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Dogmen, Vorurteile, Prinzipien

Dogmen, Vorurteile, Prinzipien
Wir haben heute lange geredet! Was macht unsere Beziehung aus? Was bedeutet Polyamorie für uns und welche Prinzipien haben wir eigentlich? Unsere Geschichte auf dem Weg zum Jetzt ist sicher mitentscheidend. Aber wie sehen andere das? Wir begegnen immer wieder anderen Auffassungen die voll sind von dem, was geht und was nicht! Da gibt es radikale Dogmen, die klar zu stellen scheinen, was möglich ist und was nicht! Wir sind manchmal irritiert was da alles nicht geht. Manchmal fühle ich mich an eine Weisheit erinnert, die im Groben beinhaltet: Alle sagen das geht nicht! Dann kam einer der wusste es nicht und machte es einfach, und siehe da es ging einfach!
Eigentlich bin ich sicher nicht für solche langen Einleitungen bekannt, aber in diesem Fall halte ich sie für wichtig!
Inspiriert durch einen Austausch mit einer lieben Freundin hier und einem anderen Thema, drängt sich mir die Frage auf, wie Frei sind wir eigentlich und vielleicht wichtiger, wie viel Klischees bedienen wir. Sind wir wirklich anders, als die vielen Monos um uns herum? Leben wir unsere Realität nicht nur etwas anders? Wenn ich es versuche von außen zu betrachten, gilbt es doch ganz viele Strömungen in unserer Gruppe.
Das ist ja auch gut und gibt Vielfalt, aber immer wieder gibt es Dogmen, die sich wie ein roter Faden durch alle Diskussionen ziehen und die uns begrenzen. Schlechte Erfahrungen werden gerne als Grund angeführt! Wer von uns kann sagen, diese für irgend eine Situation auszuschließen? Wir beide nicht!!!?
Ich liebe eine Frau, mit der ich seit fast 35 Jahren verheiratet bin! Unser Zusammenleben würde ich als optimal einschätzen! Sie liebt neben mir einen Mann, der ihr alles bietet, was ich nur mit Mühe hinbekommen würde. Soweit ist alles super! Aber jetzt beginnt, was ich meine!
Ich liebe seit 2Jahren eine Frau, die seit 5 Jahren meine Sekretärin ist, die gut 22 jünger ist als ich, die Mono eingestellt ist, meine Einstellung kennt, mit meiner Frau befreundet ist und die mich auch liebt. Alle Klischees von- geht garnicht- sind also erfüllt!
Um gleich denen den Wind aus den Segeln zu nehmen, die gleich Mitleid mit mir heucheln werden, unser Arbeitsverhältnis ist im Prinzip beendet, denn ich gehe in Kürze in Rente. Es ist sicher eine Veränderung aber nicht in unserer Liebe.
Warum also, müssen ständig diese "No go's" sein? Warum übernehmen wir die Prinzipien unserer monoamoren Mitmenschen? Wir schauen über den Tellerrand unserer Umgebung um gleich wieder unzählig viele Grenzen zu errichten. Jeder hat unzählige schlechte Erfahrungen, aber können wir sie wirklich verallgemeinern? Ich glaube nicht! Für mich gilt ein Satz - ich weiß nicht von wem - immer noch als Maxime:
Nicht was wir erleben, sondern wie wir empfinden, was wir erleben bestimmt unser Schicksal!
Micha
Sind wir wirklich anders, als die vielen Monos um uns herum? Leben wir unsere Realität nicht nur etwas anders?

Nein sind wir nicht. Fängt für mich bei der Verteufelung dessen, was die Monos alles schlecht machen, an.

Ich glaube auch nicht wirklich das schlechte Erfahrungen/No Gos verallgemeinert werden.
Mein Gefühl ist eher, das diese bei den „grenzenlosen“ eher sauer aufstoßen. Das sehen die aber auch wieder anders. So hat jeder seine Theorie.

