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Polyamory als Immunreaktion der Spezies Mensch?

*****_be Mann
271 Beiträge
Themenersteller 
Polyamory als Immunreaktion der Spezies Mensch?
Der Titel sagt schon alles: Ich würde gerne mit Euch darüber hier diskutieren, ob Polyamorie nicht weitaus mehr sein könnte, als individuelles Streben nach Glück und Zufriedenheit. Was, wenn es sich dabei um einen Selbstheilungsprozess unserer Spezies handelt?
Als Einstieg zu dieser These ein Artikel zu aktueller Forschung:
Https://www.freitag.de/autoren/the-guardian/alle-gegen-sich-selbst
**********henke Mann
9.633 Beiträge
Als Schuss...
... aus der Hüfte:

In Gesellschaften mit institutionalisierter Polyamorie (polygyn und polyandrisch) sind die psychischen Probleme der Individuen geringer. Das es dazu (fast) keine Studien gibt, hat mit einem bias in der Forschung zu tun.
*******n33 Mann
12 Beiträge
Entwicklungsgeschichtlich eher 'Back to Normal'
Hallo Shabd,

im Prinzip sehe ich das genauso wie du, nur würde ich den (entwicklungs)geschichtlichen Horizont noch wesentlich weiter spannen:

Wir sehen gerade, wie der Kapitalismus an seine Grenzen kommt und sich gegen seinen Schöpfer wendet. Inzwischen pfeifen es die Spatzen von den Dächern: Unser Wirtschaftssystem sieht nur noch deshalb so aus, wie es aussieht, weil niemand eine (für alle) gangbare Alternative hat. (Und das ist keine linke Spinnerei, sondern gängige Meinung unter den größten Wirtschaftsbossen dieses Planeten.)
Dazu fällt mir sofort das Buch "Sex: Die wahre Geschichte" von Ryan/Jethá ein, das ich kürzlich gelesen habe. Darin stellen die Autoren die - sehr plausible und überzeugende - These auf, dass die Spezies Mensch biologisch gar nicht auf Monogamie ausgelegt ist, sondern diese nur eine Anpassung an die sog. "Neolithische Revolution" ist, also an den Übergang von Jäger-/Sammler - Gesellschaften zu Bauerngesellschaften und die damit verbundene Entwicklung des Wirtschafts- und Gesellschaftssystems hin zu Kapitalismus und Patriarchat.

In der Folge haben wir genau diejenigen Beziehungsformen forciert und halten sie jetzt für "normal" und "naturgegeben", die dieses Wirtschafts- und Gesellschaftssystem stützen. Und in dem Moment, in dem sich an diesem System etwas ändert, ändern sich natürlich auch unsere Beziehungsmuster. Entwicklungsgeschichtlich ist das aber eher ein "back to normal" - revolutionär sieht das nur aus, wenn man sich auf die Nachkriegsgeschichte oder die letzten paar hundert Jahre fokussiert.

Und das entspricht eigentlich auch genau meinem persönlichen Empfinden: Bürgerliche Moral und wirtschaftliche Anforderungen (etwa in Form von Steuerrecht oder ungleicher Bezahlung) versuchen, mir eine Lebensweise überzustülpen, die mir nicht gemäß ist, mit der ich mich extrem unwohl fühle und die mich schon an den Rand der Selbstzerstörung gebracht hat. Polyamor zu leben, fühlt sich dagegen für mich einfacher und "natürlicher" an, ich werde mir und meinen (sozialen, sexuellen, psychischen) Bedürfnissen damit einfach sehr viel mehr gerecht. Oder einfacher gesagt: Es macht mich glücklicher, zufriedener, freier. Und die Menschen um mich herum auch.
Ich halte diese These für eher gewagt. Daraus würde ja für mein Empfinden folgen, dass Polyamorie eine Weiterentwicklung im Lebens- und Liebesmodell der Menschheit ist. Dem ist aber vermutlich nicht so. Im Gegenteil, es scheint mir eher wahrscheinlich, dass es eine Rückbesinnung auf ursprüngliche Verhaltensmuster ist. Ich empfehle hier das schon mal besprochene Buch: Sex - Die wahre Geschichte.
Habe meine Artikel wohl zeitgleich mit dem davor geschrieben. Ich lasse ihn trotzdem stehen, weil meine Schlüsse anders sind.
Micha
*******711 Mann
25 Beiträge
das fiel mir ein
Gestern, 15.12. gab es im 3sat bei scrobel einen schönen Beitrag zum Thema: Die Kraft des Guten - Uneigennützigeit und Empathie sind angeborene Eigenschaften. Der Beitrag ging tendenziell in die gleiche Richtung, dass die Individualisierung im Kapitalismus kein Konzept für die weitere Existenz der Menschheit darstellt.
LG Sascha
Wenn wir in dem Zusammenhang schon vom Kapitalismus sprechen, dann steht für mich in den Wohlstandsgesellschaften seine Folge für das Beziehungsleben im Mittelpunkt: Mit dem relativen Wohlstand in den Industrieländern und der Auflösung der tradierten Rollenverteilung in (männlichen) Ernährer und (weibliche) Familienarbeit lösen sich auch die tradierten Beziehungsformen wie die monogame Ehe auf.

