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BDSM & Polyamorie
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Liebe, Zeit, Pflege - Polyamorie?333
Ich beschäftige mich momentan immer mal wieder mit dem polyamoren…
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Polyamorie - reicht ein Begriff?

Polyamorie - reicht ein Begriff?
Nach dem ich hier, in dieser Gruppe gefühlt schon recht lange unterwegs bin, stellt sich mir die Frage, ob wir wirklich von gemeinsamen Gedanken ausgehen. Für mich steht die Liebe zu mehreren Partnerinnen im Vordergrund! Für manch einen die sexuelle Leidenschaft und für wieder andere das Ausleben bestimmter Vorlieben außerhalb einer Primärpartnerschaft, wie zum Beispiel Bisexualität, Ds, SM oder was auch immer. Ich weiß auch, dass eine Zerfaserung für eine Gruppe Schwächung bedeutet. Aber sind wir nicht doch zu unterschiedlich, um nach außen, einheitlich als Gruppe der Polyamorie wirken zu können.
Ich habe häufig Erklärungsnot wenn, oft vorwurfsvoll, behauptet wird: Ihr bekommt doch nur nicht genug! Ihr seid doch nur auf Sex aus, oder wie es hier genannt wird ihr seid doch nur promisk. Mein Eindruck ist, dass die, die das behaupten in vielen Fällen recht haben und ich in eine Verteidigungsposition gerate, die ich garnicht verursacht habe. Ich frage mich und Euch, können wir wirklich eine gemeinsam Haltung zum Thema Polyamorie nach außen transportieren, oder sollte man zur schärferen Abgrenzung nicht Abgrenzungen benennen? Wie die aussehen sollen weiß ich auch noch nicht. Aber irgendwie ikommt mir das Gewusel hier, zu bunt vor.
Micha
*****_be Mann
271 Beiträge
Verwechselst Du vielleicht eine lose Gemeinschaft Gleichgesinnter die hier im Joyclub zwecks Kennenlernens und Gedankenaustauschs besteht mit einer politischen Partei, die vermeintlich einer kohärenten Position bedarf um sich gegen "öffentliche Angriffe" zu wehren um dann (von-wem-auch-immer) erfolgreich "gewählt" zu werden bzw. "gut dazustehen"?
****e59 Frau
3.516 Beiträge
So ganz verkehrt
ist das nicht, was Micha da schrieb.

Ich bin noch auf einer anderen Plattform, da wird Polyamorie als Sexualverhalten geführt, was in meinen Augen ein Unding ist. Und genau da fängt es an unangenehm zu werden, wenn ich mich als polyamor trotzdem oute.

Viele verstehen nicht, dass es eigentlich um etwas ganz anderes geht als um Ausleben meiner sexuellen Wünsche und Bedürfnisse. Und genau da kommen auch diese Verbindungen im Kopf bei vielen her, auf die wir hier treffen, die sich so schwer tun Polyamorie und Sex mal im Kopf zu trennen.
*********nchen Frau
5.059 Beiträge
Gruppen-Mod 
Aber wieso kommst du, Micha, denn in Verteidigungsnöte für das, was andere leben?

Bei mir läuft das (verkürzt) ungefähr so:

• Du bist polyamor? Also du hast mit verschiedenen Menschen Sex?
• Nein, Polyamorie meint mehr als Sex: Gefühle, Liebe, Beziehung.
• Aber mit Sex?
• Kann sein, muss aber nicht. Kommt darauf an, wie man es lebt. Aber in erster Linie meint Polyamorie, dass man ggf nicht nur einen Menschen liebt .
• Aha.


Feddich *zwinker*
Damit ist das Wesentliche erklärt.