Und ich schließe auch nicht aus, das ein heutiges „No Go“ in ein paar Jahren ein „Boah wie geil“ ist, wenn Wunden verheilt sind. Aber heute ist und bleibt es für mich ein No Go. Alles andere wäre für mich Autoagression, Masochismus oder was auch immer
*****964 Frau
287 Beiträge
Guten Morgen,
Danke für dieses Thema. Beim Lesen habe ich schon gemerkt, dass ich nicht frei bin von Dogmen, Vorurteilen u.m. deshalb bin ich aber immer wieder dankbar dass ich dann so einen Spiegel vorgehalten bekomme und mich anschauen kann. Da sehe ich dann aber nicht nur das, wo es noch eng ist, sondern auch das wo es schon Entwicklung gab. Ein weitergehen, ein überwinden von schlechten Erfahrungen usw. Für mich gilt, dass ich Offenheit und Ehrlichkeit leben möchte mit allem, was auch schwierig ist oder am wachsen ist. Ich bin noch lang nicht fertig und möchte gnädig sein mit dem, was noch nicht geht.

LG.
Petra
*********nchen Frau
5.059 Beiträge
Gruppen-Mod 
Vielleicht kann mal jemand Beispiele von Dogmen und Prinzipien und NoGos nennen?irgendwie teile ich diesen Eindruck nämlich nicht, aber vielleicht verstehe ich etwas falsch oder nehme etwas anders wahr.
Was ist denn mit Begrenzungen gemeint?
**********ucher Mann
4.813 Beiträge
@ Tinchenbinchen
Ein Beispiel für ein polyamores Dogma:

Wer polyamor ist, kommuniziert offen mit all seinen Partnern/Partnerinnen. Jeder dieses polyamoren Beziehungsgeflechts weiß um die anderen und deren liebenden Anteil innerhalb der Gruppe.

Ein No-Go wäre es dann, als Teil der Gruppe den anderen gegenüber eine weitere Liebe bewusst zu verheimlichen.

Dieses Dogma/No-Go macht Sinn. Dennoch mag es Menschen geben, die dieses Prinzip bewusst durchkreuzen und nicht allen anderen alles offenbaren. Sind sie dann noch polyamor?
*****e_3 Frau
2.065 Beiträge
Wenn ich ehrlich in mich hinein höre, so erkenne ich, dass der Punkt "Ängste aufgrund schlechter Erfahrungen" leider auf mich zutrifft.
Diese Erfahrungen - bzw die heute daraus resultierenden Ängste - nehme ich mit ins weitere Leben. Sie lähmen und verunsichern.

Es geht bei mir um die Erfahrungen mit monoamor Fühlenden in polyamoren Beziehungen. Zu dem Thema gibt es ja auch hier immer wieder Threads...

Meine Erfahrungen - die MICH heute oft stehenbleiben lassen, wo ich so gerne weitergehen würde - haben immer mit "Unehrlichkeit aus Liebe" zu tun.

Wenn man erlebt hat, dass ein Partner immer und immer wieder sagt, wie gut es ihm geht und dass alles in Ordnung sei... und dieser Partner dann ganz unerwartet (heute tolle Pläne - morgen Auszug)
geht und als Begründung lange ertragenes Leiden unter furchtbarer Eifersucht angibt, so ist das ein echt tiefer Schock.
Zu glaubhaft waren die Gespräche, bei denen alles gut - sogar extrem gut, authentisch und im Einklang - anfühlte.

Das "Motiv", das zur Unehrlichkeit führte, war Liebe. Aus Liebe zu mir polyamore Verbindungen akzeptieren und NICHT ehrlich sagen, wenn mein Handeln verletzt...

Was soll man mit der Erfahrung machen? Bei mir fühlt sie zur Angst nochmal einen Menschen zu verletzen und es nicht zu merken.
Klar, könnte ich "die Schuld" für seine negativen Empfindungen beim Anderen belassen. Ich könnte auch davon ausgehen, dass ab jetzt jeder, der meinen Weg mit mir gehen möchte, absolut ehrlich sein wird.
Statt dessen habe ich Angst, nochmal nicht merken zu können, dass wer durch MEIN Handeln verletzt wird.
Lese ich dann bei anderen irgendetwas, was mich an meine Erfahrung erinnert, läuten sofort Alarmglocken.

