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BDSM & Polyamorie
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Gibt es noch Liebe und Monogamie?749
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Wenn Du nicht wärst... (lang!)

Wenn Du nicht wärst... (lang!)
Wir beide hatten in letzter Zeit wiederholt Kontakt mit Menschen, die sich polyamore Beziehungen wünschten. In den Gesprächen wiesen diese irgendwann regelmäßig auf ihre Monopartner, die ihnen in dieser Hinsicht "aber das Leben schwer machen würden..."
Dazu entstanden bei uns folgende Gedanken:

Franklin Veaux und Eve Rickert haben ihr Standardwerk über Polyamorie "More Than Two" genannt.
Genau genommen hätten sie den Buchtitel vielleicht besser "More Than One" genannt, da es in - ja, wir sagen es jetzt - in "echter Polyamorie" um die nichts weniger als die gemeinschaftliche Auflösung des mononormativen Narrativs geht, wo jedermensch die Standardbeziehungsrolltreppe akzeptiert, ohne die nichtsdestoweniger vorhandenen AGBs gelesen zu haben.
Leider scheint Monogamie für eine Gesellschaftsform extremer Vereinzelung der Menschen erschaffen worden zu sein - so daß wir alle darin ganz schöne Ego-Shooter geworden sind, die hauptsächlich das eigene Wohlergehen und Überleben in den Blick genommen haben.
Der "Aufbruch" in die Polyamorie ist ein regelrechter "Bruch" mit diesem "Ich schau' auf mich - Du schaust auf Dich".
Denn Mehrfachbeziehungen fordern von uns nach unseren Erfahrungen ein Umdenken im Sinne der christlichen Seefahrt: "Eine Hand für mich - die andere für das Schiff"; also übersetzt: "Einerseits für mich sorgen - aber genauso engagiert auf die Beziehung eingelassen".
Viele Monogame werden nun sagen, daß dies auch in der Monogamie so ist - aber das glauben wir (leider) nicht, weil Monogamie eben einen bewährten Standard-Deal anbietet, der allzuoft nicht hinterfragt wird, wenn wir ihn eingehen.

Ein garstiges Problem unserer Zweierkisten (überhaupt unserer gesamten Gesellschaft) ist unserer Meinung nach z.B., daß es darin viel zu einfach ist, bei Problemen immer ins "DU" zu zeigen - und genau diesen Reflex nehmen wir, die wir im "Aufbruch" sind, dann leider vielfach genau so unreflektiert mit in unsere Polybeziehungen.
Was das heißt? Nun, daß immer die/der Andere "schuld" ist:
• "Wenn DU nicht immer bespiegelt werden wolltest...
• Wenn DU nicht so egoistisch wärst....
• Wenn DU nur eigenständiger wärst...
• Wenn DU bloß weniger eifersüchtig wärst...
• Wenn DU endlich DEINE Selbstliebe finden könntest...
• Wenn DU mal an DIR arbeiten würdest...
• Wenn DU mal was daraus lernen würdest...
Ja, klar - dann würde das Paradies ausbrechen, Einhörner begännen zu tanzen und ewiger Beziehungsfrieden würde ausbrechen... Und WIR, also ICH: ICH hätte endlich meine Ruhe und meine Freiheit. Aber leider bist da ja noch DU... DU bist so unvollkommen...
Und so leben wir, ob monogam oder polyamor immer mit lädierten Fröschen zusammen, die wir immer wieder gegen die Wand werfen, weil endlich ein Prinz oder eine Prinzessin daraus werden soll - aber es sind eben nur dumme Frösche, die sich einfach nicht genug anstrengen. *snief*

Bei dieser Form von Egotripping sind wir doch aber - meistens unbewußt - immer nur stur auf unserer eigenen Autobahn unterwegs und schimpfen über die Hunderte von idiotischen Geisterfahrern, die uns entgegenkommen - und ignoriere vollständig die Möglichkeit, daß das Ganze ja vielleicht vor allem etwas mit MIR zu tun haben könnte.
Unserer Ansicht nach wird das so nix und wir bleiben mittelfristig immer in unseren Beziehungen (wieder) unglücklich, weil sich unsere Altlasten durch die Hintertür mit hineingeschlichen hat.

Dann leben wir oft mit Partner*innen zusammen, die wir wie ein Kind behandeln, wenn wir Polyamorie anpreisen wie einen Pullover: "Probier doch mal den Pullover... Also ICH finde den Pullover schön... Pullover sind jetzt totchique... Komm, zieh' ihn an, mir zu Liebe... Alle anderen wollen doch Pullover tragen..."
Das ist unwürdig, weil wir manipulativ unterwegs sind und versuchen, unsere Gegenüber um eine "informierte Wahl" zu bringen, um eine freie Willensentscheidung (HashtagNein heißtNein), denn letztenendes zeigt das Beispiel doch klar, daß WIR nicht in der Lage sind, eine Willensentscheidung unserer Mitmenschen zu akzeptieren, die Konsequenzen daraus zu ertragen und notfalls die harten Schritte zu gehen (!). Aber das ist auch verständlich: Oft haben wir sehr viel Angst um uns selbst - und wir sind es meist, die bequem sind und es uns in unserer Box eingerichtet haben...
Da sollen sich mal besser die Anderen bewegen....

Sehr häufig reden wir uns in solchen Momenten dann darauf heraus, daß wir "...ja nur die Anderen vor Schmerz schützen wollen".
Hand auf's Herz: Das ist nicht wirklich aufrichtig.
Wen wollen wir wirklich schützen? Doch uns selbst - vor unserem Schmerz, den wir aushalten müssten, vor unserer Scham, der wir gegenüber stehen, wenn die andere Person nicht so reagiert, wie wir uns das erhofft haben. Wieder ist es unsere EIGENE Angst, die uns (selbstverständlich) am meisten lähmt, wieder benutzen wir die Anderen um zu projizieren, daß SIE ursächlich sind - obwohl wir es ganz und gar selber sind, in unserer Unsicherheit.

Gerade in solchen Momenten stolpern wir dann trotzdem Hals-über-Kopf auf den seltsamen Kontinent "Polyamorien", weil wir mit unseren Bestandspartnern das Spiel schon so lange in allen erdenklichen Kombinationen, die sich in der Unendlichkeit immer wieder totlaufen, gespielt haben, daß es uns unerträglich wird. Daß wir die Enge förmlich spüren, in der wir uns selbst gefangen haben.
"Polyamorie" wirkt in solchen Momenten wie eine echte Erlösung, da dort die Menschen, zu denen man sich hingezogen fühlt, wie die Tür zu einem neuen Zimmer voller schöner Dinge, neuer Fähigkeiten, Erfahrungen... sind (Zitat!).

