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Esoterisierung-Selbstaufgabe auf dem Weg zur Selbstfindung?

*****e_3 Frau
2.065 Beiträge
Themenersteller 
Esoterisierung-Selbstaufgabe auf dem Weg zur Selbstfindung?
Es begegnet mir immer wieder und auch zunehmend in Diskussionen in dieser Gruppe und es wirkt auf mich, wie etwas, das mit einem starken Magneten versehen ist - mich zu ziehen versucht, wenn ich mich ein Stückchen in eine bestimmte Richtung bewege.
Esoterik.

Ich versuche mal zu beschreiben:

Ich mache mir viele - vielleich zu viele (?) - Gedanken.
So bin ich z.B. kritisch bzgl. der Wahl meiner Kleidung und bevorzuge weitestgehend ökologisch Vertretbares aus fairem Handel, soweit mir die Transparenz eine Wahlmöglichkeit gibt.
Ich esse kein Fleisch, weil ich mich davor ekel, aber auf Fisch mag ich nicht verzichten.
Ich kaufe Eier und bestimmte Produkte auf einem Demeter-Hof in der Nähe.
Ich habe meine Kinder aus Überzeugung in der Waldorfschule angemeldet, war dort im Lesekreis und habe mich mit R. Steiners Theorien beschäftigt.
Ich lese sehr gerne wirklich "Tiefgründiges", setze mich mit vielem auseinander und bin ganz sicher KEIN Mensch, der nur an das glaubt, was wissenschaftlich erwiesen ist, oder, was Gesellschaft, Religionen, die Politik oder sonstwer uns aufzutischen versucht.
Ich habe in polyamoren Verbindungen gelebt, als das für mich und die Beteiligten passte und lebe gerade in einer monogamen Beziehung - weil es jetzt so für uns passt.
Ich bin in KEINEM dieser Punkte auch nur annähernd dogmatisch und akzeptiere, dass mein Weg nicht der der Anderen sein muss, bzw. auch nicht sein kann.

Ich liebe Meinungsvielfalt um zu diskutieren und ich bin vor 6 Jahren dieser Gruppe beigetreten, weil ich den Austausch zu polyamor fühlenden Menschen gesucht habe.
ZUNEHMEND vermisse ich den Austausch und nehme stattdessen eine, auch diese Gruppe "überflutende, Esoterik-Welle" wahr, die mich tatsächlich oft hinterfragen lässt, was hier (warum?) passiert ist.
Außerdem wirft es die Frage auf, ob Menschen, die aus irgendeinem Anlass zu hinterfragen beginnen und ggf. die "Sicherheit des bisher Gelebten" aufgeben, danach besonders empfänglich sind für Esoterik.

Warum diese Einleitung?

Weil ich deutlich machen möchte, dass ich mich in vielen Bereichen zwischen genau DEN Menschen bewege, die der Esoterik sehr zugewandt sind.
ICH möchte aber bewusst leben und mich frei für das entscheiden, was MIR wichtig ist, ohne die Freiheit, die ich in dieser Wahlmöglichkeit sehe, irgendeiner "religionsähnlichen Bewegung" zu opfern, die genau das Gegenteil von Individualität beinhaltet.

Viele Menschen begeben sich auf die Suche.
Ob diese die Frage nach dem Sinn beinhaltet, nach dem eigenen Ich generell, oder danach, ob all dem im Hier und Jetzt noch was Übergeordnetes folgen wird...
Wer was Übergeordnetes zu sehen glaubt, dem mag es erstrebenswert erscheinen, eine Art "Emotions-Management" zu trainieren, ob das nun das Thema Eifersucht, "sich-spiegeln und miteinander/ aneinander wachsen" oder eine gewisse Isolation im "Suchen im/nach dem eigenen Ich" beinhaltet.

In einem anderen Thread wurde über Gerald Hüther diskutiert. Ja, auch ich lese von ihm und von anderen. Ich mag es als "Input, um meine grauen Zellen zum Denken anzuregen", aber nicht, weil ich denke, dass irgendwer alle Weisheit in seinen Thesen vereint.

In den letzten Monaten empfinde ich hier in der Gruppe eine ganz klare Vorhersehbarkeit, je nachdem, wer zu einzelnen Themen schreibt. Sehe ich bestimmte Namen, so weiß ich, dass gleich entweder auf Traumata aus Kindertagen verwiesen wird, oder, ob nun wieder Inflationäres bzgl. des Begriffs "Liebesfähigkeit" folgt und in beiden Beiträgen empfinde ich (meine Wahrnehmung!) so eine Esoterik, dass ich mich oft frage, wer wohl der Mensch hinter diesem Beitrag sein mag.

Manche schreiben von sich - werden ganz mutig persönlich im Schildern ihrer Erfahrungen, was ich toll und bereichernd für den Austausch finde. Andere - und es werden gefühlt immer mehr - wiederholen ihre "Thesen", egal zu welchem Thema.
In einer wirklich großen Gruppe schreiben immer die Gleichen und... das ist echt schade.

Mein großer Traum wäre, dass die Menschen bzgl. Beziehungsformen und bzgl. ihres eigenen Lebens frei entscheiden können.
Dass DIE Freiheit, die in der Vergangenheit (ob in gesellschaftlicher, oder ganz persönlicher Hinsicht) erkämpft wurde, in großer Vielfalt - ganz individuell - Raum bekommt.
Und, klar kann man hier das Gegenargument aufführen, dass auch eine Entscheidung für esoterische Sichtweisen eine persönliche ist, aber ... wozu brauchen offensichtlich gerade DIE Menschen das, die ich als besonders hinterfragend wahrnehme?
Warum braucht der Ein oder Andere offensichtlich irgendwas "Übergeordnetes" und gibt dafür die in sich selbst erworbene Freiheit an irgendetwas ab, was "Heilung" oder "Entwicklung" suggeriert?
WOZU braucht man das?
Ich würde gerne leben und lieben, anstatt ständig aufgefordert zu werden, nach irgendwas "zu jagen" ("esoterikkonforme Selbstfindung durch Aufgabe der Individualität?"), was es in meiner Wahrnehmung überhaupt nicht gibt.
Normierung durch Esoterik gefährdet m.E. die Chance, dass Polyamorie eben NICHT durch die Schublade "was für Esoteriker" geschluckt (verschluckt) wird.

Falls es mir nicht gelungen sein sollte, verständlich zu formulieren, was ich meine, so unterstützt etwas, was ich bei youtube dazu gefunden habe, denn genau das ist es, was ich meine.
Warum brauchen offensichtlich so viele Polys das?

Ich würde mich freuen, wenn ihr es als Diskussionsgrundlage anschaut:


*****gra Frau
5.020 Beiträge
Als
Mod lese ich hier jedes Thema. Ich kann Deine Wahrnehmung nicht bestätigen, dass wir hier in dieser Gruppe in Esotherik oder Irrationalismus abdriften. Ab und an klingt es bei einzelnen Beiträgen an. Aber das darf sich sein, meine ich.

