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Rückkehr zur Monoamorie/-gamie

******ore Frau
4.525 Beiträge
Puh.... bei Versprechen bekomme ich sofort diese komischen Beklemmungen, als würde jemand von hinten die Bändsel der Zwangsjacke enger schnüren...

Verantwortung will ich übernehmen und wünsche sie mir auch von den anderen, aber es gibt eben auch Veränderung, die Versprechen aushebelt. Ich habe darunter gelitten, dass jemand über diese Veränderung nicht offen, transparent, ehrlich und selbstehrlich mir gegenüber war.
Aber umgekehrt wurde mir das auch schon vorgeworfen, obwohl ich es nicht bewusst getan habe......
@****on: Und wie paßt serielle Monogamie da hinein? Einfach eine logische Frage, nicht böse gemeint... Die leben ja auch mehrere Lieben, nur temporal anders gestreut, und da gibt es vielfältige Möglichkeiten zur Rückkehr aus einer Beziehung, die als Sackgasse empfunden wird.
Monos riegeln nicht zwingend hermetisch ab, siehe offene Beziehungen, die Freundschaften plus/Spielbeziehungen etc tolerieren.
Ich kenne bspw auch viele Monos, die darüber nachdenken, unter anderen Umständen irgendwann mit speziellen Menschen (und nur mit denen) andere Beziehungskonstrukte zu leben. Ich glaube nicht, daß die keine "true lebenden" Monos sind, oder inkonsequent. Genausowenig wie ich annehme, daß Leute, die gerne poly leben würden, aber gerade jetzt nur einen Menschen lieben, defizitär oder freier oder sonstwas wären.

Ich glaube, in der Lebensgestaltung helfen solche definitorischen Konstrukte selten weiter, weil Beziehungen pragmatisch betrachtet auf einem Kontinuum zwischen "mono" und "poly" angesiedelt sind. Oppositionalisierende Gegensätze wie "mono riegelt hermetisch ab", "poly läßt alles als denkbar zu" finde ich da empirisch selten. Bzw man kann es so als Definition festlegen, damit wird man aber nicht das Selbstverständnis vieler anderer Menschen treffen, und es wird einem auch nicht viel weiterhelfen in der individuellen Beziehungsentwicklung (meine Erfahrung, nicht allgemeingültig).
****on Mann
16.112 Beiträge
Themenersteller 
*******eCGN:
Oppositionalisierende Gegensätze wie "mono riegelt hermetisch ab", "poly läßt alles als denkbar zu" finde ich da empirisch selten. Bzw man kann es so als Definition festlegen, damit wird man aber nicht das Selbstverständnis vieler anderer Menschen treffen

So habe ich meine Ehe verstanden und gelebt. Sie war ohne jede Bedingung hermetisch abgeriegelt. Ohne jede Bedingung. Ich habe irgendwann um Auflösung gebeten und fühlte mich damit wie ein Versager, der es nicht geschafft hat, das Versprechen zu halten. Und wie ein Verbrecher, dessen Versprechen nichts bedeuten. Und wie ein Verräter, der den Partner im Stich lässt.

Ich neige zu bedingungslosen Vereinbarungen. Vielleicht nicht der einfachste Weg, und vielleicht auch nicht gut so. Doch ich verstehe Monogamie als bedingungslos und unaufkündbar. Serielle Monogamie ist keine wirkliche Monogamie im Verständnis des nicht vom Menschen zu scheidenden Sakraments. Dabei bin ich völlig areligiös.

Ich verstehe unter einer offenen Beziehung: Polyamorie. Wo soll der Unterschied sein? Ich lebe jede einzelne Beziehung mit Liebe und Verbindlichkeit - davon aber mehrere, oder eben, wenn es sich ergibt: nur eine. Vorzugsweise nur eine, denn zwei und mehr fressen mich auf. Ich sehe das als polyamores Konzept bei mir.
@****on: Ah, das verstehe ich jetzt viel besser. Diese Art von Monoamorieverständnis ehrt dich, möchte ich mir anmaßen dir anzutragen; das begreifen nicht alle so. In der Tat, wenn aus dem Sich-einander-Versprechen eine Beziehungsform wird, die Öffnungsbedürfnisse weder tolerieren noch integrieren kann, dann ist das u.U. brutal.

