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Verwirklichen polyamore Beziehungen eine "neue Denkweise"?

Verwirklichen polyamore Beziehungen eine "neue Denkweise"?
In seiner Arbeit aus dem Jahre 2005 "Freie Liebe, offene Ehe und Polyamory" schreibt Christian Rüther:
http://christianruether.com/ … offene-Ehe-und-Polyamory.pdf
Poly ist dem neuen Partnerschaftsparadigma [Paradigma = Denkweise] verpflichtet, wonach es primär um Selbstverantwortung, inneres Wachstum, Bewusstheit, Ehrlichkeit und reflektierte Liebe geht.
Wir fanden es interessant, daß er zu Beginn dieses Jahrtausends diese Werte als Bestandteile eines "neuen Partnerschaftsparadigmas" formuliert hat.

Selbstverantwortung ist noch relativ selbsterklärend, bei Wikipedia "Als Eigenverantwortung oder Selbstverantwortung (auch Ei­gen­ver­ant­wort­lich­keit) bezeichnet man die Bereitschaft und die Pflicht, für das eigene Handeln und Unterlassen Verantwortung zu übernehmen." hinterlegt.
Zu fragen wäre, ob das in Partnerschaften (Ehen) unter "alten" Voraussetzungen anders war...

Inneres Wachstum kommt schon schwieriger daher. Ist damit ein Ziel innerer Heilung und Entfaltung gemeint, das Arbeiten an einem Zustand eines behebbaren inneren Mangels und der benötigten Heilung wünscht?

Bewusstheit scheint ähnlich komplex. "Bewusstheit bedeutet, dass ich hier in diesem Augenblick mit allen Sinnen genau bei dem bin, was ich gerade tue." Soll dies gemeint sein? Oder wollte Rüther eher auf die "Unbewußtheit" hinaus, mit der "früher" Beziehungen eingegangen wurden, "weil man es so machte"?

Ehrlichkeit scheint uns mittlerweile stark im Wert der allseitigen Transparenz in Polybeziehungen und der Offenlegung aller vorhandenen Beziehungen aufgegangen zu sein...

Reflektierte Liebe - Ist das im Zusammenhang mit einem metaphysischen Phänomen wie "Liebe" möglich? Wieder Wikipedia: "Reflexion bedeutet in der Umgangssprache etwa prüfendes und vergleichendes Nachdenken, Überlegen (wenn es auf eine geistige Tätigkeit bezogen ist)." Geht es auch hier eigentlich um Selbsterkenntnis IN Beziehungen, um die "blinden Flecken" der Beteiligten auszuhebeln? Und sind wir bezüglich unserer "Liebe" in Polybeziehungen "reflektierter" (was irgendwie wie "nüchterner" klingt...) als unsere vermeintlich romantischen Ahnen?

Unsere eigentliche Frage nach über 12 Jahren seit Erscheinen der Rüther-Arbeit:
Bildet Polyamorie gegenwärtig dieses "neue Partnerschaftsparadigma *g*" ab?
Oder....
*****e_3 Frau
2.065 Beiträge
Ich finde es schwer, die oben gestellte Ausgangsfrage objektiv zu beantworten - geht vermutlich nicht, denn jeder verknüpft ja seine eigenen Erfahrungen, oder die, die man im Bekanntenkreis mitbekommt, mit dem Thema.

• Selbstverantwortung ist noch relativ selbsterklärend, bei Wikipedia "Als Eigenverantwortung oder Selbstverantwortung (auch Ei­gen­ver­ant­wort­lich­keit) bezeichnet man die Bereitschaft und die Pflicht, für das eigene Handeln und Unterlassen Verantwortung zu übernehmen." hinterlegt.
Zu fragen wäre, ob das in Partnerschaften (Ehen) unter "alten" Voraussetzungen anders war...

Ich denke nicht, dass das Thema "Eigenverantwortung" nur deshalb einheitlich zu beantworten ist, weil Menschen eine bestimmte "Beziehungsform" für sich gewählt haben.
Es gibt - wie ich finde - gerade bei Menschen, die sich als polyamor fühlend bezeichnen, diesbezüglich GROßE Unterschiede.
Ich persönlich kann mich mit dem, was ich da mitbekomme immer weniger identifizieren, weil ich zu oft erlebt habe - persönlich, als auch im Austausch mit anderen - dass "Selbstverantwortung" von polyamor Fühlenden mit "Egoismus" (im negativen Sinne) definiert wird.
Heißt:
"Ich bin eine Insel, ruhe in mir und entweder du passt in mein Lebensmodell, oder... tschüß."

