Ich möchte bei dieser bis jetzt sehr interessanten Diskussion einnmal den recht schwierigen Aspekt beleuchten, was der Unterschied zwischen Sexualität und Liebe und was die Schnittmenge davon ist.
Rein biologisch gesehen ist die Sexualität ein Trieb und damit eine Ressource die sich immer wieder erneuert, weil ein Trieb nie endgültig sondern nur temporär befriedigt werden kann.
Allerdings ist es so, dass die Energie, die darin liegt sich auch vom eigentlichen biologischen Ziel - der sexuelllen Vereinigung mit einem gegengeschlechtlichen Partner - abwenden und in andere Richtungen geleitet werden kann - besonders im Alter, wenn die biologischen Funktionen Probleme bereiten.
Diese "Umleitung" kann in positiver Weise geschehen, z.B in Richtung "Liebe", sowohl zu Individuen als auch zur ganzen Welt aber auch die "Sublimation" in Arbeit, in ein Projekt, ein Hobby oder eine Aufgabe.
Die negative Umleitung geht in Richtung Aggression, Misanthropie oder die Verlagerung auf Ersatzbefriedignungen mit Suchtcharakter - Alkohol, Essen, Spielsucht usw.
Die "Liebe" nun ist eine gebende positive innere Haltung der Welt gegenüber, die omnipräsent sein kann und im Prinzip grenzenlos ist, ähnlich wie die Sonne immer scheint. Soweit das Ideal. Die Lebenswirklichkeit ist aber - um beim Beispiel der Sonne zu bleiben - voll von Nacht, Schatten und Wolken.
Der hier erwähnte Zustand der Adoleszenz ist meiner Meinung nach ein Zustand, der diese Begrenzungen erkennt, akzeptiert, ohne sie jedoch resignierend als unveränderlich anzusehen und das Ideal ganz aus den Augen zu verlieren. In der pubertären Phase kann und will man diese Begrenzungen nicht sehen und stolpert auf der Suche nach dem Ideal ständig über sie.
Vielleicht gibt es auch den Zustand, dass man all diese Begrenzungen überwunden hat und nur noch Liebe ist, ein Zustand, der in spirituellen Lehren als "Erleuchtung" bezeichnet wird.
Für mich persönlich ist das schönste Erleben auf dieser Welt, wenn ein Trieb und die Liebe zusammenkommen und sich gegenseitig befruchten und wenn es gelingt, die auftretenden Schatten, Woken und Umnachtungen zumindest teilweise zu überwinden. Banal gesagt gibt es Sex ohne Liebe und auch Liebe ohne Sex aber das Schönste ist beides zusammen. Aber wie im Hochsommer ist bei tollem, heißem Wetter auch die Gewittergefahr recht groß.
Allerdings ist es so, dass meine zeitliche und emotionale Kapazität beschränkt ist. Deshalb kann ich zwar mit meiner inneren Haltung ganz ganz viele Menschen lieben und auch in ganz kurzen Begegnungen sehr tief empfinden, aber auf Dauer eine liebende sexuelle Beziehung kann ich nur zu einer sehr begrenzten Anzahl von Menschen haben. Manche schaffen ja nicht mal einen, sehr viele gerade mal einen.