"Polyamorie" kenne ich persönlich aus vielerlei Gesprächsgruppen oder Eigendefinitionen als verbunden mit einem dauerhaften Anspruch, mehr als eine Beziehung zu leben (und dasselbe bei Partnern akzeptieren zu sollen). Ist, wenn so begriffen, u.U. genauso brutal wie das Mißachten von Dynamik- oder Öffnungsbedürfnissen.

Ich finde es schön, daß du an den Konzepten die Verbindlichkeit (mono) und bzw das Optionale (poly) so stark wahrnimmst. Ich glaube allerdings, mono kann auch "ich lasse mich gern freudig auf vieles ein, weil ich mir sicher bin, daß wir zwei immer beisammen sein können" bedeuten - je nach Auslegung. Die unterschiedlichen Auslegungen, die es bei dem bunten Blumenstrauß an Menschen so gibt, machen es schwierig, Beziehungsmodelle in zwei Kategorien zu gruppieren.
Drum glaube ich zunehmend, mono VS poly ist nicht so eindeutig, wie es scheint. Bei dir speziell allerdings schon, danke für die clarification.

Ich persönlich mag inzwischen beide Begriffe übrigens gar nicht mehr, weil sie leichtfertig als Kampfbegriffe bzw romantisierend-/abwertend-tendenziös gebraucht werden. Nicht auf dich bezogen!! Nur als allgemeine Beobachtung zu Stammtischen und Begegnungen mit Polys, die sich zu selbsternannten Beziehungserleuchteten auserkoren haben...die tierisch genau wissen, wie eine ewige Glückseligkeit durch totale Freiheit für alle erreichbar wäre (das sind dann die, die komischerweise immer nur ca. 7 1/2 Wochen in Mehrfachbeziehungen leben, bevor die unflexiblen doofen Anderen ihnen weglaufen, natürlich nur weil die tierisch besitzergreifend und selbstunsicher sind ^^)
Naja, aber eben: Verbohrte gibt's überall, es gilt sie zu meiden, was in Zukunft für mich eine selbstgestellte Aufgabe werden wird. Mir sind weder die missionarischen Monos noch die missionarischen Polys lieb. Die haben meistens auch grottige Beziehungen, auf beiden Seiten...
****on Mann
16.112 Beiträge
Themenersteller 
@*******eCGN: *ja*
*****gra Frau
5.024 Beiträge
Input
gab es gerade zum Thema Eifersucht und tiefer Liebe:
NDR Kultur - Glaubenssachen: die Geißel der Menschheit

Zitat von Simone de Beauvoir:
Ich will versuchen, klar zu machen, dass du nicht etwa ein Mann zwischen zwei Frauen bist, sondern dass wir drei zusammen etwas ganz Besonderes darstellen, etwas, was vielleicht schwierig ist, aber sehr schön und glücklich werden könnte.
Sie schrieb das in ihrem Roman Sie kam und sie blieb. Darin arbeitet sie ihre Liebesbeziehung zu der anderen Geliebten von J.P. Sartres auf.

In der Sendung wird viel Interessantes zum Thema Mehrfachliebe, Eifersucht und die Zweifel daran dargestellt.
Mir tat es gut, das mal wieder so zu lesen.
Psychologie, Literatur und Theologie

Schönen Sonntag !
*******one Mann
862 Beiträge
Frage der Resonanz
****on:
*******beth:
"Polybeziehung = Fernbeziehung" ist eines der größten Mankos an diesem Liebeskonzept.