Eigentlich aber ist es wie bei einem Umzug in eine neue Stadt oder einem Jobwechsel: Man hat sich vorgenommen, da quasi bei Null als "Unbekannte" anzufangen, als freies unbeschriebenes Blatt und dort nochmal ganz neu durchzustarten. Diesmal wird es anders...
Oft merkt man dann spätestens nach ein paar Monaten, daß man sich selbst aber doch jedesmal mitnimmt - und sehr viele Dinge geraten auch unter den anderen Vorzeichen zu unserer nicht immer angenehmen Überraschung stark wie zuvor.
Und Neid, unaufgelöster biographischer Ärger, Eifersucht, (Verlassens)Ängste etc. stehen unsichtbar im Zimmer - wie zuvor.
Da wir uns aber gerade massivst bewegt und verändert haben, KANN das aber doch gar nicht unser Gepäck sein.
Das ist alles fremder Ballast...!
Das MUSS von den Anderen sein...
Wenn DU nicht wärst...
**********ielen Mann
168 Beiträge
Danke ....
Bemerkenswert - absolut bemerkenswert
Leider wahr; am schwersten wiegt das "unsichtbare Gepäck"; Koffer voller Gewohnheiten, Prägungen und Ängsten. Im Miteinander potenziert sich das im Polyleben natürlich, was ich für sehr hilfreich für die persönliche Entwicklung und das eigene Wachstum halte. Wenn ich aufhöre, das Problem zu umarmen, kann ich mich der Lösung zuwenden: der inneren Welt, in der ungefühlter und nicht angenommener Schmerz vielem von meinem Verhalten und meinen Prägungen zu Grunde liegt. Wegweiser sind dabei meine äußeren Konflikte, die meist etwas mit meinem Inneren zu tun haben.
****e59 Frau
3.515 Beiträge
Wow ... welch tolle Zusammenfassung vieler meiner Gedanken ... danke dafür
*****e31 Mann
5.295 Beiträge
eine ganz
tolle Verdeutlichung der Gedanken die mir so häufig im Hirn herum schwirren! Vielen Dank dafür und ein schönes Wochenende *hutab*
******age Mann
3.120 Beiträge
Danke!
Lang - und wirklich toll geschrieben!!!
*******_nw Frau
7.610 Beiträge
Viele treffende Gedanken - durchaus. Und doch stimme ich mit der Schlussfolgerung nicht überein. Erfolgreiche Arbeit an sich selbst ist nicht von dem gewählten Beziehungsmodell abhängig. Es mag sein dass eine neue Beziehungsform die Persönlichkeitsentwicklung 'befeuert' weil man gezwungen ist, sich mit den eigenen Glaubenssätzen zu befassen. Das gilt aber für jede Beziehungsform die anders ist als die, die man bis dato als 'normal' angesehen hat. Und Auseinandersetzung mit sich selbst kann auch gänzlich ohne Änderung der Beziehungsform stattfinden. Umgekehrt nimmt man sich selbst ja auch mit in die neue Beziehungsform und eine schlichte Umetikettierung bewirkt noch lange keine grundlegende Entwicklung.
Unabhängig, ja
@*****de2
Wenn wir so geschrieben haben, daß herauszulesen wäre, daß wir meinen, diese Art von Reflektion wäre nur in polyamoren Beziehungen möglich, dann haben wir uns ungünstig ausgedrückt.
Im ersten Teil mit den "AGBs" wollten wir vor allem darauf hinaus, daß in der Monogamie ja oft zwei Menschen einen wirklich rechtlich sogar verbindlichen und verpflichtenden Vertrag schließen - und sich genau der daraus entspringenden Konsequenzen nicht immer klar sind.
Monogamie ist da doch etwas wie ein knuddeliges Familienauto, welches nahezu alle fahren und das einem darum auch an jeder Ecke begegenet: Mit der Standard-Ausstattung und dem Standardsicherheitspaket. Darum sind wir vermutlich geneigt, das nicht so sehr zu hinterfragen.
Das ist dann wie bei Waltraud und Hermann auf Ausflugsfahrt, der Motor stottert - und beide fragen erschrocken und laut: "Was hast DU denn jetzt wieder gemacht...!?"

Genau die ausbleibende Reflektion wollten wir auch für Polybeziehungen betonen, weil wir, die wir Polyamorie quasi in "erster Generation" betreiben, doch eigentlich alle aus monoamoren Verhältnissen kommen - und darum noch sehr stark diesen "Kleinwagenreflex" haben - insbesondere, wenn wir in schwieriges Gelände kommen.

Wir stimmen Dir absolut zu: Die beste aller Beziehungswelten ist in jedem Fall die, in der man sich befindet, wenn Mensch eine bewußte Wahl getroffen hat und sich über seine Entscheidung (und dem Anhang dazu) sehr gut im Klaren ist.
Und gute Automechaniker gibt es auch in jeder Beziehung(sform). Aber gute Mechaniker sind (leider) selten.
.
*******icht Mann
3.453 Beiträge
Über meine Lebenserfahrung bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass alle meine gelebten zwischenmenschlichen Beziehungen, nichts weiter sind als die reale Umsetzung meiner Selbstbeziehung. Dazu kommt noch die Einlassung und Interaktion mit einer weiteren Person und ihrer Selbstbeziehung. Aus heutiger Sicht sehe ich die Beziehung als eine reine Projektionsfläche.

Natürlich gibt es strukturelle Unterschiede in den Beziehungsformen. Das ist meiner Meinung nach aber nicht das Entscheidende. Viel wichtiger sind grundsätzliche persönliche Lebensentscheidungen mit bewusst definierten Zielen. Das grundsätzliche Lebensziel ist doch in der Regel nicht Monogamie oder Polyamorie. Mein Leben besteht doch nicht aus einer Beziehungsform. Sie ist ein Teil meines Lebens, sicherlich.

Wer seinen Fokus bewusst auf sein Leben richtet und in der Lage ist dieses in Frage zu stellen, beschäftigt sich doch eher mit Themen wie: will ich ein Leben mit Fremd- oder Selbstbestimmung, oder wie wichtig ist mir innerer Frieden und innere Freiheit. Solche grundsätzlichen Fragen können mit bewussten Entscheidungen belegt werden, die den eigentlichen Weg als Ziel aufzeigen.

