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Alles was ich tue, tue ich für mich, und nicht gegen dich...

Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht.
Diese Weisheit aus Omas Zeiten mag platt daherkommen.
Und evtl. wirkt sie auch rücksichtslos.
In unserer Lesart ein messerscharfes Jein.
In dem Falle, in dem wir alle gut Kenntnis unserer eigenen Bedürfnisse haben, über ausgereifte Bedürfniskommunikation in Richtung unserer Lieblingsmenschen verfügen und diese wiederum in der Lage sind, uns mit den richtigen Ohren (nämlich ohne Scham- und Schuldzuweisungsfilter) zu hören, paßt diese Weisheit durchaus.
Wichtig ist unserer Meinung nach, daß man sich bei Polyamorie der Tatsache stets bewußt ist, daß man aber eben nicht "einsamer Wolf" ist. Meistens steht man ja schon "in Beziehung", gelegentlich sogar multipel.
Jeder Seemann - der sich ja ebenfalls dessen bewußt ist, daß er an einer größeren Unternehmung als nur an sich selbst beteiligt ist - wandelt daher den Sinnspruch folgendermaßen ab:
"Eine Hand für mich, die andere für das Schiff".
Eine Hand für das Schiff - ja, das scheint bei der Seefahrt schon wichtig. Aber eben auch eine Hand ganz für sich. Ohne Hand am Schiff ist der gemeinsamen Sache nicht gedient - ohne Hand für mich komme ich selbst zu Schaden - was am Ende auch allen Anderen schaden wird.
Damit sind wir ganz nahe an christliche Ethik geraten: "Liebe Deinen Nächsten, wie Dich selbst. Das Wie Dich selbst wird zu gerne in edler Selbstverleugnung unter den Tisch fallen gelassen - dabei gilt hier genau wie bei der Seefahrt: Liebst Du Dich nicht selbst, kommen am Ende alle zu Schaden und keinem ist gedient.
Seeleute, Christen und Polyamore tun also möglicherweise gut daran, durchaus in verantwortungsbewußter Weise an sich selbst zu denken - nämlich in einer Weise, die ein "größeres Bild" mit einschließt.
Damit können wir als Polys auch dann gut fahren, wenn eben nicht alle perfekt aufgestellte Bedürfniskommunikation beherrschen, wenn Personen zum Polykül zählen, die nicht optimal für sich selbst sorgen können, wenn wir in unseren Reihen auch Pflegefälle, Senioren, Behinderte oder Kinder haben.
Eine Hand für mich - die andere für's Polykül.
Ich denke an mich - und verliere die Anderen nicht aus dem Blick.
Bei Poly bin ich nicht allein *musketiere* !
**********ucher Mann
4.828 Beiträge
Diese Einstellung ...
... gefällt mir: "Eine Hand für mich, die andere für das Schiff."

Das erinnert mich an den Begriff der Gefahrengemeinschaft ... Bergsteiger, die alle an einem Seil hängen, Seefahrer, Mehrfachliebende ... ihnen allen ist gemein, dass sie sich vorübergehend oder auf Dauer einer Gemeinschaft angeschlossen haben, die ihrem Wesen nach auf gegenseitige Hilfe angelegt ist. Dabei ist es ganz selbstverständlich, dass nicht jeder nur das tut, was für ihn selbst gut ist, sondern immer auch das Wohl und Wehe der Gemeinschaft bei seinen Handlungen im Blick hat. Nur so kann es am Ende gemeinsam gelingen, das zerbrechliche Schiffchen Poly unbeschadet durch die Fluten des Lebens zu führen. *herz2*
Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.908 Beiträge
Deutlicher
wäre es (je nach Gefühl) zu sagen: "Ich tue das für mich. Bitte beziehe es nicht negativ auf Dich persönlich - auch wenn Du die Wirkung von Dir negativ empfunden wird. Es hat (ggf) etwas mit Deinem Verhalten (nicht mit Deinem Wert als Mensch) zu tun und der Tatsache, dass ich im Moment nicht anders damit umgehen möchte/kann."