Tja, in Luxemburg müsste man wohnen, da kann man ja nicht fern voneinander leben. *crazy* *g*

Immerhin haben wir es besser als, sagen wir, US-Amerikaner oder Kanadier.
In jungen Jahren hatte ich einige Fernbeziehungen u.a. in Italien, Norwegen und auch in den USA.
Ich kann dazu nur sagen, dass sie nie von Bestand geprägt waren.
Des Weiteren bezweifel ich, dass Beziehungen entstehen, nur weil einige Polys auf engerem Raum zusammen zu finden sind.
Für mich gilt das Resonanzprinzip - und da gibt es vielleicht 2-3 Personen unter 100, die sich wirklich ineinander verlieben und die Beziehung Chancen hat.
Bei anderen mag es mehr sein
*****gra Frau
5.024 Beiträge
Zustimmung
Mal abgesehen von neuen Erfahrungen , die ich an sich schätze, ist genau das Grund, warum ich nicht so gern auf die großen Polytreffen fahre:
..des weiteren bezweifle ich, dass Beziehungen entstehen, nur weil einige Polys auf engerem Raum zusammen zu finden sind...

*******ster Mann
1.770 Beiträge
@TE
sich dem kirchlich propagierten Einehe-Dogma zu unterwerfen
Deine Eingangsfrage erfolgt aus einer so dermaßen (ab-)wertend Haltung und fußt auf einer so verzerrten Wahrnehmung, daß ich sie kaum als Einladung zum offenen Gedankenaustausch verstehen kann.
Es ist nicht generell der Poly befreit und fortschrittlich und gereift.
Vielmehr ist es der Mensch, der aufrecht und integer sich einlassen kann, worauf auch immer.

Sorry, aber mich ärgert immer unheimlich diese Überhöhung des eigenen Modells, die zudem noch einer kirchlichen Verschwörung bedarf um sich vor deren Hintergrund zu erheben.
****on Mann
16.112 Beiträge
Themenersteller 
*******ster:
Sorry, aber mich ärgert immer unheimlich diese Überhöhung des eigenen Modells, die zudem noch einer kirchlichen Verschwörung bedarf um sich vor deren Hintergrund zu erheben.

Ja, so ähnlich habe ich es im Thread schonmal gelesen, und ich bin sehr wohl erschrocken über die Wirkung meiner Worte.

Eigentlich will ich mich nicht erheben mit dem "eigenen" Modell Polyamorie über dasjenige der Monogamie. Ich selbst lebe ja auch (bis auf einen einjährigen Versuch mit einigen gleichzeitigen transparent geführten parallelen Verbindungen) im Prinzip monogam. Ich war meiner jeweiligen Partnerin unter allen Umständen treu.

Ich bin sogar sehr gern monogam. Insoweit liegt mir eine Abwertung dieses Modells ganz fern.

Was mir aber für mich selbst wichtig ist: ich will nicht monogam leben, weil mir nichts anderes einfällt. War aber mal so! Wäre mir im Alter von 25 Jahren klar gewesen, dass auch Polyamorie eine Option sein könnte, hätte ich mich damals bewusst für oder gegen mono entscheiden können. So aber "entschied" ich mich für Monogamie, weil weder meine jeweilige Partnerin noch ich gesellschaftlich angebotene Alternativen kannten. Monogamie war alternativlos.

Warum aber war Monogamie das einzig Denkbare? Weil sie in unserer Kultur kirchlich zementiert wurde. Ohne die Christianisierung des Abendlandes vom Mittelmeerraum ausgehend hätten wir nicht diese harsche Sexualmoral und das Sakrament der heiligen Ehe, wäre Ehebruch nicht strafbar gewesen. Ich glaube, dass diese Ideen viel Leid gebracht haben. Ich verkünde das nicht als Wahrheit, und will auch die Kirche nicht in Bausch und Bogen als schlecht verurteilen (immerhin hat sie das Konzept der Nächstenliebe mitgebracht), doch verdanken wie ihr auch viel Enge.

Das sind meine Gedanken zur Alternativlosigkeit von Monogamie.

Mein Modell von Monogamie wäre: Sehr gerne eine Liebes- und Lebensbeziehung mit nur einem Partner - aber mit der ausdrücklichen Erlaubnis, parallel viele andere Menschen zu lieben (ohne parallele Liebesbeziehungen) und das auch zu zeigen.
*******_nw Frau
7.610 Beiträge
****on:
Mein Modell von Monogamie wäre: Sehr gerne eine Liebes- und Lebensbeziehung mit nur einem Partner - aber mit der ausdrücklichen Erlaubnis, parallel viele andere Menschen zu lieben (ohne parallele Liebesbeziehungen) und das auch zu zeigen.