Ein (emotional) fremdbestimmter Mensch hat doch in allen Lebenslagen Schwierigkeiten und nicht nur in seiner/seinen Beziehung(en)/Partnerschaft(en). Wer Selbstbestimmung und Unabhägigkeit als Grundlage seines Lebens favorisiert und damit seinen eigenen Weg geht, kann im Prozess einer Persönlichkeitsentwicklung eines Tages sowohl eine bereichernde und erfüllende monogame als auch polyamore Beziehung leben. Wofür er sich letztlich entscheidet, ist eine reine Geschmacksfrage und nicht eine Notwendigkeit, die sich aus einer Vielzahl der persönlichen Konflikte ergibt.
Sehr schöner Text, ich kann dem eigentlich nur zustimmen. *g*

Allerdings sehe ich es auch so, dass man auf der anderen Seite auch den Märtyrer-Reflex auslöst, wenn man dann anfängt "den Anderen/Unglücklichen" zu predigen. Ich denke die traurige Wahrheit ist eine andere, eine viel härter zu akzeptierende.

Polyamorie wird gefunden, wer sie heutzutage finden will. Es ist ein bekanntes Konzept. Wer sich seinen sicheren Monogamiehafen erhalten will aus Angst, der wird sich das so rationalisieren. Die Menschheit kann sich ganz andere Greultaten rationalisieren, und in schreckliche Beziehungen verharren...das bedeutet nicht, dass man die Unglücklichen eretten muss. Evolution bedeutet eben auch Vielfalt. Die Perspektive dieser Menschen kann nicht so unglücklich sein wie sie denen auf dem anderen Ufer erscheint, sonst würden sie wirklich wirklich ganz von alleine darauf kommen hinüber zu wechseln.

Unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche Prioritäten. Ich empfinde es eher so, dass viele Menschen ansich schon ihre Beziehung von der Priorität her sowieso nicht so wirklich ganz oben in ihrem Leben sehen. Wer darin nur ein sicheres emotionales Standbein sieht um andere wichtigere Dinge im Leben zu erreichen, wird es nicht für ein Poly-Ideal riskieren wollen und Wege finden sich das eigene Verhalten zu rationalisieren (was dann aus der Sicht dieses Menschen eben auch wirklich stimmt).

Wenn alleine schon bei monogamen Vertretern der Gesellschaft keine Einigung zur Definition und Priorität von Liebe besteht, dann kann man dies auch unmöglich von den vielen polyamoren Gradienten erwartet, sich zu einer klaren Form von Liebe zu bekennen. Es ist eben leider so. Manchen ist das Auto wichtiger. Der Job. Die nächste Lieferung von Amazon...

Wenn der Weg der Anderen nicht deiner ist, dann sollte man nicht als Prediger des gelobten Landes nur das Unglück in den Anderen sehen. Das ist auch nur ein egoistischer Drang der eigenen Einsamkeit zu entkommen. Aber wenn das eigene Ideal von kaum jemandem geteilt wird, dann muss man es eben alleine leben. So lange es einen glücklich macht und alle anderen Optionen das eigene Unglück erhöhen ist es eben auch der richtige Weg. Und so geht es nunmal auch den Anderen, die haben nur eine größere Folgerschaft ihres Lebenstils.
*********eeker Mann
1.505 Beiträge
*******tive:
Leider scheint Monogamie für eine Gesellschaftsform extremer Vereinzelung der Menschen erschaffen worden zu sein - so daß wir alle darin ganz schöne Ego-Shooter geworden sind, die hauptsächlich das eigene Wohlergehen und Überleben in den Blick genommen haben.

Interessante These. Aber wo ist da die Kausalität? Ich kann nicht mal eine wirkliche Korrelation erkennen. Wie kommt ihr zu dem Schluss?

*******tive:
Der "Aufbruch" in die Polyamorie ist ein regelrechter "Bruch" mit diesem "Ich schau' auf mich - Du schaust auf Dich".
Denn Mehrfachbeziehungen fordern von uns nach unseren Erfahrungen ein Umdenken im Sinne der christlichen Seefahrt: "Eine Hand für mich - die andere für das Schiff"; also übersetzt: "Einerseits für mich sorgen - aber genauso engagiert auf die Beziehung eingelassen".

Auch eine interessante These. Allerdings ist diese noch wackeliger. Vor allem weil die Christliche Ideologie die totale Selbstaufgabe mit der Selig- und Heiligsprechung belohnt und Selbstsorge keine christliche Lehre ist. Noch zweifelhafter finde ich aber die Behauptung, Polyamorie wäre das Überkommen des Individualismus. Zumal die Soziologie bisher eher vom Gegenteil ausgeht. Dass die Polyamorie Folge der Individualisierung der Beziehungsmodelle ist. Auch hier wäre es spannend zu lesen, worauf ihr diese Aussage fußt.

*******tive:
Viele Monogame werden nun sagen, daß dies auch in der Monogamie so ist - aber das glauben wir (leider) nicht, weil Monogamie eben einen bewährten Standard-Deal anbietet, der allzuoft nicht hinterfragt wird, wenn wir ihn eingehen.

Das ist ein argumentativer Taschenspielertrick. Worauf beruht denn euer Glaube (immerhin das scheint ehrlich - es ist nicht mehr als ein Glaube, eine unbelegte Behauptung).

*******tive:
Ein garstiges Problem unserer Zweierkisten (überhaupt unserer gesamten Gesellschaft) ist unserer Meinung nach z.B., daß es darin viel zu einfach ist, bei Problemen immer ins "DU" zu zeigen - und genau diesen Reflex nehmen wir, die wir im "Aufbruch" sind, dann leider vielfach genau so unreflektiert mit in unsere Polybeziehungen.

Aber was hat die Weigerung Verantwortung für das eigene Handeln oder Nichthandeln zu übernehmen mit der Beziehungsform zu tun? Ich kann mich doch auch sehr egoistisch und verantwortungslos in einer Mehrfachbeziehung verhalten. Ungesunde Verhaltensmuster gibt es da genauso. Eure Schlussfolgerung aus - ja aus was eigentlich - wird hier immer weniger nachvollziehbar. Wo ist der Zusammenhang?