Die Formulierung "nicht gegen" unterstützt die Interpretation des Infomationsempfängers, dass es eine Heuchelei sein könnte, wenn er zB eine Handlung des Senders (Distanz, Kontaktverweigerung) als Liebesentzug empfindet.

Aber:
Auch die zutreffendste und achtsamste Formulierung
• kann eine Heuchelei sein, wenn Gefühl/Motivation dahinter anderes ist,
• kann vom Empfänger als Heuchelei interpretiert und empfunden werden, egal, wie wahrhaftig der Sender fühlt und wie kompetent er kommuniziert.

Nichts kann jemensch daran hindern, negativ zu denken.

T*wink*M
*****e_3 Frau
2.065 Beiträge
Tom, du kannst es in manchen Zeiten formulieren wie du willst, denn es ist eben nicht nur der Kopf, wo Infos ankommen, sondern auch das Fühlen und das ist eben NICHT immer vorhersehbar.
Oder, weiß hier jeder ganz genau was ihn wirklich verletzt und was nicht?

Es klingt/liest sich vielleicht schräg, aber ICH kann mich selbst tatsächlich nicht immer so gut einschätzen und frage mich, wie andere es dann tun könnten.
Es gab schon Situationen, bei denen ich vorher gesagt hätte, dass ich in diesen ganz sicher leiden würde, weil ich genau das sicher zu wissen glaubte. IN der Situation sah es dann völlig anders aus - teilweise sogar extrem anders.
Besonders erinnere ich mich an eine Situation, vor der ich richtig Angst hatte und als sie eintrat, freute ich mich sogar. Das zeigt doch, dass wir nicht immer wissen, wie sich noch nie Erlebtes für uns anfühlen mag.

Und dann entstehen ggf. ganz verrückte Situationen, in denen man sich - oder andere - rücksichtsvoll zu schützen versucht, wobei das gar nicht nötig wäre. Empfundene Einschränkung und das auch noch völlig umsonst und keiner fühlt sich letztendlich wirklich gut.

Wenn ich mein Gegenüber kennen lernen möchte, so will ich doch wissen, was der Mensch tatsächlich will, was ihn ausmacht und wie seine Bedürfnisse sind. Eine zu große Rücksichtnahme KANN dazu führen, ein völlog anderes Bild vom Anderen zu bekommen.
Was ist dann aber mit meiner Selbstbestimmung, mich WIRKLICH dafür oder dagegen entscheiden zu dürfen?

Versteht ihr was ich meine? Es ist nicht leicht zu formulieren.
*****end Mann
66 Beiträge
Alle Argumente sind valide,
aber es gilt auch zu bedenken:

Der Egoismus (Freiheit) endet genau dort wo die Freiheit und Grenzen eines Menschen oder mehrerer Menschen verletzt werden, im wahrsten Sinne des Wortes.

Denn dieser Satz impliziert auch das mir die Grenzen anderer so ziemlich egal sind, da es ja nur um mich geht.
Dies empfinde ich als sehr antisozial und der Egoismus geht dann in Narzissmus über, denn was interessieren mich andere, es geht nur noch ausschließlich um mich.
Es fehlt einfach die Balance und die Gleichwertigkeit.

Nicht gut...
*********nchen Frau
5.059 Beiträge
Gruppen-Mod 
*****end:
Der Egoismus (Freiheit) endet genau dort wo die Freiheit und Grenzen eines Menschen oder mehrerer Menschen verletzt werden, im wahrsten Sinne des Wortes.