Das du darfst nur einen lieben ist aber kein kirchliches Dogma sondern stammt im Wesentlichen aus der Epoche der Romantik und ihren diversen Nachfolgern, unter anderem auch Hollywood *zwinker* Ehebruch ist übrigens auch in Religionen die Polygamie zulassen nicht erlaubt, das ist kein christliches Dogma.
****on Mann
16.112 Beiträge
Themenersteller 
*****de2:
Ehebruch ist übrigens auch in Religionen die Polygamie zulassen nicht erlaubt, das ist kein christliches Dogma.

Auch andere Religionen haben eine harsche Sexualmoral, und strenge Vorschriften für das Privatleben. Insoweit wäre es fast egal, welche Religion ihre Werte hier zementiert hätte. Was es in meinen Augen nicht besser macht.
*****gra Frau
5.024 Beiträge
Das propagiert...
... so allenfalls die katholische Kirche.
...hätten wir nicht diese harsche Sexualmoral und das Sakrament der heiligen Ehe, wäre Ehebruch nicht strafbar gewesen....

Ich finde, dass wir da unterscheiden können.

Ich habe auch sehr früh ( mit 20) geheiratet. Monogam wollte ich natürlich damals unausgesprochen auch gern leben.
Erst viel später haben mein Mann und ich über Möglichkeiten für mich gesprochen, eine weitere Liebesbeziehung führen zu können.
Monogam = mit einen Partner verheiratet und gesetzlich verbandelt sind wir immer noch .
Aber polyamor darf ich trotzdem fühlen und finde das gar nicht un-christlich . Im Gegenteil!
******ore Frau
4.525 Beiträge
@ Alllegra
Dann frage ich mal ganz neutral:

würdest Du denn- vorausgesetzt, Du hättest (was ich nicht weiß, es ist eine theoretische Frage) einen zweiten Liebsten- mit ihm und Deinem Mann den Gottesdienst besuchen? Auf Nachfragen, wer der andere Mann sei, wahrheitsgemäß antworten, OHNE komische Reaktionen zu bekommen?

Ich habe vor drei Jahren den Fehler gemacht, meinem türkischstämmigen Chef zu sagen, wo ich hinfahre, wenn ich für die PAN- Treffen außerhalb der streng reglementierten Urlaubszeiten Überstunden abbummele.....

Und ich bin sauer darüber, dass es so ist! Dass man sein Leben geheim halten muss, taktieren muss. Und das hat nichts mit "schaut mal her, wie ich lebe" zu tun, sondern mit den ganz einfachen Selbstverständlichkeiten.
*****gra Frau
5.024 Beiträge
Ja
*ja*
Ich halte nichts geheim, antworte auf Fragen ohne was ist unnötig auszubreiten.
Es gibt Sachen , die sind privat !

Ergänzend: es ist ein Unterschied, ob man christlich orientiert ist oder die Amtskirche meint.
Wir sind beide studierte Theologen und haben da so unsere Erfahrungen - und nicht nur gute *zwinker*
Mir/uns geht es um eine christliche Orientierung.
******ore Frau
4.525 Beiträge
Das ist gut, ich bin da weit weg von. Habe wirklich schlechte Erfahrungen gemacht, unter denen ich heute noch leide (in einem anderen Thread erwähnte ich gerade, dass mein Ex- Mann mir im Unterhaltsstreit mein polyamores Verhalten als ehestörend und damit unterhaltsverwirkend vorgeworfen hat....)

Ich erhoffe mir Erleichterung, wenn ich aus dem Berufsleben weitgehend raus bin (öffentlicher Dienst), mein Kind groß ist und ich unabhängiger bin.

