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Polyamorie & Selbstfürsorge

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****fan
2.293 Beiträge
Themenersteller 
Polyamorie & Selbstfürsorge
Polyamorie bedeutet Offenheit, Respekt vor dem Anderen, Achtsamkeit im Umgang mit den Anderen und mir selber, Behutsamkeit im Entdecken neuer eigener Bedürfnisse. Die Neugier treibt mich in bisher unbekannte Gebiete meiner eigenen Seele und mein Unbewusstes nimmt das Neue dankbar auf.
Ich tauche tief ein in Gefühle, die mir vorher fremd waren. Ich erweitere meine Empfindungsfähigkeit und lasse mich in neue Sphären entführen.

Und – ich gehe damit auch ein Risiko ein, weil ich damit auch gewohntes emotionales Terrain verlasse. Der Halt, den mir die monogamen Denkstrukturen und Verhaltensweisen, oder, anders ausgedrückt, mein den gesellschaftlichen Normen angepasstes Verhalten gab, schwindet mit jedem Schritt in diese neue, aufregende, faszinierende Welt. Die emotionale Sicherheit vorhandener Strukturen, ein fester Partner, Sex mit nur einer Person, ein eher ruhiger emotionaler Fluss an Emotionen zwischen mir und dieser Person, nimmt mit jedem Schritt in die Polyamorie ab. Und sie wird eben auch nicht gleich durch neue Strukturen aufgefangen, weil diese sich erst entwickeln müssen. Die, bei einer festen Partnerschaft, tiefe emotionale Verbundenheit, das aufeinander eingespielt sein, ist bei einer polyamoren Lebensweise nicht gleich mit neuen Partnern vorhanden. Hier begebe ich mich auf ein emotionales Terrain, das mir unbekannt ist, das mich fordert und wo ich vielleicht auch Entscheidungen treffe, die ich später korrigieren werde.
Der Weg in die Polyamorie ist eben auch ein learning by doing, ein Erfahrungen sammeln, ein langer Weg auch der Selbstentdeckung.

Deshalb ist es wichtig, bei mir zu bleiben, mich wahr zu nehmen, Pausen der Selbstreflexion einzulegen, in denen ich mich wahrnehme. Ist das Leben, was ich führe, meins, will ich so leben? Fühle ich mich in diesem Leben wohl, kommt das, was ich tue, aus mir selber heraus? Wie reagiert meine Seele auf die tiefen emotionalen Begegnungen mit neuen Menschen, nimmt sie diese an, ist sie offen dafür, fühlt es sich gut an? Oder zieht sie sich zurück, wird es zunehmend eine Qual für sie, signalisiert sie eine wachsende innere Ablehnung?


Selbstfürsorge schützt vor falschen Wegen

Und was ist, wenn ich merke, hier bin ich auf einem Weg, der sich für mich nicht mehr stimmig anfühlt? Oder, wenn ich merke, meine feste Beziehung kippelt, sie bekommt erste Risse, die tiefe emotionale Bindung löst sich fast unmerklich auf, hier passiert etwas, was mein Unbewusstes als Alarmzeichen meldet? Wenn ich merke, dieses schöne, faszinierende Gefühl, das mir der polyamore Weg bisher geschenkt hat, nimmt ab, es verlagert sich in ein Zurückziehen, ich empfinde Traurigkeit, ich habe Angst, meine lange, feste Beziehung zu verlieren oder ich spüre, der Sex ist nicht mehr so intensiv?
Sicherlich, der Weg aus den in mir verankerten monogamen Denkstrukturen und Verhaltensweisen ist ein langer, er erfordert Zeit und die Auseinandersetzung auch mit fest gefügten inneren Glaubenssätzen. Er beinhaltet Schmerz, Phasen der Selbsterkenntnis, eine allmähliche Veränderung eigener Ansichten und Haltungen. Er beinhaltet Traurigkeit und Phasen, in denen wir Halt suchen, bei meinem festen Partner wie auch bei meinen neuen Partnern. Er erfordert ein Hinterfragen eigener Haltungen, eine tiefe und intensive Auseinandersetzung mit mir und meiner eigenen Persönlichkeit. So weit okay.
Und was ist, wenn ich an einen Punkt komme, an dem mir langsam dämmert, diese polyamore Lebensweise ist als Ganzes oder in Teilen nichts für mich? Ich möchte nicht mehr monogam leben, okay, aber vielleicht eine einseitig offene Beziehung führen. Oder ich möchte …. ja, was sagt mir meine Seele?