Wer da was wie anders noch lebt oder nicht lebt, tangiert mich dabei überhaupt nicht und stört mich auch nicht.
Ich erzähle und erkläre für mich und meine individuelle Situation/Sicht/Einstellung.
Verteidigen muss ich da nichts. Mich selbst nicht und erst recht niemand anderen. Kommt mir gar nicht in die Tüte *zwinker*
****e59 Frau
3.516 Beiträge
@Tinchenbienchen
das Gefühl, sich zu verteidigen ist aber da... ich kenne es auch
... und ich mache es ungefähr so, wie du, habe da auch ein paar Standardantworten auf Lager
*********nchen Frau
5.059 Beiträge
Gruppen-Mod 
Aber das hat ja was mit einem selbst zu tun und nicht mit einem Begriff oder wie andere diesen Begriff definieren.
Und warum ...
... sollte ein Mensch, der bisexuell veranlagt ist und zum Beipiel gerne im BSDM oder gar promisk unterwegs ist, nicht polyamor fühlen?

Will irgendjemand diesen Menschen die Neigung, mehrere Menschen zu lieben, absprechen?

Falls ja, warum?

Gibt es nur eine "richtige" Art, viel Menschen zu lieben ?

Was heißt POLY AMOR ?

Was bedeutet fremdschämen ?

Die Welt ist bunt, und das finde ich gut so ...

Liebe Grüße

Stefan
*******ben Mann
3.280 Beiträge
es steht ja jedem frei für sich selber einen anderen Begriff zu wählen, um sich zu Welt zu präsentieren. Diesen mit Regeln/Vorgaben zu hinterlegen.

Polyamorie lässt sich zum Glück nicht enger fassen; ist bewußt als ein Dach für die vielffältigen Formen der Mehrfach-Liebe gewählt worden.
Weil die Liebe sich nicht wahrhaftig in die Welt bringen kann, wenn enge Rahmen und Konstrukte vorgegeben. Auf Sicherheit, Heimat im Inneren setzt, statt auf äußere feste unveränderliche Vorgaben. Ich lernen und mich entdecken kann im unterschiedlichen Spiegel der Gegenüber.

Polyamorie ist bunt, vielfältig, sich verändernd, weiter wachsend und wer sich damit nicht heimisch fühlt, was engeres braucht, ... findet dann eben für seins einen anderen Begriff; sucht sich Gleichgesinnte. Schaut ob dies hier unter diesem Gruppendach geschehen kann oder ob es ein eigenes braucht.

*my2cents*
***vy Frau
224 Beiträge
"Richtige" Polyamore
Und "falsche"? Diese Art der moralischen Unterscheidung empfinde ich als kränkend...ich bin eine polyamore sexuell freigeistige Frau. Mag weder bei Monos noch unter Polys als etwas dargestellt werden von dem man sich abgrenzen muss. als ich mich den Polys anschloss dann im naiven Glauben es gehe unter ihnen toleranter zu. auszuhalten dass jede nach ihrer Facon glücklich werden soll.....alles andre empfinde ich als Versuch Dogmen zu schaffen, Vereinsregeln und Zäune aufzustellen. mir ist es egal wie andere ihr Polysein leben solange sie mir damit nicht wehtun. Möchte dass das Wort Polyamorie das Dach eines Hauses mit sehr unterschiedlichen Räumen bleibt. Auf ein friedliches frohes Buntsein!
*******enig Mann
8.382 Beiträge
was mir beim Eröffnungsposting
von Seehund58 / Micha missfällt, ist die Frage nach der Ausgrenzung bzw. Abgrenzung. Das erinnert mich regelmäßig an irgendwelche Karnickelzüchter- oder Kleingartenvereine. Motto: "Hauptsache wir sind drinne und natürlich ganz doll exklusiv und die anderen müssen draußen bleiben". Das Thema ist dann relativ egal.

Um seine Fragen mal kurz und knackig zu beantworten: NEIN, wir werden keinen gemeinsamen Standpunkt nach außen hin transportieren können und sollte es jemals soweit kommen, weiß ich genau, dass mein letzter Tag in dieser Gemeinschaft gekommen ist. Und NEIN, lieber Micha, hier ist es KEINESFALLS zu bunt. Solltest du dieses Gefühl haben, setz dir bitte eine Brille auf oder leg dir eine Krankheit zu, damit du farbenblind wirst.