Deshalb fahre ich so gern auf die Treffen, das ist der einzige Ort, wo ich so sein darf, wie ich bin, mit ALLEM!
*******usy Mann
136 Beiträge
Ich spüre gerade, wie sehr manche von uns darunter leiden, dass wir mit dem was wir selbst als richtig empfinden von der Mehrheit der Menschen um uns herum abgelehnt werden. Und ich denke darüber nach, wie sehr das für mich selbst auch schwer zu ertragen ist .... naja - ich war eh schon immer ein Einzelgänger *g*

Ich habe keine Wahl denn ich bin mir sicher, dass das richtig ist was ich da glaube + fühle. Deswegen kann ich nichts anderes gut finden - auch wenn das andere von der "Mehrheit der Bevölkerung" propagiert wird.

Ich glaube, es läuft immer wieder auf das Gleiche hinaus: Halten wir uns (soweit es möglich ist) fern von Menschen die uns diesbezüglich ablehnen und suchen wir die Nähe von denen, die ähnlich ticken.

Ich sehe keine andere Möglichkeit.
****on Mann
16.112 Beiträge
Themenersteller 
Rückkehr zur Monoamorie/-gamie scheint mir auch eine Folge des Drucks aus der Umgebung zu sein:

*******usy:
Ich spüre gerade, wie sehr manche von uns darunter leiden, dass wir mit dem was wir selbst als richtig empfinden von der Mehrheit der Menschen um uns herum abgelehnt werden.

*******beth:
Habe wirklich schlechte Erfahrungen gemacht...

Ich erhoffe mir Erleichterung, wenn ich aus dem Berufsleben weitgehend raus bin (öffentlicher Dienst), mein Kind groß ist und ich unabhängiger bin.

*****gra:
antworte auf Fragen ohne was ist unnötig auszubreiten.
Es gibt Sachen , die sind privat !

*******beth:
Und ich bin sauer darüber, dass es so ist! Dass man sein Leben geheim halten muss, taktieren muss.

********Cunt Mann
1.493 Beiträge
@Trigon
Defintiv! Man muss sich da echt eisern den Ängsten entgegenstellen, ansonsten verfällt man wieder in alte Muster.
*******one Mann
862 Beiträge
Glückwunsch
*****gra:
Erst viel später haben mein Mann und ich über Möglichkeiten für mich gesprochen, eine weitere Liebesbeziehung führen zu können.
Monogam = mit einen Partner verheiratet und gesetzlich verbandelt sind wir immer noch .

Alllegra ich beglückwünche dich zu deinem Mann.
So ein Verständnis und Gesprächs- und Klärungsbereitschaft findet man nicht an jeder Ecke
*****gra Frau
5.024 Beiträge
Stimmt
*offtopic*
Und deshalb hält es auch schon seit Jahrzehnten *g*
*****sko Mann
197 Beiträge
Ich fühle mich dann beklommen und habe das Bild eines freigelassenen Vogels, der ohne Not in seinen Vogelkäfig zurückgeflattert ist, vor Augen. Und der die Käfigtür selbst schließt.
Mir fällt dazu unser Hund ein ... er genießt seine Freiheit im Garten. Manchmal passiert es aber, dass er bei jeder Kleinigkeit bellt und sich aufregt. Er geht dann in eine Art Beschützerrolle für sein Rudel. Wenn es zu viel wird, kommt er an die Leine ... und siehe da, es kehrt Ruhe ein. Er entspannt sich und genießt die Zeit mit uns auf der Terrasse.

So sehe ich es, wenn man Entscheidungen im Leben trifft, die Außenstehende sehr gerne als Rückschritt sehen wollen/müssen, auf Grund ihrer Überzeugung/Religion/Dogmatik. Selten wird dann gefragt, warum man diesen Schritt geht, nein... es wird dann in der Regel Kritik geübt und es hagelt an Vorwürfen... „wie kann man denn nur ...“

Wo bleibt denn da die vielgelobte Toleranz und Offenheit gegenüber einer freiwilligen Entscheidung? Wer willsichernsthaft anmaßen, darüber zu urteilen? Vielleicht bedeutet dieser angebliche „Rückschritt“ für den Betroffenen eine Sicherheit, mehr Lebensqualität... und was auch immer, was wir da draußen nicht beurteilen können.
****on Mann
16.112 Beiträge
Themenersteller 
*****sko:
Wo bleibt denn da die vielgelobte Toleranz und Offenheit gegenüber einer freiwilligen Entscheidung? Wer willsichernsthaft anmaßen, darüber zu urteilen? Vielleicht bedeutet dieser angebliche „Rückschritt“ für den Betroffenen eine Sicherheit, mehr Lebensqualität...