Die Individualisierung schafft Raum für die individuellen Interessen der einzelnen Menschen und ihre individuellen Wachstumsbedürfnisse. Darauf reagieren die Menschen in den Industrieländern durch neue Formen in ihrer Beziehungswelt. Traditionelle Bindungsregeln fallen und die auch in der Individualisierung immer noch existenziellen Beziehungsbedürfnisse werden durch Liebesbeziehungen in den unterschiedlichsten Formen gelebt. Polyamory ist eine davon, aber z.B. auch vermehrte Singlephasen sind weitere.

Ist doch interessant, wie Liebe als Fähigkeit und Bedürfnis sich immer neue Wege bahnt. *g*

Cheers
Joshi
****imu Mann
1.296 Beiträge
Ein interessanter Artikel, der die Situation recht gut beschreibt. Die Vereinzelung und der Konkurrenzkampf sind vermutlich entscheidene Gründe für viele psychische Erkrankungen. Die archaischen Netzwerke von Familie, Clan und Dorfgemeinschaft sind in unserer modernen Gesellschaft stark erodiert und "Freundes"-Netzwerke haben (noch) nicht dieselbe Tragfähigkeit, besonders dann, wenn sie vorwiegend virtuell sind.

In der Tat wäre Polyamorie ein Weg, neuartige Netzwerke zu schaffen, die tragfähiger sind als die Freundesliste auf Facebook oder im Joy. Doch die Sache hat einen großen Haken:

Menschen, die sozial abgehängt und deswegen psychisch angeschlagen sind (z.B. Depression, Borderline) haben in der Regel ein geringes Selbstwertgefühl. Dies bedeutet, dass sie auch extrem anfällig für Eifersucht sind. Damit ist Polyamorie - zumindest in diesem Stadium - nicht das geeignete Heilmittel bzw. die Nebenwirkungen sind stärker als die Heilwirkung.
Ich sehe Polyamorie in ihrer heutigen bewussten freiheitlichen Ausprägung - die man mit den streng geregelten polyamoren oder polygamen Erscheinungsformen der Vergangenheit oder in bestimmten traditionellen Volksgruppen nicht vergleichen kann - eher als letzte Stufe einer neuen Art von Gemeinschaftsbildung.
Überlegenheit
Wenn ich solche Beiträge lese, dann habe ich immer den Eindruck, dass wir die anders leben und denken wie der normale monogame Mensch, die Weisheit für uns gepachtet haben. Um etwas zu heilen müsste etwas krank sein und wer maßt sich an zu beurteilen, welche Form des Lebens nicht gesund ist. Lasst doch jedem sein Denken und Leben, ohne zu urteilen und irgendwelche Thesen an den Haaren herbei zu ziehen.
Grüße Torsten
Mal ganz unwissenschaftlich ...
Es gibt ja uralte Weisheiten aus dem asiatischen Raum, die davon ausgehen, dass die nicht unterscheidene Liebe der Ausweg aus unserem ständigen Kreislauf der Existenz ist.
Für mich persönlch ist die Polyamorie ein erster kleiner Schritt in diese Richtung.
Es gab ja auch eine Religion, die wohl ursprünglich in diese Richtung tendiert hat, bevor ... das Übliche geschah.
Liebe Grüße
Stefan
*****_be Mann
271 Beiträge
Themenersteller 
Danke für alle Eure Beiträge!
Ein paar Punkte vielleicht dazu:


@***hi:

Polyamorie als Teil von "Individualisierung" - macht das teleologisch wirklich Sinn? *zwinker* Anders gefragt: Kann man "allein" polyamor sein? Dann würde man ein Selbstkonzept mit einer Lebensweise verwechseln. Um Identitätsspiele gehts mir nicht, sondern um Arten der Lebensführung.