Den Film habe ich geschaut.
Merkwürdig: in meinem Umfeld finde ich davon sehr wenig, nichts Übertriebenes, nichts Übergriffes.

Worauf muss ich denn genauer achten ?
*gruebel*

Deinen langen, gut durchdachten Beitrag schätze ich sehr als Anregung.
Danke 🙏
*********enzer Mann
270 Beiträge
Esoterik / Spiritualität
Danke für den lange Text!

Für mich ist Esotherik grundsätzlich nicht negativ besetzt. Zudem folge ich nicht einem Guru, sondern höre mir verschiedene Gurus an und entnehme genau das, was für mich jeweils zutrifft. Auch der Begriff Guru ist für mich nicht negativ gesetzt, besser wäre spiritueller Lehrer. Ich halte mir die Wahl offen und verstricke mich nicht in Abhängigkeiten, insbesondere nicht in wirtschaftliche => Sekten.
Gleichwohl kenne ich meine Baustellen, wo ich mit mir nicht im Reinen bin und sozusagen keine Wahl im eigenen System habe.

Vielleicht ist die Abkehr von normophatischen Lebensformen ein Weg der Menschen um zu sich selbst zu finden. Der Input ist vielfältiger und intensiver und bringt mich und meine Liebelingsmenschen immer wieder an den Rand der Grenzen der Selbstgrenzung.

Und vielleicht bin ich genau derjenige den Du mit Deinen langen Post meinst. Das ist gerade mein Weg.

Vielleicht ist Spiritualität ein etwas neutralerer Begriff?

Liebe Grüße
Danke....
....Dir Soukie_3!
Du beschreibst in Deinen Worten eine mir nicht unbekannte Wahrnehmung, die sich für mich jedoch längst nicht auf die „Polyblase“ bezieht, sondern sich gerne bei „Differenzsuchenden“ nach einer eigenen Wahrheit einstellt.
Mir drängt sich schnell das Bild „i saw the light/ ich habe das Licht gesehen“ und erzeugt in mir mindestens einen Rückzugs- bis Fluchtreflex.

Andererseits kann ich dieses Streben nach „der einen Wahrheit/ Struktur“ nachvollziehen - „richtig“ wohl fühle ich mich mit meinen ganz verschiedenen Facetten und Erfahrungen jedoch klar bei Menschen, die wissen, wer sie sind, was sie wollen und mich wertschätzend daneben sein und „stehen lassen“ können - unabhängig der jeweiligen „Glaubensrichtungen“:).

Mir begegnen (real in meiner Region) beispielsweise unter Mehrfachbeziehenden relativ viele Menschen, die sich mit spiritueller Sexualität und/ oder Lebensgemeinschaften auseinander setzen.
Dies liegt meinem queeren Standort (für mich) diametral gegenüber, was mit offenen Mensche jedoch keinen unüberwindbaren Graben darstellen muss;).
*******n33 Mann
12 Beiträge
Stimmt, ist aber nicht wegzukriegen...
Hallo Soukie,

ich denke, das, was dich etwas irritiert, ist eine Korrelation, kein Kausalzusammenhang. Polys sind Leute, die versuchen, irgendwie jenseits der ausgetreten Pfade zu leben, sind offen oder auch anfaellig fuer alles Moegliche, eben auch fur kompletten Unsinn. Deshalb ist es nur logisch, dass man unter Polys eben auch ueberproportional viele Esoteriker findet.

Abgesehen davon: Es ist leider ueberhaupt nicht so, dass des Menschen hoechstes Gut die Freiheit ist. Das ist vielmehr die (soziale) Sicherheit (die u.a. eben Gruppen vermitteln).Oder anders: Eine offensichtlich falsche Antwort ist fuer die allermeisten Menschen einfacher zu ertragen als gar keine. Das ist letztendlich der Grund fuer die Wahlergebnisse der AfD, fuer regalmeterweise Ratgeberliteratur, und eben auch fuer den ganzen esoterischen Humbug, der dir begegnen mag.

Das ist unausrottbar, und es hilft nur: Winken, Danke sagen und weiterziehen, wenns zu sehr nervt.

T

P.S.
Als Gedankenfutter: Dein energisches Bestehen auf Individualitaet hat durchaus auch etwas (ersatz)religioeses...
Hmmmm...
So richtig teilen kann ich dein Empfinden nicht.
Ich habe allerdings das Gefühl, das die Diskussionen derzeit sehr geschwurbelt sind und im Prinzip muss ich gestehen, verstehe ich derzeit in den wenigsten Diskussionen worum es gehen soll.
Und da nehme ich deine Beiträge, die ich in der Vergangenheit sehr geschätzt habe, auch nicht raus. Auch bei deinen Beiträgen habe ich derzeit irgendwie den Eindruck, das da auf welcher Ebene auch immer irgendwelche Kämpfe stattfinden.

Wo ich dir allerdings recht gebe ist der Abschnitt deines Beitrags.
In den letzten Monaten empfinde ich hier in der Gruppe eine ganz klare Vorhersehbarkeit, je nachdem, wer zu einzelnen Themen schreibt. Sehe ich bestimmte Namen, so weiß ich, dass gleich entweder auf Traumata aus Kindertagen verwiesen wird, oder, ob nun wieder Inflationäres bzgl. des Begriffs "Liebesfähigkeit" folgt und in beiden Beiträgen empfinde ich (meine Wahrnehmung!) so eine Esoterik, dass ich mich oft frage, wer wohl der Mensch hinter diesem Beitrag sein mag.

*********eeker Mann
1.505 Beiträge
Urspünge
Es gab ja schon ein paar Erklärungsversuche. Da du Gerald Hüther und die entsprechende Diskussion ansprichst, beziehe ich mich mal auf ihn und seine Äußerungen.

Esotherik hat keine allgemeingültige Definition. Doch geht es eigentlich immer mehr oder weniger darum, dass da mehr ist. Um eine innere Spiritualität. Wie kommt man mit Erklärungen klar, die man nicht versteht? Wie kommt man mit all dem klar, für das es nicht mal Erklärungen gibt? Wie kommt man mit der unbarmherzigen Erkenntnis klar, dass es keinen tieferen Sinn gibt?

Hüther schlägt in dem Video genau die Suche nach diesem tieferen Sinn vor. Aber je mehr wir entdecken und lernen, desto klarer wird, dass es da nichts gibt, dass Leben nur die effektivste Form ist, um Entropie zu steigern.

Sinnsuche ist jedoch etwas, was dem Menschen eigen ist. Religionen haben jedoch durch Humanismus und Aufklärung massiv an Wirkung verloren. Die Welt ist komplex geworden. Das ist der Preis der Individualität. Esoterik ist nur der verzweifelte Versuch dieses Vakuum zu füllen. Es ist der Traum nach dem Mehr, nach Höherem, nach dem Sinn. Einige nennen es göttlich.