Mich macht die Vorstellung beklommen, hinter eine nicht nur von mir als Errungenschaft empfundene Lebensmöglichkeit zurückzugehen - und mich interessiert einfach, was Polys dazu bewegt, wieder mono zu werden. Will fühlen, ob mich dereinst oder auch bald ein entsprechender Drang "zurück" packen könnte. Oder meine Partnerin, oder ggf. mein Polykül. Will erahnen, ob Polysein vielleicht nur eine "Phase" ist. Darum die Frage an die Runde.

Gar nicht steckt dahinter Kritik, Abwertung oder Verurteilen des Schrittes aus der Polyamorie heraus.

Mehr Sicherheit... ein Gegenwartsthema. Ich selbst habe in diesem Leben bisher kein besonderes Bedürfnis danach gehabt. Ich "brauche" keinen Partner, und notfalls kann ich auch auf Distanz lieben.

Insoweit wird das vielleicht nicht der Antrieb für meinen womöglich künftigen Rücksturz (Raumpatrouille *g* ) in ein Monobedürfnis sein. Aber ich habe großes Verständnis für Sicherheitsbedürfnisse, und jetzt gerade genieße ich mein Monosein*, eingebettet in nur potentielle Polyamorie.

*Präzisierung: Ich fühle und liebe natürlich weiterhin polyamor! Doch in Bezug auf aktuelle Liebesbeziehungen ist die Situation gerade mono.
*****e_3 Frau
2.065 Beiträge
Ich habe jetzt den ganzen Thread durchgelesen und mein spontaner Gedanke dazu war und ist, dass das alles echt kompliziert wirkt und ... irgendwie 'nen Knoten im Hirn macht. *zwinker*

Ich für mich habe die Gewissheit, dass ich mich überhaupt nicht verändere, völlig egal, welche Bezeichnung irgendwer dafür erfunden hat, wie ich fühle und lebe.

Als ich vor inzwischen 12 Jahren zum ersten Mal in die Situation kam, mich wirklich nicht entscheiden zu können, weil ich zwei Männer liebte und es auch nichts zu geben schien, da irgendeine "Lösung" zu finden, fand einer dieser beiden Männer im Netz das große Poly-Forum und verschwand oft stundenlang am PC um sich "mit Gleichfühlenden auszutauschen".
So verständlich das einerseits war, so sehr nervte es mich damals, denn wir hatten gerade in schonungsloser Ehrlichkeit eine bis dahin bestehende "Norm" zu sprengen gewagt und waren auf UNSEREM ganz speziellen Weg, unsere Lieben transparent (auch für die Kinder, die Familie, die Nachbarn und die Kollegen) zu leben.
Ich fand das wahnsinnig schön und richtig und ich fühlte mich total authentisch und wollte alles, nur keine "neue Schublade" und kein Wort, was das beschreiben sollte/ggf. könnte, was für mich so individuell war.
Auf das Wort "Polyamorie" reagierte ich total allergisch und ich erinnere mich sehr gut an zahlreiche Diskussionen darüber, warum sich Menschen gleich freiwillig wieder eine "Schublade" suchen, in die sie sich stecken, wenn sie doch gerade aus einer anderen "herausgekrabbelt" sind.

Beim Lesen (nicht nur dieser) Diskussion denke ich an diese Zeit und genau diese Gespräche.
Die Definition der Polyamorie gefiel mir in der Folgezeit zwar immer besser, aber gleichzeitig stellte ich beim Lesen im Forum (ich schaute meinem Partner dann doch mal über die Schulter *zwinker* ) fest, wie dehnbar doch war, was anfangs in meiner Wahrnehmung klar definiert zu sein schien. Wie individuell die Auslegung eines Begriffs ist - nämlich, genauso individuell wie die, die sich aus völlig unterschiedlichem Erleben heraus mit ihm beschäftigen...