@*****ten:

Ich würde sagen, dass es nicht anmaßend ist, die im Artikel beschriebenen Phänomene als Krankheit zu betrachten. Es wird außerdem dargestellt, dass der Entstehungsmechanismus mit dem Ausbleiben von menschlicher Nähe und Gemeinschaft zu tun hat - damit sollte - zumindest idealtypisch - eine Lebensweise, die jenen Mangel füllen möchte, ein geeignetes Antidot darstellen. Das schließt ja nicht aus, dass man die Krankheit auch "anders" bearbeiten könnte. Was ist daran jetzt anmaßend?

@****imu:
Zustimmung zu den meisten Deiner Argumente! Aber ich sehe den sogenannten "Haken" eigentlich umgekehrt als Beleg meiner These. Menschen machen sowas im Sinne von Selbsthilfe. Dabei bemerken Sie die Grenzen stärker, dass heißt aber nicht, dass diese dadurch stärker werden, sondern nur, dass sie bewusster wahrgenommen und (hoffentlich) angegangen werden. So wie Fieber ein Zeichen des Heilungsprozesses ist.
********or_1 Mann
97 Beiträge
Krankheit und Heilung
Um etwas zu heilen müsste etwas krank sein und wer maßt sich an zu beurteilen, welche Form des Lebens nicht gesund ist. Lasst doch jedem sein Denken und Leben, ohne zu urteilen und irgendwelche Thesen an den Haaren herbei zu ziehen.

Hmm ... wenn ich abends die Nachrichten einschalte (Berichte über Terroranschläge, Fanatismus, Kriege) oder mir allein die Geschichte des 20. Jahrhunderts so anschaue (zwei Weltkriege, Genozide, Verfolgung von Minderheiten), bin ich der Meinung, dass man durchaus von "krank" sprechen kann.

Analyse und Urteil haben auf einer bestimmten Ebene ihren Platz und ihre Berechtigung. Es handelt sich nicht immer um eine Anmaßung. "Urteilsfreiheit" mag zurzeit en vogue sein und gut klingen, ist aber nicht die Lösung für alles und wird oft missverstanden mit einer Art empathielosen Gleichgültigkeit.
Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.908 Beiträge
Weit (her)gedacht...
Habe Eure Beiträge nicht gelesen, gebe also nur meinen selbst erdachten *senf* dazu. Aus Gründen der Beitragslänge natürlich sehr oberflächlich, vereinfacht, natürlich nicht in Allem durchdacht - und zu Recht angreifbar.

• Der praktizierte Kapitalismus ist imho eine Fehlentwicklung des Patriarchats.
Antreibende Motive für die Entwicklung: Machtstreben aus materieller Gier; diese könnte auch Stellvertreter für Existenzangst sein. Beide sind, tiefer gedacht, fehlgeleitetes Abwehrverhalten existenzieller Ängste.
• Der praktizierte Kommunismus war eine Fehlentwicklung der Patriarchen.
Antreibende Motive für die Fehlentwicklung: Machtstreben aus Angst vor Kontrollverlust.
• Beide Systeme vereint die Angst und eine Konkurrenz zwischen "Herrschenden" und "Beherrschten" sowie innerhalb der Mitgliedern beider Gruppen.
Alle Mitglieder insgesamt vereint Angst, der Gegenpol zur Liebe.

Alternativen sehe ich
• in der ethischen Ökonomie Christian Felbers und/oder
• in der zunehmenden Reintegration des matriarchalen Gesellschaftssystems vor der Etablierung eines sesshaften Lebensstils. Deren Motive waren (schade, dass ich nicht dabei war) Zusammenarbeit und Fürsorge.

Beides zusammen könnten Selbstheilungsprozesse für unsere Spezies und unsere Lebensgrundlagen bewirken. Meines Wissens ist in dieser Kombination eine Gesellschaftsvision noch nicht einmal angedacht.

In der Polyamorie allein sehe ich keinen Selbstheilungsansatz für unsere Spezies, wenn sie nicht gleichermaßen von deutlich weiter gehender Bewusstseinsänderung bei allen Menschen sowie gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Systemänderungen unterstützt wird. Erst recht sehe ich das nicht in der bisher überwiegenden praktizierten Form von Sternbeziehungen.
Immerhin könnte, das will ich nicht ausschließen, Polyamorie sein wie die erste, mikroskopisch kleine Wurzelfaser einer Ackerwinde einen Meter tief in der Erde.