Mut machen und auch selbst wieder Mut finden, wäre gesünder - ich weiß. *liebguck*
Hallo ihr,

ivh hadere eher mit Dogmen aus der Polyamorie. Ganz kurz, weil ich in der Bahn sitze: die Zugänglichkeit für Intimität durch andere Menschen. Sich sexuell offen verhalten müssen. Sich wundern, warum ich nicht so offen bin und mich auf jeden Menschen gleichartig einlassen möchte. Das begegnet mir ab und an unter polyamoren Menschen.

Schreibt Sie
*****e_3 Frau
2.065 Beiträge
@ Sisyphe
Entschuldige bitte mein Dazwischendrängen.

Zu deiner Frage denke ich:

Es ist immer polyamor, wenn wer mehr als einen Menschen liebt, ob nun ehrlich, oder heimlich.
Es ist nicht im Sinne des polyamoren Gedankens bzgl "Verbindungen im Einklang mir allen Beteiligten", aber... das halte ich persönlich auch für "die (sehr erstrebenswerte)Königsdisziplin " 😉.
**********ucher Mann
4.813 Beiträge
Kein Problem, Soukie,
das war doch kein Dazwischendrängen und es passt doch alles zum Thema. *g*

"Die (sehr erstrebenswerte) Königsdisziplin", ja, das sehe ich auch so. Und die gelebte Realität bleibt leider manchmal dahinter zurück. Dogmen sind halt doch nicht unumstößlich. *zwinker*

Deine Erfahrung ist sicher bitter und ich kann nachvollziehen, dass dir das Angst macht und dich vorsichtig oder misstrauisch sein lässt. Da wünsche ich dir von Herzen eine im Gegenteil zu dem Erlebten positive Erfahrung, die dir diese Angst wieder nimmt.

Aber man sieht, Dogmen und No-Goes hin oder her, der Mensch stößt immer wieder an seine persönlichen Grenzen. Deswegen kann man den Königsweg erstreben, braucht sich aber nicht zu schämen, wenn er aus welchen Gründen auch immer nicht in voller Breite gangbar ist.
*******ben Mann
3.280 Beiträge
Meine Erfahrung ist, das ich (Menschen) halt nun mal "Rahmen" brauche(n), an denen sich Halt, Heimat und Sicherheit "fühlen" lässt. Bestimmtes Verhalten vom Gegenüber, was uns im jeweiligen Ist-Zustand Wohlgefühl/Erfolg beschert. Ein normales individuelles menschliches Bedürfnis wie auch Freiheit, Unabhängigkeit, Anerkennung etc.
"Dummerweise" gehört dazu auch, dass wir oft in den Lauf fallen, das dies dann bitte die ganze Umwelt/alle Menschen so machen soll (damit wir sicher sind, uns als gleichgesinnte Gruppe fühlen, ...?) und so aus dem persönlichen Rahmen eine gesetzliche Vorgabe wird.


Statt dessen habe ich Angst, nochmal nicht merken zu können, dass wer durch MEIN Handeln verletzt wird.
Solch ein NoGo (?) könnte ja auch vielleicht gar nicht stimmen? Könnte es nicht auch sein, das du ihn (solange du nicht die Faust oder ein Messer nimmst) gar nicht verletzten kannst, sondern eher ihn nur an alte kindliche Wunden ranbringst? Was dann mit passender Unterstützung/Raum auch ein Geschenk sein kann, wo der Partner wenn er dies mag hier die alten engen auflösen und ein besseres Leben finden kann?
****cts Paar
1.387 Beiträge
Regeln...Prinzipien...Dogmen
Ganz allgemein denke ich, dass Regeln zu einem Zusammenleben dazu gehören...schaffen sie doch Klarheit, Sicherheit und letztendlich Vertrauen.
Wenn Regeln bezüglich einer Liebesbeziehung ´verhandelt` werden, werden sie doch vermutlich entsprechend der Gefühlswelt der beteiligten vereinbart.