Aber es heißt ja nicht "Ich habe das für mich getan", sondern "Ich tue das für mich".
Man spricht also darüber und hat's nicht einfach schon getan.
Der andere hatte also ggf die Möglichkeit, zu sagen, dass er oder sie das nicht mittragen kann und deshalb gehen muss.
Wenn ich weiß, wie die Bedürfnisse meines Gegenübers aussehen und trotzdem bleibe, dann gebe ich diese Grenze auf. Also kann sie nicht mehr verletzt werden.
Ich denke, die Wahrung der eigenen Grenzen kann man nicht nur den anderen aufbürden.
*****end Mann
66 Beiträge
In meinen Augen gibt das der Satz so nicht her, denn der Satz ist keine Ankündigung eines zukünftigen Tuns, sondern ein generelles Statement, welches Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft beinhaltet.
Daher bleibt er hochproblematisch und für Menschen die einer solchen Einstellung ausgesetzt werden sehr schmerzhaft, denn solche Personen neigen dazu auch über "Leichen" zu gehen um die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen, alles unter dem vorgeblichen Siegel der "Toleranz". Wer sich dem nicht unterordnet oder widerspricht, zieht sich den Zorn einer solchen Person zu und wird im besten Falle wüst bestimpft.. .

Persönliche Erfahrung...
*********nchen Frau
5.059 Beiträge
Gruppen-Mod 
*****end:
denn solche Personen neigen dazu auch über "Leichen" zu gehen um die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen

Also ich persönlich kenne diesen Satz bisher nur von einfühlsamen Menschen, die ich sehr schätze.
Und zwar nicht als Rechtfertigung, andere zu verletzen, sondern als Ansatz, den Blickwinkel zu ändern.
Davon abgesehen lese ich an keiner Stelle hier im Thread Hinweise, dass man ruhig über Leichen gehen darf und der Schmerz des anderen egal ist. Auch nicht von den Leuten, die das "Motto" befürworten.
Im Gegenteil: Ich lese hier sehr viel von Kommunikation, dem Abwägen der Bedürfnisse, dem Einbringen von Rücksichtnahme.

Natürlich kann man jede schöne These missbrauchen.
Auch die "Freiheit/Grenzen"-These.
Da gibt es genug Leute, die daraus "Ich fühle mich damit nicht wohl, also darfst du das nicht" machen. Finde ich zB ganz schrecklich.

Unter'm Strich bleibt meiner Meinung nach, dass Menschen unterschiedlich sind.
Unterschiedlich rücksichtsvoll, unterschiedlich bedürftig, unterschiedlich egoistisch.

Was für den einen grobe Umgang ist, fällt mir vielleicht gar nicht so schlimm auf.
Was andere für normal rücksichtsvoll halten, empfinde ich vielleicht als totale Einengung.

Deshalb ist es für mich wichtig, dass ich mich mit Menschen umgebe, die zu meiner eigenen Dynamik passen, mit denen ich mich konstruktiv auseinandersetzen kann. Von denen ich mich gefordert, aber nicht überrannt fühlen muss.
Ich schrieb es vorher schon mal: Wenn sich in einer Beziehung immerzu einer rücksichtslos behandelt fühlt, kann man nicht sagen, wer von beiden im Recht ist, aber man kann mit Sicherheit sagen, dass die Vorstellungen der beiden nicht besonders gut zueinander zu passen scheinen...

Ich finde es falsch, direkt darüber zu urteilen, wer da nun Rücksicht nehmen müsste, wer aber eigentlich doch fast schon ein Narzisst ist usw.
Was weiß denn ich, ob derjenige nicht gerade (nur) so sein muss/kann? Warum auch immer?
Und wenn ich das nicht aushalten kann und/oder will, dann ist das wiederum für mich eben genau dann genau so und auch mein gutes Recht.
Ich habe nur kein Recht darauf, dass der andere sein Verhalten dann bitte so ändert, dass es für mich wieder passend ist.