Polyamorie bezeichnet den Lebensstil, dass man mehr als eine Liebesbeziehung für sich und seine Partner zulässt, so wie Homosexualität den Lebensstil bezeichnet, dass man Beziehungen nur zu Menschen des eigenen Geschlechts eingeht. Keiner dieser Lebensstile bedarf der Erklärung oder gar Verteidigung. Wie erwachsene Menschen ihr Zusammenleben gestalten, sollte weitgehend ihre Privatsache sein. Grenzen gibt diesbezüglich nur unsere Rechtsordnung vor, z.B. kann man nur einen Menschen heiraten, immerhin kann inzwischen auch unter gleichgeschlechtlichen Menschen geheiratet werden. Sollte Micha sich also jemals verteidigen müssen für seinen Lebensstil, stelle ich mich gerne neben ihn und fechte nach Leibeskräften für seinen Standpunkt, aber bitte, bitte, seht doch ein, dass es so etwas wie eine gemeinsame Position bei einem Thema wie Polyamorie nicht geben kann. Dazu sind die Lebensentwürfe einfach viel zu individuell.
*****e_3 Frau
2.065 Beiträge
Ich kann gut nachvollziehen, was Micha meint.
Als ich vor 3 Jahren meinen Partner (hier im JC) kennenlernte, war ich in der Situation, ihm mein polyamores Fühlen und mein Leben in den Jahren vor dieser Partnerschaft erklären zu wollen.
Einem Menschen, der immer monogam lebte und von sich sagt, dass er auch monoamor fühlt zu erklären, dass die eigene Gefühlswelt anders ist, ist nicht leicht.
Schnell stößt man auf Unverständnis - wenigstens erstmal - und ich persönlich fand mich in einer Art "Verteidigungshaltung" wieder. Das auch deshalb, weil wir uns eben HIER im JC begegneten und er begann in der Poly-Gruppe zu lesen. Dieses Lesen war überhaupt nicht hilfreich, um ihm MEINE Sicht auf Poly zu vermitteln. Klar, ist die Welt bunt, aber das, was er überwiegend hier las, hatte tatsächlich eher mit dem Ausleben sexueller Bedürfnisse zu mehr als einem Menschen zu tun, als mit der Schilderung von Liebesbeziehungen zu mehreren Partnern.

Wie beschrieben, fühlte ich mich in diese "Verteidigungshaltung" und sagte Sätze wie:
"Liebe bedeutet nicht unbedingt das Ausleben von Sexualität." oder "Liebe ist eben MEHR" und und und...
Denke ich genauer darüber nach und höre wirklich in mich hinein, muss ich meine Aussagen tatsächlich hinterfragen, denn das stimmt ja - wie Vieles - nur halb.
Niemanden würde es doch stören - oder überhaupt interessieren - wenn ich mehr als einen Menschen liebe und der oft gewählte Vergleich, dass man auch Liebe zu mehreren Kindern etc. empfinden kann, ohne eins weniger zu lieben... - der Vergleich hinkt doch, was Polyamorie betrifft, wie ich es empfinde.
Zum "Problem" für die Nicht-poly-Welt wird es doch nur dann, wenn aus Fühlen sexuelles Verlangen wird.

Wenn ich das Gefühl von Liebe zu einem weiteren Mann spüre, sexuelle Wünsche aber unterdrücke und somit diese Gefühle exklusiv ausschließlich in EINER Partnerschaft lebe, so juckt mein Fühlen doch niemanden.
Schwer wird es, wenn ich emotionale Nähe auch körperlich erfahren möchte. DAMIT hat ein monoamor fühlender Partner Probleme.