Nichts im Leben ist in Stein gemeißelt

Ich habe nur ein Leben. Und ich darf so leben, wie ich möchte, ich bin der Gestalter meines Daseins hier auf Erden.
Wer hat das Recht, mir vorzuschreiben, was ich fühlen, empfinden, wahrnehmen und spüren darf? NIEMAND!
Wenn ich merke, hier fühlt sich für mich etwas nicht stimmig an, darf ich es ändern. Nur, ich habe nicht nur für mich Verantwortung, sondern auch für alle anderen Beteiligten.
Und hier wird es schwierig, emotional und in der praktischen Umsetzung. Hier existieren Blockaden, die manchmal ein offenes Sprechen über die eigenen Gefühle unmöglich erscheinen lassen. Hier besteht die ganz reale Angst, andere Personen zu verletzen. Hier ist eine Unsicherheit vorhanden, was ist richtig und was falsch. Und es existieren keine Vergleichsbeispiele, an denen ich mich orientieren kann, denn so eine Situation erlebe ich ja das erste Mal. Und nun?
Wozu habe ich mein Unbewusstes, mein Bauchgefühl? Es hat mir signalisiert, pass auf, hier stimmt etwas nicht mehr.
Und es wird mir auch den Weg zu einer Lösung weisen. Vielleicht ist mein neuer, polyamorer Partner der erste Ansprechpartner für mich. Vielleicht führe ich wieder Tagebuch und sortiere meine am Anfang diffusen Gefühle und Empfindungen. Vielleicht nehme ich mir eine Auszeit, bleibe nur für mich und erst mal für eine Zeit ohne alle meine Partner, um mir klar zu werden, was möchte ich. Alles ist erlaubt, was sich für mich stimmig anfühlt.
Hier lebe ich meine Selbstfürsorge, um mit mir wieder in ein emotionales Gleichgewicht zu kommen. Und das ist erlaubt, weil, wenn ich mit mir im Ungleichgewicht bin, wie soll ich dann eine erfüllte Beziehung leben, noch dazu mit mehreren Partnern?
Und das darf ich auch so kommunizieren, zu allen, die es betrifft. Denn ich nehme mir eine Auszeit, um für mich zu prüfen, ist diese polyamore Neugier noch vorhanden oder möchte ich für mich etwas ändern?
Und nach dieser Phase der Entscheidungsfindung, der inneren Einkehr darf ich für mich auch Veränderungen vornehmen. In einer achtsamen, respektvollen und behutsamen Kommunikation, im Gespräch mit allen Beteiligten gilt es nun auszuloten, was ist machbar, wie gestalten wir alle miteinander unsere Polyamorie so, dass ich mich wieder wohlfühle. Und hier dürfen Unstimmigkeiten auftreten, denn es geht um Gefühle, um tiefe Emotionen, die vielleicht auch aufgelöst werden. Hier darf Schmerz sein, auch Trauer, vielleicht auch, sich unverstanden und verletzt fühlen, alles ist erlaubt an Gefühlen.
Und wenn nicht alle Beteiligten diese für mich, für mein Wohlbefinden notwendigen Veränderungen mitgehen können, ja, dann hat auch das seine Berechtigung. Denn wir sind alle freiwillig polyamore Beziehungen eingegangen, und wir haben alle auch das Recht, sie wieder zu verlassen oder in ihren Strukturen und Inhalten anzupassen, bis sie sich wieder stimmig anfühlen.
Und auch das macht den Reiz und die Vielfalt polyamoren Lebens für mich aus.
**********ars12 Paar
366 Beiträge
Ohne wem verletzen gehts fast nicht.
Leider geht es selten, Poly zu leben oder zu beginnen ohne andere zu verletzen. Wenn alle drei oder mehr Poly sind ja, doch das ist selten.

Beginnt man Poly mit einem oder zwei Monos dabei, sind die immer verletzt, meist für immer, und kommen nie zurecht, weil sie nicht teilen können und wollen und ihr Besitzdenken nicht aufgeben.