Natürlich ist es schön, wenn man Kompromisse und gemeinsame Wege findet!
Aber das muss von beiden Seiten kommen und für beide Seiten passen.
*****end Mann
66 Beiträge
Und genau das ist die Gratwanderung die nicht jedem gelingt oder nicht gelingen will...
*********nchen Frau
5.059 Beiträge
Gruppen-Mod 
Was sicher für beide "Seiten" zutrifft *zwinker*

Die naszisstische und die eingrenzende...
*********nchen Frau
5.059 Beiträge
Gruppen-Mod 
Es ist ja auch eine schwierige Sache, den rechten Weg zu finden, ohne den anderen platt zu machen und ohne sich selbst dabei zu verlieren.

Ich kann von mir selbst sagen, dass ich schon beides "falsch" gemacht habe.
Ich habe die Grenzen anderer überrannt oder auch meine eigenen nicht gewahrt.

Gerade zu Beginn, als sich für mich eine völlig neue spannende Welt und tolle neue Menschen auftaten, war ich einfach nicht in der Lage, rücksichtsvoll(er) zu sein.
Meine damalige Freundin brachte mal das Bild einer sprudelnden Champagnerflasche ins Spiel. Es gibt einfach kaum ein Halten.
So Leid mir das immer noch tut, so sehr weiß ich aber auch, dass es für mich nötig und gut war.
Und es ging nie gegen meine Liebe(n). Es war einfach immer nur ein Ja zu mir selbst, das ich so sehr wollte und brauchte.

Und später habe ich dann die andere Seite erfahren. Karma lässt grüßen *zwinker*

Und mir hat der Gedanke geholfen, dass es kein "gegen mich" war.
Es ging für mein Gegenüber damals nicht anders. Langsamer, Bremsen, Rücksichtnahme... das war nicht drin. Nicht aus Bösartigkeit oder Narzissmus heraus. Es ging einfach nicht.
Und so sehr es mich verletzt hat, ich habe gelitten wie Hölle, so sehr kann ich es heute, mit Abstand, verstehen.
Das ja zu sich selbst.
Das Nein zu uns, das habe ich dann besiegelt.
Auch als Ja zu mir *g*

Hart und traurig... aber so ist es eben manchmal, wenn Bedürfniss brutal aufeinander treffen.
*****end Mann
66 Beiträge
Korrekt
Es gibt ja auch genügend Menschen die Narzissten spiegeln und ihnen so überhaupt erst eine Plattform bieten für ihr Treiben...
*****end Mann
66 Beiträge
Und es bleibt einfach eine Gratwanderung ohne andere zu verletzen...
*******ben Mann
3.280 Beiträge
Verletzten?
Meine Erfahrung/Erleben: So lange ich/das Gegenüber kein Messer, Stock oder die Faust nehmen und des anderen Körper maletriere verletze ich nicht. Mit Worten & Taten spüle ich beim anderen aber Schutzwände weg, die alte (kindliche) Verletztungen "wegpacken"; so das er/sie nicht spürt. Sie sind aber immer da und beeinflussen/ verengen das Leben.
Beziehungen sind dazu da, das ich in vertrautem sicheren Raum mir diese alten Verletzungen anschauen und heilen kann. Wieder hinein gehen in die alten Gefühle von Angst, Selbstzweifel, Ohnmacht, Sterben etc. und meinen kleinen Jungen an die erwachsene Hand nehmen und ihn führen. Das ich hier mir neue nährendere Erlebnisse etablieren kann und damit wieder mehr Handlungsfreiheit.
Dies geht nicht mit jedem Menschen und auch nicht zu Zeiten wo einer/beide getriggert gerade sind oder in ihrem Modus von "heimzahlen/Rache/sich in die Höhle zurück ziehen etc. ist. Oder wo der äußere Stress gerade gar nicht den Raum bietet für "Innenarbeit".
Der eine bietet/hütet dabei den Raum für den Anderen. So kann Liebe fruchtbar sein und das Leben bereichern.
*my2cents* .
Ich danke euch allen für die vielseitigen Interpretationen.
Als Küstenkind finde ich den Beitrag mit dem Schiff und dem Seemann besonders schön.
********er75 Mann
6.722 Beiträge
Ich habe schon im anderen Thread geschrieben, dass das Motto aus dem EP immer erst in einem Kontext wirkt und auch erst dann Rückschlüsse auf die Intention und die Person zulässt.
Für mich passt der Satz am Besten, wenn ich ihn auf grundlegende Entscheidungen in Beziehungen bzw. gegen Beziehungen anwende.
Wenn ich feststelle, dass grundsätzliche Neigungen, Veranlagungen und Bedürfnisse von mir nicht in einer Beziehung ihren Platz haben und ich auch keine Möglichkeit sehe dies zu ändern, dann treffe ich eine Entscheidung, die sich gegen die Beziehung richtet, die wichtig für mich ist, weil ich nur so meine Persönlichkeit schützen kann, die sich aber eben nicht gegen die Partnerin richtet.
Ich entscheide mich gegen die Beziehung, oder besser gegen die Beziehungsform, und nicht gegen den Menschen.
Ganz konkret: Ich polyamorer, tantrisch inspirierter, dominanter Sadist. Oder kurz: Sehr speziell.
Es kann durchaus sein, dass ich mich auch für Partnerinnen intressiere, Gefühle entwickle, die aber mit meinem Lebenskonzept und meinen Veranlagungen nicht klarkommen.
Hier ist es dann so, dass ich die Entscheidung treffe die Beziehung zu beenden, weil ich keine Lösung dafür sehe. Und das kann auch passieren, obwohl das die Betreffende in dem Augenblick nicht so sieht.