Jetzt mag der Ein, oder Andere sagen:
"Ja, aber Swinger fühlen ja auch oft monoamor und trennen Sexualität und Liebe - schließen Letzteres sogar als No go aus....".
Das mag sein und diese sexuell geteilte Vorliebe hat - wie erwähnt - eben NICHTS damit zu tun, eine "Konkurrenz" für die Exklusivität dessen zu fürchten, was diese Partner wollen und vereinbart haben. Schwer ist es immer dann, wenn "Konkurrenz" empfunden wird... Eifersucht... Verlustangst... Bei Absprachen ist das (wahrscheinlich) so, dass man sich "sicher" fühlt. Eine weitere Liebe, in der dann auch Sexualität gelebt wird, wird für einen nicht polyamor Fühlenden aber als "Fremdgehen" bewertet. Sozialisation... Erziehung...

Sind wir aber im polyamoren Fühlen wirklich SOLCHE *engel* *zwinker* , dass wir sagen können: "Sexualität ist in der Polyamorie - "in tiefer Liebe" - zweitrangig?
Sehe ich nicht so.
Gerade diese Sehnsucht nach einem LEBEN der Gefühle - diese Sehnsucht nach tatsächlicher Verbindung, die empfunden wird - macht Poly doch zum Thema.
Ist das nicht das, was hier i der Gruppe verbindet?
Z.B. die Vielfalt, die sich bieten KANN, wenn man unterschiedliche Bereiche, Wünsche und Bedürfnisse auch mit unterschiedlichen Menschen in Ehrlichkeit leben kann.
Ist es nicht das, was eben AUCH - wenn nicht hauptsächlich - dahintersteckt?

In monogamen Beziehungen "schmeißt" man alles auf den Einen - Erwartungen, Sehnsüchte, aber auch den Wunsch nach sexueller Befriedigung.
Hat dieser Jemand - oder auch umgekehrt - weniger Lust, oder andere Wünsche, muss sich der Partner in seinem Wollen zurücknehmen, denn... man kann das, was man gerne hätte, eben NICHT bei wem Anderen (aus-)leben.
Jetzt könnte der monoamor fühlende Mensch sagen:
"Na siehste... Ist eben DOCH nur ein Alibi für sexuelle Freiheit."
ICH frage mich inzwischen: "Ja, und wenn?"

Was ist so falsch daran, wenn Liebe zu einem weiteren Menschen gekoppelt ist an dann mögliche Sexuelle Vielfalt?
Was ist falsch daran, wenn ein Mensch, der ggf. BDSM, Bisexualität etc. mit dem einen Partner nicht ausleben kann, diese Erfüllung aber in Liebe (eben PolyAMORIE) bei wem Weiteren findet? Würde man nicht IRGENDETWAS bei/an wem Weiteren finden, so wäre da doch gar kein sexuelles Verlangen.

Polyamorie braucht m.E.n. weder " 'nen Heiligenschein" *skeptisch* , um "unverdorben" *zwinker* sexuelle Wünsche in eine Art "eheähnliche"/verbindliche "Verpackung" zu befördern (das hat sie doch gar nicht nötig!) und ist für mich auch keine Art irgendeiner "Weilterentwicklung auf eine besondere Stufe von Miteinander".

Polyamore Verbindung ist beiweiten mehr, als ein sexuelles Abenteuer. Es ist - wie das Wort schon sagt - LIEBE. Und diese kann - wenn sich die Menschen einig sind, die sie leben - so vielfältig und bunt sein, wie die Menschen es sind, die sie spüren.
Danke!
Erst mal Danke, an alle die hier, teils sehr kontrovers, ihre Meinung zum Besten gegeben haben. Besonders Soukies Sichtweise hat mich sehr angesprochen und ein besonderes Dankeschön verdient! Mich hat der ausführliche Artikel nicht nur berührt, sondern vor allem zum neu Nachdenken angeregt.
Für alle, die sich in ihrem Polyamoren Denken angegriffen fühlen - Entschuldigung ich wollte nicht ausgrenzen oder bewerten ob richtig oder falsch!
Micha
*****al4 Mann
797 Beiträge
Einerseits ist mir die Vielfalt, so wie fast allen meinen Vorrednern, total wichtig, andrerseits sehe ich aber auch überhaupt und garkeinen Grund, sich überhaupt abzusetzen oder gar gemeinsam für irgendeinen gemeinsamen Standpunkt oder gleiche Haltung zu streiten. Warum?
Polyamorie heisst nicht mehr als Viel und Liebe. Und die Diskussion hatte wir hier schon -x mal, was genau für wen Liebe ist. Die -x verschiedenen Erklärungen zeigen doch deutlich, wie unterschiedlich und individuell jeder das für sich sieht und entsprechend lebt. Und: das ist auch gut so *g*

