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Freiheiten geben und nehmen - ein Zwischenbericht

********brot Mann
68 Beiträge
Themenersteller 
Freiheiten geben und nehmen - ein Zwischenbericht
Ich leben nun aktiv seit etwas anderthalb Monaten in einer polyamorösen Dreierbeziehung (siehe auch mein Vorstellungsposting) und möchte einen kurzen Erfahrungszwischenbericht abgeben. Vielleicht erkennt sich der ein oder andere darin wieder und mag etwas dazu sagen.

Da ich meine beiden Partnerinnen nicht als alt/neu, oder erste/zweite bezeichnen möchte (da schwingt immer die Gefahr einer ungewollten Wertung mit), benutze ich einfach mal "die eine" und "die andere".

Ausgangssituation war, dass ich mit meiner einen Freundin bereits seit einigen Jahren eine gesunde, offene Beziehung lebe, aber wir noch keine Erfahrung mit Polygeflechten hatten. Seit einigen Wochen nun bin ich in meine andere Freundin verliebt. Diese wiederum hat selbst derzeit zwei Partner und lebt mit diesen und anderen zusammen. Meine beiden Freundinnen verstehen sich recht gut und respektieren sich, sexuelle Zuneigung oder tiefer gehende Gefühle zwischen ihnen gibt es aber nicht. Während ich mit meiner einen Partnerin auch schon seit geraumer Zeit eine Wohnung teile, wohnt die andere nur wenige Autominuten entfernt (also keine klassische Fernbeziehung).

Meine aktuelle Erkenntnis beim Übergang von einer offenen Beziehung zu einer Polybeziehung ist nun, dass letztere keineswegs einfach noch ein Stückchen mehr Offenheit beinhaltet, sondern dass mit den Pflichten auch eine Eingrenzung einhergeht.

In einer normalen, sexuell offenen Beziehung zwischen zwei Personen liegt das Hauptaugenmerk darin, dem anderen Freiheiten zu gewähren. Wenn man mal gelernt hat mit Dingen wie Eifersucht und der neuen Freizeit umzugehen, ist dies relativ einfach möglich. Ich kann dem anderen seinen Spass lassen, ohne mich selbst einschränken zu müssen. D.h. die Freizeit hat quasi keinen Preis.

In einer Polybeziehung dagegen geht es jetzt nicht mehr nur darum, dem anderen seien Freiheit zu gewähren, sondern auch zu begreifen, dass man selbst (oder der andere) Freiheit verliert. Man muss also auch wieder lernen zurückzustecken. Dies fängt schon damit an, dass man den anderen nicht einfach ignorieren kann, wenn man sich zu dritt trifft. Aber auch viele andere Situationen zwingen einem der Drei Einsatz ab, obwohl er/sie selbst gerade eigentlich gar nicht direkt betroffen ist bzw. keine eigene Entscheidung/Aktion getroffen hat.

Oute ich mich beispielsweise in irgendeiner Weise und verkünde, dass es da jetzt noch eine andere gibt, so zwinge ich damit automatisch meiner einen Freundin Arbeit auf (sie muss sich die Fragen ihrer Umwelt gefallen lassen, muss ihren Standpunkt und ihre Lage erklären, etc). D.h. ich schränke ihre Freiheit dadurch ungewollt ein, obwohl sie selbst eigentlich gut mit der Situation leben könnte wie sie ist und sich da keine großen Gedanken machen möchte.

Möchten die Partner meiner anderen Freundin mich kennenlernen und mehr von mir wissen, muss ich zwangsläufig den sozialen Bedürfnissen nachkommen und mich möglicherweise mit Menschen unterhalten, die ich ohne meine Freundin nur eher oberflächlich betrachten würde. Die Freiheit eine weitere Person zu lieben kommt also gleichzeitig auch mit der Einschränkung, Dinge zu tun, die ich eigentlich eher unter Pflichtübung statt Genuß abhandeln würde.

Noch schlimmer wird es, wenn die Partner meiner anderen Freundin meine eine Freundin kennenlernen möchten, weil sie der Meinung sind, dass eine gewisse Vertrautheit in der gesamten Gruppe nötig ist, um schneller mögliche Konflikt zu erkennen und ihnen zu begegnen. D.h. während meine eine Freundin mir in einer normalen offenen Beziehung einfach nur die Freiheit schenken konnte, zu tun und lassen was ich will, ohne sich darum kümmern zu müssen, wird sie nun plötzlich genötigt, sich mit Gegebenheiten und Leuten auseinander zu setzen, die sie selbst so nie aus eigenem Antrieb gewählt hat.