Jedoch sehe ich diese Entscheidung weniger egoistisch, da ich sie nicht nur zu meinem Wohl, sondern indirekt auch zum Wohl der Partnerin treffe.
Nur wenn ich mir selbst treu bleibe und meine Persönlichkeit schütze, kann ich auch ein guter, ausgeglichener Partner sein. Nur wenn ich mich in den entscheidenden Punkten meiner Persönlichkeit und meiner Lebensphilosophie nicht für eine Person oder für die Beziehung mit dieser Person verbiegen muss, kann die Beziehung bestehen und gesund wachsen.
Somit fände ich hier den Satz passender:
Was ich tue, tue ich primär für mich, aber auch für Dich!

Ich finde auch, dass der Satz gut zur Kommunikation passt, zur Offenheit und Ehrlichkeit. Hier interpretiere ich aber das „tue“ eher als „offen anspreche“ oder besser „offen einfordere“.
Gerade wenn es um grundlegende Bedürfnisse und Neigungen geht, finde ich es falsch von Egoismus oder egoistischen Forderungen zu sprechen. Egoismus hat immer etwas negatives anhaften in unserer Gesellschaft. Hier geht es aber eben nicht um das durchsetzen von Maximalbedürfnissen in der Wohlfühlzone, sondern um grundlegende Bedürfnisse und Veranlagungen, deren Unterdrückung auf Dauer mich schädigt und krank macht. Hier sind wir auch in dem Bereich, wo es keinen Sinn macht faule Kompromisse um des „lieben Friedens“ Willen einzugeben.
Und gerade für poly Beziehungen ist es für mich unerlässlich offen, ehrlich und rückhaltlos über Themen und Probleme zu sprechen, und offenen, Kontroverse Diskussionen nicht als Angriff auf die eigene Persönlichkeit zu werten, sondern viel mehr intensive Interesse und den Willen die Beziehung voranzubringen.
Somit kann der Satz hier auch im Umkehrschluss passen:
Ich verstehe, dass Du das für Dich brauchst/tuen musst, aber ich weiß auch, dass Du das nicht gegen mich tust/dass Du mich nicht damit verletzen willst/dass Du es auch für UNS tust.
*****e_3 Frau
2.065 Beiträge
"Für mich, und nicht gegen dich"
steht da und wir sind in einer Poly-Gruppe ... *nachdenk* , also ... warum wird es wohl gehen und... warum wird es nicht konkretisiert? *skeptisch*

Weil es dann VIELLEICHT *nixweiss* gar nicht so "poly" wäre?

