Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
BDSM & Polyamorie
1139 Mitglieder
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

Poly goes private?

Schau mir in die Augen, Kleines (202311)Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.908 Beiträge
Themenersteller 
Poly goes private?
Einige Polies sind irgendwo (halb)öffentlich aktiv in Foren incl. diesem hier, großen oder kleineren, aber öffentlich angekündigten, manchmal beworbenen Treffen wie Parties, Workshops und so. Die sind hier nicht angesprochen.

Mich interessiert, wie viele Poly-Menschen Ihr kennt, die, wenn überhaupt, ganz überwiegend nur in ihrem ganz persönlichen Umfeld als solche wahrzunehmen sind.
Also Polies, die das einfach leben, ohne sich jemals an Diskussionen, Foren, erst recht nicht großen Treffen oder an Öffentlichkeitsarbeit beteiligen.

Polies, die am liebsten ausschließlich gerne unter sich sind mit ihren Liebsten, oder gelegentlich mal auf einer nicht allzu großen Party mit den Mitgliedern eines Liebes-Netzwerks.

Um den Anfang zu machen: ich kenne ein Paar, das lebt Polyamorie (ohne es zu verheimlichen) so diskret, dass sie nicht einmal Einladungen in meinem Freundeskreis folgen. Aber an meinem 60.sten Geburtstag - da erwische ich sie!
Dieses Paar war dann auch dabei, als wir in meiner Wohnung sporadisch sog. Kuschel- und Klöntreffs veranstalteten. Bei solchen Treffs sind dann natürlich nicht nur "diskrete Polies" dabei, aber die Veranstaltung selbst war diskret, d.h. es gab nur wenige, auf privater Basis Eingeladene.
Und ich beobachte, dass sich dgl zusätzlich zur ohnehin lebendigen Poly-Szene in Berlin etwas aufbauen könnte.

Zudem weiß ich von mindestens 2 weiteren regelmäßigen Polytreffs, die regelmäßig und deren Termine zwar im Internet zu finden sind, aber so versteckt, dass sie schon wieder als privat zu bezeichnen sind; die Grenzen sind freilich fließend wie die Freiheit.

Ich kenne auch Polies, die früher nach außen ziemlich aktiv waren, und sich nun "ins Private" zurückgezogen haben. Könnt Ihr einen Trend im Sinne des Themas erkennen?

T*g*M
*******mie Mann
82 Beiträge
Aktiv?
Also für mich geht die Fragestellung am Begriff selbst vorbei. Ich lebe Poly, ja. Aber in dem Moment, in dem ich für mehr als eine Frau eine Beziehung habe, ist das für mich gefühlt "aktiv". Ich mache kein großes Geheimnis draus, binde es aber auch nicht unbedingt den Leuten auf die Nase.
Diese Lebensweise, die für mich ganz persönlich einfach gut funktioniert über Events, öffentlichkeitswirksame Inszenierung oder dergleichen zu definieren, stellt für mich etwas eher unverständliches dar.

Wie soll ich meine Irritation zum Ausdruck bringen? Poly ist für mich kein nach außen hin identitätsstiftendes Merkmal.
Es ist für mich ein Beziehungsmodell und gehört damit in das Umfeld, das mit meiner Beziehung (oder meinen Beziehungen) zu tun hat und nicht in die weite Welt.

Also zu deiner Frage: Ja, ich bin abgesehen von dem Joyclub so einer. Aber es geht mir nicht um Diskretion, sondern einfach darum, dass ich es als Privatsache ansehe.
*********nchen Frau
5.052 Beiträge
Gruppen-Mod 
Das einzige, woran ich mich beteilige, ist dieses Forum *zwinker*
Sonst nichts.
Keine Treffen, keine Parties, keine Stammtische, kein gar nichts.

Ist nicht meine Welt.
*******ias Frau
4.126 Beiträge
Paradox
*******mie:
Ich mache kein großes Geheimnis draus
*******mie:
Poly ist für mich kein nach außen hin identitätsstiftendes Merkmal.

Gut formuliert! *top*

@ TomQuichote

Ich geb dazu Mal ein Beispiel: Eine private Geburtstagsparty.
Ein Drittel der Menschen dort kannte ich, zwei Drittel nicht. Munteres Treiben. An der Bar kam das Thema "Eifersucht & Betrügen" auf und hielt sich dort über zwei/ drei Stunden (zwischendrin war ich auf der Tanzfläche). In wechselnder Besetzung wurden Hypothesen in den Raum gestellt, diverse Geschichten ausgetauscht, bei Betrüblichem Trost gespendet, analysiert und/ oder mit Galgen-Humor aufgelöst. Und auch ich erzählte hier und dort Annekdoten aus meinem Leben. Von monogamen und offenen Beziehungskonstrukten...