Sich nur seiner eigenen moralischen Instanz zu unterwerfen ist schwer. Jeder Glaube gibt hier Orientierung. Ob man dies nun Religion, Ideologie oder eben Esoterik nennt, ist völlig gleich. Sie vermitteln nicht allein zu sein. Sie vermitteln ein Gefühl von richtig und falsch, ohne sich den Graustufen der Realität stellen zu müssen.

Wo aber kommt das Sendungsbewusstsein her? Immer wieder trifft man auf Menschen, welche die eigene Überzeugung als universelle Wahrheit bewerben. Ich mache ja gerade nichts anderes. Problematisch wird es, wenn es zum Eifer wird, wenn es nicht mehr um individuelle Erkenntnis geht, sondern um kollektiven Wahn. Ursache kann die noble Haltung des Lehrmeisters sein, dem Schüler die Schmerzen der Erkenntnissuche zu ersparen. Es kann aber auch und ist es viel zu oft die eigene Unsicherheit, ob der eigene Weg der richtige ist. Je stärker der eigene Zweifel unterdrückt werden muss, desto wichtiger ist die Anerkennung der eigenen Überzeugung durch andere.

Polys erleben den Widerstand gegen die eigene Lebensart durch andere. Stehen wieder und wieder Selbstzweifeln gegenüber. Das führt ganz natürlich zu dem Wunsch nach Orientierung. Wenn jetzt noch dazukommt sich überlegen zu fühlen sind wir ganz schnell bei der Esoterik. Wieso überlegen? Man liest und hört immer wieder, dass Polyamorie irgendwie schwieriger sei als Monogamie. Dass es bestimmte Fähigkeiten braucht, um so leben zu können. Ich bin da selbst nicht vor gefeit. Man wird so zu einer elitären Gruppe, die einfach schon weiter ist. Da ist es nur noch ein kleiner Schritt bis zu dem Punkt an dem man sich selbst auf der Suche zur inneren Erleuchtung auf einer höheren Niveau empfindet.

Ob es nun eine fernöstliche Heilslehre, ein jüdischer, christlicher oder islamischer Fanatismus oder Esoterik ist, nichts ändert etwas daran, dass am Ende trotzdem die eigene Moral und Würde darüber entscheiden, was richtig oder falsch ist.

Aber verständlich ist es, sich an etwas festzuhalten, was Orientierung bietet, wie unsinnig es auch ist. Unsere Existenz hat eh keinen höheren Sinn, dann sollte es jedem erlaubt sein sich einen auszudenken.
*******_nw Frau
7.610 Beiträge
Interessantes Thema! *g*

Die Frage, die ja hier auch bereits gestellt wurde ist, was Esoterik eigentlich bedeutet ... Sehr lange habe ich geglaubt dass Esoterik dieser New-Age-Räucherstäbchen-Verschwurbelungsmist wäre den man so oft unter diesem Vorzeichen findet. Und das habe ich, als eingefleischter Pragmatiker, rundheraus abgelehnt. Mittlerweile sind mir da allerdings Zweifel gekommen. Unter anderem auch durch einen Blick auf Esoterik wie ihn beispielsweise Vera Birkenbihl eröffnet. Da finde ich tatsächlich viel Bedenkenswertes und kann nur empfehlen, sich die Zeit für ihren Vortrag mal zu nehmen:


*****e_3 Frau
2.065 Beiträge
Themenersteller 
Es geht mir gerade darum, dieses "Kämpfen", was Zaubersonne hier erwähnt hat, zu durchbrechen und meine LANGE Einleitung sollte deutlich machen, dass auch ich mir weniger Oberflächlichkeit wünsche und selbst für mich nach Wegen suche - so, wie es vermutlich viele tun und das jeder auf seine Weise.

Die Frage, die sich mir stellt, ist, ob es tatsächlich eine Art "Verbindung" gibt zwischen dem Offensein für die Polyamorie und einer (daraus resultierenden?) Suche nach noch mehr Reflexion, die eben bei vielen nicht bei der Erkenntnis, mehr als einen Menschen lieben zu können, endet. (?)

Wer sich Gedanken macht bzgl dessen, was er an Emotionalität empfindet - ersehnt - lebt...., der scheint auch öfter "das große Ganze" zu hinterfragen und das ist keinesfalls negativ - im Gegenteil.

Ich bin persönlich der Ansicht, dass bei allem Hinterfragen die Achtsamkeit - Wachsamkeit - wichtig ist, damit suchende Menschen nicht von einer boomenden" Esoterik - Industrie" vereinnahmt werden.

Und den Film, den ich angehangen habe, fand ich in Bezug auf immer mal wiederkehrende Themen, die ich in diese Richtung gehend empfinde, sehr interessant.

Dass die Vorsicht vor der Vereinnahmung des Individuums durch irgendwas auch als eine "Art" Religion bzw Esoterik gesehen wird, lässt mich - wie jeder eurer Beiträge - nachdenken...
Ist das nicht sowas, wie einem Atheisten zu sagen, dass er ja auch glaubt, wenn er glaubt nicht zu glauben 😉?
*******ias Frau
4.126 Beiträge
@ EP
*****e_3:
ICH möchte aber bewusst leben und mich frei für das entscheiden, was MIR wichtig ist, ohne die Freiheit, die ich in dieser Wahlmöglichkeit sehe, irgendeiner "religionsähnlichen Bewegung" zu opfern, die genau das Gegenteil von Individualität beinhaltet.

Das liest sich für mich so als gäbe es für Dich eine zwangsläufige Verknüpfung zwischen der Aufgabe der eigenen Entscheidungsfreiheit inklusive der Abgabe von Verantwortung und der Esoterik.

Ich finde dazu die Worte von Edda im Buch "Die Hexe von Portobello." von Paulo Coelho sehr treffend:
Alle suchen nach einem vollkommenen Meister: Doch auch Meister sind nur Menschen, selbst wenn ihre Lehren göttlich sind - und das ist etwas, was zu akzeptieren den Menschen schwerfällt. Nicht den Lehrer mit dem Unterricht, das Ritual mit der Ekstase, den Vermittler des Symbols mit dem Symbol selber zu verwechseln. Die Tradition ist mit der Begegnung mit den Kräften des Lebens verbunden und nicht mit den Menschen, die dies vermitteln. Aber wir sind schwach: Wir bitten die Mutter, dass sie uns Menschen schickt, die uns auf unseren Weg führen, während sie uns Zeichen sendet.
Wehe denen, die Hirten suchen, anstatt nach Freiheit zu dürsten! Die Begegnung mit der höheren Energie ist für jedermann erreichbar, nur für jene nicht, die ihre Verantwortung anderen übertragen. Unsere Zeit auf dieser Erde ist heilig, und wir müssen sie jeden Augenblick feiern.