Wie meine das:

Ich habe in Zeiten polyamoren L(i)ebens eine Art von "Freiheit in Verantwortung" empfunden.
Es wurde SO viel miteinander geredet, wie ich es nie zuvor erlebt hatte. ABER, es wurde - mein Empfinden - auch anders miteinander geredet, als in den bis dahin gelebten Partnerschaften.
Vielleicht war da anfangs auch so ein "Band, etwas (für uns alle Neuland!) Besonderes zu wollen"?

Wenn dieses Wollen von allen empfunden wird - was für mich "Polyamorie" bedeutet (das Fühlen aller und eben NICHT das Streben nach einem "Lebensmodell"!) - wieso wird dann dieses "Motto" ausgesprochen?
Ist dies nicht "nur Motto", sondern... Bedingung dafür, dass ES überhaupt authentisch gelebt werden kann?

Ich empfand das Wort "Egoismus" in 8 Jahren polyamorer Verbindungen tatsächlich - und das stimmt mich aktuell persönlich ehrlich sehr nachdenklich - zum ersten Mal positiv definiert und genau DAS ließ mich eine gewisse Form der Freiheit spüren.
Ich lebe jetzt seit 3,5 Jahren mit einem Mann, der zu Beginn der Beziehung Exklusivität als Bedingung formulierte. Unzählige Gespräche darüber, was Poly FÜR MICH persönlich ausgemacht hatte, machen ihn heute nachdenklich und führen auch zum Hinterfragen ... u.a. führt dazu auch die Tatsache, dass mir etwas sehr fehlt, ohne das genau erklären zu können...

Was empfinden wir genau als das, was "gegen uns" wahrgenommen wird?
Hier könnte ich jetzt die Ausführungen von Paradiesquelle einfügen, der es m.E.n. super beschrieben hat.

"Freedom is just another word for nothing left to loose" stimmt meiner Ansicht nach überhaupt nicht, so sehr ich das Lied auch mag.
Freiheit IN VERANTWORTUNG ist etwas sehr Wertvolles, was man vielleicht erst dann zu schätzen weiß, wenn man sich "gefangen fühlt" IN SICH, denn auch daran hat niemand Anderer, als man/ich selbst "Schuld".

Trotz all den Versuchen zu verstehen, denke ich, dass es MIR (würde mir gegenüber wer dieses "Motto" aussprechen) nicht möglich wäre, das nur über's Nachdenken annehmen zu können.
Ist es nicht so, dass man es entweder spürt, oder... eben nicht?
Nennt man das nicht... ganz "einfach"... Vertrauen?
Das "Motto" müsste sich dann erst entwickeln können ... und damit auch erst das Verstehen dessen, was es meint - für jede Verbindung - und das eben ganz speziell? *nachdenk*

Boah *crazy* ... ich weiß, was ich ausdrücken will, aber... es ist unwahrscheinlich schwer in Worte zu fassen.
Aktuell geht mir dazu so viel durch den Kopf, dass ich fürchte, es ist - aufgrund meiner aktuellen Unzufriedenheit mit mir selbst! - nicht möglich, hierzu verständliche Sätze zu formulieren.
Ich schicke mein "laut Denken" *schiefguck* einfach mal ab.... in der Hoffnung, dass ihr mir ein bisschen folgen könnt. (?)
Ich kann für mich am meisten aus den Beiträgen von "Romy Bassy, Lateral, bedweazle, Sisphe, Glen Ilme, Paradiesquelle und Soukie" ziehen. Denn sie beleuchten für mich am ehesten beide Seiten der Medaille.

