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BDSM & Polyamorie
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Polyamory aka Promiskuitivität?

Polyamory aka Promiskuitivität?
Hallo,
ich möchte gern die beiden Begriffe provokativ zum Topic machen und vielleicht darüber diskutieren.

Ich habe ein paar interessante Berichte gelesen, alle auf anderer Basis mit anderer Begründung und jeweils anderen Ergebnissen, deswegen die Idee hier einen Thread zu erstellen und euch fragen was ihr darüber denkt:

Ist Polyamory lediglich ein Synonym für Promiskuitivität oder verbirgt sich etwas anderes dahinter und was macht den fundamentalen Unterschied?

Eure Meinung?



PS: Ich würde die Berichte gern verlinken, einige sind teils auf Englisch, aber ich glaube das darf man nicht oder?!°?
Grundsätzlich...
Betrachtet man den rein sexuellen Aspekt könnte man bis zu einem gewissen Punkt sagen es ähnelt sich doch geht man tiefer würde ich direkt nein sagen...

Promiskuitivität umfasst ja den Verkehr mit häufig wechselnden Partnern also eher eine "offene Beziehung"

Wobei die "polyamorie" eigentlich nur so lange wechselnde Partner hat bis die passenden Deckel gefunden sind... *zwinker*

Also meiner Meinung nach definitiv nicht das gleiche...

Lg Sklavin Selena.
*********under Frau
4.373 Beiträge
provokativ war zu Flower Power Zeiten die "Freie Liebe"

Polyamorie entstand aus der Bewegung der freien Liebe. Anfänglich in der homosexuellen Szene in San Francisco.
Der Grund war das die Verbindlichkeit der Beziehungen fehlte.

Damit beantwortet sich die Frage selbst.
*********ueen Frau
410 Beiträge
Promiskuitivität, ist die Praxis sexueller Kontakte mit relativ häufig wechselnden verschiedenen Partnern oder mit parallel mehreren Partnern

die wikipedia definition enthält beides.. ersteres wäre nicht meine auffassung von poly, zweite schon, betrifft allerdings ja nur die sexuelle seite

und wiki sieht die sache ja schon pragmatisch, landläufig wird promiskuitiv oft ja noch negativer richtung " vögeln, was nicht bei drei auf den bäumen ist" benutzt

mir fehlt da vor allem die emotionale komponente, für mich heisst es poly-liebe und nicht poly-sex oder poly-versorgung, die versorgung hat für mich, bei meinen beziehungen überhaupt kein gewicht und das ist sehr gut so

damit keine missverständnisse aufkommen, ich verstehe versorgung in dem rahmen, wie es beim heiraten entsteht, nicht im beistand bei einer krankheit etc...
Auf den Punkt gebracht, könnte man auch nach dem Unterschied - und nach der Verbindung - zwischen Sex und Liebe fragen.

Wie es in meinem Motto steht: Sex und Liebe sind nicht dasselbe - aber passen wunderbar zusammen.

Paart sich Sex mit Liebe, dann entsteht ein wunderbares Erlebnis der Nähe. Sex ohne Liebe kann schön sein, aber es entsteht nicht immer Nähe dabei. Umgekehrt kann ich lieben ohne Sex.

Fröhlichen Tag *g*
Joshi
********1981 Frau
355 Beiträge
Hmm... diese Frage habe ich mir selbst auch schon gestellt.
Ich selbst halte mich sowohl für polyamor als auch durchaus etwas *g* promiskuitiv.

Einerseits habe ich nicht nur eine feste Beziehung habe und nicht nur Gefühle für einen Mann.
Andererseits genieße ich auch gern - völlig liebefrei - die Freizügigkeiten in Clubs oder bei anderen Treffen.

Die Frage der Emotionen ist für mich der Unterschied. Zumal bei Polyamorie auch Beziehungen ohne Sex existieren, es somit also keine promisken Beziehungen wären.
**********Giant Mann
77 Beiträge
Wer polyamor lebt ist der landläufigen Definition nach promisk (sofern die Person zur Zeit mehrere Sexualpartner hat), aber ein promisker Mensch nicht zwangsläufig polyamor - sofern mensch unter polyamor "auch emotionale Bindungen eingehend" und "respektvoll mit seinen Partnern umgehend" versteht, es gibt ja schliesslich keine DIN Polyamorie.