Gibt es zum Beispiel die Regel in einer Partnerschaft, dass eine neue Liebe nur zu dritt gelebt werden darf, also nur im Beisein aller, sagt das doch aus, dass einer der beteiligten nicht/noch nicht soweit ist, eine zeitliche/räumliche Distanz zu verkraften...

Hält man nun an dieser Tatsache fest, ohne Entwicklung zu berücksichtigen und ohne einem natürlichen Verlauf Raum zu geben, wird die Regel zum Dogma - scheinbar unumstößlich - verhindert letztendlich den Lebensfluss

Wahrnehmen und Verstehen des anderen und bei Bedarf, das sich Auseinandersetzen mit den Gefühlen des anderen (auch wenn´s weh tut) wäre da kontra Dogma - pro Entwicklung

*lach* konnte nicht so schnell schreiben und vielleicht sind die Gedanken auch schon überholt oder in einer anderen Richtung

Ein Gedanke von Mrs. Aspects
*********nchen Frau
5.059 Beiträge
Gruppen-Mod 
*******_58:
Wir begegnen immer wieder anderen Auffassungen die voll sind von dem, was geht und was nicht! Da gibt es radikale Dogmen, die klar zu stellen scheinen, was möglich ist und was nicht! Wir sind manchmal irritiert was da alles nicht geht.

Bezieht sich das "wir" auf die Gruppe hier oder eher so allgemein? Bezieht es sich auf vereinzelte Personen?


*********t6874:
Sich wundern, warum ich nicht so offen bin und mich auf jeden Menschen gleichartig einlassen möchte

Echt? Passiert dir das bei polyamoren Menschen? Auch hier?
Oder eher bei Menschen von 'außerhalb' oder welchen, die von Polyamorie noch nicht so viel wissen?


****phe:
Ein Beispiel für ein polyamores Dogma:

Wer polyamor ist, kommuniziert offen mit all seinen Partnern/Partnerinnen. Jeder dieses polyamoren Beziehungsgeflechts weiß um die anderen und deren liebenden Anteil innerhalb der Gruppe.

Das ist für mich kein Dogma, sondern Definition *zwinker*
Minimalkonsens sozusagen.
*********eeker Mann
1.505 Beiträge
Ich glaube, dass der Königsweg das Problem ist. Völlig gleich, ob es
• die Eifersucht ist, die nur noch nicht richtig überwunden wurde,
• die Selbstliebe ist, die verhindert die Beziehungen "richtig" zu leben,
• die Ehrlichkeit und Offenheit ist, die Begegnungen begrenzt,
• die Unabhängigkeit ist, die es erschwert stabile Beziehungen zu führen,
• der Freiheitsdrang ist, der verhindert Verantwortung und Verpflichtung anzunehmen,
• die Promiskuität ist, die der wahren Liebe im Weg steht,
• ...,
in jedem Fall sind wir noch nicht gut genug polyamor zu leben. Ich bin selber sehr fordernd was Selbstreflexion und Wachstum bei meinem Umfeld und mir angeht, aber das ist keine Voraussetzung für Polyamorie. Oder gar noch schlimmer, die Polyamorie ist keine natürliche Folge dieser Selbstreflexion.

Allein dieser Thread unterstellt, dass wir unfrei sind, weil wir die gleiche Erfahrung nicht wiederholen wollen, weil wir sie bereits gemacht haben. Polyamorie hat nichts mit Freiheit zu tun. Ich fürchte hier vermischt sich der Wunsch nach der Freiheit in einer monogam-normativen Gesellschaft polyamor leben zu können, mit dem Dogma, dass Polyamorie ein Akt des Widerstands gegen Unfreiheit sei.
Kann ich mit kleinen Kindern frei sein? Nein, kann ich nicht. Ich bin automatisch in Abhängigkeit. Ich habe Verantwortung für ihr Wohlbefinden und ihre Entwicklung. Ich bin abhängig von Eltern, Freunden, Partnern bei der Betreuung und Erziehung, wenn ich doch mal für wenige Stunden ausbrechen will. Kann ich in einem Job frei sein? Nein, kann ich nicht. Ich muss im abhängigen Arbeitsverhältnis meine Arbeitskraft zu bestimmten Zeiten und für eine festgelegte Dauer zur Verfügung stellen. Auch wenn ich mal gar keinen Bock drauf habe. Ich muss als Selbstständiger meine Verträge erfüllen. Bin ich denn dann frei, wenn ich nicht arbeite und keine Kinder habe? Nein, bin ich nicht. Hartz-4 mal außen vor gelassen, kann ich eben nicht einfach tun und lassen was ich will. Ich habe nämlich gar nicht die Möglichkeiten es zu tun.