Das ist irgendwie ein bisschen so wie man sich seine eigenen Eltern (oder die Schwiegereltern) nicht aussuchen kann. Eigentlich wollte man einfach nur mit dieser netten Person zu tun haben, aber dann hängt irgendwie noch eine ganze Familie hintendran, mit der man eigentlich über einen Blick ins Fotoalbum hinaus vielleicht gar nichts zu tun haben möchte. Schlimmer noch, wenn man sich selbst gar nicht für diese andere Person entschieden hat, sondern es der Partner war. Frei nach dem Motto: Mit gefangen, mit gehangen.

Bislang ist das auch unsere größte Schwierigkeit beim Übergang von einer offenen Beziehung zu einer polyamorösen. Hätte ich eine Frage, so wäre es die, ob es auch anders geht, oder ob diese Verantwortung unter allen Beteiligten (egal bis in welches Hierarchietiefe) immer ein absolutes muss ist?

Ich hatte persönlich noch Kontakt mit anderen Poly-Leuten, die allerdings alle durch die Bank weg Fernbeziehungen führen. Da erschien mir das ganze Gebilde durchaus einfacher, denn die verschiedenen Partner mögen sich zwar persönlich kennen, aber sehr oft sind eben doch immer nur 2 Personen gleichzeitig am selben Ort. D.h. es lebt sich viel eher wie eine offene Beziehung, denn wie eine Großfamilie.

Vielen Dank fürs Zuhören.
********ngel Paar
305 Beiträge
DrZuckerbrot
Danke für deinen Erfahrungsbericht. Für mich bleiben noch Fragen offen- Wäre schön, wenn du sie mir beantworten würdest *g*

Wie geht es dir mit der Gefühlsebene. Also fühlst du dich gelgentlich zerrissen - war es schwierig diesen Übergang aus offener Beziehung in die Polyamore Beziehung zu finden?

Wie löst ihr drei das Thema in der Realität... du schreibst so schön du möchtest nicht von der ersten oder zweiten Frau sprechen... aber wie löst du das real? Teilst du die Zeiten auf - verbringt ihr die Zeit komplett zu dritt - du lebst ja mit der einen Frau zusammen - richtig?
*******erli Paar
4.372 Beiträge
Hätte ich eine Frage, so wäre es die, ob es auch anders geht, oder ob diese Verantwortung unter allen Beteiligten (egal bis in welches Hierarchietiefe) immer ein absolutes muss ist?

Die eigene Wahl besteht nur vor dem Beginn einer Beziehung.

Ob es ein Muss ist oder nicht entscheiden in einer Polybeziehung alle beteiligten Menschen.

Wer stellt sich, was wie vor und so weiter.

Polybeziehungen werden oft dargestellt als eine Beziehungsvariante der Freiheit, Leichtigkeit uvm. doch das entspricht meiner Meinung nach nicht der gelebten Realität.

In einer monogamen Beziehung mit nur 2 Menschen (also ohne Kinder) muss man die Bedürfnisse und Wünsche von 2 Menschen in Einklang bringen, mit Kindern noch von entsprechend mehr Menschen.
Nimmt man evtl. Familien (Mütter, Väter, Brüder und Schwestern hinzu, dann wir die Anzahl noch höher *gg*

Bei einer Beziehung mit mehr als einem Menschen kommen noch viel mehr Menschen hinzu, deren Bedürfnisse und Wünsche alle beachten werden wollen *oh*

Kaum jemand spricht das offen an, warum auch immer ... Evtl. ist dieser Umstand einigen gar nicht bewusst oder es ist Ihnen schlicht gleichgültig.

Die Verantwortung und die Pflichten sind in einer Polybeziehung weit aus höher und zeitintensiver als in einer monogamen Beziehung.

Wem eine Beziehung mit einem Menschen schon zu aufwendig und freiheitsraubend ist, dem wird eine Polybeziehung den letzten Nerv rauben.