Ist hald dann die Frage, stehe ich zu meiner gefühlten Liebe, beide zu lieben, im Bewusstsein, beide zu verletzen, weil ich weiß, sie können sich nicht ändern, oder liebe ich selbstlos, und lasse deshalb Abstand, mit beiden eine Polyamorie zu beginnen und verlasse beide.
****on Mann
16.112 Beiträge
Wie überall geht es darum, durch Verhandeln eine für alle möglichst machbare Lösung zu finden. Dort, wo das nur unter absoluter Selbstaufopferung funktioniert, ist eine solche Lösung trotz Bemühens nicht zu erreichen. Daran trägt niemand Schuld. Es ist Alltag.
Kommunikation
Ständig müssen wir mit uns selbst im Gespräch bleiben, ausloten ob es sich gut und richtig anfühlt was wir tun.
Denn wie schon richtig gesagt wurde: nur wenn wir mit uns selbst im reinen sind, können wir erfüllte Beziehungen leben.
Jetzt ist für mich die Kommunikation mit mir selbst schon schwierig genug. Man könnte bildlich sagen: Engelchen und Teufelchen kämpfen ständig miteinander.
Da innehalten und genau zuhören, was ist meins, was ist gesellschaftlich vorgelebte Norm?
Und dann habe ich es geschafft. Nach tagelangen ringen von Gefühl und Verstand bin ich mir sicher wie ich eine schöne Lösung, Anpassung gefunden habe. Aber wer dachte dass es bis hierhin schwer war, der hat sich getäuscht.
Ich möchte kommunizieren mit meinen Partnern. Bin gut geschult in Konflikt Bewältigung und Kommunikations Technik und trotzdem steht da einfach ein Mensch vor mir. Mit seinen eigenen Gedanken und Gefühlen. Da ist es dann auch eine Herausforderung meinem Partner zeit zu geben sich selbst zu sortieren. Ich selber bin ja im Idealfall schon klar.
Meine Frage an euch: wann setze ich ein mit der Kommunikation? Noch in der Findung? Oder dann wenn ich schon ganz klar bin?
Ist es nicht unsere Aufgabe in unserer besonderen Lebensform sehr früh alles miteinander zu besprechen? Gemeinsam Wege zu finden die wir dann gehen wollen?
Lg
Kommunikation
Ständig müssen wir mit uns selbst im Gespräch bleiben, ausloten ob es sich gut und richtig anfühlt was wir tun.
Denn wie schon richtig gesagt wurde: nur wenn wir mit uns selbst im reinen sind, können wir erfüllte Beziehungen leben.
Jetzt ist für mich die Kommunikation mit mir selbst schon schwierig genug. Man könnte bildlich sagen: Engelchen und Teufelchen kämpfen ständig miteinander.
Da innehalten und genau zuhören, was ist meins, was ist gesellschaftlich vorgelebte Norm?
Und dann habe ich es geschafft. Nach tagelangen ringen von Gefühl und Verstand bin ich mir sicher wie ich eine schöne Lösung, Anpassung gefunden habe. Aber wer dachte dass es bis hierhin schwer war, der hat sich getäuscht.
Ich möchte kommunizieren mit meinen Partnern. Bin gut geschult in Konflikt Bewältigung und Kommunikations Technik und trotzdem steht da einfach ein Mensch vor mir. Mit seinen eigenen Gedanken und Gefühlen. Da ist es dann auch eine Herausforderung meinem Partner zeit zu geben sich selbst zu sortieren. Ich selber bin ja im Idealfall schon klar.
Meine Frage an euch: wann setze ich ein mit der Kommunikation? Noch in der Findung? Oder dann wenn ich schon ganz klar bin?
Ist es nicht unsere Aufgabe in unserer besonderen Lebensform sehr früh alles miteinander zu besprechen? Gemeinsam Wege zu finden die wir dann gehen wollen?
Lg
****on Mann
16.112 Beiträge
****e34:
Meine Frage an euch: wann setze ich ein mit der Kommunikation? Noch in der Findung? Oder dann wenn ich schon ganz klar bin?

Auch wenn solche Situationen erst vor mir liegen (wenn überhaupt), habe ich mir klar vorgenommen, bereits in der Findungsphase darüber transparent zu kommunizieren. Ich sehe nicht ein, dass es eine Geheimphase geben sollte.
Profilbild
****fan
2.293 Beiträge
Themenersteller 
@alice34
Das ist eine Frage mit vielen Unbekannten. Sicherlich, ehrlich und offen wäre, wie Trigon schrieb, wenn alle Beteiligten von Beginn an in der Findungsphase miteinander kommunizieren. Wo das möglich und machbar ist, sollte das auch so passieren. Nur was ist, wenn ich, aus welchen Gründen auch immer, blockiert bin, nicht mit Allen reden kann? Oder wenn Andere kein Gespräch zulassen, weil sie merken es tut ihnen nicht gut? Auch das ist legitim.
Und wenn jemand aus der polyamoren Verbindung aussteigt, sie für sich beendet, oder auch nur erst einmal für sich prüft, was ist hier und jetzt für mich machbar, was möchte ich davon für mich annehmen, ist das auch okay.
Die Veränderungen sollten sich nur immer für Alle stimmig anfühlen, und Alle sollten sie aus sich selber heraus mittragen.