Fazit: Ich würde Polyamorie nicht als Selbstheilungsprozess unserer Spezies bezeichnen. Das ist so weit gedacht/hergeholt, dass ich Asexualität ebenso bezeichnen könnte. * *ironie* Wobei die kollektiv konsequente Asexualität die Probleme unserer Spezies und des Globus in 50 Jahren und damit wesentlich effizienter lösen könnte als Polyamorie.

T*wink*M

P.S. Das Thema so weit und im Moment inspirierend für mich, dass ich Euch das erspare *lol*
Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.908 Beiträge
Polyamorie als Immunreaktion
auf eine sozio-psychische Mangelsituation (egal wodurch ausgelöst) - damit könnte ich mich eher anfreunden. Mir erscheint nur der Begriff "Spezies" zu hoch gegriffen.

Zur Mangelsituation ein knapp 1stündiges Video, dessen Inhalte ich überwiegend ebenfalls erkennen kann:



Es geht im Kern um Bindungsstörungen aufgrund ungesunder Prägungen in unserer Gesellschaft.
Tom

P.S.: Für diejenigen, die sich so viel Zeit nicht nehmen möchten, hier der Inhalt in Kürze (Zitat aus dem YT-Clip):

Götz Wittneben im Gespräch mit dem Hallenser Psychiater Hans Joachim Maaz. „Man kann es auf den Punkt bringen: Alle Menschen, die psychisch oder psychosomatisch erkranken, leiden an Beziehungen, beziehungsweise sind wegen Beziehungsstörungen krank geworden“, so Hans Joachim Maaz. Ausdrücklich bezieht er die Beziehung zu sich selbst in dieses Spektrum mit ein, viele Menschen seien sich selbst entfremdet, wüssten gar nicht mehr, wer sie sind, weil sie nur noch lebten, wie sie „sein sollten“. Dieser innere Konflikt wirke sich natürlich auch auf alle weiteren Beziehungen aus, ob in der Familie, mit Kollegen und dann selbstverständlich mit der Gesellschaft und schaffen neue Konflikte.

Solche entfremdete Menschen schaffen wiederum gesellschaftliche Normen, in der man meint, Kinder er-ziehen zu müssen, statt eine Beziehung aufzubauen, denn Beziehung ist es, was Kinder brauchen. Maaz empfindet es als tragisch, dass viele Eltern eher das Richtige machen wollen – selbstverständlich mit dem besten Willen – statt eine authentische Beziehung mit dem Kind zu leben. So werden Ratschläge aus Erziehungszeitschriften befolgt, statt nach dem Herzen und nach der eigenen Intuition zu entscheiden. Kinder aber, so Maaz, reagieren auf alles, was echt ist, nicht auf das, was „richtig“ ist.

Maaz sieht in unserer Gesellschaft nicht bloß eine Bewegung zur Bindungslosigkeit, sonder gar zur „Bindungs-Feindlichkeit“. „Der bindungslose Mensch ist natürlich der, der sich am besten manipulieren lässt…ob nun als Soldat, als Konsument oder Konkurrent..“ Die frühkindliche Fremdbetreuung fördere diese Fehlentwicklung einer beziehungsgestörten Gesellschaft und es sei ein Zeichen einer pathologischen gesellschaftlichen Entwicklung, wenn die natürlichen Bindungswünsche der Menschen in Bezug auf Partnerschaft, aber insbesondere auch in Bezug auf Kinder, nicht mehr wertgeschätzt würden.

Die von Hans Joachim Maaz und Kollegen betriebenen Psychotherapie versuche, die auftretenden Symptome zurückzuverwandeln in die eigentliche Beziehungsgeschichte, aus der die Symptome entstanden sind. Wenn es gelingt, dass ein Mensch wieder lernt, auf seine Beziehungsfähigkeit zu vertrauen und dann tatsächlich in gesünderen Beziehungen lebt, erkennt er, dass er sich vom Druck befreit, den Mangel an Beziehung kompensieren zu müssen, zum Beispiel durch beruflichen Erfolg. Der Mensch erkennt, dass es genau das ist was er eigentlich nur will: Kommunizieren, sich austauschen mit anderen Menschen als d i e befriedigendste Lebensbasis schlechthin.

**********henke Mann
9.633 Beiträge
...viele Menschen seien sich selbst entfremdet...

Das ist der Kern. Sie sind es einerseits, weil ihnen die gültige Schneller-Höher-Weiter-Bunter-Ideologie keinen Raum zu Selbstreflektion lässt, andererseits sind es auch, weil nach Jahrzenten eines "Du bist das, als was Du Dich verkaufst" gar nicht mehr in der Lage sind, zu erkennen, wer sie sind.

