Früh krümmt sich, was ein Häkchen werden will...
Als Live-in-Partner von Liv_Yrsa muß ich über den Beitrag "Wie erkläre ich Monoamorie?" auch grinsen.
Denn Liv_Yrsa ist mittlerweile quasi Mutter meiner beiden Kinder (m10 + w12), die aus meiner Ehe stammen - ihre biologische Mutter lebt aber mittlerweile mit einem monoamoren Partner zusammen.
Und tja: Die Kinder blieben bei den Polys!
Um die Geschichte noch komplizierter zu machen, als die Kinder 8 und 10 waren, haben wir noch zu dritt in einer Triade gelebt.
Wie waren diese Anfänge?
Komplette Transparenz von Anfang an - auch und gerade gegenüber den Kindern.
Wenn Transparenz/Ehrlichkeit einer der Grundwerte der Polyamorie ist, den ich Partnern gegenüber aufbringe - dann haben meine Kinder mindestens das gleiche Recht darauf.
Teile meines Lebens, die ich nicht offen vor meinen eigenen Kindern leben kann... - da stelle ich oft fest, daß ich mir da dann wohl meiner Sache selbst noch nicht ganz sicher bin, bzw. daß es da Dinge gibt, die ich selbst noch nicht so ganz integriert habe...
Die Kinder also:
Sie haben die Sache sehr gelassen aufgenommen und von dem MEHR an Bezugsmenschen profitiert. Ist doch auch genial für die Kids - zwei offene Ohren und sorgende Hände mehr.
Was an dieser Stelle herauszulesen ist: Wer eine Beziehung mit einem Elternteil eingeht, sollte sich GANZ bewußt sein, daß da Kinder dazugehören. Bei uns käme kein Mensch ins Polykül hinein, der mit unseren Kindern nichts anfangen könnte - das wäre ein Kurs, der früher als später in den Konflikt führen würde.
Also werden neue Partner*innen auch von unseren Kindern gleich gewissermaßen "eingekuschelt".
Überhaupt ist die Kontaktschwelle bei unseren Kindern sehr gering. Wie sie mal selber sagten: "Das sind doch (langweilige) Erwachsene. So besonders sind die nicht..."
Aber es sind auch immer wieder "interessante" Erwachsene mit neuen Geschichten oder Spielvorschlägen dabei - und kleine Beziehungen entstehen.
"Wir Erwachsene" halten oft die Kinder vor uns, wie einen goldenen Schutzschild - aber eigentlich aus dem Grund, um uns selbst zu schütze, wenn es mal wieder "...aber denkt doch an die Kinder...!" heißt.
WIR Erwachsenen sind es, die von einem Schuld- und Schamgefühl an zugelegten Glaubenssätzen gehemmt werden. WIR wollen uns davor schützen, bestimmte Fragen nicht zu beantworten, weil wir für uns selbst die Antwort noch nicht gefunden haben. Und dann Kindermund...
Unsere Kinder sind es gewohnt uns alles zu fragen - und ALLES fragen zu dürfen. Neulich fragte mein Sohn beim Frühstück um 6.25Uhr: "Papa..., was ist eigentlich Weißfluß...?" (Die Lieben hatten gerade Sexualkundeunterricht...) Nun denn. Die neue Generation will ja klüger werden....
Als ich mit einer Schulsozialarbeiterin über unsere familiäre Situation sprach, weil ich mir einmal Sorgen machte, daß die Kinder vielleicht gehemmt wären, irgendetwas aus ihrem Alltag zu teilen, da sagte die kluge Frau: "Wissen sie was, Herr XXX? Kinder haben ein sehr ausgeprägtes Gefühl für ihr eigenes Stück 'Normalität'. Und in diesem bewegen sie sich auch völlig natürlich - gehen in Kontakt mit der übrigen Welt und mit Ihresgleichen."
Fazit: Immer heraus damit. Alle Fragen mit persönlicher Echtheit beantworten. Dabei auch zu eigenen Lücken stehen. Auch mal bekennen: "Du, das weiß ich nicht / noch nicht."
Diese seltsame verstellte Angst vor den Nachbarn, dem Schützenverein, den anderen Eltern oder der geschwätzigen Frau am Dorfbrunnen ablegen.
Unsere Kinder sind sicher in gewisser Hinsicht unsere "Visitenkarten".
Wenn ich meine Exemplare betrachte, dann sind sie recht gut gelungen - nicht trotz ihrer Altvorderen, sondern auch WEGEN diesen.
Denn liebende, zugewandte Menschen in ihrem Umfeld sind da maßgebend.
Alles andere ist für die Kinder "ihre Normalität" und für den Rest der Welt? Pfffft... Makulatur.
(Glen von Glen_Ilme)