**********ufler:
Ich habe nur was gegen Regeln, die jemand für jemand anderen aufstellt: "Du musst so oder so sein, oder du gehörst nicht zu uns." Was in einer Beziehung in Ordnung ist, darf (meine Meinung) jeder selbst bestimmen.
Hier sehe ich ein Missverständnis. Die Transparenzregel der Poylamorie ist keine Regel, die für Teilnehmer aufgestellt wird, sondern eine Bedingung, die an "Mitmachwillige" gestellt wird. Selbstverständlich muss der Teilnehmer die Bedingung nicht erfüllen, das kann er, genau: selbst bestimmen. Aber er erfüllt die Bedingung dann nicht. Erlaubterweise, aber mit ebenso legitimen Konsequenzen.
Wenn meine Partnerin die Bedingung aufstellt: Ich lebe nur mit jemandem zusammen, der stets die Schuhe auszieht, wenn er die gemeinsame Wohnung betritt, und ich das aber übertrieben und überflüssig empfinde, dann darf ich zwar einerseits machen was ich will und die Schuhe sehr wohl anbehalten, weil es auch meine Wohnung ist - aber die Bedingung für's Zusammenleben genau mit ihr erfülle ich dann halt nicht. Und in der Folge ist es absolut legitim, wenn das Zusammenleben von ihr aufgekündigt wird.
Und wenn Transparenz zur Definition von polyamorer Beziehung gehört, dann ist es eine Definitionsfrage, keine Vorschrift. Wenn es z.B. zur Definition eines Bücherlesers gehört, dass er kein Analphabet ist, dann diskriminiert das nicht Analphabeten, weil sie nicht zu den "Lesern" dazugehören dürfen, sondern sie erfüllen einfach nicht die Beschreibung eines Bücherlesers.
Es macht Sinn, streng zwischen Regeln und Bedingungen zu unterscheiden.
• Regeln = Allgemeingültige Normen, an die Teilnehmer sich halten
müssen und andernfalls
sanktioniert werden.
• Bedingungen = Lediglich Voraussetzungen für Teilnahme. Kein Zwang,
keine Sanktion.
Ich verstehe schon, dass die Nichtteilnahme als Strafe empfunden werden könnte. Das ist sie aber nicht. Wer nicht die Bedingung erfüllt, im Meer schwimmen zu können, ertrinkt womöglich.
Das ist keine Strafe, sondern nur eine Frage der Teilnahme am Überwasserbleiben oder nicht.