"Polyamory" war nie Thema. "Ob Menschen, die sich auf offene Beziehungsformen einlassen mehrere Menschen lieben können und dürfen", hat niemand in Frage gestellt. Mir ging es auch nie darum, mich von den anderen Anwesenden als "Poly" abzugrenzen.

Mir ging es um unsere Gemeinsamkeiten. Dass auch Menschen, die sich bewusst entschieden haben, sich und ihrem Partner Freiheiten zuzugestehen, manchmal mit Eifersucht zu kämpfen haben. Dass wir doch alle irgendwie versuchen, unsere Bedürfnisse und die Bedürfnisse unseres Partners unter einen Hut zu bekommen.

Nun, ich befinde mich zur Zeit mehr oder weniger in einer Art Selbstfindungsphase. Rückschau, Selbstreflexion, mich in der Welt verorten. Da wurde mir zwischenzeitlich der Poly-Begriff sehr wichtig. "Zu wichtig." Glücklicher Weise haben mich meine alten Freunde darauf aufmerksam gemacht.

Im Leben trennen uns "identitätsstiftende Begrifflichkeiten" allzu leicht von unseren Mitmenschen. Gerade, wenn es um Liebe geht, ist diese Trennung doch reichlich paradox.
.
*******mie Mann
82 Beiträge
Paradox?
Wenn du die vermeintliche Widersprüchlichkeit der Aussagen meinst: Es ist ein Unterschied, ob man offensiv damit umgeht, oder sich einfach nur nicht allzu bemüht versteckt, wie ich finde. *zwinker* Mir wäre es einfach lästig, irgendeine Geheimniskrämerei zu betreiben, aber solange ich nicht "gefragt werde" behalte ich es eben für mich ... und vor allem vermeide ich in der Regel den Begriff Polyamor.

Galinthias:
Gut formuliert! *top*

Vielen Dank. *blume*

Nun, ich befinde mich zur Zeit mehr oder weniger in einer Art Selbstfindungsphase. Rückschau, Selbstreflexion, mich in der Welt verorten. Da wurde mir zwischenzeitlich der Poly-Begriff sehr wichtig. "Zu wichtig." Glücklicher Weise haben mich meine alten Freunde darauf aufmerksam gemacht.

Ein ganz wichtiger Punkt, wie ich finde. Natürlich strebt der Mensch nach Orientierung und Stabilität. Begrifflichkeiten schaffen - nein, suggerieren - Orientierung und versprechen Stabilität. Da ist es nur natürlich, sich an Begrifflichkeiten, die man mit seinem eigenen Empfinden in Bezug bringen kann, zu klammern. Dass gerade wenig ausdefinierte Kategorien (schlagt mich, ich zähle Polyamor dazu) dazu einladen, sich darin wiederzufinden, ist auch nur natürlich. Allzu schnell vergisst man darüber, was eigentlich dahinter steckt:
Nichts weiter, als ein Mensch (oder im Fall von Polyamor mehrere Menschen), der versucht, sich selbst und sein Leben so gut wie möglich zu bewältigen. Wenn er dazu mehr als einen Partner braucht, dann ist das eben so und man steht vor der Herausforderung, das so zu arrangieren, dass niemand dadurch Schaden nimmt...(was auch für ihn selbst gilt)

Und da landen wir wieder beim ursprünglichen Thema, denn wenn man sich zu sehr auf den Begriff selbst konzentriert, neigt man meiner Meinung nach dazu, das Thema, bzw. selbigen mit viel zu viel Bedeutung aufzuladen und so bisweilen die ganz einfache und vielleicht oftmals richtige Sichtweise zu verbauen.
Anders (und zugegebenermaßen etwas provokativ) formuliert: Wenn Poly zur Marke hochstilisiert wird, erzeugt das einen größeren Druck, sich dahingehend irgendwie zu positionieren, anstatt es einfach nur entspannt zu leben.
Schau mir in die Augen, Kleines (202311)Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.908 Beiträge
Themenersteller 
Bei diesem Thema
ging es mir einmal nicht um tiefschürfende Reflektionen über Begriffe, Identitätsstiftendes und mehr.
Tinchenbinchen
trifft genau das, was mich interessiert.
Polyamory: Poly goes private?