Ich habe dieses Phänomen in der Esoterik-Szene häufiger beobachtet. Menschen, die sich vom Bisherigen abnabeln und ihre eigene Suche beginnen wollten, hängten sich nach kurzer Zeit an einen Lehrmeister. Sie verbreiteten & verteidigten dessen Lehren mit derselben Inbrunst, mit der sie das Gedankengut ihrer früheren Autoritäten verbreiteten & verteidigten. Dogmatiker, die bloß ein Regelwerk gegen ein anderes eingetauscht haben. Ich finde es schwierig Gespräche mit diesen Menschen auf die Bedürfnisebene zu bringen.

ABER: Ob nun Anhänger einer bestimmten wissenschaftlichen Strömung oder einer esoterischen: Ich seh da keinen Unterschied, außer im Inhalt. Und Autoritäten, die dem Dogmatismus verfallen sind, findet man auch überall.

Insofern sträube ich mich dagegen, die Esoterik für dieses "Ich-häng-mich-an-eine-Autorität"-Phänomen zu verteufeln.

So wie überall finde ich auch in der Esoterik Leute, die sich durchaus ihre eigene Gedanken machen und über die Fähigkeiten verfügen, über Gefühle & Bedürfnisse zu kommunizieren und die Andersartigkeit von Menschen anzuerkennen. Die Esoterik dient dann als Sprache, um Gefühlswelten auszudrücken.

Der Schöpfungsakt, Gefühle und Energien... das ist so eine Sache.
Ob nun beim Malen eines Bildes oder beim Sex: Dabei gelange ich in einen Bewusstseinszustand, der für mich über das Du & Ich hinaus geht. Oder um beim Malen des Bildes zu bleiben: Indem Papier, Farben, Pinsel und ich allesamt Teil von etwas "Größerem" sind.
Die Esoterik bietet meinem Sexualpartner und mir dafür verschiedene Konzepte. So finden wir Worte um uns über dieses "mehr als wir", was wir gespürt haben, auszutauschen. Metaphern & Analogien, die es im normalen Sprachgebrauch nicht gibt. Das finde ich toll.
*****e_3 Frau
2.065 Beiträge
Themenersteller 
Liebe Galinthias, vielen Dank für diese interessante Herangehensweise. Die hat tatsächlich viel mit meinem eigenen Empfinden zu tun.
Ich werde darüber nachdenken...

Das hat mich übrigens bewogen, das Thema hier zur Diskussion zu stellen. Auch mein aktuelles Bild ist nicht in Stein gemeißelt und ich mag diese Vielfalt im Austausch.

Und, ganz lieben Dank, Candide2 für den Vortrag einer Frau, von der ich schon viele tolle Vorträge gesehen habe. Diesen bisher noch nicht, aber ich werde das sehr gerne zeitnah nachholen und dann über meine Gedanken berichten.

Ich bin total begeistert über eure, mich zum Nachdenken anregenden Beiträge und sage schonmal "Danke", in der Hoffnung, dass noch vieles folgt. 🙂
*****al4 Mann
797 Beiträge
Ich verstehe nicht ganz.
Du sprichst von Esoterik und Selbstaufgabe und Guru-Anhängern in dieser Gruppe bzw im Forum. Wie schaffst du es dann, deine Kinder in eine Waldorfschule zu schicken, wo sie jeden Tag Stunden verbringen - im Dunste der Anthroposophie? Sind die dann jetzt automatisch Anhänger von Rudi Steiner und können garnicht mehr anders denken, fühlen und handeln?
Mitnichten, oder?

(Ich weiß wovon ich rede. Meine Kinder waren im Waldorfkindergarten und dann in der Waldorfschule bis zur 4.Klasse)

Wir können etwas wissen, ohne dass es uns berührt oder betrifft. Selbst wenn wir etwas nicht nur wissen, sondern erkannt haben, muss uns das nicht emotional berühren, es ist bloße Vernunft. Wir müssten es verstehen. Im Verstehen und im Begreifen ist der Körper mit dabei. Und wenn ich sage, ich habe es verstanden, dann betrifft es mich und dann kann ich mich auch nicht mehr aus der Affäre ziehen. Wir argumentieren auf der kognitiven Ebene, aber wir müssten auf der Ebene des Herzens arbeiten. Sonst bewegt sich nichts in uns und wir können auch andere Menschen so nicht bewegen. Wir müssten wieder in unsere Mitte zurückfinden – Denken, Fühlen und Handeln sollten wieder eine Einheit werden. Die Trennung zwischen Denken, Fühlen und Handeln ist eine Kulturleistung. Wir haben sie selbst entwickelt, wir können sie aber auch wieder verändern.

So etwa würde ich deinen Eingangsbeitrag beantworten. Für mich ist es weniger eine Frage der Orientierung als vielmehr eine der Fragestellung: ich möchte verstehen und aus der unbefriedigenden rein kognitiven Lebensweise aussteigen oder vielmehr Denken, Fühlen und Handeln wieder miteinander verknüpfen. Ich kann mir Millionen von Gedanken und Reflexionen und noch mehr Gedanken machen - sie allein tragen mich nicht.
Ob nun Tantra oder Yoga oder Contact Improvisation oder ichweissnichtwas: für mich ist es das Streben oder zumindest der Versuch, mich als Ganzes, als Einzelnen, als Teil vom Ganzen wahrnehmen, denken, fühlen und handeln zu lassen.
Nein, dabei muss ich genauso wenig wie du als Waldorfmutter meine Identität aufgeben, im Gegenteil.
Allerdings muss ich etwas tun - und tatsächlich tun und nicht nur Rätselraten und Korrektur denken und misstrauisch alles verneinen, was unbekannt ist.
Ich muss mich trauen, ich muss mir trauen. Und nicht irgendwelchen Gedanken allein.
*********eeker Mann
1.505 Beiträge
Vertrauen oder zweifeln?
*****al4:
ich möchte verstehen und aus der unbefriedigenden rein kognitiven Lebensweise aussteigen oder vielmehr Denken, Fühlen und Handeln wieder miteinander verknüpfen.

Verstehen ist für mich gerade das Gegenteil von Vertrauen. Ohne sich und natürlich die Weisheiten anderer beständig zu hinterfragen werde ich dem Verstehen nicht näher kommen. Ja, das ist die rein kognitive Herangehensweise.

Daneben steht das Vertrauen in mich und die Weisheiten anderer zusammen mit dem Fühlen. Mir geht es mitnichten darum diese Gefühlswelten und das Bauchgefühl zu negieren.

Ich habe aber Schwierigkeiten damit, wenn eine Verschmelzung dieser Herangehensweisen am Ende doch nur in einer Gefühlswelt endet. In einer Welt endet, in der wieder Seele und Spiritualität auftauchen und als Handlungsmaxime auftreten.