Promiskuitivität schliesst diese beiden Faktoren weder explizit aus noch ein, weswegen ich deine Frage verneinen würde. Ich würde allerdings auch im Gegenzug fragen: Wieso "lediglich"? Das impliziert ja, das Promiskuitivität an sich etwas schlechtes oder zumindest minderwertiges sei, oder? Wer häufig wechselnde Sexualpartner hat und diese respektvoll und ehrlich behandelt, aber keine emotionalen Bindungen sucht, handelt vielleicht ausserhalb der immer noch herrschenden Moralvorstellungen - aber ist das etwas "schlechtes" oder minderwertiges?
********_fun Frau
287 Beiträge
Hallo und : interessante Frage *zwinker*
Meine Antwort lautet erstmal: Polyamorie ist für mich und viele andere etwas anderes als Promiskuität. Das Problem ist aber: der Begriff zieht auch irre viele Leute an, die eigentlich Promiskuität wollen und nun ein hübsches, moralisch korrektes (Vorsicht Ironie) Deckblatt dafür finden. Und dann wird es für mich mühsam raus zu finden: möchte der andere eigentlich das gleiche wie ich?! Solche Begriffe werden von Menschen ja entwickelt um mit anderen zu kommunizieren, zu vereinfachen und verstanden zu werden. Doch wenn es dem einen bei der Verwendung des Begriffes um tiefe Verbindung, Hinwendung, Öffnung der Gefühle, Ehrlichkeit etc. geht - dem anderen aber nur um eigene Bedürfnisbefriedigung ohne "Reue" ohne Verantwortung...Dann redet man eben nicht über die gleiche Sache - und erkennt seinen Fehler meist schmerzhaft *zwinker*
Deshalb mein Rat: völliger Verzicht auf solche Oberbegriffe, dafür klar eigene Ideale, Wünsche und Bedürfnisse formulieren und immer mal kritisch prüfen, ob man verstanden wird, ob der andere diese Werte teilt (in den Handlungen und nicht nur Lippenbekenntnisse). Und immer im hier und jetzt und in der Beziehung bleiben *zwinker*
*******ily Frau
219 Beiträge
Polyamor und promisk
Ich finde die Beiträge alle recht spannend und sehr überlegt beantwortet. Ich ärgere mich immer wenn das Thema Polyamorie und Promiskuität in einem Atemzug genannt werden. So als würden alle polyamoren Menschen nur Wild durch die Gegend Vögeln und des reinen Körperlichen Aktes wegen diese Form der Beziehung wählen. Aber die Frage war ja absichtlich als provokant deklariert worden. Am Ende lebt jeder seine Polyamorie anders aus - der eine wird gern mit vielen Partnern schlafen wollen, der andere genießt einfach die Möglichkeit, dass er könnte, hat aber nur einen Partner neben seinem festen Partner über längere Zeiträume. Polyamor bedeutet für mich in erster Linie "viele Partner lieben". Das Thema Sex kann da mit eingeschlossen sein - muss es aber nicht. Auch nicht jede Vanilla Beziehung wird nur über ihren Sex zwischen zwei Menschen definiert.
*********under Frau
4.373 Beiträge
Mir wird öfters vorgeworfen von Menschen die mich noch gar nicht kennen das ich doch nur polyamor sei um eine Legitimation zu haben mit anderen "spielen" zu können.

Polyamorie wird dann mit der Freien Liebe gleichgestellt.
Eine sehr unreflektierte Vorverurteilung und Sichtweise, wie ich meine.
Ich persönlich bin Poly. Sex lebe ich im moment selten, und schon gar nicht mit Menschen die ich nicht auch lieben würde.

Das bezieht sich jedoch nur auf mich selber.

ich denke das ebensoviel Monos promisk und dabei nicht mal singel sind.
Denke das das viel mit der Tabugrenze die immer mehr eingerissen wid zu tun hat.
Körperlichkeit , Intimität werden heute anders "gehandhabt".

Für mich wär das nichts.

LG YOYO
*******ackt Mann
258 Beiträge
Ich empfinde polyamor und lebe Innigkeit, couragierte Teilnahme und Berührung mit Mehreren.
In einer intensiven sexuellen Entwicklung mit einer Partnerin wären sexuelle Begegnungen mit Anderen zeitweilig, vielleicht für sehr lange, störend.
Die Sensibilität und Aufmerksamkeit für den Energiefluss zwischen unseren Geschlechtern, unseren Körpern teile ich nur mit Anderen, wenn deren Sensibilität und Achtsamkeit, besonders für meine Partnerin, es zulässt.
Damit bin ich nicht promisk, aber für Erweiterungen einladend aufgeschlossen.

