Rücksichtnahme auf die Ursprungsfamilie
Ich brauche mal eure Meinungen zu einem Thema, das mich gerade recht unerwartet erwischt hat und zu dem ich noch nichts so richtig eine eigene Position gefunden habe.Ich lebe, wie einige wissen, sei über acht Jahren in polyamoren Beziehungen.
Vor allem in den letzten zwei Jahren hat sich meine Lebens- und Beziehungssituation so stabilisiert und die passenden Menschen zu mir gefunden, dass es meinetwegen den Rest meines Lebens so bleiben kann
Ich bin also sehr, sehr zufrieden und angekommen und überhaupt.
Meine Ursprungsfamilie weiß über alles Bescheid, meine Herzensmenschen werden zum Kaffee mit nach Hause gebracht, meine Mama besucht mich und uns in beiden Wohnorten und - alles tutti, eigentlich.
Heute habe ich meine Mama dennoch zum Weinen gebracht. Weil ich -als fast fertige Psychlogin- plane, mich als Emotions- und Beziehungsberaterin selbstständig zu machen. Und dazu eine gewisse Öffentlichkeitswirksamkeit gehört (ich also damit "werbe", wie ich selber lebe und daher Erfahrungen und Expertise mitbringe etc.).
In dem Zuge habe ich ihr auch von der Interviewanfrage für eine große Zeitschrift erzählt, die hier die Tage herumgeisterte und nur grob angerissen, dass ich das eigentlich sehr cool fände, um die Akzeptanz von mehrfachen Beziehungen zu steigern.
Sie hat daraufhin recht emotional reagiert und mir davon erzählt, dass sie sich große Sorgen macht, von etwaigen Bekannten angesprochen und konfrontiert zu werden mit etwas, das sie "zwar mitmacht, sich aber eigentlich anders gewünscht hat". Und dass mein Bruder (mittlere Position in der Betriebsführung einer Firma im Ort) berufliche Nachteile erleidet, wenn ich das "so offensiv" hinaus trage.
Jetzt bin ich verwirrt. Weil, ich lebe seit JAHREN völlig offen, auf der Arbeit, in meinem privaten Umfeld, überall. Ich lebe allerdings nicht mehr in meinem Herkunftsdorf und kann die Stimmung gerade nur sehr schlecht einschätzen.
Ich will meiner Familie tatsächlich keinen Extra-Kummer machen- aber in mir findet sich seeeehr großer Widerstand gegen das "Was sollen bloß die Leute sagen". Und für mich nehme ich etwaige Konsequenzen bisher immer in Kauf (die im Übrigen nie kamen).
Aber jetzt finde ich es schwierig, weil der mögliche "Schaden" ja nicht bei mir liegt. Und ich mich schwer damit tue, einfach über ihr Unwohlsein hinwegzugehen, z.B. mit einer Selbstständigkeit & Co. Auf der anderen Seite aber einfach überhaut nicht der Typ bin, der nicht zu den Dingen steht, die ich tue.
Notfalls auch gegen den Widerstand anderer.
Also: Ideen gerne zu mir! Wie würdet ihr damit umgehen?