Lange Rede, kurzer Sinn: Wir alle unterliegen ständig Abhängigkeiten. Das bringt das Zusammenleben nun mal so mit sich. Ich kann mir einreden, dass mir dieser materialistische Kram gar nicht wichtig ist. Ist er vielleicht auch gar nicht. Die Unfreiheit ihn auch gar nicht haben zu können, verschwindet dadurch nicht. Ich kann mir einreden, dass ich nicht für die Gefühle meiner Partner verantwortlich bin, ich habe so aber eben auch nicht die Freiheit mal schwach zu sein, und mich von diesen Partnern tragen zu lassen, denn dann bin ich für meine Situation ja auch selbst verantwortlich.

Nur weil wir polyamor fühlen und polyamore Beziehungen leben, sind wir doch nicht bessere Menschen. Wobei "besser" hier ja auch zur Diskussion stünde. Ja, ich tue sicher vielen Menschen Unrecht, wenn ich ihnen keine Chance gebe mich von meinen Erfahrungen zu heilen. Ich bin aber nicht verpflichtet jedem Menschen mit Hybris zu gestatten an meiner Heilung zu scheitern. Ich habe nämlich nur dieses eine Leben. Ich habe das Recht mir auch durch Vorurteile, Geschmack oder Prinzipien meine Entscheidungen leicht zu machen.
*****ane Frau
116 Beiträge
Vielleicht gelingt es mir, die bisher erwähnten Aspekte ein Stück weit zusammen zu bringen.

Ich glaube, das, was im Eingangspost als Dogmen & Co benannt wurde, sind oft Spiegel der eigenen Grenzen und Bedarfe.

Die Erfahrungen, die wir machen, prägen uns- und unser Zutrauen, Ver-trauen, etc.
(Das klingt echt fies, Soukie, ey- ich drücke auch die Daumen, dass sich deine Erfahrungen diesbezüglich bald positivstens überschreiben!).

Aus diesen schmerzhaften Erfahrungen ergeben sich Notwendigkeiten, Gewohnheiten, Tröster, Stützen und generell Dinge, die wir "brauchen", um uns sicher genug zu fühlen für eine Rekonvaleszenz.

Um dieses Maß an Sicherheit sollten sich partnerschaftliche Beziehungen in meinen Augen bemühen wollen, wobei im gesunden Fall alle Partner nicht nur die eigenen Bedürfnisse, sondern auch die des/der Partners/der Partnerin im Blick haben und nach einem gangbaren Weg für alle Parteien suchen.


Die Herausforderung ist mE nach die Balance - und das eigene Gefühl dafür, wann man wieder "gesund" genug ist, um auf die eine oder andere Stütze zu verzichten. Nicht, weil sie per se falsch wären. Sondern weil Stützen einen, wenn sie unnötig geworden sind, durchaus auch behindern können.

An manche Stützen, Tröster und "Besondersbehandlungen" kann man sich gewöhnen und je nach eigenem Naturell zieht man das größere Gefühl von Sicherheit und Geborgensein vor.

Um den Bogen zur Ausgangsfrage zu schlagen: ich glaube also, es kommt einfach darauf an, wo man hinwill. Für sich, mit der Beziehung, im Leben generell.