Wenn wir dann noch Polyamory in allererster Linie als die Fähigkeit, sich selbst zu lieben und durch eigenes Strahlen Liebe zu verbreiten verstehen, dann haben wir eine schöne neue Welt.
Spannend.....
wohin sich solch eine Diskussion hier entwickelt.
Mir persönlich sind diese ganzen philosophischen Ansätze zum Thema Poly viel zu verkopft und wenn ich jetzt noch lese, dass die kapitalistische Gesellschaft an allem Schuld ist, werfe ich mich vor Lachen in die Ecke.
Jetzt fehlt nur noch, das jemand den alten Marx bemüht und beweisen will, dass er das schon damals wusste.
Keine Ahnung wie jeder einzelne hier dazu gekommen ist Poly denken und leben zu wollen, bei uns war es ganz einfach die Erkenntnis, das Monogamie nicht das ist was uns glücklich macht. Nach dieser Erkenntnis folgt das Lernen und das Herantasten an das reale Leben mit der neuen Sicht und siehe da, es entwickelt sich etwas ganz ohne Zwang, ohne Definition, ohne Philosophie. Es entwickelt sich unbekannte neue Lebensfreude und die ist es was wir genießen.
Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.908 Beiträge
Jetzt fehlt nur noch, das jemand den alten Marx bemüht und beweisen will, dass er das schon damals wusste.

In der Tat sind die Gedanken, die heute unser Leben mitprägen, etwas vor Karl Marx, nämlich von Charles Fourier https://de.wikipedia.org/wiki/Charles_Fourier entwickelt worden:
• Gleichberechtigung von Frauen und Männern
• Gemeinschaftsleben in "freier" Liebe und Sexualität
• bedingungsloses Grundeinkommen
• Bildung, die sich an den Interessen des Kindes orientiert

Es geht auch nicht darum, dass "der Kapitalismus an allem 'Schuld' sein kann". Es geht um Ursachen und Wirkungen von Gedanken, an denen alle gleichermaßen beteiligt sind - auch diejenigen, die sich von Gedanken beeinflussen lassen - oder einfach nur mitmachen. So entsteht mit der Zeit ein System, das Auswirkungen hat. Diese zu kritisieren ist das Eine. Einem wie auch immer gearteten System "Schuld" zuzuweisen, ist Delegation von Selbstverantwortung. Denn "Schuld" im Sinne einer verwerflichen Absicht ohne Rechtfertigungsgrund können immer nur Menschen haben.

T *my2cents* M
****imu Mann
1.296 Beiträge
Monogamie und Kapitalismus
Selbstverständlich gibt es da einen offensichtlichen Zusammenhang - ganz ohne tiefgründiges Philosophieren. Das ist nämlich ganz einfach der Begriff Privateigentum.

Ohne jetzt Historiker zu sein, kann ich mir gut vorstellen, dass in der frühen Menschheitsgeschichte Privateigentum und Monogamie gleichzeitig entstanden sind.

Und es kann gut sein, dass heute die Entstehung der "sharing economy", die in der materiellen Welt stattfindet und auch notwenig ist auf der seelischen Ebene durch die Polyamorie gespiegelt wird.
*******lied Mann
602 Beiträge
Poly gegen wen ?
Ich sehe die Verbindung von Monogamie und Kapitalismus eher im Erbrecht. Der materialistische, anhäufende Vater hat es einfacher, den Erben zu bestimmen, wenn er sicher sein kann, welche Kinder von ihm sind. Umgekehrt kann die Mutter, die sich bereiterklärt nicht auch noch mit anderen Männern, wie auch immer geartet, rumzumachen, einen Anspruch auf Versorgung herleiten.

Meiner Meinung nach reicht dieses "Agreement" vom Industriemagnaten der 1850er bis zurück ins römische Reich, wo Ehe unabhängig von Liebe und Sex war. Die romantische Zweierbeziehung, der Versuch alles drei unter einen Hut zu bekommen, war die Freiheit, aber auch die Notlösung der Ärmeren.

Ich denke, erst seit den 1960ern, seit dem Verhütungsmethoden günstig und flächendeckend (*lach* *zwinker*) ganzen Völkern zur Verfügung stehen, können wir uns in Gedanken verlieren, ob Poly und Kommunismus einen Zusammenhang haben könnten. Ich sehe das zwar so, in noch diffuser Weise, aber Gedankenspiele, Poly gegen irgendetwas zu sein, das uns unglücklich macht, sind wohl eher unser Luxus in der heutigen Zeit.
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