Großfamilie *ja* trifft es sehr gut.
Man ist nie mehr allein *ggg* aber man ist auch nicht allein Herr seiner Entscheidungen *gg*

Um die ganze Sachlage wenigstens etwas zeitsparender zu gestalten, bevorzuge ich das alle Partner gemeinsam in einem Haushalt wohnen.

Beziehung ohne Verantwortung existiert nicht.



Doch wer möchte schon, in der heutigen Zeit, viel Verantwortung übernehmen ?

Von Freiheit und der Leichtigkeit des Seins kann man zwar träumen, doch jeder der in einer Beziehung lebt weiß, dass es ohne Verantwortung und Pflichten nicht geht.

Vergrößert sich also die Anzahl der Partner, vergrößern sich auch im Gegenzug der Anzahl der Partner die Pflichten und Verantwortungen, die man übernimmt.
**********derHB Mann
2.635 Beiträge
Pflicht oder Freude?
Also ich finde es eher interessant, die Menschen im Leben meiner Lieben kennen zu lernen. Schließlich verbindet die ja etwas untereinander und da kann es auch so Gemeinsamkeiten geben.

Klar decken die unterschiedliche Bedürfnisse ab und es kann sein, daß wir dann doch nicht so viel gemeinsam haben, aber immerhin die Liebe zu dem selben Menschen.

Aber ich schreib Dir später mehr dazu, weil sich in unserem Rudel *zwinker* spannende Dinge entwickeln und ich noch nicht weiß, was daraus längerfristig wird.
Du hast die Wahl
Erstmal danke für die angestoßene Diskussion und danke für den Beitrag von Ahja_Baerli

Prinzipiell kann ich Deine Aussage:
Die Verantwortung ist in einer Polybeziehung weit aus höher als in einer monogamen Beziehung unterschreiben. Wo mehr Bedürfnisse geäußert werden muß auch mehr geredet werden und mehr Lösungen gesucht werden.

Aber ich finde das mensch im Leben immer (ganz für sich alleine) die Wahl hat zu entscheiden wie er sich verhält.

Die Frage ist dann die Konsequenz der Entscheidung...

Und damit beantwortet sich für mich auch die Frage der Threaderöffners:
ob es auch anders geht, oder ob diese Verantwortung immer ein absolutes muss ist?

Natürlich geht es anders und nichts ist ein Muss!
Beziehungen sind geben und nehmen und je mehr Beziehung desto mehr geben (Verantwortung) ... (aber auch nehmen *zwinker* )

Gerade in polyamourösen "Beziehungsnetzwerken" sollten alle "Beteiligten" Lösungen (win-win) finden die für beide/oder alle zufriedenstellend sind (und ich rede gerade nicht von Kompromissen 50/50 wo alle Beteiligten nur teilweise Ihr "Ziel" erreichen).

Meine Erfahrung ist, dass wenn dauerhaft Bedürfnisse einer Person nicht beachtet werden, die Beziehung leidet oder zerbricht...

Da Nichtbeachtung der Bedürfnisse der Partner der Beziehung (jetzt wird es kompliziert) natürlich auch (indirekte) Auswirkungen auf die eigene (Kern-)Beziehung (und damit die Intensität und Stabilität) haben, "sollten" sie (zumindest) wargenommen werden...

Ob mensch darauf eingeht oder sie ignoriert, ist dann eigene Wahl. Wie alle Beteiligten damit umgehe und welche Konsequenz sie daraus ziehen ist dann auch selbstbestimmt...

Tja, ist schon nicht einfach (aber wer behauptet das?), aber schön! *zwinker*

Insofern empfinde ich Verantwortung/Gefühl (für sich und den/die anderen), nicht als Pflicht sondern als frei gewählte Grundlage im Umgang miteinander.
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
@Dr Zuckerbrot

Danke für Deinen offenen Bericht.

Auf mich persönlich wirkt er so, dass ich mich darin bestärkt fühle, poly nicht auf diese Weise leben zu wollen.

Ich weiß von mir, dass ich poly empfinden kann und auch möchte, aber leben möchte ich nicht poly.

Was Du beschreibst, bestätigt mein Gefühl, dass es im Grunde nicht viel anders ist als 2x mono zu leben. Den ganzen Stress und den Erwartungsdruck und die Kompromisse x2.

Das wäre definitiv nichts für mich. Ich habe den Wunsch nach mehr Freiheit durch die Art wie ich lebe und liebe. Nicht nach der doppelten Menge Einschränkungen.