*******tive:
Dann leben wir oft mit Partner*innen zusammen, die wir wie ein Kind behandeln, wenn wir Polyamorie anpreisen wie einen Pullover: "Probier doch mal den Pullover... Also ICH finde den Pullover schön... Pullover sind jetzt totchique... Komm, zieh' ihn an, mir zu Liebe... Alle anderen wollen doch Pullover tragen..."
Das ist unwürdig, weil wir manipulativ unterwegs sind und versuchen, unsere Gegenüber um eine "informierte Wahl" zu bringen, um eine freie Willensentscheidung (HashtagNein heißtNein), denn letztenendes zeigt das Beispiel doch klar, daß WIR nicht in der Lage sind, eine Willensentscheidung unserer Mitmenschen zu akzeptieren, die Konsequenzen daraus zu ertragen und notfalls die harten Schritte zu gehen (!). Aber das ist auch verständlich: Oft haben wir sehr viel Angst um uns selbst - und wir sind es meist, die bequem sind und es uns in unserer Box eingerichtet haben...
Da sollen sich mal besser die Anderen bewegen....

q.e.d. Also hier widersprecht ihr euch jetzt sogar selbst. Was denn nun? Ist die Monogamie Ursache für Egoismus und Verantwortungslosigkeit oder sind wir Polys gar nicht anders und verhalten uns getrieben von unseren Ängsten falsch?

*******tive:
Gerade in solchen Momenten stolpern wir dann trotzdem Hals-über-Kopf auf den seltsamen Kontinent "Polyamorien", weil wir mit unseren Bestandspartnern das Spiel schon so lange in allen erdenklichen Kombinationen, die sich in der Unendlichkeit immer wieder totlaufen, gespielt haben, daß es uns unerträglich wird. Daß wir die Enge förmlich spüren, in der wir uns selbst gefangen haben.
"Polyamorie" wirkt in solchen Momenten wie eine echte Erlösung, da dort die Menschen, zu denen man sich hingezogen fühlt, wie die Tür zu einem neuen Zimmer voller schöner Dinge, neuer Fähigkeiten, Erfahrungen... sind (Zitat!).

Aha, Bestandspartner. Also doch noch so ein bißchen Monogamie mit Primary-Secondary? Das ist mir jetzt ein wenig zu verschwurbelt. Wer stolpet Hals über Kopf nach "Polyamorien"? Aber was bedeutet das überhaupt? Polyamorie ist doch keine Paarentscheidung, oder für euch doch? Polyamorie ist doch meine Entscheidung für mich. Genauso wie es Monogamie wäre. Mir ist Polyamorie nie wie eine Erlösung vorgekommen. Von was sollte sie mich auch erlösen?

*******tive:
Eigentlich aber ist es wie bei einem Umzug in eine neue Stadt oder einem Jobwechsel: Man hat sich vorgenommen, da quasi bei Null als "Unbekannte" anzufangen, als freies unbeschriebenes Blatt und dort nochmal ganz neu durchzustarten. Diesmal wird es anders...

Wieso? Wieso führt die Erkenntnis, anders leben zu wollen, als die Normativität es vorgibt, dazu, dass ich etwas hinter mir lasse. Von mir? Ich fürchte da wird aus Polyamorie gerade wieder ein sektenähnliches Glaubensbekenntnis gestrickt. Wo wir wieder bei dem Esotherikdogma wären. Polyamorie ist aber nicht die Formel für den Weltfrieden. Es ist einfach eine persönliche Entscheidung.

*******tive:
Da wir uns aber gerade massivst bewegt und verändert haben, KANN das aber doch gar nicht unser Gepäck sein.
Das ist alles fremder Ballast...!
Das MUSS von den Anderen sein...
Wenn DU nicht wärst...

Und hier schließt sich der Kreis:

*******tive:
Leider scheint Monogamie für eine Gesellschaftsform extremer Vereinzelung der Menschen erschaffen worden zu sein - so daß wir alle darin ganz schöne Ego-Shooter geworden sind, die hauptsächlich das eigene Wohlergehen und Überleben in den Blick genommen haben.

Ja, da zeigt jemand mit dem Finger auf andere. Überhöht sich selbst, damit er (oder sie) sich nicht mit dem eigenen Scheitern an der eigenen Entscheidung auseinandersetzen muss.

Etwas Bodenständigkeit würde hier wirklich gut tun. Weniger Theorie, mehr Praxis. Weniger Glaubensätze, mehr persönliche Erfahrungen. Weniger Luftschlösser im Inneren, dafür mehr Abgleich mit der Realität.

*******tive:
Genau die ausbleibende Reflektion wollten wir auch für Polybeziehungen betonen, weil wir, die wir Polyamorie quasi in "erster Generation" betreiben, doch eigentlich alle aus monoamoren Verhältnissen kommen - und darum noch sehr stark diesen "Kleinwagenreflex" haben - insbesondere, wenn wir in schwieriges Gelände kommen.

Welch Hybris. Die Vorkämpfer für eine neue Weltordnung. Tut mir leid. Nö, sind wir hier alle nicht. Mein Vater hat, bevor er sich für eine monogame Lebensweise entschieden hat, sehr wohl in einer Struktur gelebt, die ihr heute polyamor nennen würdet.

*******tive:
Wir stimmen Dir absolut zu: Die beste aller Beziehungswelten ist in jedem Fall die, in der man sich befindet, wenn Mensch eine bewußte Wahl getroffen hat und sich über seine Entscheidung (und dem Anhang dazu) sehr gut im Klaren ist.

Ähm, nur um euch erneut eure eigenen Gedanken um die Ohren zu hauen. Ihr propagiert gerade den Individualismus, den ihr in eueren "AGBs" noch verteufelt. Was denn jetzt? Kollektive Lemminge oder doch vereinzelte Individuen? Ihr reibt euch doch gerade daran, dass ihr als Polys andere überredet, die eine andere Beziehungsform gewählt haben.