Ich frage mich eher, woher dieser Wunsch kommt; der Wunsch einmal nach "Parteizugehörigkeit", aber auch der Wunsch, sich irgendwie gegenüber irgendwem mehr als erklären zu wollen. Es gibt kein Richtig und Falsch, solange ich nicht irgend jemandem schade. Ich habe mein Liebesleben und meine Haltung, die sich sogar noch ständig entwickelt und verändert; gerade dadurch, das ich neugierig mit meinem Gegenüber und mir selbst umgehe und nicht nach einem fest definierten Muster handle.

Wie sagte Safi Nidiaye sinngemäß? Das Verhalten eines Menschen sagt etwas über ihn aus, nicht über mich. Und das, was er in mir auslöst, sagt etwas über mich aus und nicht über ihn. Will sagen: wenn ich in eine Verteidigungshaltung komme, frage ich mich immer: warum? Warum fühle ich mich angegriffen? Brauche ich jetzt echt Verteidigungsstrategie, und - in diesem Fall - brauche ich eine Distanz von Autorität in dem Sinne, das ich eine klar definierte Haltung, einen stabilen "Verhaltenskodex" zitieren kann, nach dem ich lebe?

Wenn ich das so fühle und merke, stelle ich immer wieder fest, das ich in mir selbst nicht fest genug bin, bei mir bleiben zu können. Und das ich das nicht selbst verursacht habe, das ich in eine Verteidigungshaltung komme, das stimmt nicht. Es ist meine Interpretation des Verhaltens und der Worte meines Gegenübers; warum er sich jetzt mehr als erklären und mich als falsch darstellen muss, ist seine Sache. Nicht meine. Ich bin nicht falsch. - Oder vielleicht doch? Warte mal, neenee. Polyamorie ist dasunddas und dasunddas nicht, das siehst Du falsch. Ich erkläre Dir das mal, und dann wirst Du hoffentlich verstehen, das ich total richtig bin... Puh. Nee. Hilft nicht.
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********enzo Mann
853 Beiträge
Der egoistische Denkfehler vieler Menschen...
... liegt in der Annahme, dass wir Menschen tatsächlich ohne die Anerkennung durch unsere Umwelt überleben könnten.
Wie erwachsene Menschen ihr Zusammenleben gestalten, sollte weitgehend ihre Privatsache sein.

"könnte, müsste, dürfte, sollte, wollte" - sind Wörter die grammatikalisch zum Konjunktiv 2 gehören und inhaltlich den "sinnlosen Aussagen" zugeordnet sind.
Es sollte Privatsache sein und keine Auswirkung auf die Bewertung des Menschen Einfluss haben. Befasst man sich mehr mit dem Tatsächlichen als mit dem Wunschdenken, dann kommt man nicht umhin zu bemerken, dass Menschen vor allem fühlende und weniger denkende Säugetiere sind.

Daher ist es auch wichtig zu welcher Familie, welchem Stamm, welcher Religion und welchem Ideenkreis wir angehören. Soziale Ausgrenzung gehört zu den schlimmsten emotionalen Erfahrungen die ein Mensch erleben kann. Diese "Gruppenbildung" mag nicht jedem gefallen, sie jedoch zu verleugnen macht es nicht besser.

Ich empfinde es auch als anstrengend und manchmal als verletzend, wenn man mich ungerechtfertigt in Gruppen steckt die ich tatsächlich meide. Nur weil ich mit einer Frau und einem Mann zusammen lebe, bin ich nicht bi. Nur weil ich nicht immer treu war und wir eine Polybeziehung haben, bedeutet es nicht, dass ich mit allem Sex habe, was bei 3 nicht auf dem Baum ist.