Ich hatte anfangs ja schon geschrieben das da erst ein WOW und dann totaler Bullshit in meinem Kopf waren. Ich denke, wenn ich trotz dieses Mottos bereit bin auch mal zurück zu stecken, über einen begrenzten Zeitraum Kompromisse einzugehen damit Zeit zum wachsen ist, dann ist für mich "in Achtsamkeit und Offenheit zu dir" vielleicht gar nicht so verkehrt. Und das Motto in abgewandelter Form wertvoll um an sich zu arbeiten und zu wachsen.
Was für mich noch wichtig ist, sich unter diesem Motto in die Lage des anderen hineinzuversetzen. Wie würde ich, unter dem Blickwinkel der Themen meines Partners, reagieren???
*********nchen Frau
5.059 Beiträge
Gruppen-Mod 
*******onne:
Was für mich noch wichtig ist, sich unter diesem Motto in die Lage des anderen hineinzuversetzen.


Das sollte aber immer und unter jedem Motto einigermaßen selbstverständlich sein.
Wer das nicht macht oder kann, dem nutzt das schönste Motto nichts.

Das "was ich tue, tue ich für mich, nicht gegen dich" greift meiner Meinung nach erst dann, wenn man quasi nicht anders kann, als den anderen zu verletzen, womit und warum auch immer.
Wenn das nicht passiert, ist doch auch das Motto überflüssig.

So ist jedenfalls meine Wahrnehmung dazu.
*****e_3 Frau
2.065 Beiträge
Da ist wieder dieses Wort "wachsen" .
Ich frage mich nicht zum ersten Mal - beim Lesen und im Austausch mit dem Ein oder Anderen aus der Gruppe - was damit genau gemeint ist.

WOHIN "wachsen"?

Oft hatte ich den Eindruck, dass es da eine Sehnsucht gibt "bei sich selbst anzukommen" und dass das Wachsen im Zusammenhang steht mit dem "Bei sich selbst Sein". Das ist erstrebenswert, ABER...
muss man dazu irgendetwas "durchleiden"?
Eine Art "Stufen" hochsteigen, um "Größeres" zu erfahren?

Bin ich dann "gewachsen", wenn ich einerseits - auf den ersten Blick selbstlos - gönnen/ mich mitfreuen kann, oder, wenn ich frei von Eifersucht lebe und... "unabhängig"?

Den Gedanken finde ich persönlich - und das auch aufgrund persönlich gemachter Erfahrungen - total schräg.
Wachsen wäre dann m.E.n. so etwas, wie "abtrainieren", aber... ich will mir meine Emotionalität gar nicht "abtrainieren" und Beziehung danach mehr im Ergründen leben, als im leidenschaftlichen Fühlen.

"Leidenschaft" beinhaltet doch nicht grundlos das Wort "Leiden".
Zu "wachsen", um dann nicht mehr zu leiden und "ganz bei sich" zu sein... -
ist das wirklich menschlich möglich und - falls ja - ist der Preis (für was auch immer) nicht VIEL zu hoch?

Also... ICH bleib' dann doch lieber etwas kleiner. *zwinker*
@ Tinchenbinchen
dem kann ich zustimmen und unter dem Umstand auch akzeptieren. Denn das impliziert vorherige Kommunikation und die Tatsache das ich mich als sagen wir mal "Verursacher" vorher damit auseinandergesetzt habe was ich mit meinem Verhalten auslösen kann.