Ich hoffe ich habe euch auf dem Weg eure esotherischen Überlegungen mit dem Außen abzugleichen geholfen. Sollte euch das erneut zu unsensibel gewesen sein, müsst ihr vielleicht vermeiden eure nicht ganz schlüssigen Überlegungen nach außen zu tragen und lieber in eurer eigenen Gedankenwelt verweilen.
Ubi bene - ibi patria
@*******icht
Wir haben für uns stark erlebt und erleben es auch noch so, daß wir uns sehr mit der Lebensweise und Philosophie unseres Beziehungsmodells identifizieren.
Das kann übrigens daran liegen, daß wir uns eher als "Nähe- und Klebepolys" verstehen, also Menschen, die sich eher enge, familienartige Verbindungen und hohe Einlassungstiefe sowie gemeinschaftliche Teilhabe wünschen.
Auch aus unseren monoamoren und monogamen Zeiten erinnern wir uns, daß wir uns damals ebenfalls mit "unserem Modell" identifiziert haben - es zum Teil auch "nach außen" verteidigten.
Dabei waren z.T. lange Zeiten, in denen wir, wenn wir das jetzt auf einer "Lebens-Zufriedenheitskurve" angeben müssten, in denen wir über weite Strecken (Jahre!) uns sogar als "glücklicher" als jetzt eingeschätzt hätten.
Wir haben zu keiner Zeit in unseren monoamoren Zeiten soviel "Beziehungsarbeit" geleistet, wie in unseren paar 5 polyamoren Jahren. Und - wie Nietzsche sagt: Wenn man in einen Abrund blickt - blickt dieser ja auch in einen zurück...
Also haben wir dabei eben längst nicht nur Angenehmes aufgetan - und enorme Potentiale in uns selbst freigelegt ("Potential" ist ja in der Business-Sprache hin und wieder die Verschönerung für das Wort "Problem" *zwinker* ). Zugegeben: Wir sind Psychonauten, die auch wirklich Lust auf diese Selbstzurkenntnisnahme haben (können aber gut verstehen, daß dies nicht bei jedermensch so ist).
Für uns war es also vor allem eine Reise von einem vorwiegend unbewußten Zustand immer mehr hin zu Momenten sehr großer Klarheit (vor allem über uns selbst). Das hat der "Lebens-Zufriedenheitskurve" gelegentlich Einbußen verschafft, uns selber gleichzeitig sehr stark in Kontakt mit unseren Bedürfnissen und Bedürftigkeiten sowie unserer Gratwanderung zwischen Manipulation und Aufrichtigkeit (und warum das so ist) gebracht.

Als bekennende Idealisten stützen wir derzeitig die Polyamorie, weil sie für uns aktuell das angemessenste Werkzeug zur Gemeinschaftsbildung ist, in dem Sinne, was wir uns wünschen. Gespräche wie dieses hier nutzen uns enorm, uns damit auseinanderzusetzen (in dem Sinne obiges lateinisches Zitat "Wo es mir gut geht - ist meine Heimat").
Da wir uns als "Beziehungsmenschen" auffassen, ist für uns die jeweilige Art der Beziehung lebensweit qualifizierend - und auch fallunterscheidend. (Wir! *happy* )
*********eeker:
Ich fürchte da wird aus Polyamorie gerade wieder ein sektenähnliches Glaubensbekenntnis gestrickt. Wo wir wieder bei dem Esotherikdogma wären. Polyamorie ist aber nicht die Formel für den Weltfrieden. Es ist einfach eine persönliche Entscheidung.

Mhjein.

Polyamorie ist schwer zu fassen. Ich bezeichne mich als polyamor, was auch irgendwo passt, aber liebe eben sehr viele Menschen in der selben Priorität auch wenn sie mir weder romantische Beziehung noch Sex geben. Konkret heißt das für mich sind die Bedürfnisse vieler meiner Freunde ebenbürtig mit denen von Menschen die ich küsse oder mit denen ich schlafe und das ist wiederum alles ebenbürtig zu meinen eigenen Bedürfnissen.

Meine Lebenseinstellung ist gleichzeitig auch Lebensphilosophie für mich. Egal ob politische Staatsform, esoterische Hippiephilosophie oder Religion, es sind alles abstrakte Lebensphilosophien mit dem Bedürfnis nach einem gesünderen und besseren Zusammenleben. Für jeden Buddhisten wäre es schöner, nur von Buddhisten umgeben zu sein. Und wahrscheinlich sieht man das dann auch als Weltfriedensformel.

Ich verknüpfe ein polyamores Darsein mit der Theorie, dass jeder exklusive Club zwangsweise Leid verursacht. Zuerst kommt das Paar, dann die Familie, dann die Religion, dann der Staat. Und für das Erhalten der Exklusivität wird gemordet, gehasst, verabscheut und diskriminiert. Wer den eigenen Sohn bevorteilt gegenüber dem Sohn eines anderen ist Teil des Kreislaufs. Ein elternloses Kind in Indien ist kein schlechteres Kind als das was ich mit meinem eigenem Erbmaterial erschaffe.

Du hast schon Recht, Polyamorie sollte nicht "nur für Lebensphilosophen" sein. Das wäre eine erneute Exklusivität. Aber es ist vollkommen fair, dass wir uns austauschen und die eigene Sicht schildern dürfen. Ohne Philosophie keine Demokratie, keine Sklavenbefreiung, keine französische Revolution. Der Fehler ist nicht für seinen Glauben einzutreten sondern ihn anderen aufzuzwingen. Wer zuhören will, sollte das aber auch tun dürfen, genauso wie der Redner reden muss können.
*********eeker Mann
1.505 Beiträge
**********nWolf:
Polyamorie ist schwer zu fassen.

Nein. Das ist ganz einfach. Polyamorie ist der kleinste gemeinsame Nenner zum führen von Mehrfachbeziehungen, die auf Offenheit und Liebe basieren.

**********nWolf:
Ich bezeichne mich als polyamor, was auch irgendwo passt, aber liebe eben sehr viele Menschen in der selben Priorität auch wenn sie mir weder romantische Beziehung noch Sex geben. Konkret heißt das für mich sind die Bedürfnisse vieler meiner Freunde ebenbürtig mit denen von Menschen die ich küsse oder mit denen ich schlafe und das ist wiederum alles ebenbürtig zu meinen eigenen Bedürfnissen.

Das nennt man Beziehungsanarchie. Rein von der Definition beißt sich das sogar mit der Polyamorie, da Beziehungsanarchie nicht das gleiche Liebesverständnis hat, wie du ja gerade beschrieben hast.

**********nWolf:
Meine Lebenseinstellung ist gleichzeitig auch Lebensphilosophie für mich. Egal ob politische Staatsform, esoterische Hippiephilosophie oder Religion, es sind alles abstrakte Lebensphilosophien mit dem Bedürfnis nach einem gesünderen und besseren Zusammenleben. Für jeden Buddhisten wäre es schöner, nur von Buddhisten umgeben zu sein. Und wahrscheinlich sieht man das dann auch als Weltfriedensformel.

Also diese Einstellung ist hochgradig intolerant. Nein, ich möchte nicht nur von polyamor lebenden Menschen umgeben sein. Die Welt gefällt mir bunt viel besser.

**********nWolf:
Ich verknüpfe ein polyamores Darsein mit der Theorie, dass jeder exklusive Club zwangsweise Leid verursacht. Zuerst kommt das Paar, dann die Familie, dann die Religion, dann der Staat.

Hier verweise ich auf Kant, Hegel und Nietzsche.

