Esoterisierung-Selbstaufgabe auf dem Weg zur Selbstfindung?
Es begegnet mir immer wieder und auch zunehmend in Diskussionen in dieser Gruppe und es wirkt auf mich, wie etwas, das mit einem starken Magneten versehen ist - mich zu ziehen versucht, wenn ich mich ein Stückchen in eine bestimmte Richtung bewege.Esoterik.
Ich versuche mal zu beschreiben:
Ich mache mir viele - vielleich zu viele (?) - Gedanken.
So bin ich z.B. kritisch bzgl. der Wahl meiner Kleidung und bevorzuge weitestgehend ökologisch Vertretbares aus fairem Handel, soweit mir die Transparenz eine Wahlmöglichkeit gibt.
Ich esse kein Fleisch, weil ich mich davor ekel, aber auf Fisch mag ich nicht verzichten.
Ich kaufe Eier und bestimmte Produkte auf einem Demeter-Hof in der Nähe.
Ich habe meine Kinder aus Überzeugung in der Waldorfschule angemeldet, war dort im Lesekreis und habe mich mit R. Steiners Theorien beschäftigt.
Ich lese sehr gerne wirklich "Tiefgründiges", setze mich mit vielem auseinander und bin ganz sicher KEIN Mensch, der nur an das glaubt, was wissenschaftlich erwiesen ist, oder, was Gesellschaft, Religionen, die Politik oder sonstwer uns aufzutischen versucht.
Ich habe in polyamoren Verbindungen gelebt, als das für mich und die Beteiligten passte und lebe gerade in einer monogamen Beziehung - weil es jetzt so für uns passt.
Ich bin in KEINEM dieser Punkte auch nur annähernd dogmatisch und akzeptiere, dass mein Weg nicht der der Anderen sein muss, bzw. auch nicht sein kann.
Ich liebe Meinungsvielfalt um zu diskutieren und ich bin vor 6 Jahren dieser Gruppe beigetreten, weil ich den Austausch zu polyamor fühlenden Menschen gesucht habe.
ZUNEHMEND vermisse ich den Austausch und nehme stattdessen eine, auch diese Gruppe "überflutende, Esoterik-Welle" wahr, die mich tatsächlich oft hinterfragen lässt, was hier (warum?) passiert ist.
Außerdem wirft es die Frage auf, ob Menschen, die aus irgendeinem Anlass zu hinterfragen beginnen und ggf. die "Sicherheit des bisher Gelebten" aufgeben, danach besonders empfänglich sind für Esoterik.
Warum diese Einleitung?
Weil ich deutlich machen möchte, dass ich mich in vielen Bereichen zwischen genau DEN Menschen bewege, die der Esoterik sehr zugewandt sind.
ICH möchte aber bewusst leben und mich frei für das entscheiden, was MIR wichtig ist, ohne die Freiheit, die ich in dieser Wahlmöglichkeit sehe, irgendeiner "religionsähnlichen Bewegung" zu opfern, die genau das Gegenteil von Individualität beinhaltet.
Viele Menschen begeben sich auf die Suche.
Ob diese die Frage nach dem Sinn beinhaltet, nach dem eigenen Ich generell, oder danach, ob all dem im Hier und Jetzt noch was Übergeordnetes folgen wird...
Wer was Übergeordnetes zu sehen glaubt, dem mag es erstrebenswert erscheinen, eine Art "Emotions-Management" zu trainieren, ob das nun das Thema Eifersucht, "sich-spiegeln und miteinander/ aneinander wachsen" oder eine gewisse Isolation im "Suchen im/nach dem eigenen Ich" beinhaltet.
In einem anderen Thread wurde über Gerald Hüther diskutiert. Ja, auch ich lese von ihm und von anderen. Ich mag es als "Input, um meine grauen Zellen zum Denken anzuregen", aber nicht, weil ich denke, dass irgendwer alle Weisheit in seinen Thesen vereint.
In den letzten Monaten empfinde ich hier in der Gruppe eine ganz klare Vorhersehbarkeit, je nachdem, wer zu einzelnen Themen schreibt. Sehe ich bestimmte Namen, so weiß ich, dass gleich entweder auf Traumata aus Kindertagen verwiesen wird, oder, ob nun wieder Inflationäres bzgl. des Begriffs "Liebesfähigkeit" folgt und in beiden Beiträgen empfinde ich (meine Wahrnehmung!) so eine Esoterik, dass ich mich oft frage, wer wohl der Mensch hinter diesem Beitrag sein mag.
Manche schreiben von sich - werden ganz mutig persönlich im Schildern ihrer Erfahrungen, was ich toll und bereichernd für den Austausch finde. Andere - und es werden gefühlt immer mehr - wiederholen ihre "Thesen", egal zu welchem Thema.
In einer wirklich großen Gruppe schreiben immer die Gleichen und... das ist echt schade.
Mein großer Traum wäre, dass die Menschen bzgl. Beziehungsformen und bzgl. ihres eigenen Lebens frei entscheiden können.
Dass DIE Freiheit, die in der Vergangenheit (ob in gesellschaftlicher, oder ganz persönlicher Hinsicht) erkämpft wurde, in großer Vielfalt - ganz individuell - Raum bekommt.
Und, klar kann man hier das Gegenargument aufführen, dass auch eine Entscheidung für esoterische Sichtweisen eine persönliche ist, aber ... wozu brauchen offensichtlich gerade DIE Menschen das, die ich als besonders hinterfragend wahrnehme?
Warum braucht der Ein oder Andere offensichtlich irgendwas "Übergeordnetes" und gibt dafür die in sich selbst erworbene Freiheit an irgendetwas ab, was "Heilung" oder "Entwicklung" suggeriert?
WOZU braucht man das?
Ich würde gerne leben und lieben, anstatt ständig aufgefordert zu werden, nach irgendwas "zu jagen" ("esoterikkonforme Selbstfindung durch Aufgabe der Individualität?"), was es in meiner Wahrnehmung überhaupt nicht gibt.
Normierung durch Esoterik gefährdet m.E. die Chance, dass Polyamorie eben NICHT durch die Schublade "was für Esoteriker" geschluckt (verschluckt) wird.
Falls es mir nicht gelungen sein sollte, verständlich zu formulieren, was ich meine, so unterstützt etwas, was ich bei youtube dazu gefunden habe, denn genau das ist es, was ich meine.
Warum brauchen offensichtlich so viele Polys das?
Ich würde mich freuen, wenn ihr es als Diskussionsgrundlage anschaut: