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Polyamory: Eine Utopie? Wie sähe eine polymere Gesellschaft?

*******n_M Mann
1.562 Beiträge
Ehr Utopie
Was müßte sich alles ändern?
Zum Beispiel die Abschaffung aller Religionen. Denn keine Religion läßt Polyamorie und Gleichberechtigung zu. Allein diese Veränderung ist aber nicht das einzige Problem.

Gesetze zu Rente, Versicherungen, Erziehung und und und.
Dazu die Verbreitung von Krankheiten wahrscheinlich ansteigen.

Es ist der Teil der nüchterne Umsetzung, der uns davon abhält das zu tun. Denn unsere Fantasie so zu leben ist Grenzenlos, doch die Arbeit es Umzusetzen ist allen zu viel..
*********htel Mann
137 Beiträge
Hm, weiss nicht wie ich das finde..: (also mit Verlaub natürlich)

Heisst das man kann erst mehr als einen Menschen lieben und so leben wenn sich zuerst Staat und Religionen usw geändert haben?
*********1_Fen Paar
1.253 Beiträge
@Herr_von_M
Was müßte sich alles ändern?
WIR müssen uns ändern, bzw: haben wir schon.
Thats it.
Ich / wir kann / können die Welt nicht ändern.
Das is auch gar nicht nötig.
Alles, was wir tun können , ist: Die, die uns nah sind positiv von der Thematik einnehmen.
Und ( Mir persönlich) reicht das dann schon *zwinker*
wer die Welt verändern möchte, sollte es aus dem eigenen Herzen tun. *zwinker*
****ulf Mann
333 Beiträge
Gesetze zu Rente, Versicherungen, Erziehung und und und.
Ja, da gäbe es einiges zu ändern. Aber hauptsächlich vereinfachend. Das heisst, alle Gesetze abschaffen, welche die Ehe in irgendeinerweise privilegieren, dann sind wir in einer Situation in der alle Beziehungsformen gleich(un)berechtigt und, wichtiger, endlich Privat- statt Staatsache sind.

Gesetze zu Rente, Versicherungen, Erziehung und und und.
Dazu die Verbreitung von Krankheiten wahrscheinlich ansteigen.
Nun, soweit wir statistische Hinweise haben, sind Menschen in offenen Beziehungen vorsichtiger und können eben auch offener und damit vernünftiger mit dem Thema umgehen als solche die heimlich fremdgehen. Und Fremdgehen ist nun mal die Regel, nicht die Ausnahme.
Es könnte also sehr wohl sein, dass die Verbreitung von Krankheiten ab- nicht zunimmt. Aber beides ist letztlich spekulativ und daher als Argument nur sehr bedingt tauglich.
*******n_M Mann
1.562 Beiträge
@schattenelfen
Die Themensteller fragen doch nach den Veränderung der Gesellschaft.
Die persönliche Änderung ist dabei natürlich auch verlangt.
Hier gehts auch nicht um meine Polyeinstellung...sondern nur die Frage was nötig wäre wenn...
*****e_3 Frau
2.065 Beiträge
Ich fand diesbezüglich vor Jahren mal das Grundsatzprogramm der Piraten zur Familienpolitik interessant...

Andererseits:
Wollen wir wirklich, dass sich das, was heute für Ehen gilt, "überträgt"?

Ich würde mir "einfach" ein tolerantes Miteinander wünschen, was Partnerschaft(en) betrifft und ... einen kritischeren Blick auf Religionen und das, was unter Religionsfreiheit verbucht wird.
In DEM Zusammenhang ist das nicht *offtopic* !

Welche "Bedingungen" der Rechtsprechung bzgl. Ehe/Lebenspartnerschaft MUSS man ändern. Zum Notar gehen kann jeder, der "Sicherheit" dort zu finden glaubt, oder?
DAS ist m.E.n. NICHT die Hürde.

Die Hürde besteht im kritiklosen Annehmen dessen, was wir Normen nennen und darin, nicht ausgegrenzt werden zu wollen.