Ich vermisse die durch Liebe getragene Verbindlichkeit in diesen Aussagen und somit auch die im Buch erwähnte "Bereitschaft und die Pflicht, für das eigene Handeln und Unterlassen Verantwortung zu übernehmen."

Ob dieses in monogamen Beziehungen anders ist?
Ich habe den Eindruck und finde es persönlich schade, denn polyamore Verbindungen in einer verbindlicheren Form - und in tiefer Liebe und Achtung zueinander - wären etwas sehr Erstrebenswertes.
Egoismus kann ja auch sehr positiv definiert werden, nämlich als Selbstachtung, aber ich verstehe nicht, wieso diese derart oft im Gegensatz zu von Liebe getragener Verlässlichkeit zu stehen scheint. (?)

• Inneres Wachstum kommt schon schwieriger daher. Ist damit ein Ziel innerer Heilung und Entfaltung gemeint, das Arbeiten an einem Zustand eines behebbaren inneren Mangels und der benötigten Heilung wünscht?

Den Begriff "Wachstum" sehe ich kritisch.
Zu oft schon erlebte ich die Verwendung diesen Begriffes als "Überhöhung" der eigenen Entwicklung im Bezug auf das Gegenüber - regelrech arrogant.
"Ich bin reifer", "Ich habe etwas (z.B. Eifersucht) überwunden", "Ich ruhe in mir", "Ich...", "Ich", ... "ICH!"
Natürlich sind Menschen auf dem Weg - jeder auf seinem ganz Persönlichen - und natürlich sind wir im besten Fall alle Lernende.
Ich glaube sogar, dass die Menschen, die polyamore Verbindungen - im tatsächlichen Sinne der Definition - leben, mehr zum Hinterfragen "gezwungen" sind, um zu gestalten und gemeinsam miteinander einen Weg zu gehen.
Das ggf. auch deshalb, weil sie eben NICHT "der Norm" folgen.
Wobei... ich leider oft den Eindruck habe, dass "die Norm der Gesellschaft" lediglich von selbst auferlegter "Normierung" abgelöst wird.
Diesen Eindruck sehe ich immer dann bestätigt, wenn (auch hier in der Gruppe) sich ständig Wiederholendes auf alle Themen bezogen geantwortet wird.
Auf mich wirkt es oft so, als haben da einige Leute den gleichen "Workshop" besucht und streuen lediglich Thesen unter die Leute, ohne Verbindungen tatsächlich selbst langfristig, verbindlich und in Liebe (nicht nur zu sich selbst!) zu leben.

• Bewusstheit scheint ähnlich komplex. "Bewusstheit bedeutet, dass ich hier in diesem Augenblick mit allen Sinnen genau bei dem bin, was ich gerade tue." Soll dies gemeint sein? Oder wollte Rüther eher auf die "Unbewußtheit" hinaus, mit der "früher" Beziehungen eingegangen wurden, "weil man es so machte"?

Ich denke nicht, dass man unterstellen kann, dass frühere/andere Beziehungen "unbewusster" eingegangen wurden.
"Anders" - OK, aber ein "Unbewusster" zu unterstellen, halte ich für eine Wertung - und für eine Verallgemeinerung - die niemandem zusteht.

• Ehrlichkeit scheint uns mittlerweile stark im Wert der allseitigen Transparenz in Polybeziehungen und der Offenlegung aller vorhandenen Beziehungen aufgegangen zu sein...

Ist für mich die Basis JEDER Verbindung und... Bedingung, damit jeder in die Lage versetzt wird, sich überhaupt frei entscheiden zu KÖNNEN.