Für mein Gefühl habe ich es allerdings so erlebt, wie ich es im Anfangspost beschrieben habe.
Als Anhaltspunkt zu tun und zu lassen was ich will. Ob nun aus Rücksichtslosigkeit, Gedankenlosigkeit oder oder oder. Weil "ich tu dir ja nichts" nur mir. Also sieh zu das du damit klar kommst.
Und Ja, das ist mein Erleben.
@ Soukie
mit wachsen meine ich nicht Selbstverleugnung.
Auch nicht das abtrainieren von Gefühlen und Verhaltensmustern.
Ich meine eher zu lernen einen guten Umgang damit zu finden.
Am Ende will ich immer noch ich sein können, sonst muss ich gehen.
*********nchen Frau
5.059 Beiträge
Gruppen-Mod 
*******onne:
Als Anhaltspunkt zu tun und zu lassen was ich will. Ob nun aus Rücksichtslosigkeit, Gedankenlosigkeit oder oder oder.


Dieses Verhalten ist aber immer und bei jedem ein Verhalten, das ich für meinen Teil nicht in meinem Leben haben will, egal mit welchem Motto es rechtfertigt wird.
Deshalb schrieb ich ganz am Anfang schon, dass es letztlich wohl nicht um das Motto an sich geht, sondern um Verhaltensweisen, die jemand an den Tag legt.
Wir reden also im Prinzip nicht über das Motto, sondern über Rücksichtslosigkeit.
*****al4 Mann
797 Beiträge
Was für mich noch wichtig ist, sich unter diesem Motto in die Lage des anderen hineinzuversetzen. Wie würde ich, unter dem Blickwinkel der Themen meines Partners, reagieren???

Ich hoffe, ich kann mich jetzt einigermaßen ausdrücken: Aus meiner Erfahrung genau das nicht. Ich habe das immer versucht, und bin dann immer an irgendwelchen Stellen doch dazu gekommen, es eben mit mir zu vergleichen, oder ich habe versucht mich hineinzuversetzen und konnte das dann eben doch an irgendwelchen Stellen nur von mir aus, aus meiner Sicht- und Erlebnisweise heraus. Ich hoffe, Ihr versteht was ich sagen möchte.
Für mich war und ist das immer wieder ein unbeschreibliches Erlebnis, mich nicht hineinzuversetzen, sondern "nur" zuzuhören oder wahrzunehmen; völlig ohne Kommentar, völlig ohne Bezug auf und in mich. Für mich haben sich da Zwiegespräche als ganz wunderbares Instrument gezeigt, und gerade nur in dem "Nicht-Hineinversetzen" komme ich in die Lage, den Anderen "nur" wahrzunehmen; seine Empfindungen, Wünsche und Bedürfnisse. Ich bin da oft immer wieder total berührt, und ich begegne da auf einer Ebene, wo mein Partner mit meinen Wünschen und Bedürfnissen, Ängsten und Sorgen genauso einfach nur da ist wie ich selbst. Es ist eine nicht-kreierte Atmosphäre von Wertschätzung des Gegenübers; ich kann es nicht besser beschreiben. Ich muss mich da nicht reinversetzen, ich nehme nicht den Blickwinkel des Anderen ein. Ich bekomme nur Zugang zu der Welt meines Gegenübers, und das ist total schön und sehr nah - näher als wenn ich mich reinversetzen würde. Und von da aus entwickeln sich Handlungen und Lösungen auf ganz andere, oft garnicht vorher erdachter Art.
Vielleicht ist das gerade die Ebene, die in diesem Motto angesprochen sein könnte, wenn es heisst, das ich es für mich und nicht gegen dich tue. Bei diesem gegenseiten Öffnen und "Nur-Wahrnehmem" wird das so deutlich, das jeder für sich steht und aus unglaublich vielen kleinen Puzzleteilchen, die ich garnicht erfassen kann, heraus gerade genauso fühlt wie er fühlt, und das garkein "Gegen-Dich" ist. Und aus diesem "Gegenseitig-Wahrnehmen" passiert es mir oft und öfter, das ich total berührt bin von meiner Partnerin und unglaublich gern, ja fast fliessend ich ein Miteinander gestalten mag, das Raum gibt.
Schade, aber besser kann ich es nicht beschreiben.
Latereal
damit beschreibst du für mich was ich mit hineinversetzen meine.

*danke*
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