Was macht diese Angst, nicht ausgegrentzt werden zu wollen eigentlich?
Woher kommt die, wenn man das Normen-Denken diesbezüglich doch "eigentlich" verurteilt.
Diese Frage stelle auch ich mir.... *nixweiss*
*********1_Fen Paar
1.253 Beiträge
@Herr_von_ M
Ich empfinde mich nach wie vor als Teil der Gesellschaft *zwinker*
Die traditionelle Zweierbeziehung zu renovieren, ohne diese grundsätzlich in Frage zu stellen und durch polyamore Beziehungen zu ergänzen, dagegen sehr.

Sehe ich ebenso. Ich sehe keinen Grund darin nur das, weil ich das Polymodel favorisiere, nun gleich die gesamte Gesellschaft poly sein müsste. Natürlich würde es das nun speziell für mich,oder alle hier, einfacher machen. Aber das kann ja nicht der Maßstab sein.

Toll wäre ,wenn es schlichtweg akzeptiert und zu einer gewissen Normalität werden würde,ohne das man immerwieder in solch Schubladen wie "Freifahrtschein fürs Fremdficken" gestellt werden würde. Und das eine ,sagen wir überwiegende, Akzeptanz irgendwann mal da ist,halte ich nicht für eine Utopie.;)
*****_be Mann
271 Beiträge
Gesellschaft verändert sich nicht wenn Gesetze verändert werden. Sie verändert sich auch nicht, wenn man Angst vor der Diskriminierung durch irgendwelche Mehrheiten hat. Sie verändert sich nur, wenn wir selbst den Mut und die Kraft haben uns zu verändern und das konsequent, egal was andere darüber sagen oder ob es verboten ist oder man dadurch benachteiligt wird. Gesellschaft verändert sich, wenn man daran glaubt, und dafür einsteht, dass das, was man tut das Richtige ist. Alles andere ist Utopie.
*****e_3 Frau
2.065 Beiträge
Das würde aber bedeuten, dass - in diesem Fall - das Tun der Gesellschaft/ dem Umfeld überhaupt wichtig ist.
Ich stelle mal das infrage. *zwinker*
*********htel Mann
137 Beiträge
Gesellschaft oder ich oder beides?
Wichtig: ich habe keine wirkliche Erfahrung mit dem Thema und möchte das Folgende nur als Anregung einwerfen (u keinesfalls als "besser wissen" oder als "aus Erfahrung sprechen"):

Ich würde mal behaupten dass Gestze helfen Verhalten zu steuern. Und dass das gleiche Verhalten / Routine über Jahrzehnte sicher auch die Einstellungen und Weltbilder und Werte einer Gesellschaft verändert.

Das trifft aber natürlich auch auf das Indiviuum zu: konsistenter Mut und dazu stehen und sich selbst treu bleiben etc zieht m.E andere Menschen an. Und verändert damit dann ebenfalls die Gesellschaft auf lange Sicht.

Aber der Kern der Diskussion scheint mir ein anderer zu sein:

Mangelnde Akzeptanz bis hin zur Ausgrenzung stellen auf eine harte Probe u fragen: "Wie ernst ist es Dir u wie sicher bist Du Dir wirklich? Glaubst Du selbst daran? Durch und durch? Bist Du offen und authentisch und ehrlich damit?"

Ja, es ist bestimmt oft genug super schwer im Alltag. Aber mal ehrlich: haben es die anderen tatsächlich leichter!?!?
(z.B die unzähligen, liebevollen u glücklichen Pärchen die einem jeden Tag so über den Weg laufen...)