Und da ist das Label "Poly" vermutlich viel weniger aussagekräftig als z.B. die Dimensionen der Persönlichkeit aus der Psychologie.
******ore Frau
4.518 Beiträge
Ich sehe es auch sehr ähnlich wie paradiesquelle. Das Ergebnis ist, meine Gefühle konsequent bei mir zu lassen und die der anderen bei sich.
Das führt bei mir gerade zu intensiven anstrengungen, meine Bedürfniss gewaltfrei ohne Vorwürfe zu formulieren und zu erreichen.
In einer meiner Beziehungen geht das gut, aber es konfrontiert mich mit meinen alten Wunden, die sich dadurch ja nicht auflösen, sondern erstmal blutig aufbrechen, bevor sie (vielleicht) in einen Heilungsprozess gehen können....
In anderen Beziehungen (meint nicht Paarbeziehungen, sondern auch alles Zwischenmenschliche) ist es anstrengend. Viele Menschen leben noch im Vorwurfsmuster, da ist es schon schwer, ihnen angemessen mitzuteilen, dass man für die Erfüllung ihrer Bedürfnisse nicht zuständig ist......
Und in solchen alten abhängigen Feldern für die Erfüllung der eigenen Bedürfnisse zu sorgen, das ist gerade kein Zuckerschlecken.....

Für mich hat das mit Polyamorie nur am Rande zu tun, es geht für mich eher um Werte und Moral. Die spiegeln sich in (Paar-) Beziehungen aber am intensivsten, deshalb finde ich Polyamorie in dem Zusammenhang auch so aufdeckend.

Mein Ziel ist es, Dogmen, Vorurteile und Prinzipien loszulassen und mich mit anderen in Beziehung zu gehen, mich mit denen zu vernetzen, die ein ähnliches Ziel haben.
Profilbild
****fan
2.294 Beiträge
Liebe, Monoamorie, Polyamorie.... alles Begriffe, die Zustände definieren sollen, ihnen einen sprachlichen Rahmen geben...
was zählt, ist das Gefühlte, das, was einen Menschen jubilieren oder weinen lässt...
Zum TE, was zum *teufel* soll an dem, was Du lebst, falsch sein, wenn es sich FÜR ALLE VON EUCH, gut und stimmig anfühlt..,.
denn eines ist auch klar, nicht jede Mehrfachliebe ist auch polyamor, denn, so ist meine Meinung, Polyamorie setzt Vertrauen, Offenheit und Ehrlichkeit von allen und gegenüber allen Beteiligten voraus, eine heimliche, auch lange, Affäre, eine versteckte Zweitbeziehung ist eben nicht polyamor, weil sie, wenn sie auffliegt, tiefe Wunden reißt, Vertrauen zerstört, Beziehungen und Ehen zerstört und seelische Qualen verursacht
Polyamorie dagegen ist Glück, ist eine intensive Bereicherung auch für langjährige Beziehungen, wie es der TE schrieb, der zweite Mann seiner Frau gibt ihr etwas, was ihr der TE nur mit Mühe, oder vielleicht sogar gar nicht?? , geben kann
und so bleibt mit nur, dem TE viel Glück in seiner Liebe zu zwei Frauen zu wünschen *g* und ich freue mich zu lesen, dass solche Konstruktionen trotz aller gedanklichen und gesellschaftlichen NoGos leben *g*

Polyamorie ist für mich zuerst die Freiheit im Denken, mich nicht geistigen Grenzen unterzuordnen, die mich in meiner freien Entfaltung behindern. So sehe ich es.
******ore Frau
4.518 Beiträge
Mein Post liest sich egoistischer, als gewollt...

Es geht mir darum, nicht auf Kosten anderer zu handeln, dies auch nicht bei mir zuzulassen.

Die eigenen Prozesse anstoßen, die dran sind, andere in ihren unterstützen, mit sich selbst in Frieden kommen, anderen auf diesen Wegen helfen, damit die zwangsläufigen Abhängigkeiten nicht immer wieder an solch massive Grenzen stoßen, wie früher (ganz früher als Kind.....)
*******usy Mann
136 Beiträge
Dogmen, Vorurteile, Prinzipien
Wir alle sind jeden Tag ununterbrochen gefordert, Entscheidungen zu treffen. Kleine ("Welche Socken zieh ich an, welches Brot kauf ich?"), große ("Will ich mit ihr zusammenziehen?").