• Reflektierte Liebe - Ist das im Zusammenhang mit einem metaphysischen Phänomen wie "Liebe" möglich? Wieder Wikipedia: "Reflexion bedeutet in der Umgangssprache etwa prüfendes und vergleichendes Nachdenken, Überlegen (wenn es auf eine geistige Tätigkeit bezogen ist)." Geht es auch hier eigentlich um Selbsterkenntnis IN Beziehungen, um die "blinden Flecken" der Beteiligten auszuhebeln? Und sind wir bezüglich unserer "Liebe" in Polybeziehungen "reflektierter" (was irgendwie wie "nüchterner" klingt...) als unsere vermeintlich romantischen Ahnen?

Ja, ich denke, dass polyamore Beziehungen tatsächlich "reflektierter" sind.
Aber nur, bis jemand, der mal poly lebte, wieder in eine exklusive Beziehung geht, denn es geht - jedenfalls bei mir - nicht, diese Mechanismen wieder zurück zu nehmen.
Ich hinterfrage die Paarbeziehung jetzt genauso - bzw. das, was darin ist - wie ich es damals getan/gelernt habe, als ich polyamor gelebt habe.
Ich fühle ja immer noch so und sehe Beziehung offensichtlich nie mehr so, wie vor meinen 8 polyamor gelebten Jahren - egal, ob da jetzt Einer ist, oder, ob nochmal jemand Weiteres in mein Leben tritt.
VOR der Erfahrung mit polyamoren Gefühlen war ICH wohl weniger reflektiert, ABER HIER! könnte dann (?) ggf das Wort "unbewusst" hinpassen...

Unsere eigentliche Frage nach über 12 Jahren seit Erscheinen der Rüther-Arbeit:
Bildet Polyamorie gegenwärtig dieses "neue Partnerschaftsparadigma *g*" ab?

Ich frage mich, warum die Klärung dieser Frage wichtig ist. (?)
Warum verallgemeinern?
Warum diese - von mir wahrgenommene - "Suche" nach etwas, was für mehr als die Verbindung, die gerade gelebt wird, gültig sein soll?


Vielen Dank für das interessante Thema und liebe Grüße!
**********henke Mann
9.633 Beiträge
Polyamorie...
... kann dann zu einem Partnerschaftsparadigma werden, wenn die, die sich damit labeln es auch endlich verstehen und nicht, wenn sie zu z.B. zu einer bestehenden Triade hinzustoßen, erstmal die bisherige Nummer drei rauskegeln wollen.

Solange Menschen ihre Promiskuität als Polyamorie tarnen, offene Beziehungen nur von einer Seite offen sind, solange bleibt Polyamorie eine sinnentleerte Worthülse.
@Soukie_3
Ein knappes "Danke" reicht uns für diese sehr ausführliche Antwort, die unsere kühnen Erwartungen übertroffen hat, kaum.
Dennoch nochmals *danke*.

Und ja, die Beantwortung der Endfrage ist für uns in der Tat in sofern von Bedeutung, als daß sich die polyamore Gemeinschaft eben gerne als "alternativ" oder gar "Alternative" darstellt - und bereits an der Pforte zum queeren Universum kratzt.
In dieser Hinsicht ist für uns von Bedeutung, inwiefern Polyamorie auch (mittlerweile) eine soziopolitische Dimension (oder unseretwegen etwas sanfter: Eigendynamik) hat.
Oder ob "der Rückzug ins Private" der individuellen Einzeldefinitionen bereits Hemmschuh von Entwicklung und Diskurs geworden sind (womit wir auch Kamelienschenke beipflichten wollen).
*****e_3 Frau
2.065 Beiträge
Als ich selbst noch in polyamoren Verbindungen lebte und im Grundsatzprogramm der Piratenpartei bzgl "Familienpolitik" etwas zu diesem Thema fand, war ich echt begeistert.
Ich war erstaunt, dass ein Thema, was - wie ich es damals noch wahrnahm - "speziell" und "meins/unseres" war, auch politisch Berücksichtigung fand.
Ein Jahr später wurde ich wegen der Poly-Gruppe Mitglied im JC. Das war 2012.

Zu Beginn der Mitgliedschaft in der Gruppe war ich extrem begeistert - ENDLICH Leute, mit denen ich darüber schreiben konnte, was ich fühle und zu der Zeit auch lebte - DACHTE ICH.
Ja, es gibt tatsächlich Menschen, mit denen ich echt gerne schreibe und von denen ich mich sehr verstanden fühle.
Andererseits war ich immer wieder total verblüfft, wenn ich ganz Anderes las, als das, was ich selbst unter Polyamorie bis dahin verstanden hatte. Das, was ICH auch heute noch darunter verstehe.