**********nWolf:
Du hast schon Recht, Polyamorie sollte nicht "nur für Lebensphilosophen" sein. Das wäre eine erneute Exklusivität. Aber es ist vollkommen fair, dass wir uns austauschen und die eigene Sicht schildern dürfen.

Austauschen darf sich jeder. Das heißt aber noch lange nicht, dass jeder Gehirnfurz (und damit meine ich keinen konkreten) berechtigt ist. Wenn du schon die Philosophie anstrengst, dann beherzige bitte auch die Dialektik. Die schließt ein: Aber ich fühle das so und das ist halt meine Meinung schon grundlegend aus.

**********nWolf:
Ohne Philosophie keine Demokratie, keine Sklavenbefreiung, keine französische Revolution. Der Fehler ist nicht für seinen Glauben einzutreten sondern ihn anderen aufzuzwingen. Wer zuhören will, sollte das aber auch tun dürfen, genauso wie der Redner reden muss können.

Mutige Schlussfolgerung. Gleichzeitig vermischt du hier etwas. Philosophie als solche führt nicht zu Demokratie und erst recht nicht zu Sklavenbefreiung. Philosophie und Meinungsfreiheit haben auch wenig miteinander zu tun. Philosophie ist nicht Meinung, sondern Herleitung. Aber das führt langsam zu weit.
"Voll schön!" & Katzenbilder...
@*********eeker
...muß ja nun wirklich nicht jede/r unter unserem TO beitragen - was z.B. sonne_licht, candide2 und IncantationWolf auch diskursstützend für sich in Anspruch genommen haben.
Lediglich destruktive Kritik und ins Persönliche gehende Unterstellungen, wie wir sie in Deinem Post lesen, scheinen uns der Debattenkultur in dieser Gruppe indessen eher abträglich zu sein und werden vor allem einem sich ausweitendem Schweigen zuträglich sein, wenn sich niemand mehr traut, wegen der Herren Kritiker irgendetwas preiszugeben.
.
*******icht Mann
3.453 Beiträge
Gedankenaustausch halte ich für eine wichtige und bereichernde Möglichkeit um sich mit anderen auszutauschen oder über andere zu reflektieren. Das Forum wie auch alle Beziehungsformen stellen lediglich einen Raum zu Verfügung um sich als Mensch zu begegnen. Das Klima in diesem Raum entscheidet oft darüber, ob eine wirkliche Begegnung zwischen Menschen stattfindet oder nicht. Ich selber favorisiere sowohl im virtuellen als auch im realen Raum klimatische Verhältnisse, die zur zwischenmenschlichen Begegnung und Öffnung einladen.
@*********eeker:

Du bist leider viel zu sehr in deiner eigenen Welt, als dass man irgendwie groß Lust hätte eine Diskussion mit dir weiterführen zu wollen. Das ist Schade, weil du mit vielen Dingen Recht hast, aber dich zu sehr mit Wissen profilierst und zu wenig mit den tatsächlichen Inhalten auseinandersetzt. Eine Krankheit vieler Akademiker. "Hier, so steht es geschrieben! Ich habe Recht!" "Aber darum ging's mir doch eigentlich gar nicht..."

Wer von Polyamorie gehört hat, muss noch lange nicht auf Beziehungsanarchie gestoßen sein. Dieses elitäre Getue ist nichts anderes als der Metal-Fan der die Leute auslacht, die nichts vom Untergrundkram aus Norwegen wissen. Wenn Minderheiten sich immer weiter untereinander abspalten müssen, sag ich dazu nur...dabei hätte wirklich jeder Mensch das Recht an der Grundproblematik dieses Themas mitzudiskutieren. Und besonders für mich machen diese ganzen abgrenzenden Definitionen wenig Sinn, da ich ja auf ein gemeinsames Menschsein mehr gebe und genau diese exklusiven Grüppchen ablehne. Aber jeder der so denkt, wird wohl eh immer bei den Anarchos eingeordnet - die letzte Kategorie für die Kategorielosen, die Kategorien ablehnen. Was für ein grundsätzlicher Blödsinn.


Es sollte eigentlich jedem klar sein, dass nicht jeder die Zeit hat ein Philosophiestudium abzuschließen, bevor er eine Meinung zur Gesellschaft beiträgt, hinter der er steht. Und mit der er zwangszweise auch sein Umfeld beeinflussen wird. Aber man kann natürlich auch dadran glauben, dass das der Untergang der Menschheit ist, wenn jeder dahergelaufene Pöbel sich anmaßt eine eigene Lebensphilosophie hinauszuposaunen! Schrecklich! DAS ist natürlich das EIGENTLICHE Problem, was zu aller erst geklärt werden muss!
Tich Nath Hanh
@**********nWolf
...sagte ja mal "Wo ich gerade im Hier und Jetzt bin, will ich sein. Alles andere war mir bisher zu anstrengend oder zu teuer..."
Wann also ändern wir Menschen in unserem Leben wirklich etwas?
Der Druck muß sehr hoch sein. Wir müssen eigentlich soviel Inkohärenz erleben, daß wir nicht nur buchstäblich sondern tatsächlich schon "in der Gosse liegen - mit dem Gesicht nach unten" (und richtig, selbst da schaffen wir es auch noch oft, uns das entweder schön zu reden oder als unsere ureigene Absicht darzustellen...).

Wir geben zu, daß unser Artikel irgendwie "theoretisch" rüberkommen kann. Eventuell sogar als Predigt für eine bestimmte Art zu leben (sagten wr, daß wir Idealisten und Romantiker sind? Auf unserem Profil steht's).