LG
Spinatwachtel
*****_be Mann
271 Beiträge
Liebe Spinatwachtel (*g*)

natürlich kann man mit Gesetzen Verhalten steuern (wobei dies auch eher "öffentliches Verhalten" betrifft, fragt mal Leute, die in Diktaturen leben). Aber man kann keine grundlegenden gesellschaftlichen Veränderungen durch sie erzeugen, von denen wir hier reden.
Das Gesetz der Schulpflicht war nur durchsetzungsfähig, weil durch überzeugte Individuen vorher schon die Werte der Aufklärung gelebt wurden.
Der Ausstieg (sic) aus der Atomenergie war nur möglich, weil es vorher jahrelanges Aktivistentum in D gab. Die Abschaffung der gesetzlichen Diskriminierung von Homosexuellen, Farbigen (von wem auch immer) war nur möglich, weil die Leute jahrelang überzeugt dafür gekämpft und eine Freiheit gelebt haben, die sie eigentlich per Gesetz noch nicht hatten.

Gesetze folgen einem bereits stattgefundenen gesellschaftlichen Wandel nach, sonst würden sie gar nicht auf lange Zeit akzeptiert werden.

@*****e_3: Ich ahne was Du meinst, aber mensch lebt nun mal in Gesellschaft und kann sich insofern nur bedingt unabhängig von den Werten seines Umfelds machen. Wenn Du bestimmte Normen zu weit verletzt, wird Dir Gesellschaft zeigen, "was ne Harke ist". Das sollte einen nicht davon abhalten es trotzdem zu tun, aber erschwert es.
*********htel Mann
137 Beiträge
Also ist Wandel wenn mutige Minoritäten kämpfen? Und Gesellschaft und Gesetze wenn der Rest dann einknickt und notgedrungen ein bissel was zu Papier bringt?

Not so sure if I agree..?!
*****_be Mann
271 Beiträge
Mein Vorschlag: Finde ein überzeugendes Gegenbeispiel aus der Geschichte einigermaßen demokratisch verfasster Gesellschaften *g*

Selbst die sprichwörtlichen "Bismarckschen Sozialreformen" waren ja bekanntlich nur eine Reaktion auf schon vorhandene gesellschaftliche Proteste. (aber das wird jetzt wirklich langsam off-topic)

Es geht bei meinem Argument auch nicht um Proteste von Minoritäten, sondern um das, was sozial- und politikwissenschaftlich auch als "kritische Masse" bezeichnet wird (die bekanntlich das Pendel zum Umschwingen bringt)

Kurz gesagt, um zum Ausgangsthema zukommen: Die polyamore Gesellschaft (Damit meine ich eine, die Polyamorie als legitime Variante des Miteinanders akzeptiert wie die Ehe, nicht dass alle ausschließlich poly leben) wird mit Sicherheit kommen, wenn genug Leute "soweit sind". Genau wie bei Bürgerrechten, Sozialleistungen, Apartheid, Diskriminierung bestimmter sexueller Praktiken, bargeldlosem Zahlungsverkehr, dem "Internet", "Drogen", etc. pp.

Man kann den Lauf kulturellen Wandels vielleicht mit Gesetzen und "weltanschaulichen Regeln und Normen" in begrenztem Maße beeinflussen, aber langfristig nicht "steuern", dass tun Individuen, in dem sie Gesetze und Regeln befolgen oder eben nicht und ggf. sogar noch öffentlich gegen sie protestieren. Gesellschaft ist nicht "da draußen", sondern sind wir alle, bzw. unser Verhalten.

Gesellschaftswissenschaftler (als erster Anthony Giddens) haben diese Einsicht in der sogenannten "Strukturationstheorie" formuliert, die heute zwar unterschiedlich ausgedeutet aber eigentlich weithin als gültig anerkannt wird.

http://www.spektrum.de/lexik … e/strukturationstheorie/7767
*****e_3 Frau
2.065 Beiträge
*nachdenk* ....

Vielleicht liegt mein Pessimismus diesbezüglich an dem Ort, an dem ich wohne
(kleines Dorf im Rheinland)?

Klar, hier in der Gruppe sind DIE in Kontakt, die das Thema betrifft/interessiert, ABER im Alltag - im Leben außerhalb einer Polygruppe des JC?

