Frau, die sie kenne, würde sich auf "sowas" einlassen. Damals fiel es mir leicht, das lächelnd abzutun, denn wir hatten uns eher oberflächlich über das Thema unterhalten.
Heute kommt mir manchmal der Gedanke, was wäre, wenn sie doch recht hätte. Wenn meine Definition von Freundschaft und Liebe so weltfremd wäre.

Ironischerweise ist auch sie eine der Frauen in meinem Leben die eine intimere Freundschaft mit mir kategorisch ausschließt (weil ich verheiratet und ihr "Ex" bin) und wir keinen nennenswerten Kontakt pflegen, weil mir eine platonische Freundschaft zu ihr zu wenig ist, und mir das ständig weh tut, wenn ich in ihrer Nähe bin. Und da ist es dann wieder – Ich: -1; Realität: +1. Das alte Spiel.
******ore Frau
4.526 Beiträge
Ich bin gerade polyamorer Single und das aus dem Grunde, dass ich mich gerade gar nicht wirklich beziehungsfähig fühle, aber trotzdem kamen mir gerade ein paar Gedanken...
ich habe es ja immer mehr mit der Praxis, als mit der Theorie und wenn ich die dazugehörigen Bilder zu einem Gefühl schildere, dann ist den meisten viel klarer, was ich meine. Also:

Freundschaft + meint für mich eine Freundschaft auch mit körperlicher Verbindung. Egal, wie oft ich jemanden sehe, ich kann auch gut und gerne eine Weile auf ihn verzichten, wenn keine Konflikte da sind, deren Auflösung es bedarf. Ich habe im Moment nur eine solche Freundschaft und bin durchaus ein wenig bange, wie unser geplantes Wochenende Ende Februar verlaufen wird. Ich brauche lange, um mich innerlich einzustellen, will keine kostbare Zeit mit Annäherung vertrödeln, aber oberflächlich geht es auch nicht....
Der Mann lebt 650 km entfernt und wir haben viele Gemeinsamkeiten, aber auch viele Unterschiede (kultureller Art, er ist 10 Jahre jünger, hat ganz andere Beziehungsvorstellungen). Was wäre, wenn wir näher beieinander wohnen würden?
Freundschaft + passt für mich auch für alle 10 Mitglieder meiner Lebensgemeinschaft. Wir haben uns schon in den miesesten Krisen erlebt. Wir haben Körperkontakt. Ich habe tiefes Vertrauen zu allen.
Freundschaft + waren für mich früher die Männer, mit denen ich ab und zu eine Verabredung hatte, die oft erotisch endete. Das kann ich gerade gar nicht mehr.....

Polyamorie heißt für mich: das, was ich früher mit (m)einem Mann hatte, mit mehreren leben zu wollen: zusammen wohnen, in Urlaub fahren, die Nächte teilen, das Kind erziehen, sehr viel voneinander wissen, streiten, tiefes Liebesgefühl, Sehnsucht, wenn der andere nicht da ist. Schmerzen, wenn es Konflikte gibt. Gefühle offen zeigen ohne jede Einschränkung. Da gibt es Überschneidungen zur Lebensgemeinschaft, denn da ist auch alles da, außer eben der Erotik...

Liebe ist für mich Liebesgefühl zu einem Menschen und wenn sich das in Zeit und Raum so verdichtet, dann ist es eine Liebesbeziehung und wenn ich das mit mehreren habe(n darf), dann ist es Polyamorie.