Vlt ist jetzt klarer, worum es mir geht.

Herzlich
Tom
*****alS
7.372 Beiträge
Tja, ich bin da bei Tinchenbinchen. Ich bin hier aktiv (und in dieser Gruppe nicht einmal sehr viel), gelegentlich an einem kleinen Stammtisch der aber an meine lokale BDSM Szene angeschlossen und daher schon nochmal was anderes ist (im Prinzip bin ich mehr der Menschen wegen dort als des Themas wegen, und meist reden wir auch eifnach über Gott und die Welt), und das war's. Ich beteilige mich auch nicht an großen Lebensphilosophischen Diskussionen über poly - und ich mag diese Diskussionen auch nicht. Man muss nicht aus allemm einen "Lifestyle" machen, unnötige Begriffe einführen, und so weiter.

Ich bin poly, weil ich michb in mehrere Menschen verliebe. So ticke ich nunmal. Ich finde das nicht bemerkenswerter als z.B. homosexuelle Menschen. Punkt.

Ich kenne einige wenige Szene-Poly-Aktivisten... und auch wenn ich diese Menschen mitunter sehr mag (manche, nicht alle) - das Thema Poly diskutiere ich mit denen meist nur ungern. Zu anstrengend und zu sehhr nur der DIskussion wegen. Denn wirklichz um etwas gehen tut es keinem, daran, dass Menschen poly sind, kann eh niemand was ändern, da muss man nicht viel drüber diskutieren. Dann lieber darüber, wie man das konkret gestaltet... nasja.
Die meisten anderen poly-Menschen, mit denen ich zu tun habe, machen es aber wie ich. Sie nehmen es halt wie's kommt mit den Gefühlen und dann redet man darüber, aber groß überall damit rumhantieren, das tun sie nicht.
*******ias Frau
4.126 Beiträge
*******hote:
Mich interessiert, wie viele Poly-Menschen Ihr kennt, die, wenn überhaupt, ganz überwiegend nur in ihrem ganz persönlichen Umfeld als solche wahrzunehmen sind.

Wieviele überwiegend im privaten wahrzunehmende Poly-Menschen ich in meinem Leben kennengelernt habe, weiß ich nicht.

Vor Ewigkeiten hatte es sich drei Mal ergeben, dass ich irgendwie auf Umwegen zu so einem Poly-Gesprächskreis mitgenommen wurde. Das war zwar interessant, ging mir jedoch irgendwie zu sehr in Richtung "grundsätzlicher Lebensstil". Zwei Mal war es so, dass mich ein "potentieller Partner" dort hin mitnahm, aber im 1:1 immer wieder ausweichend wurde. Daher sah ich von einer intimen Beziehung mit ihm ab. Meine Anmeldung in der Polyamory-Gruppe des Joy ist für mich das erste Mal, dass ich zu diesem Thema gezielt den Austausch in der Öffentlichkeit suche. (Um mir selbst über ein paar Dinge klar zu werden.)

*******hote:
Könnt Ihr einen Trend im Sinne des Themas erkennen?

Ein Trend sich in der Öffentlichkeit theoretisch mit Poly auseinander zu setzen und es danach privat zu leben? Nein. Nicht wirklich.

Ich glaube...
die meisten Polys entwickeln ihren offenen Umgang mit der Liebe in verschiedenen Beziehungen im privaten Umfeld. Im Joy begegnen mir viele Menschen, die sich gerade in einer sexuellen Experimentier-/ Selbsterfahrungs- & Selbstfindungsphase befinden und in alles Mögliche einmal hinein schnuppern. Die große Mehrheit der Joy-User hatte vorher ein recht gewöhnliches Leben, sammelt oder vertieft während dieser Zeit Mal andere Erfahrungen und kehrt danach wieder zu einem recht gewöhnlichen Leben zurück. Mit dem guten Gefühl, nichts (für sie) wichtige zu verpassen. Die wenigsten Joy-User werden dauerhaft beim Poly (oder Swingen oder Tantra oder BDSM etc.pp.) hängen bleiben. Und diejenigen, die es tun, hatten in der Regel bereits vorher erste Erfahrungen/ Versuche, mehrere Liebesbeziehungen parallel zu führen. Die würden es auch ohne Joy tun.
Das glaube ich.
*******ius Mann
62 Beiträge
Polys entdecken
Ich finde es vorallendingen interessant, wie man Polys im realen leben entdeckt.
Es gibt wenige leute die Pins mit <83 tragen oder die dreifarbige polyawareness schleife.
Ich suche immernoch einen schoenen button/pin in der hinsicht.