herzliche Grüße
yogafan
*****al4 Mann
797 Beiträge
@****fan
Für mich ist es wichtig und richtig, das man sich in Beziehungen gegenseitig den Blick nach innen gewährt. Dazu haben sich zum Beispiel Zwiegespräche als sehr hilfreich erwiesen. Den Blick nach innen eben auch dann, wenn man selbst garnicht weiß, wohin einen selbst gerade die sich verändernden Gefühle oder Gedanken oder Haltungen oderoderoder bringen werden. Einfach ohne Wertung und auch ohne irgendeinen Anspruch an plausibler Kausalität von sich selbst erzählen; einfach: wo bin ich gerade und jetzt, was beschäftigt mich, wie fühle ich mich.
Ich lese aus deinen Sätzen auch heraus, das du unsicher bist in Bezug deiner Haltung und Wirkung auf andere. Was verletzt, was passiert mit dem anderen und den anderen, wenn ich dieses oder jenes tue, wie reagieren sie. Aber du das Recht hast, ja das zu leben, was für dich richtig ist.
In meiner Erfahrung tut es unglaublich gut, miteinander nicht nur in der Ergebnisebene miteinander zu kommunizieren, sondern eben auch auf der bedürfnisebene; mir fällt gerade kein besserer Begriff ein. Also nicht davon, was ich jetzt zu tun gedenke, weil ich es mir so oder so überlegt habe. Sondern auch: das fühle ich gerade, das beschäftigt mich gerade. In meiner Erfahrung tut genau das niemandem weh, weil er dich einfach so wahrnimmt, wie du jetzt bist. Und du darfst nicht nur so sein, sondern dein gegenüber möchte ja dich. Und je mehr du dich da zeigst, desto mehr wirst du genauso auch wahrgenommen - auch wenn vielleicht diese oder jene Entwicklung in Dir die Beziehung verändern wird. Aber mit solch einem Austausch verletzt du niemanden mehr, sondern dein gegenüber fühlt sich verletzt. Man ist eben nicht mehr nur auf der Ebene: du tust was, und das verletzt den anderen, sondern man kann sich gegenseitig wahrnehmen, wo der andere ist, ohne es auf sich zu beziehen. Ich erlebe es als sehr sehr nährende Kommunikation.
Also daher: immer in Kommunikation bleiben, nur eben auf tieferer ehrlicher Ebene.
******ore Frau
4.517 Beiträge
Mal wieder das Thema "Verletzung"....

Nachdem ich mehr und mehr in Kontakt mit meinen Bedürfnissen komme, lässt mehr und mehr das Gefühl nach, jemand könnte mich verletzen. Ebenso habe ich zunehmend das Gefühl, andere nicht verletzen zu können, sondern sie in Kontakt mit ihren ungesehenen und ungefühlten Bedürfnissen zu bringen.

Daran ist per sé nichts Schlechtes.

Uneinig bin ich mit einem Freund, der GfK- Trainer ist, noch darüber, ob Bedürfnisse mehrerer Menschen sich ausschließen. Er sagt, nein, nur die Strategien, für die Erfüllung der Bedürfnisse zu sorgen, würden sich ausschließen. Da kommt wieder Polyamorie ins Spiel: wenn Person X mir mein Bedürfnis nicht erfüllen kann, kann es dafür vielleicht Person Y. Und wenn Person X sich nicht demgegenüber verschließt, meinen Schmerz zu sehen, dann ist bei mir oft schon viel gewonnen. Mir gelingt es zunehmend, eine vorhandene Konfliktebene von einer Person zu trennen. D.h.: der Konflikt bleibt, aber wir können trotzdem vorwurfsfrei und manchmal sogar liebevoll miteinander umgehen.
Profilbild
****fan
2.293 Beiträge
Themenersteller 
@themisabeth
schön, so etwas zu lesen, auf dem Weg dazu bin ich, doch es scheint mir ein langer Weg mit vielen Dornen zu sein *g*
ich glaube erst einmal, jeder Mensch hat das Recht auf die Erfüllung seiner Bedürfnisse.... wenn das mit mehreren Personen in gegenseitigem Respekt und Offenheit möglich ist, umso besser....
doch Verletzungen lenken auch den Blick auf unsere Seele, wo liegen meine Schwachpunkte, wo lasse ich mich treffen... eine Voraussetzung, um mich selber dort zu heilen....
******ore Frau
4.517 Beiträge
Ja, auch das kann ja sein, dass ich mich verletzt fühle oder jemand sich durch mich verletzt fühlt.