Polyamorie ist eine Tatsache. Die Gestaltung der Beziehungen verlässt konventionelle Grenzen, Hemmungen und Vorstellungen und ist offen.
Die in der Themenstellung wiedergegebenen Vorbehalte nehme ich zum Anlass, die Auseinandersetzung mit kultivierten Ängsten, Mangelerfahrungen in den Ursprungsfamilien und daraus resultierenden Moraldogmen bzw. Gewohnheiten anzuregen.
Unerkannt führen solche Einflüsse zu Verwechslungen mit der eigentlichen persönlichen Ebene unserer Beziehungen, führen dazu, dass wir uns nicht mehr erkennen, sondern, statt in der Wahrnehmung der natürlichen Besonderheiten frei zu gestalten, unser wertvolles Miteinander vorgefassten Zivilisationsregeln unterwerfen.

mads
Also ersteinmal möchte ich mich für die bereits geschriebenen Beiträge bedanken, da sie, so empfinde ich es sehr zum Nachdenken anregen und ich hier und da ein wohlwollend zustimmendes Lächeln auf den Lippen hatte.
Ganz besonders erscheint mir der emotionale Aspekt eine Rolle zu spielen, so unterscheidet es sich möglicherweise an der Beständigkeit der Gefühle zu jemanden.

Um es kurz und oberflächlich zu erläutern wie ich darauf gekommen bin:
Da ich sehr viel darüber nachdenke, in der aktuellen Zeit halt wieder sehr intensiv habe ich etwas umhergegoogelt und kam wie im Eingangsthread schon geschrieben, auf einige sehr interessante Berichte, Rezessionen und auch einige fachliche Texte aus psychologischen Bereichen.



Aber da mich mehr interessiert wie ihr darüber denkt möchte ich eher gerade eine neutrale Rolle einnehmen und gebe weiteren Gesprächsstoff in die Runde:

Häufig wird promiskes Verhalten in Verbindung mit psychischen Störungen gebracht, also irgendwie als krankhaft abgestempelt.
Wenn ich mir aber überlege, dass abnormales Verhalten immer vom allgemeinen Verständnis einer Gesellschaft abhängt, also alles was nicht der "Norm" entspricht halt krank ist, dann kommt in mir die Frage hoch, ob man Polyamory als "gesunde", eben weil man sich in einer Gesellschaft befindet in der das normal ist, Promiskuität sehen könnte?
********_fun Frau
287 Beiträge
Hmmm...ich glaube auf das schmale Brett gehe ich nicht. Ich glaube (und habe da auch psycholgische Texte zu gelesen), dass unser Bedürfnis nach Bindung bzw. die Fähigkeit dazu abhängt von stabilen Bindungen in der Kindheit z.B Und so folgt: "gestörte" Bindungsfähigkeit führt zu anderen Beziehungen - als es bei Personen mit anderen Kindheitserfahrungen der Fall ist. Das muss man nicht mal als "Störung" negativ bewerten. Letztlich gilt: wo kein Leidensdruck - da keine Krankheit. (gut zu beobachten bei z.B. genialen Narzisten)
Für mich letztlich entscheidend ist auch nicht das Urteil der anderen, der Gesellschaft etc. - ich möchte mich immer dafür einsetzten, dass möglichst jeder nach seiner Farcon glücklich werden kann.
Für mich wäre es nur so: ich mag verlässliche und enge Bindungen *zwinker* Mein Partner sollte da zu mir passen - sonst wird es schwierig, schwieriger als ich vielleicht bewältigen kann (auch wenn ich Herausvorderungen schätze). Und wer jemals auf einen genialen Narzißen traf (und das passiert allen Menschen recht leicht und ist keine Schande) - der weiß warum einem das kein Feind wünschen würde *zwinker*
****_sl Frau
2.510 Beiträge
beide Begriffe kann man doch klar genug definieren und die Grenze deutlich zu sehen.

Promiskuitiät bedeutet häufig wechselende Sexualpartner. Sonst definiert es nichts. Wer wie und wo diese häufig wechselnden Sexualpartner hat - dies sagt das Wort Promiskuität nicht.