Aber ich werte das nur für mich persönlich so negativ. Neutral betrachtet: wenn es für Euch der Weg ist, den Ihr gemeinsam gehen wollt, dann wünsche ich Euch vor allem Glück und Liebe. *ja*
Also eigentlich hast du dich ja für eine Beziehung mit den zwei Frauen entschieden und nicht noch für den ganzen "Anhang" der da bei der einen Freundin mitkommt. Also ich kann deine Bedenken gut verstehen. Die Frage ist halt wie wichtig ist es deiner Partnerin das du auch ihre anderen Partner miteinbeziehst, bzw. noch deine andere Partnerin miteinbringst ( und die scheint ja davon nicht allzu begeistert zu sein)
Also mir wäre das echt auch zuviel und Polyamorie in allen Ehren, aber man muss sich doch wohl fühlen und nicht etws eingehen nur weil es scheinbar zur Polyamorie gehört.
Du kannst dir deine Spielregel und Beziehungsvorstellungen selber definieren, da gibt es kein richtig oder falsch. Deine Liebsten und du ihr müsst glücklich sein dabei, ihr drei.
Danke für diesen Beitrag!

Für mich ist er ein schönes Beispiel dafür, wie aus der Leichtigkeit der Liebe eine Marathon-Hürdenlauf-Everestbesteigung werden kann.

Ich finde, Liebe braucht gar nicht viele Regeln. Wenn man aber in solch ein Beziehungsgeflecht eintritt, dann kann sich eben die Anzahl der zu berücksichtigen Wünsche und Bedürfnisse um diese vielen Ecken, die da miteinander verknüpft sind, vermehren. In diesem Fall scheint mir das in ziemlich krassem Maße zu passieren.

Es läge in der Verantwortung aller Beteiligten, genau zu schauen, welche Wünsche sie individuell tatsächlich einfordern wollen. Denn wenn man den kleinsten gemeinsamen Nenner sucht, auf den sich alle einigen müssten, könnte man ganz schnell feststellen, dass es gar keinen gibt - womit das gesamte Gefüge ins Wanken geraten könnte.

Viel Erfolg
wünscht
Chennai
****ta Frau
256 Beiträge
Hut ab vor dem Modell: @zuckerbrot
Wenn Du erst seit 6 Wochen in diesem Beziehungsformat lebst, frage ich mich, ob Du bei dem Austausch noch andere Dinge, wie arbeiten oder Hobbys, bewältigt bekommst.
Also, für mich wäre das nichts. Aber ich danke Dir auch für den offenen Bericht, weil damit mal deutlich wird, was im konsequenten Fall von offener/polyamorer Beziehung auf einen zukommen kann.

Da sehe ich mich doch woanders, schon weil ich Familienpflichten und einen anspruchsvollen Job mit einer ausgefüllten Beziehung in Einklang bringen muss/will. Dann lieber das Modell "Hauptbeziehung mit Geliebten im Hintergrund" - aber ohne (Ab)wertung der unterschiedlichen Verbindungen.

Ich brauche es doch einfacher und danke für diesen Gedankenanstoß!

Judita
****nw Frau
33 Beiträge
Ich kenne das sehr gut. Auch wenn sich bei uns so ein Mittelding eingestellt hat, leben wir doch schon eher (wie es nett gesagt wurde) 2 x mono. Die Familie meines Freundes ist der Fernbeziehungsanteil bei uns, da er ein gutes Stück von ihnen weg (etwa 5 h mit dem Auto), zu uns hin gezogen ist. Meine Familie 'klebt' uns direkt in der Nachbarschaft an den Hacken und die Familie meines Mannes lebt etwas 20 Minuten weit entfernt.

Noch hat sich das Bedürfnis der Familien, sich untereinander kennen zu lernen nicht ergeben (meine und die Familie meines Mannes kennen sich natürlich), da nur die Familie meines Freundes über die gesamte Situation bescheid weiß. Das wird sich aber in naher Zukunft ändern. Wie es sich dann ergibt, ... nun das werden wir sehen. Ich rechne jedoch nicht mit großen Änderungen, da es doch eine schlichte Frage der Entfernung und somit, der fehlenden Gelegenheit ist.