Freundschaft ist weder emotional, noch körperlich so "dicht".
Ich hatte in einem früheren Profil hier mal unter "Das mag ich nicht:" stehen: 'Sex ohne Liebe. Liebe ohne Freundschaft. …'

Fällt mir dazu gerade wieder ein. *g*
*****ane Frau
116 Beiträge
Heidewitzka, das ist ja mal wieder spannend hier! *g*

Viel von dem, was ich zu der aufgeworfenen Frage denke, wurde schon mehrfach sehr unterschiedlich& schön ausgedrückt- aber ein bisschen was bleibt vielleicht trotzdem noch über, das ich gerne mit euch teilen mag:

Lateral, dein Beitrag hat an einer Erfahrung gerührt, die ich neulich auch gemacht habe. Ich habe mich mit einem Mann getroffen, mit dem mich vor einigen Jahren eine ganze Menge verbunden hat, aber wir haben das damals irgendwie nicht so auf die Kette gekriegt *skeptisch*
Jedenfalls haben wir uns seit Ewigkeiten mal wieder gesehen und erstaunlich viel von der alten Nähe wiedergefunden, sodass es durchaus "unplatonisch" wurde.
Und als ich zwischendurch kurz auftauchte aus dem ganzen Fühlen und Genießen, dachte ich kurz daran, ob das nicht die Dinge unnötig kompliziert machen würde. Eigentlich waren wir ja nach der eher abgestürzten Beziehungsnummer "nur" Freunde, wenn überhaupt- und schon war ich im schönsten Kategorien-Gedanken-Karussell.

Weshalb ich das erzähle... ich habe mir im nächsten Moment gedacht: Vielleicht ist das mein Geschenk an mich. Vielleicht ist die Nähe, die ich gerade so sehr genieße und jede feine (und nicht ganz so feine ;)) Berührung etwas, das ich gerade geschenkt bekommen kann- und ich alleine entscheide, ob ich dieses Geschenk annehmen mag. Das war so sehr großartig!

In Hinblick auf die Frage nach Polyamory und Freundschaft+ - vielleicht kann man es verknüpfen zu:
in einer Freundschaft+ beschenken sich (>)beide PartnerInnen ein Stück weit selbst. In Form von Nähe und Berührungen, die ein ihnen sympathischer, naher Mensch zu schenken hat- und durch das Glück, Nähe und Berührungen schenken zu dürfen.

In einer Verbindung, die "mehr" ist als Freundschaft+ steht vielleicht der Aspekt der gemeinsamen Kommunikation, die Tiefe der Verbindung, das Ausgerichtetsein aufeinander mehr im Fokus?


Für mich im Übrigen keine wichtige Unterscheidung. Weil ich beide genannten Aspekte von Sexualität sehr mag und nicht einmal zwingend dem einen Vorrang vor dem anderen geben würde- aber im Sinne der Fragestellung für mich eine vielleicht brauchbare Unterscheidung *zwinker*
*******n_M Mann
1.576 Beiträge
@faufaudee
In Freundschaft + wird nicht definiert wie stark die Freundschaft ist, nur das + definiert es mit Sex.
Ob es eine Verbindung zweiter Klasse ist hängt von der Freundschaft ab.
Sehnsucht ist völlig irrelevant dabei.
Sobald beide mehr Gefühle investieren und gemeinsam Zukunft planen ist es eine Beziehung. In einer Freundschaft ist diese Planung nicht enthalten.
Sehnsucht beschreibt ein Gefühl, wenn man etwas nicht bekommt, egal ob körperlich, psychisch oder emotional.
*******ben Mann
3.280 Beiträge
Sobald beide mehr Gefühle investieren und gemeinsam Zukunft planen ist es eine Beziehung. In einer Freundschaft ist diese Planung nicht enthalten.
dem würde ich zumindestens für mich deutlich widersprechen. Klar ist eine Freundschaft auch eine Beziehung (ebenso wie ich zu meinen Kunden mindestens eine geschäftliche Beziehung habe oder zum Bäcker, wo ich regelmässig einkaufe) und klar sind da auch tiefe Gefühle (oder Emotionen) Bestandteil davon. Oder stehen Sehnsüchte dem im Wege oder vielleicht klar kommuniziert befördern sie die Verbindung.
Vielleicht ist die Unterscheidung generelll eher dann "die Partnerschaft", die deutlich anderes ins Spiel bringt?