Das ist natürlich meine ganz persönliche Haltung und Ablehnung gegenüber allem Mystischen. Was aber besonders auffällt, ist, dass diese Spiritualität hier oftmals als Liebe und Liebesfähigkeit zur Begründung für Polyamorie herangezogen wird.

Wir Menschen haben Gefühle. Liebe, Eifersucht, Sehnsucht, Hass, Wut, Zorn, Trauer und viele mehr. Für uns ist es meistens egal, dass dies eigentlich nur biomechanische und chemische Prozesse sind, welche die physikalische Entropiezunahme begleiten. Wir können aus dieser blanken Erklärung auch nicht viel schließen. Wir leben mit anderen empfindungsfähigen Wesen in sozialen Gruppen zusammen. Für dieses Zusammenleben ist die nackte Erkenntnis eine biochemische Energieverwertungsmaschine zu sein nicht zielführend. Aber auch mit dieser Erkenntnis ist Polyamorie richtig oder falsch. Auch mit dieser gottlosen, nihilistischen Einstellung ist es meine ureigene, persönliche Moral, die bewertet, wie ich mit meinen Gefühlen und den Gefühlen meiner Mitmenschen umgehe.

Religion, Esoterik und Ideologie sind soziale Gebilde, die für jeden einen individuellen Wert haben können und dürfen. Aber sobald sie die Leitlinien sozialer Interaktion von Gruppen werden, wird die persönliche Verantwortung der kollektiven Vereinfachung der Welt geopfert.
*******_nw Frau
7.610 Beiträge
*********eeker:
Das ist natürlich meine ganz persönliche Haltung und Ablehnung gegenüber allem Mystischen.

Was ist letzten Endes mystischer als die - vermeintliche - Rationalität? Wir konstruieren Logik auf der Basis dessen, was wir zu wissen glauben. Und dabei ist die Logik ja, streng genommen, nur eine Hilfswissenschaft die dazu dient, einen Sinn in unsere Wahrnehmung zu interpretieren die uns eine Vorhersagbarkeit zukünftiger Ereignisse ermöglicht. Dass wir dabei die Ereignisse oft genug im Sinne unserer logischen Erwartung beeinflussen blenden wir vorsichtshalber dabei aus. Ebenso wie die Erkenntnisse aus der Forschung, dass wir oft genug die Handlung schon Sekundenbruchteile vorher eingeleitet haben bevor wir mit der Logik eine Begründung für die Handlung fabrizieren ... *zwinker*
*******Top Mann
1.035 Beiträge
Ich bin noch nicht lange genug Mitglied in dieser Gruppe, um über Entwicklungen mitreden zu können. Bei einigen Beiträgen habe ich mich allerdings auch gefragt, in welchen Sphären manche Verfasser gerade unterwegs sind. Das kann durchaus daran liegen, dass sich mir das einfach nicht erschließt oder meiner eigenen Erfahrung nicht entspricht.

Die Fragen, wie die Welt funktioniert, wie menschliches Zusammenleben funktioniert, die Frage nach dem Sinn (des Lebens) und wie das eigene Leben funktioniert bzw. besser funktionieren kann, sind wohl so alt wie die Menschheitsgeschichte. Dazu gibt es wissenschaftliche Erklärungsversuche ebenso wie spirituelle oder religiöse. Die sind nicht mal scharf gegeneinander abzugrenzen. Beispiel dafür ist für mich die Physik bzw. deren Entwicklung — Paradebeispiel: Welle-Teilchen-Dualismus des Lichts.

Ich finde es durchaus verständlich, wenn Menschen bei der eigenen Suche nach Antworten auf wissenschaftliche, esoterische oder religöse Angebote –welcher Couleur auch immer– zurückgreifen. Ich erlaube mir aber auch, diese kritisch zu hinterfragen. Dazu passt für mich der Spruch: „Zweifel klettert auf den Baum der Erkenntnis — Rechthaben hängt sich daran auf.“

An dieser Stelle sei mir –mit Bezug zur Esoterik– ein kleiner Rückgriff auf Krishnamurti erlaubt: „Truth is a pathless land“ (die Wahrheit ist ein Land ohne vorgegebene Wege). Die Wahrheit muss jeder für sich selbst finden. Für den wesentlichsten Punkt halte ich in seinen Ausführungen, dass man bezweifeln solle, was er sagt, denn wirkliche Einsicht sei nicht das, was man in Büchern liest, sondern nur die eigene Erkenntnis. Das finde ich wirklich weise. Anbieter irgendwelcher „Patentrezepte“ sortieren sich damit für mich schon mal aus.

Wo bzw. womit auch immer Leute meinen, ihr Seelenheil zu finden — wenn es sie glücklicher macht, sollen sie doch. Sie sollten nur nicht versuchen, mich zu „bekehren“.

Was die Gruppe betrifft, wünsche ich mir mehr „praktisches“: Erfahrungen und Dinge aus dem bzw. für den Alltag, statt Verweise auf Theorien, Konzepte, Lehren, Seminare und Workshops, … und werfe dazu zwei Goethe-Zitate in den Raum:

Wissen ist nicht genug; wir müssen es anwenden.
Wollen ist nicht genug; wir müssen es tun!

Des Menschen größtes Verdienst bleibt wohl, wenn er die Umstände soviel als möglich bestimmt und sich sowenig wie möglich von ihnen bestimmen läßt.
*******ias Frau
4.126 Beiträge
Ego-Überwindung versus Ego-Entwicklung
Vielleicht noch etwas anderes, was mir vor vielen vielen Jahren geholfen hat. Es stand in einem Buch, welches mir ein Freund geliehen hatte. Darin sagte ein buddhistischer Mönch (aus der Erinnerung zitiert):

"Vielleicht sollten die Menschen erst Mal ein eigenes Ego aufbauen, bevor sie versuchen, es zu überwinden."

Peng! Das saß.

Einer der Hintergründe dieses Buches war der, dass im Rahmen der Hippie & New Age Bewegung massenhaft relativ junge Menschen aus westlichen Kulturen durch die Welt reisten und in buddhistischen Klostern anklopften, um dort Anleitung in bewusstseinserweiternden Meditationstechniken zu erfahren. Die Mönche dachten sich zu Beginn auch nichts Schlimmes dabei... Doch viele stürzten ab. Fanden schwerlich zurück in einen geregelten Alltag und wollten sich auch nicht für den Rest ihres Lebens dem Kloster verschreiben. Merkwürdig. Mit den Einheimischen, die an die Klostertüren klopften, gab es nie so schlimme Komplikationen. Für die buddhistischen Mönche war es zunächst ein Rästel, was diese Leute aus unserem Kulturkreis bei ihnen suchen und was sie wirklich brauchen. Und sie sind im Laufe der Jahrzehnte vermehrt in den Dialog mit der westlichen Welt getreten und aus so einem Dialog entstand dann auch dieses Buch. (Etliche Vertreter anderer esoterischer Richtungen machten sich weniger Gedanken darüber, wie alltagstauglich ihre Lehren sind.)