Gerade beim flirten ist nicht wissen natuerlich immerinteressant, aber soetwas grundlegendes wie passende vorstellungen von beziehungsmodalitaeten auf natuerliche art und weise zu sprechen zu kommen ohne gleich sein gegenueber mit dem signal zu fluten das man die person vielleicht auf die beziehungskategorie hin prueft.

Ich habe so haeufig mit nicht polyamoren geflirtet wo dann irgendwann zwei gebrochene herzen da waren trotz grosser sympathie . . . das ich gerne oefter mit offeneren karten flirte.

Das problem dabei ist das man das interesse weniger verstecken kann.

Hier im joy ist das tatsaechlich mega bequem. Aber es gibt im realen leben noch kaum Augmented reality flirt hilfen in der hinsicht.
****50 Mann
655 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ich kenne auch Polies, die früher nach außen ziemlich aktiv waren, und sich nun "ins Private" zurückgezogen haben. Könnt Ihr einen Trend im Sinne des Themas erkennen?

Dazu würden wir (dazu gehört Samyswife) uns zählen. Vor reichlich 3 Jahren waren wir sehr sehr öffentlich in einer Reportage des MDR. Wir hatten für uns etwas geschafft, aus einer Anfangs fast aussichtslosen Situation gemeinsam den Weg gefunden, polyamor leben zu können, habe viel hier gepostet. Heute, seit 2 Jahren haben wir beide die Zweitlieben gefunden, mit denen wir es glücklich leben können, haben wir, weil es funktioniert, nicht mehr das Bedürfnis, uns mit mitzuteilen und ziehen uns immer mehr ins private zurück. Wir brauchen keinen Stammtisch, keine Kuschelpartys, leben es einfach für uns und meine Postings sind wesentlich seltener geworden, na ja, heute mal wieder *zwinker*. Wenn überhaupt, dann treffen wir uns mal mit Paaren oder einzelnen JClern, die uns angeschrieben haben und wissen wollen, wie wir das geschafft haben, scheint relativ selten zu sein, wen man hier in der Gruppe so liest.

Ob das nun ein Trend ist; vielleicht beschränkt nur insofern, dass funktionierende feste polyamore Dauerbeziehungen diesbezüglich eher im privaten bleiben bzw. sich darin zurückziehen. Andererseits könnte ich mir vorstellen, dass es einer wird, je mehr polyamore Beziehungen zu etwas Alltäglichem werden, aber dat dauert...
******ore Frau
4.493 Beiträge
Ich glaube tatsächlich, dass der Rückzug ins Private in direkter Abhängigkeit zur Dauer des Polylebens steht.

Am Anfang ist das für die meisten Offenbarung, Erleichterung, positive Aufregung, Aufbruch, ein ausgesprochener Paradigmenwechsel, der viel Kommunikation bedarf und erfordert.

Wenn man dann mal darin angekommen ist, dann wird das oft weniger.

Ich fahre zu den Treffen auch kaum noch, um mich über Polyamorie auszutauschen, denn mittlerweile bin ich dort sehr klar drin. Aber mit Menschen zusammenzusein, die einen wortlos verstehen, das ist wichtig für mich.

Ich würde für mich den Satz umdrehen: nicht

"Poly goes private"

sondern:

"Private goes poly"

Wenn mein ganzer Freundeskreis selber poly tickt, dann können wir uns alle gemeinsam wieder zurückziehen *zwinker*

Ich persönlich muss zugeben: es gibt noch eine latent politische Ebene, die bezieht sich aber nicht direkt auf poly, sondern auf ein neues gesellschaftliches Miteinander.
*******lied Mann
601 Beiträge
Asymptote
Ich sehe das wie themisabeth und Galinthias (im zweiten Beitrag vom 19.12.) Als ich hier im Joy neu war, führte mich die Offenbarung, mit meinen Ansichten nicht alleine zu sein, in aufklärerischen Aktivismus. Zu lange fühlte ich mich durch mein Umfeld, das diese Themen nicht in den Mund nahm, in meiner Entwicklung gehemmt, ja ich fühlte, als sei ich in meiner Entfaltung aus Bevormundung kurz gehalten worden.