So, wie ich "Polyamorie" definiere, habe ich sie 8 Jahre (aus-)gelebt. Ich habe aber auch vorher gar nicht so wesentlich anders gefühlt, denn es gab, schon bevor ich geheiratet habe, 2 Männer, die ich sehr liebte und das auch noch beim "Ja" im Standesamt.
Beziehungen hatte ich vor der Ehe mehr als zwei, aber diese beiden Männer liebte ich weiter, wobei ich mit dem Einen nie eine Beziehung hatte, denn der Mann, der die "erste große Liebe meines Lebens" war, ist schwul.

War meine Ehe, bevor sie 2006 durch eine weitere gelebte Liebe der Definition "polyamor" nahe kam, also nicht monogam? *oh2*
Ich fühlte mich aufgrund der schon beim "Ja" zur Ehe empfundenen Liebe zu Weiteren nie als "Ehebrecherin" und stellte wegen dieser früher begonnenen Lieben, die eben nie enden, weder meine Treue in den folgenden 14 Jahren Ehe infrage, noch würde ich diese Jahre als "polyamor" bezeichnen.
Ich hatte "Treue" aber auch nie damit in Verbindung gebracht, dass mein Denken und Fühlen sich kontrollieren lassen müsste. Wie soll das auch gehen???

Gedanken und Gefühle sind frei - gehören mir - und so lange sie im Handeln keine Konsequenzen für meinen Partner haben, ist das absolut in Ordnung.
"Untreue" wird es - in meinen Augen - erst dann, wenn ich aufgrund meiner Gefühle etwas heimlich tue, was meinen Partner, würde er es wissen, verletzt.
"Untreu sein" beginnt für mich beim Vorspielen irgendeiner Rolle, wodurch ich einem Partner die Freiheit nehme, sich für oder gegen mich zu entscheiden, weil ich mich so verstelle, dass er keine Chance hat, mich zu sehen. DAS macht schon insofern keinen Sinn, dass mein Gegenüber mich doch nur dann lieben kann, wenn ich auch authentisch und ehrlich bin.

Nachdem ich 8 Jahre in polyamoren Verbindungen gelebt (Liebe auch in Form von Beziehungen ausgelebt) habe, lernte ich 2014 meinen heutigen Partner kennen, für den Polyamorie anfangs sehr verunsichernd war und der sich Exklusivität wünschte.
Ich ging diese Beziehung ein und erntete dafür aus dem Kreis derer, die für sich selbst "nie wieder mono" wollten wenig Verständnis. Viele sahen darin einen "Rückschritt aus der Freiheit, die ich doch 8 Jahre gelebt hatte".

Tatsächlich sehe ich seither eine Veränderung bzgl. des Bekanntenkreises.
Mir fehlt dieser echt tiefgründige Austausch, der in vielen Gesprächen, die ich früher mit lieben Menschen führte - und auch im im Miteinander empfundenen Sich-sehr-nah-Sein - bestand.
Dieser Freundeskreis bröckelte weg und das nicht, weil ich hier eine Tür zugemacht hätte, sondern, weil ich mich für eine exklusive Partnerschaft entschied und diese Menschen das nicht nachvollziehen konnten.
Das führte meinerseits zum Hinterfragen, was diese zuvor empfundene "Nähe" überhaupt war.
Eine Mogelpackung, weil ich mich für sowas durch das Bekenntnis zur Polyamorie erst "qualifiziert" hatte? *crazy*
Dass heute kein Einziger derer mehr poly lebt, sondern auch der größte Verfechter der "mono ist Rückschritt"-Theorie sich in eine monogame Beziehung begeben hat, wirft weitere Fragen auf.
Ist poly also doch "eine Phase" oder "anders verpackte Bindungsangst"? *skeptisch*
Ich hatte es nie bewusst so empfunden, aber... *nachdenk*

Mein Fazit aus all dem ist, dass das Leben eben Leben - nicht vorhersehbar, oder wirklich bis ins Letzte planbar, sondern sehr individuell ist.
Dass jeder Mensch Sehnsüchte hat und alles Sortieren-wollen am Individuell-Sein vorbei geht.
Hinzu kommt, dass jeder Mensch sich ständig entwickelt und somit auch der Blick sich verändern kann. So ist bei meinem Partner heute das Verständnis dafür, dass man polyamor lieben kann, viel mehr gegeben, weil wir reden und er heute versteht, was speziell in meinem Fühlen Bedeutug hat.