Als ich vor 16 Jahren meine ersten Kontakte mit der Esoterik-Szene hatte, war die Blütezeit des NewAge zwar schon längst vorbei. Doch "Die Überwindung des Ego's" war nach wie vor eine der heiligen Kühe, die von Vertretern etlicher Strömungen gepredigt wurde.

"Vielleicht sollten die Menschen erst Mal ein eigenes Ego aufbauen, bevor sie versuchen, es zu überwinden."

Für mich haben sich mit diesem einen Satz ganz viele Konklikte geklärt, welche ich damals in meiner Auseinandersetzung mit der Esoterik-Szene hatte. Mir wurde bewusst: "Ich bin nicht der Typ Mensch, der ein Leben im Kloster führen könnte. Zur Gestaltung meines eigenen Lebens brauche ich mein Ego. Ein stärkeres Ego als ich bis dato habe. Gesunder Egoismus - den will ich weiter entwickeln!"

Übungen zur Ego-Überwindung praktizierte ich seitdem wohl dosiert. Nur noch als Ausgleich. Nicht mehr als Ziel. Ganz ohne schlechtes Gewissen. *zwinker*

Ich finde die Polyamorie nicht besser oder schlechter als andere Formen. Es kommt auf das Naturell des Menschen an. Doch bei der Kombination "Polyamor + Streben nach Ego-Überwindung" bekomme ich wesentlich mehr Magengrummeln als beim Streben nach Ego-Überwindung für sich genommen.
****50 Mann
657 Beiträge
Gruppen-Mod 
Also ich verstehe hier nichts mehr, mir ist das alles zu verschwurbelt, was soll Polyamor zu leben mit Esoterik zu tun haben? Liegt wahrscheinlich daran, dass ich Ingenieur bin, der bekommt ein Problem auf den Tisch oder in Analogie im Leben und dann muss man sich Gedanken machen, welche Wege es gibt dieses zu lösen. Ja, da kann es passieren, dass man ganz schön tüfteln und auch mal probieren muss. Dabei aber meine ganze Vergangenheit und mein Inneres erst einmal zu analysieren und nach irgendetwas Höherem oder der Erleuchtung zu suchen oder nach der Problemlösung der Meinung zu sein, die Erleuchtung nun erfahren zu haben, auf die Idee bin ich dabei nicht gekommen. Die Lösung habe ich im hier und jetzt gefunden. Wahrscheinlich bin ich nicht normal *haumichwech* *zwinker*
*****e_3 Frau
2.065 Beiträge
Themenersteller 
Candide2
... Sehr lange habe ich geglaubt dass Esoterik dieser New-Age-Räucherstäbchen-Verschwurbelungsmist wäre den man so oft unter diesem Vorzeichen findet. Und das habe ich, als eingefleischter Pragmatiker, rundheraus abgelehnt. Mittlerweile sind mir da allerdings Zweifel gekommen. Unter anderem auch durch einen Blick auf Esoterik wie ihn beispielsweise Vera Birkenbihl eröffnet. Da finde ich tatsächlich viel Bedenkenswertes und kann nur empfehlen, sich die Zeit für ihren Vortrag mal zu nehmen:

Schon nach wenigen Sekunden war klar, dass ich den Vortrag bereits kannte, aber den Titel nicht gleich damit in Verbindung gebracht hatte. Für mich ist alles, was Vera Birkenbihl erklärt, absolut nachvollziehbar, allerdings empfinde ich persönlich DIESEN Blick auf "Esoterik" auch als eine Art der Betrachtung dessen, was ist, mit SEHR wachem Geist - mit Denken. Super.
Es ist - für mich - aufgrund der eigenen Logik (die natürlich aus meiner Wahrnehmung aufgrund meiner Erfahrungen resultiert) absolut begreifbar.
Es entspricht meinem Empfinden insofern, als dass ich FÜR MICH deutlich wahrnehme, dass auch in mir irgendwas "angelegt war", das der Erziehung "zum Opfer" fiel und ... das ich sehr gerne wiederfinden würde.
Sie beschreibt sehr anschaulich, was "aus uns hätte werden können, ...."

Hier ziehe ich - und daher finde ich auch diese Diskussion in dieser Gruppe so interessant - die Verbindung dahin, (auch) in der/durch die Polyamorie sein "Ausgangspotential" erfahren zu können.

Wie viel Liebe könnten wir geben und erfahren, wären wir diesbezüglich eben NICHT erzogen worden?
Wie viel Selbstannahme wäre von Grund auf in uns, hätte sie einfach da sein dürfen, ohne im Rahmen von Erziehung "verstümmelt" zu werden?
Würde der Mensch suchen müssen nach all dem, wenn er sich hätte am menschlichen Sein orientierter - freier - entwickeln dürfen?

Nein, dabei geht es nicht darum, mit irgendwas zu hadern und "Schuld" zu verteilen - an die Eltern, die Gesellschaft, oder sonstwen.
Es geht tatsächlich "nur" um das, was Vera Birkenbihl hier super darstellt:
Die Begrenztheit der Persönlichkeitsentwicklung durch "Erziehung".

Für mich passt auch - ganz klar - das Hingucken und auch das "Hinspüren" auf das, was uns (MICH) heute einschränkt.
Ich hoffe, dass durch meine Beiträge klar wird, dass ich an DIESER Form von "Esoterik" nichts Verwerfliches finde.
Dem gilt MEINE ganz persönliche Kritik überhaupt nicht.

Ich persönlich werde DANN hellhörig und sehr wachsam, wenn ich den Eindruck bekomme, dass die Situation Suchender ausgenutzt wird.
"Ausgenutzt" in der Form, dass einem anderen Menschen versucht wird zu suggerieren, dass wer DESSEN Weg zu kennen glaubt , bzw. das IRGENDWER wissen KÖNNTE, was für wen Anderen "das Richtigere" ist.
Niemand ist bis hierher in meinen Schuhe gelaufen und dann, wenn ich glaube, dass ich "Lehrer" brauche, dann mag ich sie bitte selber suchen und finden dürfen.

In meinem persönlichen Umfeld - niemand aus dieser Gruppe! - habe ich mehr als ein Beispiel dafür gesehen, was mit Menschen passieren kann, die "Heilung" irgendwo in ich-weiß-nicht-was such(t)en.
Ob das Haus verkauft werden musste, weil die Frau plötzlich auf Selbstsuche war, Kinder verlassen wurden und Familien zerstört wurden.
DASS diese Menschen "suchen", ist total nachvollziehbar. Dass die Beeinflussung von außen nichts "heilte", sondern diese Menschen manipulierte und der persönliche Weg wohin-auch-immer große Opfer mit sich brachte, sehe ich kritisch. Darf ich so sehen und das, was ist, bei ihnen belassen.
Es ist schließlich nicht meine Angelegenheit.
ABER, es lässt mich SEHR! wachsam sein.