DANN gibt es aber noch die Verknüpfung "Verletzung- Schuld" und da ich eine Existenz des Schuldbegriffs auch zunehmend anzweifle, würde ich es davon abkoppeln. Aber das war auch bei mir mit dem größten Widerstand in meiner Entwicklungs- Geschichte verbunden. Es scheint in den letzten Monaten da noch mal so eine Art "Klarheits- Booster" bei mir gegeben zu haben und weiter zu geben.

Ich bin allerdings auch bekennender "Polyamorie ist eine spirituelle Entwicklung" - Anhänger: kein Wunder, da mein polyamores Fühlen seinen Ursprung in einem nahtodähnlichen Erlebnis hatte...
****on Mann
16.112 Beiträge
*******beth:
DANN gibt es aber noch die Verknüpfung "Verletzung- Schuld" und da ich eine Existenz des Schuldbegriffs auch zunehmend anzweifle, würde ich es davon abkoppeln.

Schuld hat zwei Aspekte:

1) Sie ist Teil menschlichen Gerechtigkeitsempfindens. Gerechtigkeit wiederum ist der Wunsch nach einem erträglichen Ausgleich. Jemand hat meine Autoreifen aufgeschlitzt, zum Ausgleich wünsche ich mir zusätzlich zum Ersatz des Schadens eine Strafe für den Angriff. Die Schuld soll klarstellen, wer den Ausgleich leisten soll. Beim Fehlen von Schuld verlangt die Gerechtigkeit nichts.

2) Schuld dient viel zu oft der Manipulation. Wer Schuld hat, steht in der Schuld, und deshalb kann von ihm gefordert werden. Das funktioniert, weil der Mensch die Fähigkeit zu schlechtem Gewissen, zu Schuldgefühlen ist. Gut trainiert in Schule und Elternhaus. Dieser Umstand wird von nicht wenigen Menschen ständig ausgebeutet.


Der manipulative Aspekt hat Schuld zu recht in Misskredit gebracht. Ich habe für mich den Weg herausgefunden aus der Schuldidee, indem ich dem sachlicheren und klareren Gedanken der Verursachung folge. Ich bitte Verursacher von Schäden und Verletzungen um Ausgleich. So ist die Situation klar (und nicht nebulös wie bei "Schuld") und es wird klar, was ich mir vorstelle.

Ausgleich für Verletzungen in Partnerschaften wäre für mich Versöhnung und Heilung. Wird ggf. nicht unbedingt geleistet. Ich lege dar, was dies für mich bedeutet, doch wenn Verhandeln zu nichts führt, muss ich sehen, ob ich damit leben kann. Vielleicht kann ich es, weil mein Gegenüber Großzügigkeitskredit bei mir hat. Freunde und Partner haben einen ziemlich großen Kredit bei mir.
******ore Frau
4.517 Beiträge
Am größten ist der Kredit bei mir bei Kind(ern).

Und so ist mir auch das Nicht- Schuld- Prinzip aufgefallen: in der Familienaufstellung. Dort werden die Gründe, die zu Handeln und Verhalten geführt hat, so offenbar, dass jede Schuldfrage sich wie Rauch in Nichts auflöst.

Das wiederum ruft aber Selbstfürsorge sehr intensiv auf den Plan, was, wenn man es nicht gelernt hat, eine ganz schöne Herausforderung sein kann.
Profilbild
****fan
2.293 Beiträge
Themenersteller 
@Trigon
ja, Schuld hat viel manipulatives Potential. Besser ist es, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen, gerade, wenn dieses zu Verletzungen bei Anderen geführt hat. Denn so habe ich die Möglichkeit, zu mir zu stehen. So kann ich sagen, ja, dafür übernehme ich die Verantwortung, nur, ich konnte nicht anders, mehr war mir nicht möglich. Ich kann aus mir heraus agieren, was mich weniger manipulierbar macht, als wenn ich "Schuld bin" oder an einer Entwicklung, einem Ereignis "die Schuld trage".
*******enig Mann
8.357 Beiträge
Schuldgefühle und Verletzungen
sind Vokabeln, die mir persönlich überhaupt nicht gefallen. Polyamorie beruht in meiner Welt auf dem einvernehmlichen Willen aller (hoffentlich erwachsener) Menschen. So wichtig ist mir das Rummachen mit Hasi Nr. x jetzt auch wieder nicht, dass ich mir deshalb Schuldgefühle einreden lassen würde, sei es, weil sich der Mann zuhause die Augen ausweint oder weil die lieben Kinder unbeaufsichtigt bleiben müssen. Wenn jemand meint mit uns, mit mir oder mit meiner Frau herummachen zu müssen ohne seine/n Partner/in davon zu informieren, mag er oder sie das gerne tun. Ich werde das jedenfalls nicht zu meinem Problem machen.
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