Ich bin "im realen Leben" *skeptisch* *zwinker* EINEM Menschen begegnet, der meine Gefühlswelt nachfühlen konnte. In dieser 7jährigen Beziehung was das (Aus-) Leben weiterer Lieben möglich. Diese weiteren Menschen fühlten allerdings monogam, oder standen eben nicht ehrlich dazu, zwei Menschen zu lieben (z.B. aus Angst, eine lange bestehende Beziehung zu verlieren - dort auf Unverständnis zu stoßen)
.
In der Zeit gab es durch anfänglichen Internet-Kontakt auch einige, wenige Begegnungen mit Leuten aus der Umgebung, die sich als polyamor lebend bezeichneten.
Bei fast allen war es so, dass das Wissen darum, dass mein damaliger Partner und ich so fühlen, offensichtlich dazu führte, "mehr" von uns zu wollen, als das gemeinsame Bierchen in der Kneipe. Es waren nicht SEHR viele Begegnungen, aber DIE, die es gab, schienen "poly" zu wollen, aber... "amorie" *hae* ???
Für mich ist Polyamorie eher eine "offene Beziehung +" - namlich... + AMORIE *zwinker*
Aber OK... Die Welt ist bunt!

Vielleicht gibt es in größeren Städten eher polyamore Verbindungen, als in eher konservativen Dörfchen hier?
Vielleicht gibt es dort DIE Menschen, die daran glauben, dass das - bzgl. des Themas hier - keine Utopie sein wird in der Zukunft?

Mir begegnen inzwischen hier wieder ausschließlich Menschen, die Liebe an sexuelle Exklusivität knüpfen. (Bin ich echt ein alien??? *oh* )

Die Gruppe derer, die in der Vergangenheit geschafft haben für ihre Rechte einzustehen und... die was zum Umdenken beigetrage haben, erscheint MIR jeweils größer.
Dort gab es auch einen enormen Leidensdruck, der dann in mutigen Aktionen in die Gesellschaft "schwappte" und diese langfristig zum Umdenken zwang, oder noch zwingen wird...

Ich bin gespannt und lasse mich - liebend *geschenk* gerne - davon überzeugen, dass mein pessimistischer Blick auf dieses Thread-Thema unbegründet ist...
****ulf Mann
333 Beiträge
Relationen?
@*****e_3, wieviele schwule Pärchen kennst du in deinem Dorf? Oder insgesamt, persönlich?
*****e_3 Frau
2.065 Beiträge
@ neowulf
Oha...
Da müsste ich LANGE überlegen, weil es wirklich sehr Viele sind.

Mein Schwager ist schwul und seit 15 Jahren verheiratet. Deren Freundeskreis besteht aus vielen homosexuellen Menschen.
Auch in meinem beruflichen Umfeld gibt es zahlreiche schwule und lesbische Paare. Die langjährigen Mieter meiner Oma sind schwul und... und... und.

2 sehr gute Bekannte sind transident und meine Tochter hat aktuell von berufswegen viel mit dem Thema zu tun.

Und mein allerbester Freund (seit 35 Jahren) ist auch schwul, hat wierder Kontakte ....

Wieso? *liebguck*
****ulf Mann
333 Beiträge
und die sind aus deinem Dorf?

worauf ich hinaus wollte: in vielen ländlichen Dörfern wirst du wohl kein (geoutetes) schwules Pärchen finden. Du wirst da vermutlich auch so einige Leute finden, die nicht mal ein schwules Pärchen persönlich kennen - dennoch sind sie heute im allgemeinen recht gut akzeptiert.

Ich glaube, die nicht der mononormativen Konvention entsprechenden Beziehungsformen sind heute in etwa da, wo die Schwulen vor 30J waren.

Ich hatte erst kürzlich meinen 19-jährigen Neffen zu Besuch. Für ihn sind Dinge wie Freundschaft+ und Polyamorie ganz selbstverständliche Begriffe auf der Beziehungslandkarte, ohne dass er sich speziell damit auseinandergesetzt hätte. Als ich vor einem Jahr in meinem Wohnblock einzog, hab ich mich bald "geoutet" und die Reaktionen meiner durchaus eher bürgerlichen Mitbewohner waren eher interessiert als ablehnend.
Ganz allgemein habe ich direkte Anfeindungen bisher selten erlebt. Nicht zuletzt wird das Thema auch immer häufiger in den Medien aufgegriffen.