Was für manche nun vielleicht zuviel BeziehungsARBEIT ist, ist für mich das, was ich in Beziehungen suche. Ich gehe gerne zu den Familienfeiern, schaue gerne, dass ich überall größtenteils informiert bin und habe einfach gerne dieses Netzwerk rundherum. Das muss man natürlich mögen und wollen. Schwerer erscheint mir die Beziehung(en) deswegen nicht. Ich liebe den Menschen direkt bei mir und interessiere mich schlicht für seinen Hintergrund und die Menschen, die in seinem Leben wichtig sind.

Das jedoch muss natürlich jeder für sich selbst ausloten und festlegen. Niemand wird gezwungen irgendetwas zu tun, nur weil da noch der Schwager zweiten Grades eine Tochter mit einer ehemaligen Lebensgefährtin hat, deren Freundin .... naja, ich denke, ihr wisst was ich meine *g*
********ngel Paar
305 Beiträge
genau da sitzen die Fragen ...
ich bin ja nun im Thema Polyamory in der Praxis nicht wirklich erfahren... aber ich finde diese Diskussion und Beiträge von allen hier ganz besonders interessant...

@****nai du schreibst für mich etwas Wichtiges

Es läge in der Verantwortung aller Beteiligten, genau zu schauen, welche Wünsche sie individuell tatsächlich einfordern wollen. Denn wenn man den kleinsten gemeinsamen Nenner sucht, auf den sich alle einigen müssten, könnte man ganz schnell feststellen, dass es gar keinen gibt - womit das gesamte Gefüge ins Wanken geraten könnte.

Genau an dieser Stelle komme ich an die Grenze meiner theoretischen Vorstellung und meine realen Ängste kommen zum Vorschein...

Vielleicht sollte ich an dieser Stelle kurz erläutern - dass ich die "Zweite" Frau bin und demzufolge für mich in der schwierigen "Rolle" keine "Forderungen" oder "Ansprüche" zu stellen.

Prinzipiell ist das ein guter und wichtiger Lernprozess für mich. Bis hier hin bin ich nur gekommen, weil ich genau das lernen wollte - Die Erfüllung meiner "Bedürfnisse" nicht mehr alleine in die Verantwortung meines Partners zu stellen. Ich wollte lernen zu geben ohne Gegenleistung zu erwarten und zu empfangen ohne mich verpflichtet zu fühlen. Ich habe schon viel davon geschafft. Aber ich komme an eine Grenze - die ich nicht bedacht hatte...

Wenn ich diesen Tread lese, dann beruhigt es mich zu lesen, dass ich nicht alleine bin... es geht offensichtlich viel um Bedürfnisse und die Erfüllung dieser. Es geht um Druck - Leistungsdruck - und das ist irgendwie nicht meine Vorstellung von Beziehung egal ob jetzt Polyamor oder nicht.

Ich glaube das Schwierige ist wirklich erst einmal offen und ehrlich die eigenen Wünsche zu definieren. Bei mir kommt da im Kopf sofort das innere ABER, denn ich fühle mich nicht in der Position manche Dinge "einzufordern" Ich möchte niemanden unter Druck gesetzt sehen... Ihn der nun zwei Frauen gerecht werden soll setze ich aber ggf. automatisch unter Druck und das tut er vermutlich sowieso schon - auch ohne meine "Einforderung".

Meine Idealvorstellung bei einer Beziehung ist zu nehmen was mir von Herzen gegeben wird - ohne irgendetwas einzufordern und zu geben was ich von Herzen geben kann - ohne dabei eine Gegenleistung zu erwarten.

Ist es nicht so, das gerade in diesen Dreierkonstellationen das Gefüge ständig Gefahr läuft ins Wanken zu geraten, weil wir Menschen zu sehr darauf erzogen sind unsere Bedürfnisse von anderen befriedigt zu sehen... Und ich glaube das ist ein wahnsinnig hoher Anspruch schon in einer Zweierbeziehung - und erst recht in einer Dreierbeziehung.