PolyAMOURIE bedeutet Liebesbeziehungen i.d.R. auch sexueller Natur zu mehr als einem anderen Menschen zu unterhalten. und mehr sagt auch dieses Wort nicht aus.

Im Prinzip kann also auch ein polyamourös lebender Mensch, hetero, schwul, lesbisch, bi UND auch promisk sein.

Nur definiert ihn dann weder schwul noch hetero noch polyamourös als promisk.

Und umbekehrt. Nur weil jemand z.B. zu zwei Menschen eine Liebesbeziehung unterhält die auch sexueller Natur ist, bedeutet das noch nicht, dass dieser Mensch sexuell besonders freizügig ist und viele wechselnde Sexualpartner hat.
Aber da mich mehr interessiert wie ihr darüber denkt möchte ich eher gerade eine neutrale Rolle einnehmen und gebe weiteren Gesprächsstoff in die Runde:

Also ich wüsste inzwischen schon gerne, was denn Dein Erkenntnisinteresse bei der Frage ist. Rejn akademisch oder was beschäftigt Dich konkret?
Nein, nicht akademisch, ich versuche nur gewisse Aspekte zu ordnen, weil ich einiges nicht so ganz zuordnen konnte und vieles was im Internet so rumgeistert einfach viel zu allgemein und unpersönlich geschrieben ist. Ich studiere aber etwas technisches, da wäre der akademische Bezug etwas merkwürdig darzustellen finde ich.

Weiter habe ich ja auch den Bereich "Sich selbst und andere finden" gewählt, das scheint mir der sinnvollste Platz dafür zu sein.

So langsam komme ich wohl zu einem Fazit, muss mich damit allerdings selbst noch anfreunden und bin mir noch nicht zu 100% sicher, deswegen halte ich mich da noch sehr zurück.

LG
*******ara Frau
1.349 Beiträge
Äpfel vs. Birnen
Also für mich sind das zwei völlig unterschiedliche Begriffe, bzw Bedeutungen.

Promiskuität bedeutet (für mich auch völlig wertungsfrei) entweder wechselnde, oder mehrere Sexualpartner zu haben.

Polyamorie bezieht sich auf das Gefühl der Liebe zu mehr als einer Person, unabhängig davon, ob sich die Beziehung auch auf der sexuellen Ebene abspielt.

Ich kann mir allerdings gut vorstellen, dass promisk lebende Menschen sich gerne des "Deckmäntelchens" der Polyamorie bedienen, einfach weil es besser klingt zu sagen "ich liebe mehrere Menschen" als "ich habe Sex mit mehreren Menschen".

So sind mir auch schon viele Leute begegnet, die in einer offenen Beziehung leben - nur dass der Partner von der Öffnung gar nix weiß!

Egal wie treffend, wertungsfrei oder edel ein Begriff ist - es wird sich immer Jemand finden, der sich einen solchen Begriff aneignet und instrumentalisiert, um seine eigenen Interessen zu rechtfertigen, durchzusetzen und positiv zu verbrämen.

Diverse Gottheiten zB, in deren Namen terrorisiert und gemordet wird, können ein Lied davon singen.
*********carne Paar
129 Beiträge
Mit Promiskuität assoziiert man oft, dass die sexualpartner, häufig gewechselt werden und die Beziehungen weniger emotional tiefgehend sind. Wenn man dieses Verständnis zugrunde legt, (ist aber nicht zwingend), dann ergibt sich schon ein Gegensatz. Und ich glaube, wer sich als polyamor bezeichnet möchte sich gerne von (wahlloser) Promiskuität abheben.
Es ist aber auch beides möglich. Bei mir ist es so, dass Bekanntschaften, die ich hier im JC mache, nur dann eine längere Perspektive haben, wenn sich Liebe entwickelt. Aber ich finde man kann auch mal mit jemand guten Sex haben ohne erst romantisch Händchen zu halten.
****iel Mann
113 Beiträge
Ich bin über eine Erfahrung, die mir ungewöhnlich vorkam, und nach der Suche nach einer Erklärung dafür zu der Überzeugung gekommen, das ich polyamor bin. Es war die Erfahrung, zwei Menschen zu lieben. Da das ganze auch sexuelle Kontakte zu beiden beinhaltete, war ich dann wohl auch promisk. *liebguck*