So las ich immer wieder etwas darüber, dass Menschen andere Menschen für dieses "Beziehungsmodell" SUCHTEN.
"Ein Beziehungs-MODELL"??? Das, was ich tief fühlte, erkannte ich SO nicht wieder.
Für mich persönlich wird umgekehrt ein Schuh drauß:
Ich fühlte etwas, was mich anfangs - selbst beim zweiten Mal im Leben - wahnsinnig verunsicherte, was so Vieles brauchte, bis wir den Mut dazu fanden... und hier las ich von "Bewusster Wahl eines Modells"... (?) - also... erst der Vorsatz und dann die Menschen "aussuchen"?

Klar, setzt das Ausleben von Polyamorie vorraus, dass ich mich auseinandersetze und entscheide, aber ... nicht nach "einem Beziehungsmodell", sondern, nach den Bedürfnissen der Menschen, die mich zu dieser Auseinandersetzung geführt haben.
Dass man sich dann gerne mit hinterfragenden Leuten umgibt, mit denen es Gemeinsames gibt... ist nachvollziehbar.

Wenn ich dann aber lese, dass Polyamorie als Alibi für Promiskuität herhalten muss, so bin ich m.E.n. nicht intolerant, wenn mich das wütend macht.
Ich empfinde es nämlich so, als würde dadurch etwas, was für mich verdammt bedeutsam war (und ist), mit Füßen getreten.

Ich habe nichts dagegen, wenn Menschen offene Beziehungen leben, swingen wollen etc. - logisch, steht mir auch nicht zu - , aber DAS ist für mich eben NICHT polyamor.
Dass polyamor Fühlende das AUCH ggf. tun... OK, wenn sie wollen. DAS tun Monoamore aber genauso.

Wenn wir uns nicht GEMEINSAM dafür einsetzen, dass da, wo "poly" draufsteht, auch Poly drin ist, müssen wir uns über Vorurteile nicht wundern, oder?
Ich empfinde es als "Verrat an einem guten Gedanken", wenn "Polyamorie" als Alibi missbraucht wird.
****nLo Mann
3.555 Beiträge
So las ich immer wieder etwas darüber, dass Menschen andere Menschen für dieses "Beziehungsmodell" SUCHTEN.
In der Hinsicht kam auch ich zum Thema.
Der Meinung seiend, einem Erwachsenen nicht vorschreiben zu können und wollen, was er mit wem tut.
Trifft Sexualität als auch Emotionalität.
Ob für mich dann praktisch lebbar ist etwas anderes, im Idealfall dürfte es aber die sinnvollste Beziehungsform sein.

Paradigma...
Nö.
*****e_3 Frau
2.065 Beiträge
Meine Worte:
So las ich immer wieder etwas darüber, dass Menschen andere Menschen für dieses "Beziehungsmodell" SUCHTEN.

unconbull schreibt dazu:
In der Hinsicht kam auch ich zum Thema.
Der Meinung seiend, einem Erwachsenen nicht vorschreiben zu können und wollen, was er mit wem tut.
Trifft Sexualität als auch Emotionalität.

Natürlich kann NIEMAND einem erwachsenen Menschen vorschreiben, was er diesbezüglich zu tun hat - Legalität vorausgesetzt.
Allerdings ist Sexualität (was Swinger z.B. häufig hier im JC betonen) eben NICHT gleich Liebe.
"Polyamorie" beinhaltet im zweiten Wortteil aber "Liebe" und die reduziert nicht, sondern IST - und das eben ganzheitlich, was das Fühlen angeht.
Wenn ein Einzelner nur Teilaspekte seiner Emotionen auslebt - OK, aber ... das Gefühl ist entscheidend und dies beinhaltet m.E.n. etwas sehr Besonderes - nämlich oben bereits erwähnte LIEBE.

Es gab immer wieder Minderheiten, oder "Randgruppen" , die sich für ihre Anerkennung in der Gesellschaft einsetzten.
Wenn diese alle Begriffe in einen Topf geschmissen hätten und sich selbst nicht einig gewesen wären... wo stünden sie dann heute?