Wenn das Beispiel "Großfamilie" genommen wird muss da vielleicht was wichtiges gesagt werden. In der funktionierenden "Großfamilie" gibt es immer eine Person die das Sagen hat - der Leitwolf dessen Wort niemand in Frage stellt. Die Prioritäten sind klar geregelt... und es sind nicht alle Beteiligten gleich Stimmberechtigt!!!
@Ela_LB
Vielleicht sollte ich an dieser Stelle kurz erläutern - dass ich die "Zweite" Frau bin und demzufolge für mich in der schwierigen "Rolle" keine "Forderungen" oder "Ansprüche" zu stellen.
Genau da glaube ich kommt das " sich selber belügen" auf, es wäre ja schön könnten wir wie du sagst
lernen zu geben ohne Gegenleistung zu erwarten und zu empfangen ohne mich verpflichtet zu fühlen
aber ich glaube das ist nicht möglich.
Jeder hat doch Erwartungen an das Leben, die Liebe, sich selber. Ansprüche stellen wir doch, meiner Meinung nach, zu Recht nur so kommen wir weiter ohne im Strom des Lebens unterzugehen.
lernen zu geben ohne Gegenleistung zu erwarten und zu empfangen ohne mich verpflichtet zu fühlen
aber ich glaube das ist nicht möglich.
Doch, es gibt Menschen, die ganz selbstverständlich so leben und lieben. Und womöglich ist dies sogar die bestmögliche Art und Weise, eine ausnahmslos glückliche Liebe zu erleben? Bedingungslos.

Wer weiß...
********ngel Paar
305 Beiträge
@nalani
Jeder hat doch Erwartungen an das Leben, die Liebe, sich selber.

Richtig nalani aber - ich glaube dass für die Erfüllung meiner Bedürfnisse nicht zwingend mein Partner verantwortlich ist.
Ich finde:

Für die Erflüllung meiner Wünsche ist nicht mein/e Partner/in verantwortlich... Er/sie kann wenn er/sie will..

...und das auch nur wenn ich den Wunsch vorher geäußert habe...

Die Grundhaltung ist entscheidend und den Mut für sich "klar" zu sein..

und...

Geben ohne Gegenleistung zu erwarten und empfangen ohne sich verpflichtet zu fühlen...

Beides gelingt mir nicht immer... aber immer öfter

Für mich entscheidend dabei die "Bearbeitung (und teilweise Überwindung) meiner Muster/Erziehung/Ängste...
*******erli Paar
4.372 Beiträge
Wenn das Beispiel "Großfamilie" genommen wird muss da vielleicht was wichtiges gesagt werden. In der funktionierenden "Großfamilie" gibt es immer eine Person die das Sagen hat - der Leitwolf dessen Wort niemand in Frage stellt. Die Prioritäten sind klar geregelt... und es sind nicht alle Beteiligten gleich Stimmberechtigt!!!

Was den Leitwolf oder die Leitwölfin, aber nicht von der Verantwortung entbindet das Wohl aller Familienmitglieder im Blick zuhaben und zu beachten !

Dass alle nicht stimmberechtigt sind, kann ich so nicht bestätigen *nein* im Gegenteil *gg* jeder sagt was Er / Sie will ( am besten natürlich ohne die Verantwortung zu übernehmen ) , doch umsetzen soll es der Leitwolf / Leitwölfin und *fiesgrins* und wehe es geht was schief.
*****gra Frau
5.080 Beiträge
Danke!
Für mich ist gerade im Moment wichtig und interessant, was im Eröffnungsbeitrag beschrieben wird.
Auch die anderen Gedanken und Konstellationen sind spannend.

Und so kommt es, dass ich mich /UNS auch dazu in Beziehung setze.

Ich leben in einer Langzeitehe, glücklich und sicher - habe noch eine Liebe im Orbit, die ich offen und herzlich genieße.
Er lebt auch mit einer Partnerin (neu!) in fester Gemeinschaft. Sie lassen sich Freiheiten und wir mögen uns - besprechen alles, was uns an Gefühlen und Bedürfnissen, an Problemen und Schwierigkeiten begegnet.
Aber jedes Paar hat eben auch einen dichten Alltag - Wo ist da Platz für die Liebe? die polyamore, die weite, die wichtige... ?

Auch wenn das nicht immer leicht ist (Sehnsucht) nehme ich mich derzeit stark zurück und lerne, das zu spüren was ist und das zu nehmen was kommt - ohne zu drängeln ( wann bin ich denn mal dran....) , zu erwarten (er könnte mich ja mal mehr beachten...) und gar zu fordern ( ich will Dich aber nun endlich sehen...) .

Es hat ja niemand gesagt, dass es leicht ist, mehrfach zu lieben....