Es wurde schon gesagt: Polyamorie muss nicht zwingend etwas mit Promiskuität zu tun haben, umgekehrt genau so wenig. Es ist ein bisschen wie bei meinem kleinen Problem mit dem im Profil anzugebenden Beziehungsstatus: Gerade bin ich Single. Allerdings bin ich auch polyamor, kann mir also analog des entsprechenden Wikipedia-Artikels auch vorstellen, in Liebesbeziehung zu mehr als einer Person zu stehen (bzw. kann nicht ausschließen, dass es mal so sein wird; kann und will keine Exklusivität garantieren). Wat nu? *hae*

Zurück zum Thema: Polyamorie muss nichts mit sexuellen Kontakten zu tun haben. Wenn Polyamorie aber nicht in den meisten Fällen auch eine sexuelle Komponente enthalten würde, dann würden sich dagegen auch nicht so viele innere und äußere Mauern auftun, die eben im wesentlichen mit einer verknöcherten, dogmaartigen Sexualmoral zu tun haben. Ich vermute also, dass die meisten polyamoren Beziehungen auch Promiskuität beinhalten.

Ich halte im übrigen auch Promiskuität jetzt ohne die für Polyamorie nötige emotionale Bindung - die nötige Vorsicht vorausgesetzt - für völlig legitim, solange es nichts mit Lügen zu tun hat. Natürlich wird die Ursache dafür, promisk zu sein, wohl etwas mit der eigenen Vergangenheit zu tun haben. Allerdings gilt das m.M.n für so ziemlich alle menschlichen Verhaltensweisen. Handlungsbedarf besteht dann, wenn es Leiden verursacht, aber sonst? Und wenn dieser Handlungsbedarf besteht, wem gegenüber eigentlich? Gegenüber mir selbst oder gegenüber jenen, die den moralischen Zeigefinger in die Luft strecken?

Für die letztgenannte Art der Promiskuität bin ich aber wohl noch zu schüchtern ... *rotwerd*

Liebe Grüße,
Ezeqiel
*****al4 Mann
797 Beiträge
Ich glaube ich verstehe euch nicht, oder ich verstehe es einfach ganz anders.

Jede Begrifflichkeit ist gleichzeitig auch eine Einschränkung, eine Voreinstellung. Begriffe brauchen wir, um uns zurechtzufinden, in der materiellen Welt wie auch in Beziehung zueinander. Durch die Entstehung von Begriffen und besonders dem Erlernen von Begriffen wird aber auch eine Zuordnung geschaffen, die das unmittelbare Erleben erschweren oder zumindest kanalisieren kann. Schlimmer aber: wir suchen für ein bestimmtes Erleben sofort auch eine Begrifflichkeit und ordnen unser Erleben, Empfinden und Handeln in diese ein. Und unser Erleben und Handeln wird eingeordnet, einer bestimmten Begrifflichkeit untergeordnet. In unserer Sozialisation mit Kindheit, Jugend und Erziehung ist es damit ganz einfach, Gefühle auch direkt zu kanalisieren: wenn du so empfindest, ist das Verliebtsein, und mit dem Begriff verliebt sind x viele Beschreibungen, Zuordnungen und Voreinstellungen verknüpft. Will sagen: Begrifflichkeit ist nicht nur Struktur im positiven Sinne, die uns hilft, eine Landkarte von uns und der Welt zu erstellen, sie ist auch Terror, Kanalisierung und entfernt uns von unserem ganz eigenen Erleben.

Ich für mich persönlich kann sagen, das die hinter den Begriffen mitgeschleppten Bedeutungen und Voreinstellungen einfach nicht getragen haben. Ich bin verliebt - das ist Dasunddies. Sexualität ist diesunddas - da werden automatisch Dutzende kulturelle Voreinstellungen, soziale wie religiöse, einfach mitgeschleppt und mit dem Erleben und Handeln verknüpft. Und ganz vielen Menschen ging und geht es genauso: Moment, entspricht das wirklich meinem Empfinden? Ist das wirklich so; ist Liebe wirklich so, müssen Beziehungen wirklich so sein? Und: Muss ich mich wirklich dieser Begrifflichkeit unterwerfen, damit ich handlungsfähig bin, oder kann ich in meinem Inneren selbst mein Empfinden verorten, mir selbst vertrauen und mit diesem Vertrauen in Begegnungen und Austausch gehen?