Also ich denke, da bewegt sich durchaus einiges, wenn man die Entwicklung in Dekaden betrachtet. Ich glaube nicht, dass Polyamorie so schnell mehrheitsfähig wird. Aber ich bin durchaus optimistisch, dass ich den Fall des Exklusivitätsanspruchs als moralisches Mass aller Dinge (und das ist der eigentliche Knackpunkt) noch erleben werde, wenn mir eine durchschnittliche Lebenserwartung vergönnt sein sollte. Und je weniger wir uns verstecken, um so schneller wird es gehen *g*
****nLo Mann
3.536 Beiträge
Da interessieren mich ehrliche Erfahrungen, Ängste, Sorgen, Probleme Glücklichmacher, neue Freiheiten, neue Liebe. Und ganz generell: Was meint ihr, wäre eine polymore Gesellschaft die bessere?
Wie sähe diese Gesellschaft aus, was würde sich eurer Meinung nach ändern?
Im Grunde ist jede Gesellschaft "polyamor".

Die Unsrige ist ebenso existenziell darauf angelegt und angewiesen, dass alle in ihr befindlichen Individuen prinzipiell jederzeit bindungs- und beziehungsfähig sind/sein müssen.
Bspw. könnte ein "Partner wegsterben", weshalb, womöglich für eine Fortpflanzung in jungen Jahren, erneut relativ zügig ein "Partner" her müsste.
Die Anlage zur Polyamory also ist prinzipiell vorhanden.
Unsere Wünsche, Leidenschaften und Triebe steuern das, wie beim Aussehen und den Äußerlichkeiten, die letztlich entscheiden, viel mehr: Für Menschen ist wohl eine bedingte Zahl an Individuen "kompatibel".
Aufgrund genetischer Faktoren, "Riechen" bspw., oder kultureller, soziodemografischer, sozionormativer - Alter, Kulturkreis, etc.

Uns verbindet mit dem Nachbarn auf der Straße alles und nichts:
Sind wir "zufrieden" interessiert er uns nicht sofern er unser "Gutes" nicht bedroht. Wir können Jahrzehntelang Tür an Tür wohnen ohne groß zu kommunizieren.
Ist das akut "Gute" aber weg oder stirbt, wird sich wieder "umgeschaut".
Sofort wird der Nachbar potenziell attraktiv.
Wir müssen kompatibel sein.

Übergeordneter biologischer Imperativ ist auch heute noch Fortpflanzung.
Einer der wenigen biologischen, genetisch und basalen Gründe für einen Sexualtrieb.
"Liebe", etc. ermöglichen, über mangelnde Passung, sofern nicht zu groß, hinwegzusehen und trotzdem den Fortpflanzungsakt zu begehen.
Ist dieser abgeschlossen, kann man sich ggf. erneut "Partner" suchen.

Also alle prinzipiell jederzeit zu allen kompatibel.
Im Rahmen gewisser vorherbestimmter Merkmale und Einflüsse.

"Problem" ist maximal die Gleichzeitigkeit, welche wiederum biologisch begründbar nicht erwünscht ist: Nach erfolgreicher Fortpflanzung wollen die weiblichen Wesen dies nicht sofort wiederholen, sie haben von sofortigen neuen Versuchen keine Vorteile.
Männliche hingegen durchaus.
Diese wiederum, so könnte man meinen, benötigten und seien angewiesen, auf "Liebe", die wiederum den Sexualakt möglich und wahrscheinlich macht.
Dass dies auch mit mehreren Menschen gleichzeitig möglich ist, ist eine Tatsache die bereits bewiesen wurde, nur nicht für alle Menschen gleichermaßen zur gleichen Zeit.