Gleichzeitig sind uns solcherlei Ergüsse ja auch nicht über Nacht zuteil geworden und dann haben wir's flugs im Joy geteilt.
Nein, eigentlich haben wir das eher "auf die harte Tour" in unseren Leben selber erfahren und nach und nach unsere Weichen gestellt - aber Gosse mit Gesicht nach unten war auf Dauer eben irgendwie nix, was wir mit unserem Wunsch nach Lebenszufriedenheit vereinbaren konnten.
Wir beide sind z.B. der Rest einer Triade mit der ehemaligen Frau von MI5ensitive♂, die anderthalb Jahre währte - nach 13 Ehejahren und zwei Kindern. Die Kinder sind übrigens bei uns Polys geblieben, nachdem die heutige Ex damals einen Monopartner für sich gefunden hatte. Die Erwachsenen sind heute alle glücklicher, weil sie das leben, was ihnen entspricht - aber holla - natürlich waren da in der Ablösephase wirklich Zeiten voller Kummer für alle Beteiligten - da möchten wir niemandem (auch uns selbst nicht) etwas vormachen.
Weiterhin haben wir danach zwei weitere Polybeziehungen vor die Wand gefahren, weil wir in unserer Kommunikation und dem oben erwähnten "Kleinwagenreflex" es schlicht noch nicht besser wußten - und wir unsere Bedürfnisse schlampig ausgedrückt und nicht abgestimmt hatten (wieder: alle Beteiligten).
Beim letzten Fall hat uns unerwartet heftigst aufwallende Eifersucht zu Fall gebracht - und es hat ein halbes Jahr gedauert, bis wir mit Traumaarbeit die Quelle davon ausfindig gemacht hatten und nun mit Schattenarbeit unsere Anteile sanieren.
Natürlich hätten wir jederzeit "...das Problem bei dem lassen können, der das Problem hat...."
Das wäre sehr praktisch (und sehr bequem) gewesen, schließlich waren alle mit starken Gefühlen investiert und immer wieder mußten eingegangene Partnerschaften und Ablösewehen revidiert werden.
Aber so funktioniert Poly nicht, wo es um ein gemeinschaftliches "Wir" gehen sollte (finden wir beide).
Und wir mußten oft mit Scham (am meisten vor uns selbst) zugeben, daß wir immer noch nicht selbstaufrichtig genug gewesen waren (aus hunderterlei Gründen - und sei's nur, um angenehm und umgänglich zu erscheinen...).
Tja.
Und da sind wir nun. In der Tat: Definitiv mehr Theorie als Praxis in letzter Zeit - aber definitiv auch keine vertane Zeit.
Nochmal: Soviel Beziehungsarbeit, wie in den letzten drei Jahren haben wir in dem Jahrzehnt vorher nicht aufgebracht...
Aber auch keine Sammlung erfüllt-beglückenden Polylebens, dafür mehr "Häuten der Zwiebel".
Anstrengend.
Teuer.
Aber der Weg zu dem, was uns ausmacht. Wir würden es wieder so halten, Idealisten und Romantiker die wir sind.
*******tive:
Wann also ändern wir Menschen in unserem Leben wirklich etwas?
Der Druck muß sehr hoch sein. Wir müssen eigentlich soviel Inkohärenz erleben, daß wir nicht nur buchstäblich sondern tatsächlich schon "in der Gosse liegen - mit dem Gesicht nach unten" (und richtig, selbst da schaffen wir es auch noch oft, uns das entweder schön zu reden oder als unsere ureigene Absicht darzustellen...).

Das stimmt nicht ganz, nicht jeder Raucher hört erst auf wenn er seine Krebsdiagnose hat. Es gibt diese Menschen, und ich glaube euren idealistischen Gedanken des "Wirs" zu verstehen, jedoch geht dieses Wir aus einer persönlichen Überzeugung hervor, zu wissen was für andere gut ist.

Was ist wenn unter den Poly-Generationen, die ihr generiert, dann rückwärtige Diskriminierung an einem Monogamisten passiert? Ist das dann noch eure Schuld? Wenn nicht, dann ist es doch aber auch nicht eure Schuld wenn jemand anderes "nicht aus der Gosse" raus will.

Grundsätzlich ist das eine positive Aufgabe, und wer die Muße und die Energie hat sich solcher individuellen Fälle komplett hinzugeben, der kann das auch tun (vorrausgesetzt es wird wirklich nicht gedrängt oder manipuliert, was ansich schon sehr schwer einzugrenzen sein kann). Aber es durch das Verständnis des Wirs eigentlich also als eine Pflicht zu formulieren, kann eben schnell in Konflikt geraten mit den eigenen Bedürfnissen und der eigenen mentalen Gesundheit. Zusätzlich ist da dann die Frage ab wann gilt, dass jemand in der Gosse liegt und unbedingt Hilfe von Außen zur besseren Lebensführung braucht? Und warum sollten das jemals untrainierte Freunde und Bekannte übernehmen anstelle von Fachkräften wie Psychotherapeuten und Sozialarbeitern?

Ich finde weiterhin man kann ein Angebot machen, und muss den Rest der Eigeninitiative der Person überlassen. Definitiv wenn es einem sonst selbst dreckig geht und man belastet wird vom inneren Kampf des Anderen und optional wenn man sich den Luxus erlauben kann und es einem selbst nicht schlechter geht, dann sollte man aber auch keine Ergebnisse erzwingen oder erwarten wie man sie sich wünscht. Das muss dann rein selbstlos ablaufen, und meiner Meinung nach können das nur irgendwelche tibetanischen Mönche so wirklich richtig.
****ssa Frau
898 Beiträge
Ich habe eine Haltung ....
.... aber keine Vorstellung zu Poly. Denn Jede Poly-Beziehung ist einmalig.

Meine Zwei Poly-Männer fühlen sich unterschiedlich an. Das dürfen und sollen sie auch. Wichtig ist nur, dass wir ehrlich und entspannt miteinander umgehen. Mit jedem Mann habe ich eine eigene Beziehung. Die auch für Ihn Eigen ist. Sie haben auch mit anderen Frauen feste Beziehungen.

Liebe, Zuneigung, einander-nahe-sein tut gut, ist wichtig. Für alle Menschen. Wie weit das geht bestimmt JedeR einzeln und für sich selbst. Nähe, Offenheit, Verlässlichkeit und vor allem Zusammengehörigkeitsgefühle kann JedeR für mehrere Menschen haben. Wenn Liebesgefühle und Sex auch dazu gehört, dann ist das gut, nicht schlecht. Auch Poly-Beziehungen sind immer individuell und nicht vergleichbar.

Wenn Ihr nicht wärt ..... *regenbogen*

*kuss* *love2*
******ore Frau
4.526 Beiträge
Tich Nath Hanh und der obligatorische Forums- Grinch....
Schön, dass ihr von der Diskussion über die Metaebene schon wieder zum Thema zurückgekommen seid!
Noch kurz dazu: ich finde, dass die Schreibweise des Wortes "Esoterik" im Duden unbedingt geändert werden muss! Wer sich in der Philosophie soooo gut auskennt, der darf doch sicher auch bestimmen, dass es ab sofort "Esotherik" geschrieben werden muss!

Zum Thema:

Ich gehe mit sonne_licht, dass jede Beziehung reine Projektionsfläche ist.

Insofern war meine Einleitung in mein polyamores Leben mit den Worten "ich will etwas über mich herausfinden und dazu brauche ich mehr Freiheit" Programm.
Die Ehe und Familie hat das gesprengt, aber mich nicht.