Ich habe gerade Zeit und Muße für eine Anekdote, die man aber getrost überspringen kann: Schon mit 19 oder 20 Jahren fühlte ich, daß ich keine sexuell treue Freundin brauchen würde, obwohl Untreue zu unterstellen auf dem Lande (und in Bayern) eher indiskutabel war. Ich ging also dazu über, mich im Freundekreis umzuhorchen, welche Frau es mit der Treue nicht so genau nahm, woraufhin mir einige "Schlampen" genannt wurden. Polyamorie, oder "offene Beziehung" gab es damals noch nicht.

Also ging ich hin: "Hallo Bärbl, Monika hat gesagt du bist eine "Schlampe" und ich finde das total interessant."

"Spinnst du, mich eine Schlampe zu nennen ? Du ko'st de va'zupfa !" (sinngemäß: Du kannst dich verpissen)

Leider ging ich dazu über, daraufhin auch keine anderen Frauen mehr zu fragen, ob sie sich als "Schlampe" sehen. Heute weis ich natürlich, daß nur diese Frau eine dumme Pute war, eine Gefangene in unseren erzieherischen Werten, eine "Schlampe" sei per sé schlecht. Eine, die entweder nicht dazu stand, "Schlampe" zu sein, oder mir nicht einfach sagen konnte, daß ich einer Falschinformation aufgesessen bin. Ich hätte besser dabei bleiben sollen, zu fragen was ich mir wünsche und irgendwann bei der einer Richtigen zu landen.

Jedenfalls führte es die nächsten 20 Jahre dazu, daß ich mich weder sagen traute, was ich suchte, noch was ich eigentlich selber bin. Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, wie "ausgeglichen" die folgenden Beziehungen auf so einem Fundament waren *lach* So, Anekdote Ende


Je länger ich mich mit dem Offenbarten auseinandersetze, frage und diskutiere, reflektiere und in mich selbst einbaue, nähert es sich asymptotisch meiner Selbstverständlichkeit. Im gleichen Maß nimmt meine Aktivität ab. Selbstverständliches bedarf bei den meisten Menschen leider keines großen rumorens, mich eingeschlossen. Das führt dann wohl dazu, daß jeder Mensch seine eigene Entdeckungsreise selbst antreten muss, sobald seine eigene Unzufriedenheit seine eigene Leidensschwelle überschritten hat und jeder seine eigenen kleinen Hürden meistern muss. Ich kann wohl nicht erwarten, daß mir außer dem Massenkonzept "Paar-Haus-Hund" noch was anderes vor Augen gehalten wird. So gesehen finde ich es dann wieder nicht mehr verwunderlich, daß ein interessantes, hoch-reflektiertes Paar wie glen_ilme nur 20km von mir entfernt wohnt und es bisher nicht zu einem Treffen, z.B: auf einem Stammtisch kam.

Mir geht es aber bei einem Forum, bei einem Stammtisch, weniger um Diskussion und Zirkelbildung. Mir geht es um Verbrüderung von Gleichgesinnten, wenn das politische Pendel mit einer hypotetischen Periode von 150 Jahren (3 Generationen) den Zenit der Demokratie (75 Jahre) überschritten hat und in ein paar Jahrzehnten wieder Populismus, Neid und Denunziantentum regieren. Wenn soziale Exoten wie Polys wieder ins KZ müssen, dann geht es darum, für die eingekerkerten Aktivisten Freunde im Volk zu haben, die sagen: "Lasst ihn wieder raus, das ist doch nicht schlimm. Ausserdem hat er immer gut gearbeitet."

So gesehen, werde ich je seltener, umso vehementer für meine Freunde einstehen. *uah*
**********nnung Mann
158 Beiträge
langsame Ausschleichung
Hallo,
ich lebe mit meiner Frau in einer sehr liebevollen Beziehung.
Am Anfang hatten wir beide noch engere Kontakte zu anderen Personen.
Je intensiver unsere Beziehung wurde, umso mehr entfernten sich unsere Verhältnisse.

Ich habe das Gefühl, Poly wird immer mehr Mono, weil andere unser liebevolles Umgehen nicht aushalten.
Noch vor 6 Jahren war es für manche Frauen kein Problem, mit mir anzubändeln, obwohl ich in einer Beziehung war.
Wenn ich das heute erwähne, fällt sofort die Klappe.

Dabei ist es doch nur gut für eine Beziehung, wenn jemand dazu kommt.

Bei uns sieht es eher aus nach Poly becomes private.
Schade .