Und ja, auch ich möchte mich oft von einigen Ideen der Polygemeinde abgrenzen, einfach weil diese nach meinem Empfinden nichts mit Poly zu tun haben und alles mögliche (oft ohne Nachdenken) mit zur Polygemeinde gerechnet wird. In diesem Punkt geht es der Gemeinschaft oft nur um Masse, statt um Klasse.

Viele Grüße
Brian
********er62 Mann
2.376 Beiträge
tatsächlich
betrachte ich es ganz und gar als meine Privatangelegenheit, wie ich mein Zusammenleben gestalte... ganz und gar ohne Konjunktiv 2
Cool
****isc Mann
2.633 Beiträge
BrianLorenzo, Dein Denkfehler ist, dass Du Polyamorie gerne als Gemeinde und nach außen abgeschottete Gruppe betrachtest. Du redest von Masse statt Klasse. Also sogar eine Gruppe, welche über anderen steht, welche die Normen nicht perfekt erfüllen? In meinen Augen: Fail.

Polyamor ist die Definition von Menschen, welche zu mehr als einem Menschen auf romantischer Ebene Liebesbeziehungen unterhalten bzw. anstreben bzw. sich wünschen. Punkt. Nicht mehr. Nicht weniger.

Alles andere ist hinzugedichtet von Menschen mit Schrebergartenvorstandsmentalität, welche immerzu meinen, dies brauche eine Kultur drum herum mit festen Regeln, noch feineren Definitionen, Ein- und Ausgrenzungen. Verweisen bei Verstößen gegen diese Hinzudichtungen. Klassen, Schubladen, Untergliederungen. Grenzen.

Die Definition von Polamorie auf Wikipedia ist ein Paradebeispiel dafür: geschrieben von 'Experten", Hardcorern, organisierten, Puristen - sprich polyamoren Ideologen. Dogmatikern.

Und Du redest von
********enzo:
...dass Menschen vor allem fühlende und weniger denkende Säugetiere sind.
?

Allein das Gefühl ist maßgeblich dafür, ob man polyamor ist oder nicht. Nichts anderes.

Natürlich wollen Menschen sich in definierten Gruppen finden. Aber sie müssen zugleich auch lernen, dass nicht alles in Clans, Gruppen, Identitäten u.ä. unterzubringen ist, selbst sie selbst nicht in jeder ihrer Facetten. Dafür hat der Mensch Intelligenz, Flexibilität und soziale Kompetenz was einem Tier welche seine Identität über seine Herde bestimmen muss eben fehlt.

Es ist doch nicht schlimm, sich selbst zu erklären gegenüber jenen, welchen man sich mitteilen will. Dabei entsteht ja auch tieferes Verständnis und Verstehen. Auch wenn einem das bisweilen mühselig vorkommt.
Aber ich zB möchte nicht über ein allgemeinverständliches Schlagwort - Polyamorie - Simsalabim! - auf den Punkt genau definiert sein können. Denn ich bin ein Individuum. Veränderlich, höchstens in ein Spektrum Polyamorie passend und selbst darin noch ambivalent. Ein Mensch. Und kein Partei-Soldat in einheitlicher Uniform und einheitlichem Verhalten.

So, und all dies nun ganz ohne Konjunktiv 2 *zwinker*
*****riq Mann
205 Beiträge
Das Problem ist vermutlich einfach, wie so oft, dass die Menschen in Schubladen denken. Und geht zum passenden Begriff die Schublade auf und alles ist klar...

Selbst hier in der Gruppe ist es doch so. Wenn ich mich recht entsinne stand vor der Aufnahme ein Text wer alles nicht erwünscht sei. Und das zum Beispiel Beziehungsanarchisten eine andere Gruppe hätten.

Und oft bekommt man auch irgendwelche Regeln um die Ohren gehauen, die bei einer polyamoren Lebensweise zu beachten sind.
"Jeder muss von jedem wissen. Ehrlichkeit gegenüber allen Beteiligten...." und so weiter.