Ich bin auch bei "wenn Ihr nicht wärt" angekommen. Ich habe 3 festere und einige losere Polybeziehungen gebraucht, um meine Schatten hinreichend zu beleuchten. Schmerzhaft, viel DU, Gesicht mehr als einmal nach unten in der Gosse...

JETZT lebe ich in EINER so projektionsfreien Beziehung, dass es eine Wonne ist.

Wir dürfen beide alles, wollen endlich mal wieder und niemand zieht uns gerade an. Luxusproblem *zwinker*

Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, wäre das ein Polykül aus 6-8 Menschen, die SO miteinander lieben, wie wir es jetzt gerade exklusiv (aber nicht mono!!!) tun.

Auf Dauer ist es nämlich nicht so spannend, wenn man dem anderen bei einem Techtelmechtel zuschaut und ihn anfeuert:"lass doch mal mehr draus werden, sieht voll schön aus!" und der andere sagt:"Och nöööö...... lass mal......"
****ssa Frau
898 Beiträge
@themisabeth
Poly hat nichts mit Chuckold oder Chuckqean zu tun.

Auch nichts mit Gruppenex. Wem das gefällt, kein Problem. Aber Polyamor ist mehrere Menschen lieben und diese Gefühle teilen zu können.

Es gibt immer Menschen, die man lieben kann und sollte *rotfl* Warum soll ich darauf verzichten? Weil mir die Gesellschaft oder gar die Kirche vorschreibt monogam sein zu müssen, zu leben?

– Viele denken Poly sei Swingen. Ich war selbst schon viele Male im Swingerclub – früher – das ist was Anderes. Ich habe einfach kein Bedürfnis, das meinen ArbeitskollegInnen und Chefs eventuell erklären zu müssen. Kommt dazu, dass ich bei einer katholischen Organisation (als Atheistin-ich gehöre auch keiner Kirche an) arbeite. Aber wenn es darauf ankäme, würde ich auch dort auf mein Poly bestehen und vor allem dazu stehen. Aber ich muss dies am Arbeitsplatz nicht herausfordern.
*********eeker Mann
1.505 Beiträge
**********nWolf:
Eine Krankheit vieler Akademiker. "Hier, so steht es geschrieben! Ich habe Recht!"

Tja. In Zeiten von Trump sind Fakten nicht mehr relevant.

**********nWolf:
Du bist leider viel zu sehr in deiner eigenen Welt, als dass man irgendwie groß Lust hätte eine Diskussion mit dir weiterführen zu wollen. Das ist Schade, weil du mit vielen Dingen Recht hast, aber dich zu sehr mit Wissen profilierst und zu wenig mit den tatsächlichen Inhalten auseinandersetzt.

Wir sind alle in der Realität gefangen. Klar kann ich mich belügen und mir wie Pipi Langstrumpf in sturer Ignoranz die Welt anders vorstellen als sie es ist. Das ändert aber an der Realität nichts.

**********nWolf:
Es sollte eigentlich jedem klar sein, dass nicht jeder die Zeit hat ein Philosophiestudium abzuschließen, bevor er eine Meinung zur Gesellschaft beiträgt, hinter der er steht.

Du hast die Philosophie ins Spiel gebracht. Und doch, wenn du das tust, kann ich sehr wohl erwarten, dass du weißt was du tust. Ich habe auch kein Philosophie-Studum abgeschlossen, noch überhaupt eines je begonnen. Trotzdem habe ich in der Schule nicht geschlafen, aus eigenem Interesse die meisten großen Philosophen gelesen und das Prinzip der Philosophie verstanden.
Du magst Bildung und das Ergebnisse dessen (die Akademikerin) abfällig beurteilen. Die Überheblichkeit Begriffe zu verwenden, die man selber nicht versteht, ist da deutlich problematischer. Erst recht, wenn man sie falsch benutzt um eigene Behauptungen durch Ringschlüsse als wahr darzustellen. Nenne mich gerne einen Besserwisser und einen Klugscheißer. Schuldig im Sinne der Anklage.
Die TEs haben jedoch gerade die Verantwortungslosigkeit angeprangert. Ich halte die TEs und auch dich für eure Aussagen in der Verantwortung.
******ore Frau
4.526 Beiträge
@ wiebbke
Ich weiß nicht, was Du unter "Techtelmechtel" verstehst....

Es wird definiert als "Liebschaft". Ich meine damit nicht die sexuelle Annäherung in einem Club oder sonstwo, sondern die Annäherung zweier Menschen, die in einer Liebesbeziehung münden kann.

Mit Swingen, Cuckold (ohne "h", es kommt vom altdeutschen Begriff Hahnrei, ich liebe es, wenn Menschen wissen, was und wovon sie schreiben, besonders, wenn es mich betrifft....) habe ich nichts am Hut und ich weiß sehr wohl, was polyamor ist. *umfall*
.
*******icht Mann
3.453 Beiträge
Die Beiträge von MI5ensitive verstehe ich als System- und Eigenkritik aus persönlich gemachten Erfahrungen mit entsprechenden subjektiven Erkenntnissen. Aus meiner Wahrnehmung geht in keinem ihrer Beiträge eindeutig hervor, dass sie ihre eigenen Überzeugungen wem auch immer überstülpen wollen. Sie haben das Thema eröffnet und ihre Gedanken wie auch Erfahrungen in einen öffentlichen Raum gestellt, damit sie von anderen Themeninteressierten auch andere Sichtweisen und praktische Erfahrungen als Input für sich bekommen können sozusagen.

Ich kenne das von mir selber, dass ich mich oft gedanklich im Kreis drehe und mir andere Menschen wünsche, die mich reflektieren, damit ich mir meiner eigenen blinden Flecken bewusst werde, um etwas bei mir selber ändern zu können.

Meine heutige Haltung habe ich nicht komplett selbst erschaffen. Ich habe anderen die Möglichkeit gegeben, zu bestimmten Themen die mich interessierten, über sich zu erzählen und mir ihre Gedanken und Erfahrungen mitzuteilen. Ich selber bin der Einzige, der sich etwas davon annehmen darf, wenn ich dieses Etwas für mich erkenne, das mir nützen könnte auf meinem Weg. Sei es nur die Inspiration zu einer Frage, die ich mir selber nie gestellt hätte. Dieses Vorgehen war für mich die erfüllendste Zeit um mir meiner selbst und meinem Gegenüber bewusster zu werden und damit im Gesamtkontext einen erfolgreicheren Umgang mit Menschen die ich liebe und mir wichtig sind zu finden als vorher.

Sollte ich mit meiner Wahrnehmung daneben liegen, bitte um Korrektur.
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