*ggg*
@ DrZuckerbrot
Das war mal ein sehr interessanter Erfahrungsbericht... wie man ihn leider in Büchern zum Thema selten findet *g* Merci
Noch mal zur Verantwortung...
(scheint ja ein Thema bei mir zu sein...

Was den Leitwolf oder die Leitwölfin, aber nicht von der Verantwortung entbindet das Wohl aller Familienmitglieder im Blick zuhaben und zu beachten !

Zum Wohl gehört es m.E. auch loszulassen und anderen den Raum zu geben selbstständig zu sein/werden und eigene Entscheidungen zu fällen ( und seien sie auch noch so "schmerzlich"...)

Sagt ein jahrzentelanger "Leitwolf" ein (sehr) Großfamilie...

Erst als ich (fast) nichts mehr erwartet habe, konnten die anderen sich richtig entfalten und ich habe mehr geschenkt bekommen als je zu vor...

Und das wiederum (habe ich dadurch gelernt) ist übertragbar auf "Mehrfachbeziehung/liebe"
*****s42 Mann
11.860 Beiträge
Danke für dieses interessante Thema :)
... vor allem, wie unterschiedlich das angesprochene Problem gesehen wird.

Mehr Verantwortung gegenüber eine sexuell offenen Beziehung?
Ja, sicher. Weil eine weitere Liebesbeziehung tiefer geht als eine rein sexuelle Beziehung. Liebe beinhaltet immer eine selbstauferlegte Mitverantwortung gegenüber dem Partner, da man sein Glück und sein Wohlergehen genau so wichtig nimmt wie sein eigenes.

Weniger Freiheit als in einer sexuell offenen Beziehung?
Persönliche Freiheit ist eine sehr subjektive Wahrnehmung.
Rein objektiv betrachtet hat man ja erst einmal mehr Freiheiten: Man darf (und kann) einen weiteren Partner nicht nur sexuell, sondern auch tief emotional begehren, ihn lieben. *ja*
Daraus ergeben sich natürlich die oben (und auch von Anderen) genannten Verpflichtungen. Aber schränken diese ein? Ich empfinde das z.B. für mich nicht als Einschränkung und schließe mich da Chennai an: Ich gebe meine Liebe gern ohne Erwartung und kann genau so frei auch Liebe annehmen.


In einer Polybeziehung dagegen geht es jetzt nicht mehr nur darum, dem anderen seien Freiheit zu gewähren, sondern auch zu begreifen, dass man selbst (oder der andere) Freiheit verliert. Man muss also auch wieder lernen zurückzustecken. Dies fängt schon damit an, dass man den anderen nicht einfach ignorieren kann, wenn man sich zu dritt trifft. [...]
Möchten die Partner meiner anderen Freundin mich kennenlernen und mehr von mir wissen, muss ich zwangsläufig den sozialen Bedürfnissen nachkommen und mich möglicherweise mit Menschen unterhalten, die ich ohne meine Freundin nur eher oberflächlich betrachten würde. Die Freiheit eine weitere Person zu lieben kommt also gleichzeitig auch mit der Einschränkung, Dinge zu tun, die ich eigentlich eher unter Pflichtübung statt Genuß abhandeln würde.
Hm, muss ich mich mit den Partnern meiner Partner anfreunden und zu ihnen soziale Kontakte unterhalten? *oh*
Mal abgesehen, dass ich das meist sehr gern mache - es ist meine Entscheidung, wie weit ich mich da gegenüber Partnern meiner Partner öffne. Nicht jeder kann mit jedem - und eine Partnerin, die mich liebt, wird das auch berücksichtigen.
Für mich eröffnet so ein Netz neue soziale Kontakte und Bindungen. Ich finde es auch schön, wenn alle gut miteinander harmonieren, weil es das gemeinsame Miteinander (auch das indirekte) sehr erleichtert. Aber wenn ich mit dem Einen oder Anderen nicht warm werde, so habe ich doch auch die Freiheit, diesen Kontakt nicht zu vertiefen.
Allerdings kann das - das räume ich ein - auch dazu führen, dass meine Gefühle für den Partner, dessen Partner nicht auf meiner Wellenlänge liegt, sich verändern *schiefguck*
Aber hier jetzt - nur um die unmittelbare Liebe nicht zu "zerstören" - eine soziale Bindung zum Partner "2. Ordnung" zu spielen wäre nicht mein Ding. Wenn es nicht passt, dann passt es nicht - auch wenn es momentan vielleicht schmerzt. Aber letztlich fällt so eine Entscheidung idealer Weise immer gemeinsam (Siehe oben: Verantwortung aus Liebe heraus).
*****s42 Mann
11.860 Beiträge
Erst als ich (fast) nichts mehr erwartet habe, konnten die anderen sich richtig entfalten und ich habe mehr geschenkt bekommen als je zu vor...