Wie kann man von unbeteiligten Dritten erwarten, dass diese eine offene, unvoreingenommene Meinung zu dem Thema haben, wenn die "Beteiligten" schon selbst voreingenommen gegenüber anderen sind?!


Ich merke inzwischen, dass mir das Konzept der Beziehungsanarchie mehr zusagt. Obgleich dies genau genommen eine Art der Polyamorie ist.
Und wieso muss ich mir um so etwas überhaupt Gedanken machen und schauen, wie ich Gefühle und Verhalten am besten kategorisiere? Muss ich nicht, tue es aber trotzdem. Und das, obgleich es mich schon selbst stört.


Wenn man selbst also in Schubladen denkt und versucht sich seine Komode möglichst bequem einzurichten, wie kann ich es dann anderen verübeln?
Wenn ich allerdings meine Sichtweisen ändern und meine Gefühle ohne Kategorisierungen leben will... was interessiert es mich dann, was die anderen denken?

Es ist doch vollkommen egal was Dritte meinen, dass man tut oder nicht tut und wie sie dies bewerten.

Das man selbst und die direkt Beteiligten Spaß haben, oder doch entscheidend!


Frei nach Huna "Wahr ist was funktioniert!"
********er62 Mann
2.376 Beiträge
natürlich
denken wir alle - mehr oder weniger - in Schubladen und werden auch - ob wir das wollen oder nicht - in solche gesteckt.

Diese Schubladen sind ja auch oft Filter, mit denen wir - für uns - Wesentliches von Unwesentlichem trennen.
Ich möchte das jetzt gar nicht weiter thematisieren.

Und oft bekommt man auch irgendwelche Regeln um die Ohren gehauen, die bei einer polyamoren Lebensweise zu beachten sind. "Jeder muss von jedem wissen. Ehrlichkeit gegenüber allen Beteiligten...." und so weiter.

Du beschwerst dich z.B. über diese Regeln, aber in meinen Augen sind genau diese der minimale Konsens. Viele Sympathisanten der Polyamorie haben genau dann ein Problem mit diesem Begriff, wenn andere von sich behaupten, polyamor zu sein, diese Regeln für ihr eigenes Zusammenleben aber nicht anerkennen wollen.

Dies führt dann genau zu der eingangs erwähnten Unglaubwürdigkeit des Begriffs.
*****e_3 Frau
2.065 Beiträge
Wenn sich im JC nicht Gleichgesinnte austauschen wollten, bräuchte es ja gar keine Gruppen. Vielfalt ist spannend, aber manchmal braucht es eben Definitionen und (möglichst große *zwinker*) "Schubladen", damit man passende Gruppen auswählen kann.
Ich suche den Austausch mit polyamoren Menschen ja auch nicht in einer Swinger - Gruppe, was jetzt nicht heißen soll, dass da keine Polys sind *frieden*, sondern dass ICH eben wählen will, was mir entspricht.
Das kann ich wohl kaum, wenn über einer Gruppe für Hundefreunde "Katze" steht, oder?
*witz*
Für Sex ohne Liebe gibt es im JC bestimmt ausreichend genug Gruppen. *zwinker*
Cool
****isc Mann
2.633 Beiträge
*****e_3:
Für Sex ohne Liebe gibt es im JC bestimmt ausreichend genug Gruppen.

Guter Einwand - dann braucht eben JC noch drei Gruppen, damit die Puristen sich unter sich austoben können:

• Liebe ohne Sex
• Wir erzählen uns immer alles
• Egalität in Mehrfachbeziehungen

Und alles ist gut, jeder hat dann sein Schublädchen und Polyamorie kann bleiben was es ist: Frei von zu eng gefassten Dogmen *g*
*****e_3 Frau
2.065 Beiträge
Wer sind denn - wieder eine Definition *fiesgrins* - "die Puristen"?
Cool
****isc Mann
2.633 Beiträge
Genau jene, welche diese drei (noch?) fiktiven Gruppen als dogmatischen Muss-Bestandteil der Polyamorie betrachten - und alle anderen als 'nicht wirkliche' Polyamore bezeichnen *g*
*****e_3 Frau
2.065 Beiträge
OK, in der ersten Gruppe kann man gemeinsam trauern *snief* und in den anderen?
Erkenntnis meinerseits : Zu wenig Vielfalt macht's langweilig,