Im Idealfall ist für mich die Freundschaft ein Teil der Partnerschaft/Ehe, nur wenn ich da so real in die Welt schaue ...
Und klar plane ich mit guten Freunden auch die Zukunft, z.B. mit denen ich gemeinsam an der Zukunft der BiNe stricke und gestalte oder eine Gemeinschaft aufbaue.

P.S. Herr_von_M mir fehlt in deinem Beitrag noch so der "Zusatz" "für mich" ist dies so oder "meine Wahrnehmung ist" ...
*******n_M Mann
1.576 Beiträge
Natürlich ...
...für mich.
Eine Einschätzung wie andere das Leben sehen maße ich mir nicht an.

Freundschaft ist für mich sehr unterschiedlich geprägt. Eine Freundschaft ist immer Vertrauensvoll aber nie fordernd. In einer Polyamoren Beziehung wäre ich das schon.
Denn sobald gemeinsame Kinder existieren, muß man das sein. ( aber nur ein Beispiel von einigen)
********1972 Mann
16 Beiträge
Nun bei mir begann es mit Freundschaft+ und wurde schnell zu Liebe, also dem Bedürfnis den anderen glücklich zu machen ohne eine Gegenleistung zu fordern, naja ihr wisst schon was ich meine... *zwinker*

Ich denke aber das es keinen großen Unterschied zwischen Freundschaft+ und Polyamory gibt!

Beides funktioniert doch nur wenn sich alle Beteiligten in den anderen hineinversetzen können ( damit werden Reibungspunkte und der Streit deswegen erst Konstruktiv und führen auch zu Kompromissen ), Transparenz um das Vertrauen zueinander zu erhalten und evtl. Misstrauen schon im Vorfeld begegnen zu können, Respekt zueinander ( denn wer nicht respektiert, wie will derjenige dann ein Freund sein geschweige denn wie soll man sich dann wohlfühlen wenn man weiss das die gegenüber einen nicht für voll nimmt )??

Also meine Meinung ist einfach das die Basis bei Freundschaft+ und Polyamory die selbe ist und der Schritt zum Empfinden von Liebe doch nur noch winzig und durchaus natürlich ist!
Vergleichbar mit dem Kennenlernen einer neuen Freundin und der Entwicklung zur festen Partnerschaft die wir ja alle in unserem Leben schon durchgemacht haben ( glaube ich zumindest *g* )....

Der einzige Unterschied liegt glaube ich nur an der Anzahl der Beteiligten und der Offenheit und dem Verständnis das alle mitbringen!

Liebe Grüße! Alex
*********_Nick Frau
111 Beiträge
Liebe in Schubladen?
Ich selber finde es sehr schwierig, meine Gefühle in eindeutige Kategorien zu sortieren. Auch meine Freunde liebe ich und tue Gutes ohne Gegenleistung. Ein dauerhaftes Ungleichgewicht dabei hält bei mir aber auch keine romantische Beziehung aus.
Ich hatte auch schon eine Freundschaft+ und mit der Zeit verändern sich Gefühle in allen Beziehungen, subtil und fließend. Wann ist die Liebe platonisch, wann romantisch? Kann das auch hin und her schwanken? Wo ist DIE Grenze? Ich kann das nicht festlegen und habe bisher noch niemanden getroffen, der das konnte.

Für mich ist der größte Grund, warum ich mich in der Polyamorie zu Hause fühle, dass diese Schubladen ihre Bedeutung verlieren, weil nichts "falsch" oder "verboten" ist.
Liebe ich dich als Freund, als Liebhaber, als Partner? Mir ist das egal, solange unsere Beziehung uns gut tut und alle anderen Herzbewohner in meinem Leben ehrlich wissen, woran sie bei mir sind und sich aus vollem Herzen mit mir auf den Weg begeben - wohin auch immer.
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