Und das wiederum (habe ich dadurch gelernt) ist übertragbar auf "Mehrfachbeziehung/liebe"
*danke*
(da reichte mein einfaches Danke über den Button einfach nicht aus - genau so erlebe ich es auch)
*****gra Frau
5.080 Beiträge
Dito
gem schließe ich mich voll und ganz an.
Aber das will auch geübt werden.
Mir fällt es deshalb nicht wirklich schwer, weil ich mich in einer Lebensbeziehung gut und sicher aufgehoben und angenommen fühle.
*******ara Frau
1.349 Beiträge
Beziehungs-Macramée
"Wir knüpfen aneinander an, wir knüpfen aufeinander zu, wir knüpfen miteinander - (Shalom) ein Beziehungsnetz ... "

Aber müssen wir überhaupt so viel miteinander verknüpfen?

Mir persönlich reichen meine eigenen Eltern z.B. völlig aus! Je nach Lebens-/Wohnsituation nehme ich dann halt auch noch die "Schwiegereltern" mit ins Boot - aber meine Eltern und die anderen Eltern dann auch noch miteinander verknüpfen? Ich gebe zu: das ist mir viel zu anstrengend, den Stress erspare ich mir lieber!

Für mich reicht es völlig, wenn die Menschen in meinem Leben von der Existenz der Anderen wissen, ohne dann auch noch (von mir initiierte) Beziehungsgeflechte miteinander eingehen zu müssen. Wenn dies ihrerseits gewünscht ist, dann betrachte ich es als ihre Aufgabe, dies zu realisieren.

Das liegt bei mir aber wohl auch daran, dass ich prinzipiell nicht Massen an Menschen in meinem Leben herum schwirren haben möchte. Früher war das auch anders, aber ich praktiziere schon seit geraumer Zeit eine Art "Freundschafts-Feng-Shui", so dass ich mich besser auf das/die Wesentliche(n) konzentrieren kann. Eine seitenlange "Freundschaftsliste" auf Facebook, WKW und Co. ist für mich nichts Erstrebenswertes *nene*

Natürlich interessiere ich mich auch für die Freunde meiner Freunde, respektive Beziehungen, denn Freunde sind ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens; wenn es dann mal zwischen zweien etwas "knirscht", habe ich einfach besseren Einblick/Verständnis/Lösungsvorschläge, wenn ich auch die anderen Beteiligten kenne.

Fazit: die Dosis macht das Gift! Die Grenze von spielerisch/bereichernd zu anstrengend/einschränkend ist schnell überschritten, wenn man nicht aufpasst ...
*******958 Frau
9.897 Beiträge
Für mich reicht es völlig, wenn die Menschen in meinem Leben von der Existenz der Anderen wissen, ohne dann auch noch (von mir initiierte) Beziehungsgeflechte miteinander eingehen zu müssen. Wenn dies ihrerseits gewünscht ist, dann betrachte ich es als ihre Aufgabe, dies zu realisieren.
DolceAmara danke dafür
ich wahr am überlegen wie ich es für mich am besten schreiben sollte
du hast di treffenden worte gefunden die so zu mir passen lg anaid
*******erli Paar
4.372 Beiträge
Zum Wohl gehört es m.E. auch loszulassen und anderen den Raum zu geben selbstständig zu sein/werden und eigene Entscheidungen zu fällen ( und seien sie auch noch so "schmerzlich"...)

Sagt ein jahrzentelanger "Leitwolf" ein (sehr) Großfamilie...

Dazu gehört auch, das eigene Entscheidungen getroffen werden wollen, denn das abzugeben ist für manche Menschen leichter und bequemer *gg* Da ist dann nämlich immer jemand der Schuld ist, wenn was schief läuft.

Galgenhumor einer Leitwölfin einer Großfamilie *zwinker*

Aber klar Du hast Recht *g* Herr Leitwolf
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