ABER trotzdem sollten Gruppennamen zeigen, worum es geht.
"Denn nur wo Nutella draufsteht, ist auch.... "
*ja*
*****riq Mann
205 Beiträge
********er62:
Du beschwerst dich z.B. über diese Regeln, aber in meinen Augen sind genau diese der minimale Konsens. Viele Sympathisanten der Polyamorie haben genau dann ein Problem mit diesem Begriff, wenn andere von sich behaupten, polyamor zu sein, diese Regeln für ihr eigenes Zusammenleben aber nicht anerkennen wollen.

Richtig. Genau da gehen die Probleme los. Weil einige der Ansicht sind, dass Ihre Meinung so viel richtiger ist, dass diese allgemein prägend für bestimmte Begrifflichkeiten sein muss.

Wie bereits mehrfach in diesem Beitrag erwähnt wurde, besteht Polyamorie "nur" aus den Worten "viel" und "Liebe". Mit keinem Wort sind da Dinge wie "Beziehung", "Absprachen", "Ehrlichkeit" oder sonst etwas erwähnt.

Und sich zu ärgern, dass man sich "den Monos" gegenüber rechtfertigen muss wenn diese nicht verstehen (wollen), dass deren Sichtweise eben nicht die allgemeingültige ist, andere Menschen aber ebenfalls in diese Lage bringen wollen bzw. ihnen bestimmte Bezeichnungen abschlagen zu wollen, ist doch etwas schizophren.

So kann z.B. auch ein "Beziehungsanarchist" polyamor empfinden, jedoch keinen (großen) Wert auf Verpflichtungen und (für ihn) nicht zielführende Verpflichtungen legen.
Und auch die Polygamie, von der man sich bei der Polyamorie oftmals so gerne klar distanziert, ist eine Form der Polyamorie. Mehrere Ehen bedeuten nicht, dass nicht mehrfache Liebe vorhanden sein kann.

Insbesondere wo die Polygynandrie als Art der Polygamie ja eben die obige Definition der Polyamorie in Reinkultur, mit der Verbindlichkeit der Ehe, erfüllt.


Anderes Beispiel... Ich tauche. Teilweise 3 - 5 x / Woche. Zeitweise über Wochen und Monate nicht, weil es zeitlich nicht klappt bzw. ich mir die Zeit einfach nicht nehme.
Ich habe Freunde, die dreistellige Tauchgänge / Jahr, seit teilweise über einem Jahrzehnt, jedes Jahr, haben. Andere Menschen die ich Treffen haben in den letzten 5 - 10 Jahren vielleicht eine handvoll Tauchgänge, im Urlaub, gemacht.
Beide "Gruppen" bezeichnen sich nun als Taucher. Und auch ich nehme mir dieses "Recht" heraus, selbst wenn ich einige Monate nicht mehr im Wasser war.

Wo ist hier die Grenze und wer hat das Recht diese zu ziehen bzw. dem anderen diese Bezeichnung abzusprechen?


Es ist richtig. Schubladendenken kann man nicht (vollständig) abstellen. Leider. Aber man kann zumindest aufhören zu meinen, dass man selbst die einzig wahren Definitionen kennt. Insbesondere wenn diese das Leben anderer Menschen betreffen.
***vy Frau
224 Beiträge
und
Ich versteh, dass es unter Polys Menschen gibt, die klare Strukturen und zB sexuelle Treue brauchen und will die nicht gegen-doof finden. ist doch total ok. Nur nicht die einzige Art Polyamorie zu leben. ich habe noch nie eine Definition gefunden, die zu all meinen Lebenspgasen passt...wechsel zu gerne mal meine Haut
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