Lateral4 verwies in seinem Beitrag auf das Thema Waldorfpädagogik.
Ja, meine beiden Älteren gingen dort zur Schule, ABER nicht lange.
Bevor ich mich gemeinsam mit ihrem Vater dafür entschied, die Kinder dort anzumelden, informierte ich mich sehr intensiv.
Einerseits durch Lesen, aber auch durch zahlreiche Besuche an der Schule, durch Teilnahme an Festen, Aufführungen, Wochenendseminaren für Eltern etc...
Ich fand nicht alles toll, aber ich fand es beiweitem besser als die Regelschule. Damals.
Letzendlich war es das Gefühl:
Hier wäre ich selbst gerne Schüler gewesen.

Theorie und Praxis.
Schule wird von Menschen gemacht und daran scheiterte (in meinen Augen) auch diese noch so toll gedachte Pädagigik.
Die Klassenlehrerin ging in einer Frage nicht konform mit dem Rest des Kollegiums - und wurde entlassen. Was das mit den Kindern machte, schien zweitrangig - Hauptsache, niemand stellte irgendwas infrage.
In meinem (anfangs sehr geliebten) Lesekreis wagte ich zu hinterfragen, woher es kommt, dass sich alle so sicher seien, Steiner "richtig" zu interpretieren. Damit hatte ich mich "rausgekickt" - disqualifiziert durch selbstständiges Denken.
Es gab irgendwann genug Vorfälle, die Schule schnell zu verlassen.
Die Kinder besuchten danach die "normale" Grundschule und ich entschied mich, durch viel Elternarbeit mitzugestalten.
Schade finde ich bis heute - 16 Jahre später - dass es nicht geklappt hat, denn - Bezug zum Thema *zwinker* - sehr oft sind die Dinge im Ursprung super gedacht und werden leider gerade von denen "zerstört", die GLAUBEN dass es starr in eine Richtung gehen muss.
So wenig, wie "Steiner hat gesagt..." ein Argument für mich war, alles hinzunehmen, auch, wenn es sich "falsch" anfühlt, so wenig werde ich in "Derundder hat geschrieben..." MEINE Wahrheit sehen, ohne davon durch eigenes Denken und Empfinden überzeugt zu sein.
Freundschaftliche Beratung ist toll. Unterstützen wollen etwas Gutes, aber das WOHIN möchte ich selbst entscheiden.
******_67 Mann
78 Beiträge
Ehrlich gesagt diese Diskussion hier
Ich kann ihr nicht folgen.

Ich habe mich nur angesprochen gefühlt, weil geschrieben wurde, dass immer die gleichen was schreiben.
Jetzt mein Kommentar:
• Für mich ist Esoterik Pseudo.
• Waldorfschule wäre nichts für meine Kinder, aber beser als bayrische Beamtenwillkür
• Das Video, na ja, bin fast eingschlafen.
• Wer liest die vielen Zeilen Text? Echt?
• Frau Birkenbiehl ist cool.
• Drogen sind doof. Was raucht ihr?

Zusammengefasst, wenn immer so komplizierte und auch gelegentlich sinnfreie Themen geschrieben werden, beteiligen sich halt viele nicht.
*****e_3 Frau
2.065 Beiträge
Themenersteller 
Dann... freue ich mich auf deinen sinnvollen, spannenden Thread, der nicht viele Worte braucht, na_und_67.
Und wir beteiligen uns erst recht...
...an einem Thema, welches auch uns immer wieder umtreibt.
Dabei, liebe Soukie_3, bist Du - was manche evtl. nich nachvollziehen können - in einen Bereicht des Lebens und Liebens vorgedrungen, in dem es extrem schwer wird, mit handfesten Begriffen zu operieren, insbesondere mit Oberbegriffen, die nicht dazu taugen, als gemeinschaftsstiftendes bzw. verbindendes Merkmal zu dienen.
Und das fängt ja schon beim Begriff der "Polyamorie" an, der für die Einen z.B für tief eingelassene, verantwortungsvolle Mehrfachpartnerschaften steht - und für die Anderen für eifersuchtsfreien Matratzentausch-Sport...
Wenn wir nun weitere Persönlichkeitsbereiche hinzunehmen, die wir uns innerhalb unserer Beziehungen als integrale und verbindende Größe wünschen - wie eben den großen Bereich der Esoterik bzw. Spiritualität - ja, dann kann das leider schnell dazu führen, daß wir uns alsbald als Minderheit einer Minderheit in einer Minderheit erleben.
Ganz besonders, wenn wir auf Unverständnis stoßen, wenn uns Prinzipienreiterei oder Selbstdemontage vorgeworfen wird, WEIL wir in unseren Lebensweisen Reflektion und Innenschau so hoch schätzen.
Selbst "in" unserem eigenen Aquarium von esoterisch oder spirituell aktiven Menschen gibt es dann auch noch immer keine Garantie von Übereinstimmung:
Weder von der Herangehensweise, noch von der Tiefe der Einlassung.
Gerade wenn man den letzen Satz nochmals auf der Zunge zergehen läßt, finden wir, daß die Parallelen zum Liebesleben diesbezüglich sehr groß sind.
Sensiblere Charaktere wie wir "neigen" nicht nur zu einer Internalisierung unserer Beziehungen, sondern es ist doch quasi unsere zweite Natur - und das dürfen wir auch genau so bewußt bekennen.
Dabei sind die Unterschiede "Beziehung zur/m Partner*in" / Beziehung zur Gemeinschaft / Beziehung zur Natur / Beziehung zur Schöpfung, zum Kosmos für uns doch lediglich graduelle Facetten.
Wir haben hingegen vermutlich eher Probleme damit, wenn z.B. ein Einzelbereich wie "Sexualität" aus diesem Feld herausgelöst wird - oder haben Schwierigkeiten zu verstehen, wie anderen Menschen dies offenbar locker gelingt.
Denn uns erscheint eine solche Herangehensweise dann oft wie "Büroyoga" zur Entspannung in der Pause - im Gegensatz zu einem integralen spirituellen Pfad, der das ganze Leben umfasst.
Sexualität, als reine kompartmentalisierte "Aktivität"... - ist unser Ding eben nicht.
Allerdings müssen wir darauf gefasst sein, daß für die "andere Seite" unsere Sichtweise genauso fremdartig, furchtbar kompliziert und unnötig selbstkritisch ist.
Uns hat es gefreut, diesen Thread hier im Joy zu finden - und auch bei der Polyamorie ist er aus unserer Sicht gut aufgehoben.
Denn eine weitere Gruppe "Sexualität und Spiritulität" würde vermutlich genau wieder auf ähnliche Probleme stoßen: Ein Oberbegriff - und jede/r versteht etwas anderes darunter.
PS: Die Joy-Gruppe "Spiritualität" gibt es übrigens seit 2008!
*********eeker Mann
1.505 Beiträge
*******tive:
PS: Die Joy-Gruppe "Spiritualität" gibt es übrigens seit 2008!