Weihnachtliche Grüße aus Hamburg
********erin Frau
922 Beiträge
Ich bin in meinem Umkreis wirklich die einzige Frau die so lebt . Definitv .

Darüber rede ich also mit keinem mehr und bin auch sonst nur hier in der Gruppe aktiv zu dem Thema .
*******Top Mann
1.035 Beiträge
Poly is private!
Ich finde es nicht ungewöhnlich, dass Menschen gerne mit ihren Liebsten unter Gleichgesinnten sind — sowohl in ihrem Freundeskreis als auch in ihrem Liebes-Netzwerk (das „nur“ etwas kleiner ist als bei Polys).

Dass Leute in Foren aktiv sind, zu Treffen, Partys oder Workshops gehen, die ihren Interessen entsprechen, und dass es Leute gibt, die dafür einen Rahmen bereitstellen und/oder als Veranstalter dazu einladen, finde ich ebenso wenig ungewöhnlich.

Ungewöhnlich finde ich, wenn sich aus eigenen Interessen ein Sendungsbewusstsein entwickelt, das schon an missionarischen Eifer grenzt — unabhängig davon, ob es sich um irgendwelche Hobbies, Lebensmodelle oder Religionen handelt.

Ich mache weder aus meinen Hobbies noch aus meinem Liebes- und Beziehungsleben ein Geheimnis. Mein persönliches Umfeld kann das durchaus wahrnehmen. Bei Interesse [!] erzähle ich dazu auch mehr. Gegenüber kann dann daraus machen, was ihm für sich richtig erscheint.

Nur weil ich etwas anders lebe als die Mehrheit, oder weil ich ein ungewöhnliches Hobby habe, muss ich keine Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Ich muss auch nicht zu jeder Veranstaltung pilgern, nur weil das Thema meinen Interessen entspricht. Ich muss auch nicht irgendwem etwas überhelfen, was ihn vielleicht gar nicht interessiert, das er gar nicht hören will, was so gar nicht in sein Weltbild passt oder ihn gar überfordert — gleich, ob es meine Interessen, meine Hobbies, meine Beziehungen oder mein Sexleben ist.

Bei der Eingangsfrage habe ich mich gefragt, ob sich jemand zu konventionellen Beziehungsmodellen die gleiche Frage stellen würde (und das für mich verneint). Überspitzt: Treffen für Leute mit einem Bekanntenkreis? Partys für Leute mit einem Freundeskreis? Das ist wohl so normal, dass keiner groß darüber nachdenkt.

Ich halte es für relativ normal, ein Privatleben zu haben und selbst zu entscheiden, ob man damit diskret oder in einer „lebendigen Szene“ sein möchte. Die Formulierung „da erwische ich sie!“ hat für mich auf den ersten Blick etwas von erzwungenem Outing.
Schau mir in die Augen, Kleines (202311)Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.908 Beiträge
Themenersteller 
Danke
Liebe Schreibenden,

*nixweiss*, warum ich diesen Tread nach meinem EP aus den Augen verlor...
Aber besser spät, als nie: Herzlichen Dank für Eure ausführlichen Antworten!

Erkannt habe ich, dass "Poly goes private" kein allgemeiner Trend zu sein scheint, sondern eher eine häufig vorkommende, individuelle Entwicklung von:
• Entdeckung des Begriffs und lebendigen Menschen dazu
• Euphorie + Aktivismus (mit oder ohne "Outing")
• Aktives Suchen von Partnern auf Treffen + Börsen
• Rückzug aus der "Öffentlichkeit (im engeren Sinne)", wenn sich Polyamorie bewährt, oder sich zu lange keine beständigen Beziehungen etablieren.
Das entspricht auch meiner persönlichen Entwicklung zum Thema, und ich sehe sie immer wieder. Manche bleiben auch wirklich lange Zeit in der Öffentlichkeitsarbeit oder auf großen Treffen und allen möglichen Foren aktiv. Das sind aber die wenigsten.


*******Top:
Die Formulierung „da erwische ich sie!“ hat für mich auf den ersten Blick etwas von erzwungenem Outing.

Ja, das hört sich so an. Tatsächlich sind die beiden in meinem Bekanntenkreis (ausschließlich polies) den meisten auch persönlich bekannt. Mein Geburtstag war aber das erste Mal, dass sie sich auf eine Treffen mit so "vielen" Menschen (9) eingelassen haben, obwohl sie schon mehrfach eingeladen wurden.
Sie sind von Herzen gerne erschienen, und wir haben es alle sehr genossen.

t*herz*m
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.