Meiner Meinung nach tendieren alle Gesellschaften bei wachsendem Entwicklungsstand zurück, bzw. "vor", zu einer Art "Stamm", in anderer Form und Organisation.
Zu einer "modernen Familie" gehören schon heute substanziell mehr Menschen als "nur Mann und Frau": Ohne Kita-Frauen, meist weibliche, kommen Viele heute nicht mehr aus.
"Liebe" kann das definierende Kriterium nicht sein, sie haben mit den Kindern meist mehr zu tun als die "Väter", manchmal auch als Mütter.

"Liebe" ist per se metaphysisch.
Sexualität hingegen absolut physisch.
Das Eine lässt sich nicht kontrollieren, einsperren oder konsequent verhindern, das Andere ist kontrollierbar, verhinderbar und damit monopolisierbar.

Dies, in Verbindung mit gesundheitlichen Vorteilen früherer Jahre sowie der Vorteilhaftigkeit zunächst stattfindender Nestpflege dürfte viel zur sexuellen Kontrolle der Frau durch Männer beigetragen haben.

Meiner Ansicht nach sind sowohl die Bildungsexpansion, als auch die "sexuelle Befreiung", die nicht unbedingt eine ist, im eigentlichen Sinne, DIE Triebfedern für Dinge wie Polyamory.
Ich halte solches für weibliche Phänomene.
Nicht nur, weil "Männer vögeln, Frauen lieben".

Wie oben geschrieben sehe ich die Zukunft, auch unserer, entwickelter Gesellschaften in anderen als älteren Beziehungsmodellen.
Ob das nun "offene Beziehung" oder "Polyamory" ist, weiß ich nicht.
Serielle Monogamie oder "Ehe" werden es meiner Meinung nach nicht sein.

Was meint ihr, wäre eine polymore Gesellschaft die bessere?
Ja.
Eigentum- und Besitz sollte sich nicht auf Menschen erstrecken.
Dafür und in deren Namen wurden schon genug Konflikte, Kriege, etc. ausgetragen.
Fragt sich natürlich, ob solche Gesellschaften dann "wehrhaft" und performant wären, im Gegensatz zu nicht-polyamoren.
Bei ersteren ist der Hang zur Diskussion reziprozitiv zur Entscheidungsfreude.


Zumal ja auch gilt:
Gesellschaften sind ja aus sich heraus nichts.
Diese Worte sind Konstruktionen, Symbole. Begreifbarmachungen, Handhabbarkeiten.
Millionen Individuen bleiben eben noch genau das: Millionen Individuen und bilden eben KEINEN "neuen Volkskörper" (Gauland et al).
"Gesellschaft" ist daher eine notwendig normative, sehr scharf-unscharfe Verallgemeinerung.

"Polyamory" ist kein "Zustand".
Sonst könnte man annehmen, dass man Jeden Jederzeit "lieben muss".
Jemand kann ja nur "polyamor" leben oder "sein", sofern er GERADE "liebt".
Insofern dann doch ein Zustand, Materialismus.
Aber eben nicht gesellschaftlich.
Weil nicht alle Individuen jederzeit "lieben", das nicht können oder wollen.
Die "Möglichkeit" dazu besteht aber prinzipiell für alle Individuen schon heute jederzeit, ist nur mit Kosten verbunden, die einige leichter, andere kaum oder gar nicht tragen können.
"Polyamory" wird, im Gegensatz zu "Polygamie" bei uns, im Ggs. zu anderen Ländern, nicht bestraft - und wer will schon ernsthaft heiraten? *zwinker*

Eine "polyamore" Gesellschaft sähe also zunächst so aus, dass alle Individuen prinzipiell jederzeit jedermann "lieben" könnten.
Ist dem nicht schon heute so?
Es gäbe vermutlich erneut einen, wohl subtileren, "Druck" auf non-polys, sich doch bitte dieser "überlegenen Form" anzuschließen.
Wobei ich sie, das sollte deutlich geworden sein, durchaus für "überlegen" halte.
Sofern sie funktioniert.
Ebendas halte ich aus diversen Gründen für den Knackpunkt.
*****e_3 Frau
2.065 Beiträge
@ neowulf
Ich möchte dir kurz antworten und das auch hier im Thread, weil die Frage von dir ja auch hier an mich gestellt wurde.
"Kurz" deshalb, weil ich es eigentlich etwas unhöflich finde und nicht möchte, dass nach deiner Frage folgende Beiträge dadurch "zurückgesetzt" werden, was das Eingehen darauf betrifft.