Will vereinfacht sagen (weil mir mal wieder Sprache fehlt): viele viele Menschen gehen doch den Weg, in ihrem eigenen Inneren oder über ihr eigenes Innere den Anschluss an Leben und Liebe zu finden und verweigern sich immer mehr dem Terror von Voreinstellung und fremdbestimmtem Handeln, gerade in Bezug auf Liebe, Sexualität und Beziehungen.

Bei mir war es so, das ich nach vielen Jahren unbeholfenem und und unsicherem schuldgefühlbelastetem Liebes- und Beziehungsleben erst den Begriff von Polyamorie überhaupt gefunden habe, und ein großes Glück, das ich bei der Liebesakademie im Zegg in sehr vorsichtigem Umgang mit diesen Begriffen in eine Reflexion und Erfahrung gegangen bin; mehr noch, diese Begriffe nicht zum Verorten eingesetzt werden.

Und ich halte es für völlig unsinnig, (selbst-)ausgrenzend und autoritär, wieder in diese Begrifflichkeit zu verfallen oder gar sich selbst und andere an diesen Begrifflichkeiten zu bewerten. Bin ich noch polyamor, wenn ich einen Menschen treffe, mit dem ich einvernehmlich tollen Sex habe, ohne mit ihm zu frühstücken? Oder ist das nicht ein NoGo für einen Polyamoren, einfach Lust ohne Gefühle für den Anderen zu leben - was immer damit gemeint sei, was nun Gefühle sein sollen, die zum Sex legitimieren können sollten. Hunderte von Bewertungen und Voreinstellungen - bitte wem sollen die denn helfen? Begegnest Du so wirklich Deinem Gegenüber?

Bittebittebitte: lasst uns in einen Austausch gehen, der uns selbst beschreibt und nicht irgendeine Begrifflichkeit und Schublade. Lasst uns doch nicht schon wieder dasselbe tun, was in der Gesellschaft immer wieder passiert ist, besonders in der deutschen, nämlich einen Verein aufzumachen, wo die Zugehörigkeit nicht nur vom Vorsitzenden durch Gesinnestest entschieden wird, sondern wir selbst uns so gern einer Gruppe zuordnen, weil wir diesen und jenen Voreinstellungen entsprechen und uns zuhause fühlen. Und der andere da drüben ja nicht, der ist anders und gehört nicht dazu.

Vögeln ohne Gefühl - geht gar nicht. Nicht polyamor. Ist promiskuwasweissich. Wow. Schlechtes Gewissen? Entspricht nicht dem Kodex? Naja bevor du dich jetzt ganz schlecht fühlst, such mal im Joy, ob es nicht eine Gruppe, einen Kleinverein gibt, der Dich aufnimmt und mit dem Du Dich identifizierst. Dann hast du ein Zuhause und kannst auf die Polys schauen und sagen: boh Sex erst dann, wenn man am Abend auch in den Kühlschrank geschaut hat, ob die Milch für den Frühstückskaffee auch da ist.

Will sagen: das trennt uns doch, das hindert uns doch an Austausch, Erfahrung und Miteinander.







Ps: im Buch "111 Gründe, offen zu lieben" ist unter dem 71. eine ziemlich schöne Erläuterung für "queer". Ungender und unsex so von mir empfunden und immer gemeint; die Verweigerung der begrifflichen Voreinstellung, Lust, Neugier und Mut hinzuschauen und hinzufühlen. Das meine ich mit Lateral.
****iel Mann
113 Beiträge
Da liegt vielleicht ein Missverständnis vor: Ich benutze solche Begriffe, um zum Beispiel mich zu beschreiben, aber ich habe deshalb nicht die Absicht, mich ins enge Korsett dieser Begriffe auf Biegen und Brechen hineinzuzwängen.

Das macht Beschreibungen etwa meiner Gefühlslage natürlich schwieriger, weil kein Begriff ja wirklich 100prozentig passgenau ist und es mit ihrer bloßen Nennung ja deshalb nicht getan ist - wäre ja sonst auch irgendwie langweilig. *g*

Aber deshalb halte ich sie nicht für überflüssig. Aber ja, ihrer Grenzen sollte man sich schon bewusst sein, insoweit gebe ich dir recht. *zwinker*

Liebe Grüße,
Ezeqiel
studie
******Bln Mann
2.686 Beiträge
Ich halte ein Beschreiben, Mitteilen und Austauschen ohne Begrifflichkeiten für unmöglich.