Dann lass deinen Hokuspokus doch auch bitte in dieser Gruppe. Ich habe Verständnis für Menschen, die sich an irgendeine Religion klammern müssen, weil es nur schwer erträglich ist, dass es keinen Sinn im Leben gibt. Das ist total ok, das kann ich tolerieren. Wenn dieser Jemand jedoch meint andere von seinem Glaiuben überzeugen zu müssen, dann endet meine Toleranz sofort.

Polyamorie hat nichts mit irgendeiner Religion zu tun. Weder einer etablierten Weltreligion noch irgendeiner anderen Sekte. Und dabei ist es völlig gleich, ob das nun Gott, Esotherik oder sonstwie genannt wird. Natürlich können auch gläubige Menschen polyamor sein. Das ist aber keine Entschuldigung für das Ausleben eines Sendungsbewustseins. Auch nicht in dieser Gruppe.
*****gra Frau
5.020 Beiträge
Respekt im Umgang , bitte!
*modda*
Ich bitte um angemessene Wortwahl und faire Gesprächskultur!
.
*******icht Mann
3.453 Beiträge
Warum diese Einleitung?

Weil ich deutlich machen möchte, dass ich mich in vielen Bereichen zwischen genau DEN Menschen bewege, die der Esoterik sehr zugewandt sind.
ICH möchte aber bewusst leben und mich frei für das entscheiden, was MIR wichtig ist, ohne die Freiheit, die ich in dieser Wahlmöglichkeit sehe, irgendeiner "religionsähnlichen Bewegung" zu opfern, die genau das Gegenteil von Individualität beinhaltet.

Für mich war Esoterik der eigentliche Schlüssel, ohne damals überhaupt zu wissen, was Esoterik ist.

Esoterik ist für mich eine Weltanschauung. Eine Sichtweise, die man für sich erkennen kann oder auch nicht. Ich selber gehöre keiner Glaubensgemeinschaft mehr an. Glaubensgemeinschaften leben nach Dogmen und genau das ist es, was für mich nicht mehr passt. Das ist auch der Grund, warum ich mich nicht mehr als polyamor bezeichne. Wer genau hinschaut, kann vielleicht erkennen, dass die Bezeichnung Polyamorie von einer Gruppe aufgenommen wurde, die anfängt Dogmen einzubringen.

Der Vortrag in dem Video von Vera Birkenbihl zeigt meiner Meinung nach sehr schön, wie das mit der Esoterik unter anderem auch zu verstehen ist. Nämlich, sich selbst nicht von der Welt zu trennen. Das Gegenteil davon ist Exoterik. Wir leben in einer exoterisch geprägten Gesellschaft. Der Exoteriker greift in die Welt ein und versucht mit unterschiedlichen Mitteln dort etwas so zu verändern, damit seine persönlichen Bedürfnisse befriedigt werden. Dabei entsteht zu Menschen eine Subjekt-Objekt Beziehung.

Sobald ich einen Menschen zum Objekt mache, werde ich selber zum Objekt. Daraus ergibt sich eine gegenseitige Abhängigkeit bzw. Unfreiheit. Eine wirkliche Freiheit gibt es für mich nicht, weil ich aus esoterischer Sicht mit allem verbunden bin. Ich verstehe mich im zwischenmenschlichen Kontext als unabhängig. Diese Autonomie erlaubt mir eine gewisse Freiheit, mich auf mehrere Menschen tief einzulassen die ich liebe und das zur gleichen Zeit.

Weil ich eine Subjekt-Subjekt Beziehung eingehe, und meine Gefühle auf den anderen bezogen sind und nicht umgekehrt, also meine Gefühle über den anderen beziehe zum Beispiel, bleibe ich autonom. Emotionale Autonomie ist für mich ein wichtiger Bestandteil der Beziehungsfähigkeit. Wer dem anderen die Macht erteilt über sein Verhalten die eigenen Gefühle zu beeinflussen, der wird in jeglicher Beziehungsform in absehbarer Zeit an seine Grenzen kommen.

Die Exoterik beruht auf Beweisführung. Der Geliebte muss in dem Fall seine Liebe zu einem selber durch sein Verhalten oder Taten beweisen, damit der Exoteriker sich geliebt fühlt. Und das auch noch gegenseitig. Die Schwachstelle besteht für mich darin, dass keiner der beiden sich unabhängig in seiner Persönlichkeit oder Haltung verändern oder entwickeln kann. Denn das löst bei dem anderen wegen der Verhaltensänderung das Gefühl aus, nicht mehr geliebt zu werden. Oder aber, durch gezielte Verhaltenänderungen dem anderen die vermeintliche Liebe zu entziehen, wenn er eine gewisse Macht ausüben will, um persönliche Interessen in der Partnerschaft durchzusetzen.

Ich als Esoteriker bin frei davon. Mir muss und kann niemand seine Liebe beweisen. Ich weiß tief in meinem Inneren, dass ich dem anderen als Mensch wichtig und wertvoll bin und auch, dass ich keine Notlösung bin bis was Besseres auftaucht. Genau so sehe ich den anderen auch. Damit entsteht für mich/uns ein Beziehungsraum für Möglichkeiten.

Das ist für mich der esoterische Ansatz um in Freiheit und Unabhängigkeit mit mehreren wichtigen Menschen in Verbundenheit und Liebe leben zu können. In einem Beziehungsraum für Möglichkeiten und Fülle.

Alles das ist meine persönliche Sicht der Dinge und Lebenserfahrung. Es besteht nicht der Anspruch auf Allgemeingültigkeit.
******ore Frau
4.519 Beiträge
@ sonne_licht
Danke!

Ich habe selten so einen undogmatischen und logischen Beitrag zu diesem Thema gelesen!

Und vieles davon war mir vorher nicht klar. Es gab ein Gefühl, aber ich konnte es nicht erklären.
Und nun in - für mich- bestechender Logik diese Zusammenhänge zu lesen, das ist eine Bereicherung.

Und dann schaue ich nach dem Lesen auf den Beitragsersteller und es ist ein Mann!

Gefühlt habe ich den Beitrag von einer Frau gelesen, kann nicht erklären, warum das so ist (Liegt vielleicht am Bild mit der Maske, muss wieder an Matthias Claudius denken: so sind so manche Sachen, die wir getrost belachen, weil unsre Augen sie nicht sehen....)!

Danke ist eigentlich nicht genug!
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