Trigon, ganz ehrlich: du legst deiner Ausgangsfrage eine ganz bestimmte Haltung und Interpretation zugrunde, und zwar deine. Die soll dann tatsächlich allgemeingültig sein, und alle Beiträge, die das nicht anerkennen, sind kritikwürdig?
Ganz ehrlich: ich finde es mehr als traurig, wie du hier verschiedene Ebenen von Liebe und Beziehung vermischst und dann auch noch den Begriff von polyrelational einzuführen versuchst - und uns aufzudrücken wagst, was jetzt -amor und -relational heisst.
Es ist schlicht absoluter S..., wenn du schreibst, das irgendeine Monoamorie oder -gamie in unserer Gesellschaft oder Religion vorschreibt, das man nur einen Menschen lieben darf. Nur mal so: in der Bibel steht unter den Geboten: Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was sein ist. Begehren, Trigon. Liebe kommt da nicht vor. Mal jetzt ganz unabhängig davon, ob es des Nächsten Weib und Magd sein sei...
Wenn nun die Mutter ihren Mann und ihre Kinder liebt und dazu sogar noch ihre Schwester und zu allem Überfluss ihren besten Freund, den sie seit der Schulzeit kennt, ist sie entweder nach deiner Definition polyamor oder schlicht normal.
Ich plädiere deutlichst für Zweiteres. In meinem Freundes,- Bekannten- und Familienkreis gibt es fast ausschliesslich solche "normalen" Menschen, die mehrere lieben, sich gegenseitig zur Seite stehen, helfen und unterstützen, sich austauschen und miteinander unterschiedlichste Dinge teilen, die sie mit ihrem festen Partner so nicht teilen.
Ein Partner, der damit ein Problem hat, hat ein Problem, das wirklich nichts mit Polyamorie oder Monoamorie, mit Polygamie und Monorelation oder sonstwas zu tun hat. Sondern schlicht mit ihm selber, und dieser Mensch ist extrem eingeschränkt in seiner Lebens- und Liebesfähigkeit. Bist du mit solch einem Menschen zusammen gewesen, war es eher ein Problem von Anhaftung und Angst und Selbstunwert und wasweissichichbinkeintherapeut. Aber definitiv nichts mit Monogamie oder Monoamorie oder was du alles noch zusammen zu tragen versuchst. Und dein Lösen aus dieser Beziehung und dein Wunsch, andere Menschen lieben zu wollen oder vielmehr dein Erkennen und Achten deines Bedürfnisses, anderen Menschen Liebe entgegenbringen dürfen und fühlen zu wollen, ist verständlich, aber auch völlig normal. Der Käfig, den du beschreibst, ist ein sehr persönlicher deiner ehemaligen Partnerin, in den du dich hast mit einsperren lassen. Und schön, das du rausgegangen bist, und schade, das du deine Partnerin nicht dahingehend hast unterstützen können, ihn ebenso verlassen zu können.
Mit allen mir nahen Freunden und Freundinnen teile ich in ganz bestimmter, sehr gegenüberabhängiger Form Dinge, die ich so mit meiner Partnerin nicht teile. Das macht eine bestimmte Intimität aus, ja sicher - und diese verschiedenen "Intimitätsräume" gibt es neben dem grossen Raum an Intimität, den ich mit meiner Partnerin teile und lebe. Und ja klar muss das meine Partnerin annehmen und akzeptieren, genauso wie ich es akzeptieren muss - ja klar, da gibt es eben genau solche Räume, in die ich nicht komme, in die ich nicht gehöre und die nur meiner Partnerin sind. Aber genau das macht auch eine gute Beziehung aus: das ich Nähe zu ihr genauso wie Freiheit habe, und sich beides gegenseitig nicht ausschliesst. Und das, Trigon, gehört zu einer Beziehung, ob nun monogam oder polygam oder monoamor oder polyrelational oder wasweissich.
Ich für meinen Teil habe schon immer nicht wirklich gut trennen können zwischen der Intimität "im Platonischen" und Körperlichen. So wie letztens in diesem verlinkten Artikel: mit dem-/derjenigen, mit dem/der ich gut reden kann, kann ich auch gut Sex haben.
Will sagen: ja, ist schon komisch, wieso die Intimität "im Platonischen" akzeptiert, im Körperlichen aber schnell als Betrug gewertet wird. Aber darum geht es, Trigon: die besondere Intimität, das komplette Nacktsein und Zeigen und Austauschen im Körperlichen. Das ist etwas Besonderes, und das kann vom Partner schon als bedrohlich und schmerzhaft empfunden werden; das Besondere lebt der/die auch mit dem/der.
Stimmt so nicht, ich weiss - ist aber eine andere Diskussion.
Das, was du beschreibst und befragst, ist Grundlage einer jeden Liebesbeziehung.