Also *zwinker* :
Die Leute, die ich meinte, kommen tatsächlich aus kleineren Dörfchen hier. Nicht alle aus Meinem, aber ... ländlich spießig... *liebguck*
Es geht bei meinem Argument auch nicht um Proteste von Minoritäten, sondern um das, was sozial- und politikwissenschaftlich auch als "kritische Masse" bezeichnet wird (die bekanntlich das Pendel zum Umschwingen bringt)

Also runtergebrochen und mit aller Vorsicht und weiß Gott keiner allgemeinen Bewertung und wie ich oft sage: Die "Radikalen" bringen die Veränderung. oO
Radikalen deshalb mit Hochkommas,weil letztlich die Mitte wie auch die äußeren Ränder stets nur eine Frage des eigenen Standpunktes sind.
******ore Frau
4.493 Beiträge
Ich schreib nur von mir, weil- das haben schon einige hier gesagt- ich mich auch nur selber verändern kann:

• ich fahre seit 3 Jahren auf Polytreffen. Derer gab es damals 2 pro Jahr, mittlerweile sind es 3, weil die Teilnehmerlisten nicht mehr nach 3 Wochen, sondern nach 2 Tagen voll sind.

• meine Familie weiß, wie ich lebe, ich wohne im Haus meiner Mutter....

• mein Sohn (8) sieht meine Freunde (m/w) als Freunde an und manche sind ihm näher, als andere. Und das sind nicht die, die mir näher stehen, sondern die, die ihm näher stehen.

• ich fahre mittlerweile mit meiner polyamoren Lebensgemeinschaft auf polyamore Campingurlaube Und ich habe mittlerweile sehr viel weniger Angst vor dem Jugendamt (möglicherweise angeschwärzt vom Kindsvater), als noch vor 2 Jahren.

• meine Kollegen (inklusive Chef) wissen, wie ich lebe. Der Chef (neu) hat mich anfangs deswegen gemobbt (türkischstämmig, traditionelles Rollenbild, er versucht sich alternativ zu geben.....), bis ich unseren Fachbereichsleiter zu den Mediationssitzungen gebeten habe und wir es auf die fachliche Ebene gebracht haben und Supervision draus geworden ist.

• Ich komme oft mit Menschen ins Gespräch (Teilnehmer meiner Erwachsenenbildungskurse, im Urlaub, Freundeskreis), denen ich meine Lebenskultur nicht verheimliche. Die meisten haben großes Interesse und stellen die Schattenseiten der Monogamie heraus.

Was ICH wahrnehme ist, dass der Schneeballeffekt in Sachen Polyamorie an Fahrt aufnimmt. Und ich wünsche mir wie neowulf die Aufhebung der Grenzen hin zur Freiheit. DANN würden sich auch Gesetze ändern.
Wenn man bedenkt, dass der § 175 erst 1994 (!!!) aufgehoben wurde, dann bekommt man vielleicht eine Ahnung, wie die Entwicklung in Richtung Freiheit verlaufen könnte.
Es liegt auch an mir, wie lebenswert diese Freiheit sich gestalten wird. Es gehört auch immer Verantwortungsbewusstsein dazu, um mit ihr umzugehen. Durch mangelndes Verantwortungsbewusstsein, mangelnde Ethik und Moral sehe ich die Utopie am ehesten behindert. Am zweitmeisten übrigens durch die Machtausübung vieler Religionsvertreter.
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