Sexualität mit wem Weiteren ausleben wollen, ist nicht gleichzusetzen mit dem Gefühl, diesen Menschen zu lieben.
Diese Diskussion führen wir hier immer wieder und es geht doch überhaupt nicht darum, wem irgendwas absprechen zu wollen - schon gar nicht, was für denjenigen bedeutsam ist.
Das kann ich akzeptieren.
Definitionen sind aber wichtig, wenn man in eine Diskussion geht, denn sonst schreibt man evtl. aneinander vorbei.

Warum sollte sich jemand, dem es um das rein Sexuelle geht, als polyamor bezeichnen WOLLEN.
Warum sollte ihm das wichtig sein?
"Legitimation"? Wofür???
Profilbild
****fan
2.293 Beiträge
für mich bedeutet Polyamorie erst mal die Freiheit im Kopf. mich nicht den Normen zu unterwerfen, die es mir verbieten, zwei Menschen zeitgleich zu lieben, auch wenn ich in einer Phase der Monogamie lebe....
und ich lebe poly als kein BEZIEHUNGSMODELL, ich SUCHE keine Partner dafür, nein, ich lasse das LEBEN LAUFEN ; lasse es FLIEßEN und so finde ich meine Partner, mit denen ich so leben kann, wie ich es aus mir heraus möchte.....
Polyamorie ist für mich FÜHLEN, eine tiefe innere Verbindung zu mehr als einer Partnerin.... und ich kenne, nur mal als Beispiel, den zweiten Mann meiner Partnerin und weiß, wann sie bei ihm ist.... und trotzdem liebe ich sie....
als Paradigmenwechsel sehe ich Polyamorie nicht, zumal es sie schon lange vor ihrer "Öffentlichmachung" gegeben hat, nur eben im Verborgenen und mit weniger innerer Offenheit zwischen den Partnern....
*nein*, für mich ist poly etwas, was mich freier leben lässt, mich nicht geistig und sexuell einengt und zu mir und meiner Persönlichkeit passt....
*******_nw Frau
7.610 Beiträge
Ich bin ja nun erst relativ neu in diesem Bereich und habe noch nicht alle anderen Threads gelesen (was ich bestimmt noch nachholen werde) - bin aber ausgesprochen dankbar hier so differenzierte Diskussionen zu finden die mir helfen meine eigenen Gedanken zu klären. Denken und schreiben sind bei mir eng miteinander verknüpft, deswegen schreibe ich meine Gedanken zum Thema dazu *zwinker*

Für mich sehe ich schon einen Paradigmenwechsel in dem Konzept Polyamorie - und ich schreibe bewusst 'Konzept' ohne das in irgendeiner Form abwertend zu meinen. Auch andere Beziehungsformen sind für mich Konzepte denn sie basieren auf einer zumindest mehrheitlichen Übereinstimmung was zu diesen Beziehungen gehört und was nicht. Ein Modell ist für mich nichts negatives sondern eine Möglichkeit, die Gedanken und Erfahrungen von Menschen mit ähnlichen Vorstellungen so zu verdeutlichen dass man diese Erfahrungen für sich selbst nutzen kann und nicht jedes Rad neu für sich erfinden muss.

Der grundlegende Unterschied besteht für mich darin, dass man die Vorstellung aufgeben kann dass alles was man sich von einer Partnerschaft wünscht möglichst in einem Menschen versammelt sein muss, dass diese Beziehung sich in vorgegebener Weise von anderen unterscheiden muss und dass sie damit in Konkurrenz zu anderen Beziehungen steht in denen andere Schwerpunkte möglich wären. Das erfordert ein anderes Denken, eine Abkehr von der Idee, dass der Wert einer Beziehung in ihrer Exklusivität anderen gegenüber besteht. Insofern finde ich Paradigmenwechsel auch nicht zu hoch gegriffen. Dass andererseits Nicht-Exklusivität nicht heißt, wahllos oder beliebig zu sein, dass eine Denkweise wie 'jetzt bin ich mal geplant polyamor, also brauche ich auf die Schnelle noch mal mindestens x weitere Beziehungen' an der Grundidee vorbei geht ist dann noch eine andere Sache ...
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