Und selbst wenn, weil ja die Assoziationen zweier Menschen zu den Begrifflichkeiten dann auch wieder unterschiedlich sind, diese sich zusammensetzten und eine neue Welt mit neuen Begriffen erfänden, flössen doch die alten Begriffe, zu denen dann auch noch jeder etwas andres fühlt, mit hinein.
*******una Frau
218 Beiträge
Schubladen
Ja, es ist ein Dilemma. Einerseits braucht man dringend solche Begrifflichkeiten, um sich gegenseitig verstehen zu können, andererseits gehen die persönlichen Definitionen der Begriffe oft nicht miteinander konform und es entstehen Schubladen, in die man andere steckt, oder selbst gesteckt wird.
Ich habe in meinem Profil stehen, ich bin polyamor, damit jedem, der auf den schnellen Sex aus ist, klar sein soll, das läuft bei mir nicht. Darum bezeichne ich mich in erster Linie als polyamor und nicht als promiskuitiv, obwohl ich das natürlich auch in dem Moment bin, in dem ich mit mehr als einem Menschen sexuell verkehre.
Ich persönlich kann Sex und Liebe nicht trennen.
Ich kenne Menschen, die mehrere Menschen aufrichtig lieben können und trotzdem auch Spaß am unverbindlichen Fick haben. Bei dem einen ist da vielleicht der polyamore Aspekt größer und der promiskuitive geringer, beim anderen mag das umgekehrt sein und Liebe gesellt sich eher selten dazu. Dennoch liegt dann für mich Polaymorie vor, wenn man die Fähigkeit besitzt, mehr als einen Menschen zu lieben. Das setzt nichtmal das Vorhandensein mehrerer Liebesbeziehungen voraus.
Und ich werte nicht das eine "besser" als das andere.
Was mich nur wirklich ärgert, sind herablassende Äußerungen, die einem öfter mal um die Ohren gehauen werden, dass Polyamorie nur eine Ausrede sei, um mit möglichst vielen Partnern Sex haben zu dürfen.
*********under Frau
4.373 Beiträge
Was mich nur wirklich ärgert, sind herablassende Äußerungen, die einem öfter mal um die Ohren gehauen werden, dass Polyamorie nur eine Ausrede sei, um mit möglichst vielen Partnern Sex haben zu dürfen.

Weil es auch diese Menschen gibt und die/der eine oder andere diese Erfahrungen schon gemacht hat, oder vielleicht nur an solche geraten ist.
Andere haben sich auf eine polyamore Beziehung eingelassen und kamen damit gar nicht klar, so das es nun verurteilen müssen.

So wird dann aus eigener Erfahrung verallgemeinert und ein Vorurteil gebildet. Die stille Post tut ihr übriges dazu.

Wenn mir so begegnet wird dann kommt es darauf an wie wichtig mir persönlich dieser Mensch ist und ich möchte das dieser mich versteht.
Selbst in meinem weiteren Freundes- und Bekanntenkreis gibt es Menschen die von dieser Meinung überzeugt sind und mich so einschätzen, es aber nicht wissen. Denn ich habe keine tiefere Beziehung mit Ihnen, was ja wiederum dieser Auffassung widersprechen würde.
Kommt es zur Sprache lächle ich darüber weil ich weiß das es nicht so ist und es nur vergebene Mühe ist darüber diskutieren zu wollen. ich lebe es vor und irgendwann raffen sie es *zwinker*

Anders diejenigen die sich in mich vielleicht verguckt haben und mehr wollen. Oft ist aber das Problem mir zu verstehen gegeben wird das ich wie ich bin akzeptiert werde und auch andere Beziehungen haben darf, aber nur unter Kontrolle. So wird das dann in einer D/s Beziehung interpretiert. Poly ja aber ich will Dich besitzen und Du brauchst meine Erlaubnis für Weiteres.
Auch diese Menschen gehen davon aus das polyamor gleich promiskuitiv sei und nicht mehr sein kann und darf.

Lehne ich eine solche Beziehung ab dann bin ich keine gute sub und es bestärkt sie in Ihrer Ansicht über Polyamorie, wobei es ja das Gegenteil beweist.

Tja so ticken eben Menschen. dagegen gibt es kein Kraut und Aufregen lohnt nicht. Sie wissen gar nicht was sie verpassen und wie schön es sein könnte wenn sie es zulassen würden.

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