Wir können nicht bei jeder unserer Entscheidungen ganz von vorne nachdenken, weil sonst würden wir nur noch den ganzen Tag grübeln. Deswegen lernen wir Regeln, die wir ohne großes Nachdenken meist unterbewusst anwenden. Andere (und teilweise etwas weiterführende) Namen für diese Regeln sind: Dogmen, Vorurteile und Prinzipien. Man kann auch noch die Begriffe: "Überzeugungen, Richtigkeiten - woran glaube ich?" verwenden.

Also - grundsätzlich sind diese Dinge unvermeidlich - sie machen uns ja auch aus. Problematisch werden diese "verinnerlichten, nicht in Frage gestellten Richtigkeiten" dann, wenn sie uns daran hindern, die Realität (also diese eine, echte Realität außerhalb unseres Kopfes) wahrzunehmen, zu sehen, zu erkennen und zu verstehen. Ich halte es aber für unser edelstes Ziel, das zu tun - also: Diese Realität so gut ich es kann zu erkennen und zu verstehen. Zu dieser Realität gehören selbstverständlich in hohem Maße auch andere Menschen und das, was in ihnen vorgeht. Und ich gehöre auch dazu ... *g*

Zusammengefasst: Diese "Regeln und Richtigkeiten" brauchen wir - sie machen uns auch aus - im Guten wie im Schlechten (abhängig davon, woran ich glaube). Aber es ist nötig, sie immer wieder zu überprüfen, es ist in gewissem Maß nötig, sie anzuzweifeln, es ist in gewissem Maße auch nötig, ihnen manchmal zu misstrauen.

Polyamor lebende Menschen haben zum Beispiel ganz offensichtlich die weitverbreitete Regel angezweifelt, dass Monogamie die einzig anständige Art der Liebe ist. Ob wir deswegen "anders" sind .... vielleicht haben wir ja nur andere Dogmen. Oder was ich für wahrscheinlicher halte: Manche Menschen kleben weniger stark an ihren Richtigkeiten als andere. Ja - da bin ich mir ziemlich sicher dass das so ist.

Gruß

Michael
****e59 Frau
3.511 Beiträge
Ich denke viele dieser Grenzen - bewusst oder unbewusst - ließen sich mit etwas mehr Toleranz andersdenkenden und -fühlenden gegenüber sehr schnell aufweichen oder gar auflösen...
Erstmal - Danke
... für die Vielen Gedanken und Meinungen. Ich hätte soviel Reaktion garnicht erwartet! Für die anderen Perspektiven bin ich dankbar!
@ Tinchenbinchen
Zu Deinen konkreten Fragen: Die Dogmen, die ich meine sind z.B. Keine Beziehung mit Nichtpolys, keine Beziehung mit Kollegen, mit Unterstellten schon garnicht, keine Beziehung mit Ungebundenen oder zu jungen, zu alten und und und.
Zur zweiten Frage: Meine Aussage bezog sich auf uns, also meine Frau und mich.
*******usy Mann
136 Beiträge
@***le

Grenzen aufweichen oder auflösen - klar könnten wir das. Aber die Frage ist doch: Welche? Welche finden wir richtig, welche falsch? Um hier zu einer Bewertung kommen zu können müssen wir sie erkennen und verstehen, erst dann können wir sie in Frage stellen. Was von dem was ich glaube ist denn eher richtig und was ist eher falsch? Was ist in welcher Situation eher richtig und was ist eher falsch? Wieviel von dem einen ist in welcher Situation eher richtig oder eher falsch?

Beispiel: Selbst ein so allgemein als positv anerkanntes Gefühl wie Mitgefühl kann echt Riesenprobleme verursachen. Das Mitgefühl, das ein Kind seiner depressiven Mitter gegenüber empfindet kann das Kind zerstören ....

Ich empfinde es als eine Riesen-Herausforderung, meine Überzeugungen/Regeln (Dogmen, Vorurteile, Prinzipien) immer wieder zu überprüfen, sie zu gewichten, sie situationsabhängig zu bewerten.
****e59 Frau
3.511 Beiträge
@NoJealousy
Was ich meinte ist: den anderen annehmen wie er ist und nicht ständig damit zu vergleichen, was für mich persönlich richtig oder falsch ist... auf diese Art sich selbst vielleicht auch mal zu hinterfragen...