Ich denke nämlich, dass JEDE Beziehung exklusiv ist, da sie immer 2 Menschen betrifft und nie wer mit wem Andren teilen kann, was in dieser Beziehung ist. Geht doch gar nicht.
Ob das nun mono- oder poly ausgelebt wird, entscheiden in der jeweiligen Situation die, die es betrifft, und das - je nachdem, was das Leben (an Begegnungen) bringt - ggf. immer wieder neu.
Wir leben in keiner Sackgasse.

Warum ist "Ich bin polyamor, lebe aber gerade aus irgendeinem Grund nur eine Beziehung und möchte bewusst keine Weitere" kein "Rückschritt" und wird als "Ich bleibe polyamor" gesehen und "Ich habe mich nach 8 Jahren polyamorer Beziehungen für EINEN monogamen Partner entschieden" überhaupt unterschiedlich?
Am Ende kommt das Gleiche raus, oder? *zwinker*
Dass ich das Lieben weiterer Menschen nicht abstellen kann, wie ich eine Lampe ausknipse, ist für mich menschlich und braucht keine Schublade - schon gar keine abschließbare.

Ob nun ein Poly sagt: "Ich bin momentan nur bereit für eine Beziehung", oder "Ich liebe einen Menschen, der sich eine exklusive Beziehung wünscht und entscheide mich für diese Liebe".... am Ende steht doch das Gleiche, nämlich verbindliche Zweier-Beziehung unter Berücksichtigung gerae aktueller Bedürfnisse und das ist gut, wenn es passt und sicher nicht abhängig davon, wie es formuliert wird.

Wenn ich die Tür vor weiteren Beziehungen schließe, kann ich mich noch so als "polyamor" bezeichnen und "viele im Herzen haben"... ich lebe EINE verbindliche Partnerschaft.
Der Unterschied dazu, diese exklusive Zweierbeziehung aus anderen Gründen - und im ehrlichen Dialog (auch über polyamores Fühlen) - zu führen, und das Ganze dann auch "mono" zu nennen, weil weitere Liebe nicht AUSGELEBT wird, erschließt sich mir nicht.

Liegt der Unterschied vielleicht im sich selbst nicht zugestandenen, empfundenen "Rückschritt", den offenbar der Ein- oder Andere in einer Zweierbeziehung zu sehen scheint?
ICH sehe es weder als Vor- noch als Rückschritt und auch nicht als "Käfig" oder als - warum auch immer suggerierte - "Sicherheit".

Leben... und gucken, was aktuell für die, die es teilen wollen, passt. *ja*

Eigentlich ganz einfach und dann ENDLICH frei von Schubladen.
DAS wäre, was für mich persönlich "befreiend und individuell" bedeutet.
Alles Andere steht in meinem Motto, denn ... wer kann schon sicher sagen, was morgen ist?
*zwinker*
*****sko Mann
197 Beiträge
****on:
was Polys dazu bewegt, wieder mono zu werden.

Was heißt hier "werden"?
Was werden?
Werden..., bezieht sich doch auf einen Zustand oder einen Beruf...

Ich "werde" krank...
Ich "werde" Maurer...
...
Wie passt da... Ich "werde" poly...???

Ist polyamor ein Zustand? Ein Beruf? Ein Hobby?
Wenn ja, dann passt das "werden" und aber auch die Annahme des Erreichens eines anderen, höheren Zustands.... Das viel gepriesene "Weiterentwickeln".

Wohl eher nicht. Ich "lebe" polyamor, "fühle" polyamor, das sind wohl die passenderen Verben für dieses Adjektiv, das so viel Bedeutung und Kraft hat.

Alles andere wäre ein Zugeständnis einer Dogmatik oder Religion... Oder.... Oder...
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