Ich muss mich nicht ändern für einen anderen... ich will genau das: bleiben dürfen was ich bin... aber ich will dafür nicht verurteilt werden...
*******usy Mann
136 Beiträge
Wir kommen als Original auf die Welt und sterben als Kopie
Ja klar, in nem gewissen Alter haben wir alle davon die Nase voll, uns für andere zu verbiegen.

Kennst Du den Satz: "Wir kommen als Originale auf die Welt und sterben als Kopien" ?

Furchtbar, oder? Beschreibt aber genau das.

Dass wir das nicht wollen, das ist uns wohl allen gemeinsam - das ist wohl unstrittig. Viel schwieriger wirds da, wo wir selber diejenigen sind, die von anderen was fordern. Und da wirds plötzlich doch ganz anders - da halten die meisten es doch für richtig, zum Beispiel Monogamie zu fordern - selbst wenn man sein Gegenüber damit einsperrt.
****e59 Frau
3.511 Beiträge
... und daran sollten wir arbeiten
Erwarte von anderen nichts, was du nicht selbst bereit bist zu tun...
*****e_3 Frau
2.065 Beiträge
Ein Dogma ist eine Lehre / Religion mit Anspruch auf absolute Gültigkeit.

Als ich vor über 5 Jahren in diese Gruppe kam (für mich der Grund, aus dem ich überhaupt zum JC kam), suchte ich Gleichgesinnte. Aufgrund eigener Erfahrung suchte ich Austausch mit den Menschen, von denen ich seinerzeit fest glaubte, SIE würden meine Gefühlswelt verstehen...

Ich sah - und sehe (heute FÜR MICH und für die, mit denen ich ggf in näherem Kontakt sein möchte) - bestimmte Gegebenheiten als "Dogmen der Polyamorie" :
• Liebe wird nicht weniger, wenn man sie teilt.
• Ehrlichkeit ist Achtung gegenüber jedem Menschen und somit auch Basis jeder Verbindung in Liebe.
• Verbindlichkeit in dem, was wir ganz persönlich in Partnerschaften wollen, ist Basis jeden "Wir-Gefühls" und gibt Sicherheit und Geborgenheit, wie auch immer Menschen ihre Polyamorie leben.

Das sind DIE "Dogmen", die ich zu finden hoffte.

Ich wurde aber in den Jahren belehrt, dass polyamore Menschen nicht zwangsläufig MEINE "Dogmen" teilen.

Es gibt hier ganz unterschiedliche Definitionen für "Polyamorie" und nochmal unterschiedliche für das, was polyamor Fühlenden bedeutsam ist.

Das kann einen spiritueller Weg zum Finden des eigenen Ichs sein.
Das kann die Sehnsucht nach einer "Oase" durch Wohngemeinschaften beinhalten.
Das kann auch "einfach nur" Liebe zu mehr als einem Menschen sein, ohne darin irgendwas anderes zu suchen.

Manche sehen "Polyamorie" politisch und anderen ist dies total "schnuppe".
Manche wünschen sich die "freie Liebe" der 68-Generation zurück und wieder andere fanden das, was damals war, "total schräg"
.....

Wenn wir hier von "Dogmen" reden - darüber schreiben - so wären diese besser erstmal zu definieren, denn letztendlich hat wohl jeder eine eigene Wahrnehmung auf das, was "polyamore Dogmen" überhaupt ausmacht. Für manche Gruppenmitglieder scheint es sie auch überhaupt nicht zu geben.

Ich kann tolerieren, dass es unterschiedliche "Ecken" gibt, aus denen Polys hier zusammenkommen.
Der Austausch über persönliche Dogmen hilft bestenfalls DIE zu erkennen, die annähernd gleich ticken.

Ein bisschen schade finde ich diese unterschiedlichen Definition schon, da ich gehofft hatte "Poly-Grundsätzliches" würde die Menschen hier verbinden.
Das war aber - menschlicher Vielfalt geschuldet - total unrealistisch.
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